*Ich muss hier raus*, schoss es Itoe durch den Kopf, nachdem sie sich ein weiteres Mal umgesehen hatte. Sie befand sich mitten im kommerziellen Zentrum der Stadt; dem Herz der Touristenfallen. Hier an Informationen zu gelangen, war beinahe unmöglich, weshalb sich die Chuunin langsam, aber entschlossen ihren Weg durch die Menge bahnte. Sie entschied sich für einen der etwas abgelegeneren Händler, die kaum Kunden vorzuweisen hatten.
Als Itoe vor den kleinen Holztischen stand, wusste sie auch, weshalb das so war. Dieses etwas merkwürdig drein schauende Individuum verkaufte gebrauchte Porzellanpuppen – Itoe fragte sich, wie er sich die Standmiete leisten konnte. Ein wirklich gutes Geschäft hatte er nämlich nicht am Laufen.
„Darf ich ihnen kurz eine Frage stellen?“
Das ältere Hunzelmännchen mit dem Rauschebart blinzelte ein paar Mal überrascht, als wäre er es nicht gewohnt, mit anderen Menschen tatsächlich zu kommunizieren, fing sich allerdings nach einigen Sekunden wieder.
„Sicher, sicher. Wollen sie fragen, welches Kind am passendsten für sie ist?“
„Welches Ki... nein. Nein!“ Itoe schüttelte vielleicht etwas zu energisch den Kopf, weil sie für einen winzigen Moment das Gefühl gehabt hatte, dass sich der eine Puppenkopf bewegen würde. Nein, keine Puppe für Itoe. Ob sie Kayros eine mitbringen sollte?
„Diese hier sieht ihnen sehr ähnlich. Sie ist schön.“, fuhr der Mann fort, als hätte er Itoe gar nicht gehört. Er hielt der Chuunin eine abgrundtief hässliche Puppe mit nur einem Arm unter die Nase. Sie roch etwas nach Moder. Die Puppe, nicht die Nase.
„Nein, aber Danke. Ich wollte eigentlich nur wissen, ob es in der Stadt ein Kneipenviertel gibt.“
„Nein, sicher?“
„Ja, sicher. Meine Frage?“
„Alkohol schädigt den Geist, junge Frau. Irgendwann sehen sie so aus!“, sagte der Verkäufer und deutete auf einen leeren Platz auf seinem Tisch. Die Hyuuga runzelte nur die Stirn.
„Puff – weg! Liegen irgendwo im Graben und wissen nicht, wo sie sind.“
„Könnten sie mir bitte trotzdem den Weg weisen?“
„Da lang.“, murmelte der ältere Herr und deutete quer über den Platz. Als Itoe seinem ausgestreckten Arm mit ihrem Blick folgte, traf ihr Blick auf ein Gesicht, dass sie zuvor schon einmal kurz gesehen hatte.
Ein groß gewachsener Mann mit schwarzer Zottelfrisur und einer Narbe, die ihm quer über die Nase fuhr. Seiner Kleidung und dem Katana an seiner Hüfte nach zu schließen, handelte es sich hier nicht um irgend einen Tourist. Mit zusammengekniffenen Augenbrauen hielt Itoe dem Blick des Mannes stand, doch einen Wimpernschlag später hatte er sich längst wieder in der Menge aufgelöst.
Wurde Itoe beobachtet, oder hatte nur jemand Gefallen an ihrem ausladenden Gesäß gefunden?
„Ah, Danke. Dort ist viel los, nehme ich an?“
„Mhm.“ Der Verkäufer war immer noch etwas grummelig.
„Gibt es noch ein zweites Kneipenviertel, in dem man nicht auf diese Menschenmassen trifft?“, fragte Itoe.
„Mhm.“ Ein weiterer ausgestreckter Arm. Die Chuunin bedankte sich eilig und trat den Rückzug an.
Der Mann hatte angefangen, eine seiner Puppen die Haare zu kämmen und redete mit ihr über irgendwelche Bewerbungsfristen – das Zeichen für Itoe, schleunigst das Weite zu suchen.
Es hatte zu regnen begonnen. Itoe zog ihre Kapuze tiefer ins Gesicht und eilte mit schnellen Schritten die Seitenstraße entlang. Je weiter sie in den Außenring der großen Stadt vorgedrungen war, desto weniger Menschen war sie begegnet. Das schlechter werdende Wetter hatte sicherlich seinen Teil dazu beigetragen, aber Itoe war sich trotzdem sicher, dass sie hier hinten wohl nur noch auf Einheimische treffen würde.
Der Mann mit der Narbe war ihr auch nicht mehr über den Weg gelaufen – Itoe hatte sich des öfteren umgeschaut oder einige Minuten hinter Häuserecken gewartet, doch verfolgt wurde sie im Moment definitiv nicht. Ob sie sich zuvor geirrt hatte? Möglich.
Mit einem lauten Quietschen drückte sie die Tür zur dritten Kneipe auf, die sie besuchte. Es sollte die letzte sein, danach würde sie sich beeilen müssen um noch rechtzeitig im tänzelnden Pony anzukommen. Ein dunkles Holzschild hing über der Tür und klapperte im Wind. Darauf stand schlicht und einfach Bree. Anscheinend war das Prinzip des beschriebenen Tiers nicht überall willkommen.
Itoes größtes Problem bei der Informationssuche war es bisher, dass jeder der Meinung war, dass er ganz besonders geheime Dinge wusste. In einer Stadt, in der Shinobi so oft ein und ausgingen, entwickelte sich eben sehr schnell eine brodelnde Gerüchteküche und wenn Itoe nicht glauben wollte, dass unter den heißen Quellen monatlich ein geheimes Shogi-Turnier statt fand, in dem sich die verschiedenen Kage dieser Welt die Stirn boten, hatte sie eben ein Problem.
Der Name Kiyama sagte niemandem etwas, geschweige denn Mura oder Buntaro.
Irgendwann, während die Regentropfen auf Itoes Haupt geprasselt waren, hatte sich Itoe aber in den Kopf gesetzt, dass in dem Gedicht von Muras Vater mehr Informationen versteckt sein mussten, als diese Stadt hier. Eine Stadt war riesig und selbst jetzt, da ihr Team Yugakure gefunden hatte, wussten sie nicht weiter. Was also war der nächste Hinweis?
Itoe hatte sich dazu entschlossen, sich ganz allein auf mögliche Orte zu konzentrieren und deswegen all diese Zeilen herausgesucht. Sie hatte das Gedicht oft genug gelesen um es im Schlaf rückwärts aufzusagen.
Folgende Zeilen hatte sie sich gedanklich notiert gehabt:
Zu Höhlen tief aus alter Zeit...
Schläft in Gewölben unter Tag.
Sie fingen ein im edlen Stein...
Durchs Tor geflohn, sah Riesen schon...
Der gemeinsame Nenner war schnell gefunden, sobald Itoe diesen Schritt geschafft hatte: Höhlen oder Gewölbe unter der Erde. Vielleicht mit, vielleicht ohne Tor, aber was spielte das schon für eine Rolle?
Mit diesen Worten im Kopf trat die Hyuuga nun auch an den hiesigen Gastwort heran. Sie versuchte nicht einmal mehr, Informationen direkt über Mura heraus zu finden. Er war zwar nur ein Genin, aber wenn er nicht gefunden werden wollte, dann würden ihn die Einheimischen auch nicht sehen. Er war – in diesem Falle leider – nicht unfähig.
„Was darf's sein? Kein Alkohol, falls dir das durch den Kopf geht. Shinobi hin oder her, du bist nicht volljährig.“
Itoe schmunzelte daraufhin nur. Der Kerl war zumindest nicht dämlich, aber gleichzeitig wollte die junge Frau hier auch ganz bestimmt nichts trinken. Die Kneipe war schmutzig und die Schnapsflaschen sahen auch nicht allzu lecker aus. Etwas nicht-alkoholisches? Der Wasserhahn war verkalkt und wenn man las, was auf den merkwürdigen Dosen stand, die in einem kleinen Regal an der Wand untergebracht waren, wurde einem ganz anders. Was, um alles in der Welt, war beispielsweise Magermilchpulver? Eine Sache, die man vielleicht besser nicht heraus fand.
„Nur einige Informationen, wenn's Recht ist.“
„Wir sind nicht die Wohlfahrt, Schätzchen.“
Itoe zog zwei Geldscheine aus der Tasche und legte sie wissend lächelnd auf den Tresen.
„Dann nehme ich einen doppelten Whiskey.“, sagte sie und der Wirt stellte ihr mit staubtrockener Miene ein leeres Glas vor die Nase.
„Gibt es hier in der Gegend irgendwelche Höhlen? Außerhalb der Stadt vielleicht?“
Der Gastwirt fuhr sich über seinen ungepflegten Bart, während er überlegte.
„Nicht wirklich. Auch außerhalb der Stadt findest du überall heiße Quellen. Ich denke, da würden die meisten Höhlen einfach einstürzen oder so. Unter Tage gibt es hier nichts mehr.“, erklärte der Wirt und wischte sich eine braune Flüssigkeit von den Händen, die ein wenig wie Schmieröl aussah.
Itoe seufzte etwas enttäuscht, bedankte sich aber dennoch. Sie hatte sich kaum vom Tresen gelöst, als eine dürre Hand ihren Arm umfasste. Itoes Kopf zuckte zur Seite. Winzige, schwarze Augen starrten ihr aus wenigen Zentimetern Entfernung entgegen. Sie gehörten einem krankhaft dünnen Mann. Seine Haut war grau und faltig, seine Knochen waren deutlich zu erkennen, die Wangen eingefallen und er hatte dunkle Ringe unter den Augen. Sein Atem roch nach Alkohol und Tod.
„Du suchst die Stollen.“, ertönte die leise, raue Stimme.
„Wie bitte?“, fragte Itoe nach.
Eine große, grobe Hand griff sich den Kragen des dürren Mannes und zerrte ihn von der Hyuuga fort. Kopfschüttelnd warf der Gastwirt die merkwürdige Gestalt wieder zurück auf einen der Stühle.
„'tschuldige. Hien ist nicht mehr ganz richtig im Kopf.“
„Von was für Stollen redet er?“
Der Gastwirt schnaubte.
„Jeden Tag erzählt er uns dieses Ammenmärchen. Er meint die alten Bergwerksstollen, die sind aber schon seit Jahrzehnten geschlossen.“
„Also gibt es doch eine Art Höhle hier in der Gegend?“, fragte Itoe säuerlich. Wenn der Kerl von irgendwelchen Stollen wusste, wieso hatte er ihr das nicht gesagt?
„Sie sind fast eine ganze Tagesreise von Yugakure entfernt. Dort geht eh nie jemand mehr hin.“
„Die Stollen sind verflucht.“, tönte die rauchige Stimme von ihrem Stuhl. Itoe lief es eiskalt den Rücken herunter. Sie wusste nicht, weshalb, doch dieser Hien hatte es geschafft, ein ungutes Gefühl in der Chuunin auszulösen.
„Verflucht?“
„Hien, hör au-“
„Ich möchte die Geschichte hören.“
Hien sprang auf und krallte sich wieder an Itoes Arm fest – sie ließ es geschehen.
„Die verfluchten Stollen.“, begann der kleine Mann zu erzählen. Seine Augen traten dabei immer weiter aus ihren Höhlen heraus. „Vor über zwanzig Jahren wurde das Bergwerk gebaut. Haben Erz aus der Erde geholt, Reichtümer gesammelt. Doch sie wurden gierig und haben immer tiefer und tiefer gegraben. Sie haben die Oni aus ihrem Schlaf geweckt.“
„Oni?!“ Itoe hatte keinen Zweifel daran, dass Hien amtlich einen an der Klatsche hatte und seine Geschichte vollkommen erfunden war, doch... nun, ich muss es eigentlich nicht aussprechen, oder?
„Die Oni hatten geschlafen. Tausend Jahre, bis die Gier der Menschen sie geweckt hat. Sie haben sich gerächt, haben die Bergarbeiter in die Tiefen verschleppt und jeglichen Reichtum der Erde beschlagnahmt. Die Erzadern der Stollen waren binnen Wochen vollkommen erloschen und ein Arbeiter nach dem anderen verschwand. Nicht einmal die Dörfer dort sind sicher vor ihnen – seit die Oni erweckt wurden, suchen sie die Gegend heim. Sie haben viel zu tief gegraben...“
Ein grimmiges Lächeln hatte sich auf Itoes Lippen geschlagen.
„Du kannst mir nicht rein zufällig sagen, wo genau ich diese Stollen finde, oder?“
Als die Hyuuga das Bree verließ, hatte sie alles, was sie wollte: Eine weitere Spur. Es wären schon sehr merkwürdige Zufälle, wenn die einzige, große Höhle hier in der Gegend nichts mit dem Gedicht zu tun hatte. Oni, anyone?
Nur Itoes Reflexe retteten sie vor dem plötzlichen Angriff. Das Geschoss zischte wenige Zentimeter neben ihrem Ohr vorbei und krachte hinter ihr gegen die Tür.
„Seid ihr nicht ein wenig zu jung für Sachbeschädigung?“, fragte Itoe die beiden Halbstarken vor ihr, die gerade dabei waren, das Gasthaus mit Eiern einzudecken.
„Geht nach Hause.“, zischte die junge Frau und machte sich auf den Weg zurück zum tänzelnden Pony.
Nicht nur Itoe hatte heute Abend interessante Entdeckungen gemacht! Als Mai von ihrer merkwürdigen Begegnung mit Mura erzählte, wäre Itoe fast der Unterkiefer auf ihren Teller gefallen. Konnte das sein? Viele verschiedene Gedanken schossen der Hyuuga durch den Kopf.
Sie hatte ihrem Team von ihren eigenen Erkenntnissen berichtet. Auch der Mann mit der Narbe war zur Sprache gekommen – nur um auf Nummer Sicher zu gehen. Doch trotz all der Informationen verlief das Abendessen erstaunlich unspektakulär. Man hätte erwartet, dass Mais Worte wie eine Bombe einschlugen, doch anscheinend waren alle zu geschafft. Morgen war ein neuer Tag und es war vielleicht wirklich ganz gut, wenn alle mal wieder eine ruhige geruhsame Nacht bekamen. Itoe verputzte die letzten Bohnen im Speckmantel auf ihrem Teller und erhob sich. Was für ein merkwürdiger Tag...
In ihrem Zimmer angekommen, ließ sich Itoe rückwärts auf ihr Bett fallen, den Blick an die Decke gerichtet.
„Wir scheinen hier richtig zu sein.“, murmelte sie so halb vor sich hin.
„Bist du dir sicher, dass es Mura war?“, fragte Itoe und zog eine Schnute. Dass sie Mai nicht beim Wort nahm, lag nicht daran, dass sie dieser nicht vertraute, ganz im Gegenteil, Mai wäre wohl die letzte, die einfach so eine Lüge auspacken würde. Doch in der Welt der Shinobi konnte man eben nicht immer seinen Augen trauen. Itoe vielleicht, aber Mai nicht.
„Wenn Mura weiß, dass wir hier sind, aber keinen Kontakt sucht... das wirft genau so viele Fragen auf, wie wenn jemand seine Gestalt angenommen hätte.“ Itoe erhob sich und entledigte sich der schwarzen Lederkluft, damit sie die Nacht in etwas bequemeren verbringen konnte.
„Mura hat nur durch ein Missgeschick herausgefunden, dass sein Bruder noch lebt. Ein Forscher aus Sora hatte ihn mit Buntaro angesprochen. Wäre es möglich, dass du Muras Bruder gesehen hast? Die beiden müssen sich unglaublich ähnlich sehen. So oder so... wir scheinen auf der richtigen Fährte zu sein, Mai. Ich habe etwas Angst, dass wir zu sehr im Dunklen tappen.“, gestand die Chuunin und verschwand ins Bad. Während sie die Dusche aufdrehte, schlängelte sich Sakari auf das Bett der Blauhaarigen.
„Hast du einen Partner?“
Eine Viertelstunde später lag Itoe frisch geduscht und sauber im Bett, hatte sich Stoffhose und Oberteil übergezogen und fragte sich, ob sie überhaupt Ruhe finden würde. Ihren Rucksack und ihre Waffen hatte sie im Schrank neben der Tür gelagert. Das symbolische Kunai unter dem Kopfkissen war irgendwie nicht nötig.
„So viele Fragen... wie soll ich da schlafen können?“, murmelte sie vor sich hin.
„Soll ich helfen?“, fragte Sakari und öffnete bereits ihr Maul.
„Nein!“
„Aber...“
„Was habe ich dir über das Beißen von Menschen gesagt?“
„Verboten?“
„Und warum ist es verboten?“
Sakari grübelte einige Sekunden angestrengt.
„Unhöflich.“
„Außerdem?“
„Hast du nicht das geheime Wort gesagt, Nee-san.“, gestand die grüne Schlange und vergrub ihren Kopf in der Decke.
„Brave Schlange. Da Sakari noch so jung ist, ist ihr Gift noch sehr schwach. Später wird sie einen Menschen vermutlich mit einem Biss ins Koma schicken können, derzeit hilft es dir lediglich beim Einschlafen.“ Außerdem lernte das Tier bereits, die Dosis zu kontrollieren, die es mit einem Biss abgab.
Itoe hatte das alles übrigens Mai erklärt, die mit Sicherheit noch nicht die Augen zu gemacht hatte.
„Vielleicht werden wir morgen schlauer... gute Nacht, Mai.“
Es war noch mitten in der Nacht, als die Rufe laut wurden. Unsere erschöpften Shinobi schliefen allerdings wie ein Stein. Itoe hatte ihr Gesicht tief ins Kissen gedrückt und wollte von der Welt im Allgemeinen und lauten Dingen im besonderen nichts wissen. Und doch war da dieses komische Gefühl... Itoe sollte besser aufstehen. Sollte wach werden. Irgend ein Nerv in ihrem Körper schlug Alarm. Oder träumte sie das nur?
Plötzlich zuckte ein scharfer Schmerz in Itoes Hals und die Frau saß senkrecht im Bett. Ihre Finger strichen über die zwei kleinen Einstichwunden und einige Blutstropfen sammelten sich auf Itoes Fingerkuppen. Sakari hatte sie gebissen. Doch bevor die Hyuuga den Mund aufmachen konnte...
„Du bist nicht wach geworden. Ich rieche Rauch. Ich sollte dir doch immer Bescheid geben, Nee-san...“, zischte die Schlange.
Itoe runzelte die Stirn. Sie roch es ebenfalls. Außerdem hörte sie nun die leisen Schreie. Es brannte? Itoe hörte jedoch noch etwas anderes und das war ein viel markanteres Geräusch. Es war das leise Knistern, das jeder Shinobi schon hunderte Male gehört hatte. Gedanken wurden aus Itoes Kopf verdrängt und Reflexe, Routine und Überlebenswillen übernahmen die Kontrolle über den Körper der Hyuuga. Sie schoss aus dem Bett, krallte sich Mai an der Hüfte und preschte zur Tür. Zeit, sie aufzumachen, gab es nicht, weshalb Itoe einfach mit der Schulter durch das Holz hinaus auf den Flur krachte, die schlaftrunkene Mai halb unter dem Arm, halb hinter sich her schleifend. Sie warf ihre Freundin vor sich gegen die gegenüberliegende Wand des Flurs und warf sich gegen sie. Keine Sekunde später wurde das Zimmer der beiden Mädchen von einer kleinen, aber tödlichen Explosion zerrissen. Holzsplitter, verkohlte Kleidungsfetzen und Scherben schossen durch Zimmer und wurden von den grellen Flammen hinaus auf den Flur getragen.
Itoe presste aus den Tenketsu auf ihrem Rücken massenweise Chakra heraus und formte ein großes, blaues Schild. Gerade noch rechtzeitig. Mai, die das explodierende Zimmer und die umherfliegenden Trümmer perfekt im Blick hatte, konnte nun beobachten, wie Scherben und Schutt von der blau schimmernden Wand abgewehrt wurden.
„Geht es dir gut?“
Vor der Explosion selbst hätte Itoe die beiden nicht schützen können, wurde der Chuunin in diesem Moment klar. Für einen winzigen Moment spürte Itoe riesige Dankbarkeit für die kleine, grüne Schlange, die sich panisch um Itoes Hals gewickelt hatte. Dann kamen ihr jedoch wichtigere Dinge in den Kopf: Kayros. Nanami.
Mit weit aufgerissenen Augen blickte Itoe den Gang herunter, gerade noch rechtzeitig um zu sehen, wie die beiden Zimmer von der gleichen Explosion zerfetzt wurden.