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Auf streng geheimer Mission

Iwamoto Yuto

Chuunin
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Alter
18 Jahre
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1,79m
Fraktion
Sora
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Kiri
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Das Gespräch zwischen den beiden Chuunin, wirkte auf den rothaarigen Wuschelkopf, schon fast wie eine Achterbahnfahrt. Höhen und Tiefen so könnte man fast sagen, wenn es um die Themen und zwischenzeitlichen Situtationen ging. Doch obwohl es zum Teil schon fast bis an die Grenzen ging oder gehen könnte, wollte Yuto nicht aussteigen und dies aus einem einfachen Grund. Junko saß mit ihm im Wagen und erlebte in gewisser Weise wohl die selbe wilde Fahrt.
Es war einfach zu lange her, dass er solch ein Gespräch geführt hatte. Es war anders, wirklich anders als mit seinen "Nachbarn" in Soragakure oder mit seinen Mitbewohnern. Aber es lag nicht nur an dem Fakt, dass Junko ein Vertreter oder eher eine Vertreterin des anderen Geschlechts war, sondern auch dass sie zum einen ein Mitglied der feindlichen Situation war, sondern auch ihre Art. Um es kurz zu sagen, auch wenn er von manchen Themen ihres Gespräch etwas geschockt war oder verunsichert, so war er im Grunde doch einfach fasziniert.
Momentan würde ihn interessieren, was sie eigentlich davon hielt, dass er für die Wohngemeinschaft den Hausmann spielte. Beeindrucken wollte er damit niemanden und sah es auch nicht als große Leistung an, sich alleine um ein Haus und dessen Bewohner zu kümmern. Von klein auf war er schließlich daran gewöhnt etwas im Haushalt zu machen, ob es nun im "Waisenhaus" war, oder im Hause der Himuras, meist musste er es machen und ein Problem war das für ihn sicherlich nicht. Was Ichinose-san ihm nicht beigebracht hatte, lernte er von Saya-san und was ihm sonst noch unbekannt war, konnte er sich selbst durch Bücher beibringen. Dies geschah meist durch einen langen Aufenthalt in der Bibliothek, in welcher sich die Bibliothekarin zwar meist wunderte, wieso sich ein Junge in normalerweise unüblichen Arealen der Bibliothek aufhielt und eigentlich alles wie ein Schwamm aufsog. Auch sie war eine recht angenehme Person und jagte nicht klischeehaft mit einem lauten "Pssscht" hinter einem her sobald man ein etwas zu lautes Geräusch machte.
Nun aber wieder zurück zum Gespräch. Junko zitierte gerade etwas, zumindest schien es Yuto so und antwortet ihm damit zum Thema Seishin. "Ein Wirbelwind? Also zumindest von der Anzahl der Worte her, spricht er auch nicht mehr als wir. Wenn es aber um die Schärfe der Worte geht, dann könntest du tatsächlich recht haben. Aber ob er wirklich etwas versteckt... wer weiß das schon. Jedenfalls auch wenn er etwas verbergen würde, dann würde es wohl einen Grund haben und wenn er es eben eher für sich behalten will, dann soll er das auch machen. Ich meine, ich bin froh wenn ich weiß was um mich herum los ist, dass bedeutet aber nicht, dass ich alles wissen muss. Wenn man alles wissen würde, wäre das Leben doch auch irgendwie langweilig oder nicht?"
Das Leben wäre auf jeden Fall langweilig wenn man alles wissen würde. Ob es nun die nächste Antwort von Junko wäre, das nächste Thema das angeschnitten wird oder gar, ob die netten Leute mit den lustigen und bunten Tiermasken tatsächlich noch auftauchen würden. Aber wieso sollte man auch alles wissen? Wie denn auch? Eines war sich Yuto in dieser Hinsicht sicher, der eigene Kopf müsste sich dabei sehr schwer und überladen anfühlen, außerdem gab es ja eigentlich fast jede Sekunde irgendetwas - wenn vielleicht auch meist unbedeutendes... schweifen wir nun lieber nicht ab - das geschieht oder neu entsteht. Wieso sie ihn jedoch mit den folgenden Worten darum bat, ihr zu sagen, wenn sie ihn wie Seishin kränken sollte, war ihm schleierhaft. "Eigentlich verärgert mich Seishin nicht, gut er hat mich schon "Putzteufel" genannt, aber das war wohl eher im spaßigen Sinne gemeint... Vielleicht habe ich dir ein etwas seltsames Bild von ihm vermittelt, mein Fehler. Und nein, ich wüsste nicht wie du mich bis jetzt verägert hättest, ich hoffe doch ich habe dich auch nicht verärgert." Er lächelte, erneut. Doch als schließlich Junkos Tonfall wieder ernster wurde und das Wort Vergangenheit fiel, da verschwand jenes Lächeln und ein leicht nachdenkliches Gesicht kam erneut zum Vorschein. "Sie würde doch nicht etwa doch noch auf das Thema kommen, oder doch?" Seine Vorahnung bestätigte sich jedoch nicht vollständig sondern wurde etwas zerstreut, da man ihre folgende Frage auf mehrer Weisen beantworten konnte. "Bevor ich nun antworte, was soll ich nun sagen und was nicht? Anschneiden, aber nicht ausführlich berichten wäre vielleicht das einfachste. Bevor er ihr antwortete, nahm er noch einen Schluck Tee. "Sicherlich hat jeder seine Geheimnisse oder einfach Dinge, die wenn möglich niemand erfahren sollte. Wissen kann nicht nur ein Segen sein, sondern auch gefährlich. Man kann meiner Meinung nach niemanden wegen Bestreben, Wünschen, Träumen oder Gedanken verurteilen, schließlich denkt jeder anders und will etwas anderes erreichen. Schatten der Vergangenheit können schrecklich sein, wie ein dunkler und endlostiefer Ozean oder See."
Vollkommen bewusst ging er nicht auf das Thema Familie ein, aber zumindest kam ihm der Vergleich der Schatten mit einem unheimlichen Gewässer nahe. "Wie steht es mit dir?"
 
M

Mameha Junko

Guest
Der Vergleich mit der Achterbahnfahrt war gar nicht so weit hergeholt. Auch Junko hatte den Eindruck, mit unheimlicher Geschwindigkeit von Thema zu Thema zu rasen, mal hoch, mal tief, mal saltohaft oder sogar diagonal. Es war schon faszinierend, wie viel es zu besprechen gab, wofür man sonst nicht die Gelegenheit hatte. Es schient Yuto hier ähnlich zu gehen, denn auch hier hatte sie den Eindruck, dass er tatsächlich Themen besprach oder auf Fragen antwortete, die ihm in seinem Alltag nicht wirklich unterkamen, denen er aber offensichtlich Zeit gewidmet hatte, denn seine Antworten waren gut durchdacht und schienen auch vorbereitet. Auch wenn es hier die eine oder andere unangenehme Situation gab, so hatte Junko doch durchaus Freude an diesem Gespräch, welches sie sonst so nicht führen konnte. Kayros hätte die Hälfte nicht verstanden, Ryoichi wäre aus Ungeduld schon längst abgezwitschert und Hiroshi hätte wahrscheinlich schon längst mit einer spitzen Bemerkungen aufgewartet, um sie möglichst effektiv zu vergraulen. Was die nette Hyuuga von nebenan anging, so hatte die Chuunin das ungute Gefühl, dass ein Gespräch dieser Art letztendlich auf Shoppen hinauslaufen würde – ein Graus für Junko, die doch die Zeit, in der sich andere Leute irgendwelche Klamotten anschauten und Preise verglichen lieber in irgendeiner Baumkrone rumlümmelte und das nächste Buch verschlang. Doch zurück zu Seishin, der gerade genauer beschrieben wurde, ebenso wie der Rotschopf betonte, die Privatsphäre seines Mitbewohners zu respektieren und trotz aller Neugier nicht unbedingt in die persönlichen Angelegenheiten Seishins eingreifen wollte, geschweige denn diesen dazu zwingen wollte, mehr von sich preiszugeben, als notwendig. Normalerweise gab Junko ihm Recht – auch sie hatte Ryoichi nie gefragt, warum er nur ein Auge besaß. Es gab Dinge, über die nur die betreffende Person das Recht hatte, offen zu sprechen und wo auch Mutmaßungen eher an Lästerei grenzten als an unschuldige Neugier. Aber wenn dieser Seishin mit einer Zunge herumlief, die an Schärfe jedem Schwert Konkurrenz machte, dann musste dieser sich nicht wundern, wenn er Zielscheibe von Vermutungen wurde. Die Kunoichi erinnerte sich gut daran, dass gerade dieser Charaktertyp oft in politisch angehauchten Romanen oder Abenteuergeschichten vorkam; diese Charaktere waren meistens selbst verletzt worden, manchmal sowohl innerlich und äußerlich, und versuchten, ihre Verletzungen, die sie mit Schwäche gleichsetzten, auf diese Art zu verbergen. Sie demonstrierten auf diese Weise Stärke und (intellektuelle) Überlegenheit, um ihre eigene Schwäche und Verletzbarkeit zu vergessen und zu verbergen. Sie dienten in erster Linie als Plotwerkzeug und wurden spätestens dann interessant, wenn sie zu Antagonisten wurden, weil man sich zu wenig um sie gekümmert hatte, sodass sie schließlich von ihrer eigenen Verletzlichkeit übermannt wurden. Meistens waren dies die tragischen Geschichten, die aufzeigen sollten, dass der Bösewicht eben nicht nur der Bösewicht war, sondern eine missverstandene und gequälte Seele, denn die meisten Täter und Verbrecher waren zumeist auch Opfer. Zumindest war es in Büchern so, wie es im wahren Leben war, wusste Junko nicht. Trotzdem fühlte sie sich dazu berufen, eine leise Warnung auszusprechen.
„Manchmal sollte man sich trotzdem um seine Mitmenschen kümmern. Hin und wieder brauchen sie Hilfe und haben nicht einmal den Anstand, das zu sagen. Leute wie wir müssen dann raten.“ Das Lächeln, mit welchem das Mädchen diese Aussage bedachte, war schon fast ein wenig traurig und wehmütig. Schon längst kümmerte sie sich nicht mehr allzu sehr um die Angelegenheiten und Probleme ihrer Mitmenschen, und auch die Bedürfnisse ihrer Geschwister, die lange Zeit ihre Unterstützung genossen hatten, waren nun weit weit weg. Es war eigentlich schon fast Heuchelei, indirekt zu behaupten, diese Art von Hilfestellung regelmäßig zu geben. Altruistische Anwandlungen kamen, wenn Junko es genau bedachte, nur noch gelegentlich bei ihr vor, und auch nur im direkten Zusammenhang mit ihrer Pflichterfüllung. Sie war vierzehn Jahre alt, fast fünfzehn … stumpfte sie jetzt schon ab? Ein interessanter Gedanke, den sie später weiterführen konnte, wenn sie es als notwendig betrachtete.
Als wäre das nicht schon genug, merkte Yuto an, dass er hoffe, sie, Junko, nicht verärgert zu haben, während er ihr versicherte, dass er seinerseits ebenfalls nicht verärgert war. Ein weiteres Mal lächelte Junko, doch diesmal war es eher aus mildem Amüsement heraus.
„Es würde mich ernsthaft wundern, wenn du jemals irgend jemanden verärgert hast.“ Die Worte purzelten eigentlich eher unbeabsichtigt hervor, aber dennoch musste die Kunoichi sich eingestehen, dass es sich hierbei tatsächlich um ihre Meinung handelte. Wenn sie hier den Vergleich mit dem barschen Hiroshi, der vor allem Aufmerksamkeit wollte, oder dem impulsiven Kayros zog, musste sie sich eingestehen, dass sie nicht dachte, dass der Sora-Nin – ausgerechnet ein Sora-Nin! – jemals den höflichen Ton ablegen konnte. Sie glaubte noch nicht einmal, jemals den Tag zu erleben, ihn wütend zu sehen (Kunststück, wenn man in der anderen Fraktion verweilte). Aber genau das schwang mit ihrer Aussage mit, und man mochte sie vielleicht sogar naiv nennen, dass sie so dachte. Die nächste unverblümte Frage im Zuge des Schattenboxens über Geheimnisse verwunderte sie jedoch ein klein wenig. Da gab der Herr doch wirklich nichts von sich selbst preis, außer die kleinen Fitzelchen, die man fröhlich interpretieren durfte, und stellte ihr frech dieselbe Frage wieder, die sie selbst gestellt hatte. Das war ungefähr so, als würde man sprichwörtlich den Spieß umdrehen, und das mit so roher Gewalt, dass Junko in all ihrer Finesse in Sachen Rhetorik doch tatsächlich für einen Moment ratlos und überrumpelt schien.
„Mit … mir? Komische Frage.“ Warum komisch? Tja, normalerweise traute sich niemand zu fragen, weil die jüngeren Genin alle Angst vor der Luft hatten, die sie ausatmete, während der Rest glaubte, ihre Vergangenheit könne sie nicht sonderlich beeinflussen. Normalerweise beantwortete Junko auch schlicht solche Fragen nicht – aber das hier war nicht normalerweise. Sie war – auch wenn sie es niemals nie nicht und nicht einmal unter Folter zugeben würde – gleichermaßen fasziniert von dem Sora-Nin, wobei sie für sich selbst dachte, dass es wohl an dem großen Unbekannten und vor allem der Gefahr liegen musste, die mit dem Rotschopf einherging. Rational gesehen war das die einzige Antwort, die angemessen erschien … aber wie kam sie dieser Faszination nach? Wenn diese Situation in einem Buch vorkam, gingen die Charaktere meist einen Informationshandel ein … eine Information für eine andere Information. Gemäß der ungeschriebenen Regel musste sie etwas preisgeben, damit er mehr preisgab, und angesichts seiner Aussage über persönliche Angelegenheiten von Personen war es wahrscheinlich, dass man ihn sanft in die Richtung stubsen musste, eventuell vielleicht sogar subtil auf die Regeln hinweisen. Einmal mehr rief sich Junko ins Gedächtnis, dass, was immer sie dem Jungen hier erzählte, niemals auch nur ansatzweise ihr Leben in Shirogakure berühren würde. Genauso konnte sie sicher sein, dass Yuto auch nichts davon irgendeinem seiner Kollegen erzählen würde. Das ganze Gespräch hier würde unter ihnen bleiben, an diesem Tisch, und nirgendwo anders. Dieser Gedanke war durchaus ermutigend … ermutigend genug, um das Spiel tatsächlich zu wagen.
„Ich glaube, dass es falsch ist, von Geheimnissen zu sprechen. Das Leben einer Person wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, die dann den Kurs bestimmen. Die meisten dieser Faktoren sind aus irgendwelchen Akten ersichtlich – was du natürlich nicht kannst, weil … genau deshalb.“ Kein Grund, das hier weiter auszuführen. „Die meisten Menschen scheinen auch dem Irrglauben erlegen zu sein, dass die Eltern irgendeine riesengroße Rolle spielen müssen. Warum sind die Helden in Geschichten immer dabei, ihre Väter zu rächen oder wurden von ihnen inspiriert? Ich für meinen Teil glaube nicht, dass mich mein Vater beeinflusst … was vermutlich daran liegt, dass er aller Wahrscheinlichkeit bei euch hockt.“ Deutlicher konnte man nicht sagen „Mein Vater ist entweder tot oder ein Nukenin“. In genau dieser Sache belog sich Junko unwissentlich selbst, indem sie sich selbst vorgaukelte, dass sie von ihren Eltern unberührt blieb. Dabei war doch gerade der Vater daran Schuld, dass die Chuunin unbewusst das Gefühl hatte, durch Pflichtbewusstsein und Regelversessenheit ihre Loyalität zu demonstrieren … und dann saß sie hier. Merkwürdige Welt. Aber das war der bekannte Fakt, den all ihre Kollegen kennen konnten, wenn sie sich dafür interessierten, außer Yuto, der eben keinen Zugang zu ihren Akten hatte. Ihre Stimme blieb bei dieser Enthüllung ruhig, sogar ein wenig locker-flockig, was anscheinend betonen sollte, dass ihr dieser Fakt nichts bedeutete – sie log sich in diesem Fall wie gesagt unbewusst selbst an und suchte für ihre Lüge auch noch Bestätigung. Wir erinnern uns an das Spiel mit den ungeschriebenen Regeln, welches auch noch in die Richtung ging, die Yuto am wenigstens schmeckte … und dabei konnte Junko doch gar nicht wissen, wie sehr es ihm missfiel.
„Bist du auch der Meinung? Ich meine, du befindest dich doch nicht etwa gerade auf einer klischeebeladenen Vendetta, weil irgend jemand deinen Vater getötet hat, oder?“ Roter Alarm, Fettnapf direkt voraus! Dabei war Junko wirklich halb am Scherzen … tja, so kann’s gehen.
 

Iwamoto Yuto

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Um ehrlich zu sein, musste sich Yuto endlich mal eingestehen, dass er mittlerweile keinerlei Ahnung mehr hatte, was genau im Kiri Ryokan ablief. Er war nicht der Herr der Lage, wusste auch nicht mehr wirklich viel als ein Fremder und war doch mitten im Geschehen. Doch im Grunde wollte er es nicht glauben, dass es tatsächlich so war. Warum auch? Wenn man in einer zum Teil falschen Welt besser leben konnte als in einer realen, dann sollte man sich eben auf diese, wenn vielleicht auch leicht brüchige Welt einlassen. Doch mal ehrlich, wie kam es dazu? Hatte er sich von den anderen entfernt weil er in letzter Zeit vielleicht etwas zu beschäftigt war und auch Veränderungen durchlebt hatte? Oder hatten sich die anderen von ihm enfernt. Er wusste es nicht genau und konnte dazu auch wohl nicht wirklich etwas sagen, wenn ihn zum Beispiel Junko fragen würde. Doch was würde er zu sich selbst sagen, um sich zu beruhigen? Wahrscheinlich einfach, dass es eine vorübergehende Phase war, nicht dauerhaftes, es würde genauso vorbeigehen, wie es dazu gekommen war. So wenig wie er momentan Daisuke, Yashi und Seishin verstand, so verstand er genauso nicht, was es eigentlich mit Aku auf sich hatte. Er kannte Yuto scheinbar und dies so wie es aussah nicht nur mal eben vom vorbeigehen, sondern etwas länger und besser als dies. Doch woher? Oder war er es vielleicht doch nicht, sondern einfach eine ihm ähnliche Person? Wäre sicherlich eine interessante Frage, die er Junko stellen könnte, doch noch waren sie bei einem anderen Thema.
Junko belächelte ihre jüngste Aussage, doch nach Yutos Urteilungsvermögen fehlte irgendwie die nötige Freude darin um es als ein Lächeln betiteln zu können. Lag ein tieferer Sinn hinter ihrer Aussage, einer der sie vielleicht selbst betraf? "Ich mische mich für gewöhnlich nicht in die Angelegenheiten anderer Menschen ein, was aber natürlich nicht bedeuten soll, dass sie mich nicht kümmern oder ich micht nicht um sie kümmern würde. Nur mir ist es eben um ehrlich zu sein lieber, wenn man von sich aus offen ist. Wenn es nämlich etwas gibt, über das man nicht einfach so reden möchte, dann muss man vielleicht erst selbst damit klar kommen bevor man sich an andere wendet." Yuto wusste von was er sprach. Es gab bereits einige Monate in seinem Leben, in dem er mit seinen Mitmenschen nicht wirklich viel gesprochen hatte. Es war einfacher erst selbst zu verdauen, was passiert war, bevor man einem anderen Menschen erklären wollte, wieso es einem denn so schlecht ging. Natürlich musste das nicht auf alle Menschen zutreffen, doch er redete jetzt ja auch von sich und nicht von irgendjemandem. Ob Junko dies bewusst sein würde? Auf seine Nachfrage hin, ob er sie verärgert hatte, antwortete sie zunächst mit einem Lächeln. Ja, dieses mal mit einem, dass man auch als Lächeln bezeichnen konnte. Ihre Aussage jedoch lies ihn nachdenklich wirken. Wirkte er so... zahm auf sie? Für gewöhnlich war er wirklich kein aufbrausender Charakter oder hatte im letzten Jahr einen wirklichen Grund aufbrausend zu sein. Das er aber doch mal etwas impulsiv wurde, wenn seine Mitbewohner nicht doch eben mal den Besen schwingen konnten, konnte man ihm aber nicht verübeln. "Wenn du dich da mal nicht täuschst. Als ich klein war musste ich wohl unbewusst meine Schwester vergrault haben..." Seine Aussage war mit einem leicht bitteren Unterton unterlegt, es schmerzte ihn einfach dies sagen zu müssen, aber so war es nun mal. Mit der Zeit und den einzelnen Erinnerungsbrocken die er noch an diese Zeit hatte, wurde ihm wohl klar, wieso es so war oder eher dazu kam. Es war im Grunde nicht mal seine Schuld, was sollte so ein kleines Kind denn auch so beabsichtigt anstellen? Es war einfach der Fakt, dass sie eben schneller gelernt hatte und definitiv nicht so tollpatschig wie Yuto war. Ihre Eltern mussten sich deshalb öfter um ihn selbst kümmern. Dummerweise schien sie als eines der vier Geschwister eben nicht mehr die Aufmerksamkeit zu bekommen, die sie wollte. Nicht dass ihre Eltern ihr weniger Zuneigung oder Aufmerksamkeit schenkten, wohl eher, dass sie im Gegensatz zu Yuto dann nicht mehr so viel bekam wie sie wollte. Doch für jegliche Einsicht war es nun zu spät. Auch wenn er es zum jetzigen Zeitpunkt vielleicht besser verstehen konnte, wieso seine Schwester in manchen Zeiten sich ihm gegenüber anders verhalten hatte, so brachte ihm dies leider nichts mehr außer der Klarheit darüber. Doch genug davon, momentan konnte man er diesen bitteren Gedanken mit einem guten Schluck Tee - der zwar nach wie vor ungesüßt war - herunterspülen.
Mit seiner Gegenfrage schien er Junko zum ersten mal etwas ratlos gemacht zu haben, doch es war sicherlich kein kleiner Sieg den er feiern konnte, denn dies war ein ernsthaftes Gespräch und keine Diskussion wer die besseren oder schlagkräftigeren Argumente hatte. Doch wie bereits zuvor schon ein mal gesagt, die Gesprächthemen warfen sie sich gegenseitig an den Kopf ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, aber es tat ja auch wirklich gut, sich mal auszusprechen. Das sie aber natürlich etwas genauso geheimnisvolles bzw. ungenaues sagte wie er selbst, war wahrlich nicht verwunderlich. Im Gegensatz zu ihm selbst ging sie jedoch etwas näher auf die Details ein, wenn auch nicht genau, aber näher. Wie Recht sie hatte mit dem was sie sagte. Ob diese Faktoren nun aus den "privaten" Akten der Mitmenschen, Erinnerungen oder der der Dorfverwaltung bestanden, spielte hier keine Rolle. Fakt war, dass es eben so ist und eben mal mehr oder mal weniger ersichtlich ist. Auch beim Thema über die Eltern konnte er ihr zustimmen. Natürlich spielten sie in den jungen Jahren eine Art Vorbild für die Kinder, doch zum einen war dies nicht immer so und wenn dann mal, dann auch wirklich nur wenn sie auch anwesend waren. Ob sie wohl meinte, dass ihr eigener Vater zu einem Überläufer - und damit automatisch in der gegnerischen Fraktion zum Nukenin - geworden ist, war ihm schleierhaft, jedoch schien sie da ähnliche Geschichten erzählen zu können wie er. Mit dem kleinen Unterschied natürlich, dass seine Eltern nicht wie ihr Vater verschwunden war, sondern ermordet wurden.
Es war ihm schon beinahe unangenehm, wie sie unbewusst aber doch so zielstrebig auf ein Thema ansteuerte, dass ihm noch immer sauer aufsties. Gerade bei ihrem letzten Satz fragte er sich, ob er denn nicht irgendwo auf seiner Stirn oder zwischen seinen Haaren ein Band durch lief, auf dem seine Geschichte oder Punkte stand, die er nicht unbedingt ansprechen wollte. Doch sei es drumm, was er Junko erzählen würde, würde auch bei Junko bleiben, denn was hatte sie schon davon jemanden zu erzählen, wie es in einem Chuunin der gegnerischen Fraktion aussah? Auch wenn er wohl keinen so lockeren Tonfall wie Junko anschlug, so konnte man doch sagen, dass er nicht zögerlich klang, dafür aber ruhig und gefasst. Das er zu diesem Zeitpunkt nicht zögerte, war einfach damit zu erklären, dass er sich mit seiner Gegenfrage selbst in diese Situation gebracht hatte und er nach den offen gelegten Fakten von Junko, nicht einfach so einen Rückzieher machen konnte. "Meine Kindheit endete mit knappen sechs Jahren. Ehe ich mich überhaupt hätte beschweren können, wurde sie einfach so beiseite gestoßen und durch ein ernsteres, unangenehmeres Leben ersetzt. Ohne eine Familie. Meine Schwester tauchte nach einiger Zeit zwar wie durch ein Wunder wieder auf, jedoch verschwand sie auch genauso wieder, jedoch für immer. Mit ihr, einige Freunde und meine damalige Sensei." Auch wenn es sich vielleicht wie eine kühle Aufzählung angehört haben mochte, so sagte Yutos leicht besorgter Gesichtsausdruck - den er mit seinen Haaren leider nicht völlig kaschieren konnte - etwas völlig anderes aus. Jedoch war er nicht aus Gründen, die man sich hätte denken können besorgt, sondern wegen der folgenden Reaktion von Junko. Er wollte kein Mitleid, noch näher darauf eingehen. Er wollte dieses Thema besprochen haben und zu den Akten legen können. Mit sich selbst hatte er das Thema schon vor Jahren abgeschlossen, wenn auch nicht vollständig aber so gut wie es ging. Er musste weiterleben und Schritt für Schritt in einer sich täglich verändernden Welt gehen.
Viel unangenehmer aber war es ihm, die Situation so wie sie war einfach auf dem Tisch liegen zu lassen, sie musste abgeräumt werden, so wie die wohl bald erneut leeren Teetassen. Was also tun? Eine Ablenkung wäre etwas unsanft nach diesem schwer verdaulichen Thema. Eine Überleitung musste also her, doch was für eine?
Eigentlich ganz einfach, war nicht noch ein Mitbewohner, über den er noch keinen Ton verloren hatte? Genau von einem kleinen, freundlichen und definitiv anhänglichem Mitbewohner namens Aku war die Rede. "Sag mal, wie würdest du es deuten, wenn ein neuer Mitbewohner an seinem ersten Tag im neuen Umfeld auf dich zurennt, umarmt und dich scheinbar für jemanden hält, den er kennt und schätzt." Seine Frage hielt er gut genug für beiläufig und hoffte, dass er somit auch keinen Eindruck machen würde. Eigentlich wollte er fragen, ob sie nicht doch noch irgendetwas essen wollten, doch in Betracht auf die Anzahl der Toten oder Verschollenen in seinen paar Sätzen, hätte dies wohl einer eher seltsame Wirkung auf seine Gesprächspartnerin erzielt.
 
M

Mameha Junko

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Tja, und da hatte Junko doch wirklich nicht beabsichtigt, das Gespräch auf Blut, Tod und Verderben zu lenken und tat es doch. Sie hörte zwar alles, was der Rotschopf ihr sagte, nahm alles auf, haderte aber mit sich selbst, wie sie reagieren sollte. Wie konnte man auf eine solche Eröffnung, auch noch auf diese Weise vorgetragen, reagieren? Vor sechs Jahren … was hatte sie selbst da gemacht? Hauptsächlich sich über ihr kleines Brüderchen gefreut und konnte sich überhaupt nicht vorstellen, auf ihre Geschwister zu verzichten … und da wechselte er einfach das Thema? Im ersten Moment öffnete die Kunoichi den Mund, um etwas zu erwidern, musste aber in Ermanglung einer Antwort abbrechen.
Oha, ist es mal wieder soweit?
Wieso erzählt er mir das? Vermutlich, weil es auch mal gesagt werden muss, aber er wirkt nicht so. Spielt er?
Ganz langsam, gehen wir die Liste durch. Er wirkt ruhig und gefasst; das bedeutet, er will kein Mitleid.
Soweit war ich auch schon. Ich habe gefragt, also hat er geantwortet. Die Frage, warum er mir das erzählt, erübrigt sich damit.
Nicht ganz, er hätte auch lügen können oder kurz angebunden mit „Nein“ antworten können. Er *wollte* darüber reden.
Aber wie reagiere ich? Wie erwartet er, dass ich reagiere.
Was weiß ich? Ich bin nur die Stimme der Kritik. Aber geh doch erstmal so ran, wie du an alle Dinge rangehst.
Auch wahr. Das hier ist tiefste Kommunikationslehre. Wir fragen uns also, auf welcher Ebene er mich gerade anspricht.
Ja, ich erinnere mich dunkel. Ein Appell ist das nicht, das haben wir schon ausgeschlossen.
Sehr richtig. Nächster: Sachlich.
Könnte sein, verschieben wir aber erstmal auf später. Wüsste nicht, warum er vom grausamen Tod all jener, die ihm teuer sind, auf sachlicher Ebene erzählen würde.
Auf der Beziehungsebene kommen wir auch nicht weiter. Ich glaube, wir gehen das falsch an.
Herzlichen Glückwunsch, Yuto war hiermit offiziell der erste Mensch, der den inneren Dialog begutachten und ahnen konnte, dass dieser stattfand. Junko hatte ihn erst angeschaut und zu einer Antwort angesetzt, dann aber weggeschaut und die Tischplatte fixiert. Er konnte nun sehen, dass die Kunoichi für einige Augenblicke ihre Umwelt vollkommen ausschloss und sich auf irgend etwas konzentrierte, die Augen unruhig, den Blick abgewandt, als würde sie sich innerlich mit sich selbst unterhalten – was sie ja auch tat. Das Schlimmste war, dass die Chuunin überhaupt nicht merkte, dass sie die Umwelt ausblendete.
Es ist unmöglich, herauszufinden, was er gerade fühlt und denkt, wenn er diese Maske trägt.
Maske? Du meinst diese atypische Verhaltensweise in Anbetracht des Themas?
Sehr richtig. Er versteckt das gut … was sagt uns das?
Er ist ein Lügner, genau wie du und gut 80% der Shinobischaft, nur dass du es auf die Spitze treibst und er das nur anwendet, wenn es um die grausigen Ereignisse um seine Familie geht, die eigentlich dazu erdacht sind, einen normalen Menschen in den Wahnsinn zu treiben.
Wir können nicht ausschließen, dass er wahnsinnig ist.
Er hatte nicht sonderlich wahnsinnige Tendenzen. Wir wissen andererseits allerdings nicht, ob er die Wahrheit spricht.
Ausgehend davon müssen wir in Betracht ziehen, dass er wahnsinnig ist oder lügt, wobei wir jetzt auch gleich beides revidieren können.
Ah? Na da bin ich ja mal gespannt.
Ein Mensch, der Sinnvolles zu anderen spricht, ist genauso gesund wie jemand, der … ach mist, jetzt hab ich den Faden verloren.
Eigentlich geht es darum, Sinnvolles zu sich selbst zu sprechen, aber ich verstehe, worauf du hinauswillst. Wir halten also fest: Yuto ist total irre gesund.
Und was die Lüge angeht: Warum sollte er?
Um deine Reaktion auszutesten? Aber du hast Recht, angesichts seines vorherigen Verhaltens eher unwahrscheinlich.
… womit ich allerdings mit meinem Latein am Ende wäre.
Wenn ich da einen kleinen Vorschlag, nur so einen kleinen Denkansatz geben dürfte …
Ja?
Es wird dir nicht gefallen …
Egal, raus damit.
Du hast dich selbst als Faktor vergessen.
Ich verstehe nicht.
Echt nicht?
Nein.
Wirklich nicht?
Neheeein.
Ganz ehrlich nicht?
Hör auf damit.
Hehe, ich konnte nicht widerstehen. Aber im Ernst, du hast vergessen, auf dich selbst zu achten. Da wir nicht herausfinden können, was er will, müssen wir halt herausfinden, was du willst.
Ich? Ich will, dass er gar nicht erst in diese Situation gekommen ist, damit ich gar nicht erst die Vermutung habe, dass er wahnsinnig sein könnte.
Guter Ansatz, aber denk mal weniger.
Äh … das wird schwierig. Hm, ich will, dass er das vergisst?
Und jetzt den Impuls auf die Realität ummünzen und einfach tun, wonach dir gerade ist. Du hast keine Ahnung, ich hab keine Ahnung, also schieben wir den Instinkt vor und hoffen, dass er was draus macht. Der Bursche ist vor lauter Depressionen und weil er sich einredet, nutzlos zu sein, ohnehin kurz davor, sich aufzuhängen.
Das können wir ja nicht zulassen. Instinkt an die Oberfläche, Instinkt bitte.
Tja, und der Instinkt kam an die Oberfläche, sah sich die Situation an, lachte sich einmal über die vergeistigten Idioten kaputt, die damit nicht umgehen konnten und tat das, was Junko schon vor einigen Sekunden hätte tun sollen: fürsorglich sein. Dieser Teil der Persönlichkeit wurde meist unter der Maske der Kunoichi begraben, dem Pflichtbewusstsein und nicht zuletzt der Verantwortung, die sie ohnehin trug. Wenn es allerdings ausnahmsweise darum ging, eine Bauchentscheidung zu fällen, dann musste sich Junko eingestehen, dass sie in dem Sora-Nin trotz aller Zweifel einen guten Bekannten, wenn nicht sogar einen Freund sah, dem sie das, was er geschildert hatte, keinesfalls wünschte und sich gewaltig irrte, als sie glaubte, ihn trösten zu müssen. Ob er nun Mitleid wollte oder nicht, er hatte es und mochte damit tun, was er wollte. Bis dahin zeichnete sich das sichtbare Ergebnis von Junkos Überlegungen in einer zugegebenermaßen recht merkwürdigen Reaktion ab. Nach einigen Augenblicken des In-sich-Kehrens wanderte sie nämlich einfach eine Etage tiefer, soll heißen: Sie krabbelte unter den Tisch. Ein Schelm, wer Schlimmes dabei denkt. Ein anderer Mensch hätte vielleicht angesichts Yutos Offenbarung nervös gelacht oder wäre auf den Themawechsel eingegangen, aber das war Junko einfach nicht möglich, da nervös zu lachen einfach nicht zu ihrem Verhaltens-standart-repertoire gehörte und sie jede Stresssituation, in der sie entweder kämpfen oder fliehen konnte, damit löste, indem sie die Konfrontation suchte. Kein Wunder also, dass sie genau hier verzweifelte. Aber das Mädchen befand sich unter dem Tisch, nicht wahr? Da sollte es nicht lange bleiben.
Neben Yuto stand ein weiterer Stuhl, was ihm spätestens bewusst wurde, als die Kunoichi zielstrebig unter den Tisch krabbelte, nur um sodann auf diesen Stuhl neben ihn zu klettern und mit einer fast schon kindlich anmutenden Selbstverständlichkeit seinen Arm umschlang und das Köpfchen auf seine Schulter bettete, ohne auch nur einmal Blickkontakt zu suchen und natürlich alles mit todernstem Gesicht. Wie der Rotschopf darauf reagierte, blieb ihm überlassen, der Instinkt jedoch schüttelte dem Hormonhaushalt die Hand und gab dem Verstand die Kontrolle wieder, der sich darüber mokierte, die Folgen berechnete und zum Schluss kam, dass das Schlimmste, was jetzt passieren konnte, ein Abschütteln war. Na, und es gab wirklich Schlimmeres.
 

Iwamoto Yuto

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Und so geschah es. Oder eben auch nicht.
Er hatte es erneut geschafft, sein gegenüber war still. Mucksmäuschen still. Vielleicht sollte man aber eher sagen, dass es ihr wohl im wahrsten Sinne des Wortes, die Sprache verschlagen hatte. Aber wen wunderte es? Nicht nur was er erzählt hatte, sondern viel mehr auch wie er es erzählt hatte, würde den meisten Leuten wohl die Sprache verschlagen. Für Yuto war ihre wortlose Antwort jedoch auch schon mal eine Antwort. Immerhin hatte er bis jetzt viele Antworten auf seine Lebensgeschichte erhalten, jedoch gingen die meisten dann mit seinem Themen-Übergang mit oder versuchten selbst etwas abzulenken. Das aber tatsächlich mal jemand, innerlich scheinbar mit sich um eine Antwort rang, hatte er bis jetzt noch nicht wirklich erlebt.

Es schmerzte ihn zu sehen, wie Junko scheinbar mit sich selbst diskutierte aber viel mehr war es die Stille. Bereits damals, als er seine Schwester zum ersten mal verloren hatte, umkreiste ihn die Stille wie ein lebendiges Objekt das sich an sein Opfer heranpirschte. Jedoch war es selbst in dieser Stille nie vollkommen still, denn nur um so stiller es um ihn herum wurde, umso lauter wurde seine eigene innere Stimme. Als er dann auf jener Mission, die nicht nur seiner Familie zum Verhängnis wurde, sondern fast auch noch ihm selbst, konnte er sie hören. Laut und deutlich. Es gefiel ihm nicht was er damals von sich selbst gehört hatte. "Wieso gehst du weiter? Wer wartet denn jetzt noch auf dich? Wo wird dein Zuhause sein? Wer wird dich mit offenen Armen empfangen? Kanst du es überhaupt noch schaffen? Du bist verletzt, setz dich und bleib hier..." Doch er ging weiter. Blieb nicht stehen und gab nicht auf. Doch eine Frage, brannte mehr in seiner Seele als alle anderen zusammen. "Wieso bist du noch am Leben? Wieso bist ausgerechnet du noch am Leben? Wieso nur du? Wieso nur du und alle anderen sind tot? Wieso?" Wieso war die Frage, vielleicht auch warum, doch sicher war, dass er keinerlei Anwort dafür hatte. Das einzige, was er behaupten konnte, aber mit Sicherheit keine Antwort auf diese Fragen war, dass er noch lebte. An welchen Funken Hoffnung er sich auch immer geklammert hatte, er saß heute noch vor Junko.

Gut, das hieß nun tatsächlich, dass er vor ihr gesessen hatte, denn mittlerweile war sie verschwunden. War sie eben mal auf die Toilette gegangen? Das hätte er sicherlich bemerkt und sie hätte sich wohl genauso wie er, für einige Minuten entschuldigt. Doch Fakt war, sie saß ihm nicht mehr gegenüber. Hatte er sich das etwa alles eingebildet? War er tatsächlich verrückt geworden, nach dem was alles geschehen war? Ihm war bewusst, dass er eine sehr blühende Fantasie haben konnte, doch sich einbilden, dass er einen Brief von Junko bekommen hatte, ins Feuerreich aufbrechen und sich dort ein Gespräch auf höchstem Niveau einbilden, dass war ihm doch sehr suspekt. Besonders eines konnte er sich wohl kaum eingebildet haben, die Berührungen von ihr die er gespürt hatte. Eigentlich musste man sagen, er könnte es wahrscheinlich schon, doch dazu müsste er wohl ein ganzes Stückchen übergeschnappt sein. Wahrlich nicht zu knapp. Die zweite Teetasse, die noch auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches stand, bewahrte ihn aber davor überzuschnappen. Es musste real gewesen sein, er konnte er sich nicht eingebildet haben.

Plötzlich krabbelte neben ihm ein Mädchen unter dem Tisch hervor, setzte sich auf den Stuhl, legte ihren Kopf an seine Schulter und umschlang seinen Arm.
Es war Junko, er war also nicht verrückt. Doch, dass sie genau das tat, was er gerade erlebte, war vielleicht schon etwas verrückt. Er wollte in diesem Moment weder die Nähe eines anderen Menschen, noch Mitleid. Doch was sollte er tun? Sie einfach wegstoßen? Nein, mit Sicherheit nicht. Immerhin war es die erste und wohl beste Antwort auf seine Geschichte die er je bekommen hatte. Doch war es wirklich Mitleid? Möglicherweise wollte sie in damit auch einfach nur beruhigen. Das schaffte sie auch wirklich. "Wollen wir nun vielleicht über andere Themen reden?" Er wollte es, definitiv. Sie auch?
 
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Mameha Junko

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Bedachte man, wer Junko war, was sie darstellte und wie sie sich im Allgemeinen verhielt, war die ganze Szene wohl rechtschaffen durchgeknallt. Von dem Rotschopf kam kaum Reaktion, während die Kunoichi sich fragte, warum man der Kombination weiblicher Kopf plus männliche Schulter oftmals einen romantischen Anstrich verpasste. Gerade jetzt wurde ihr bewusst, dass das keine entspannte Haltung war, da die Stuhllehne ihr ein wenig im Weg war und gegen die Taille drückte, während sich die Yuto’sche Schulter nicht gerade als bequemes Kopfkissen herausstellte. Hätte sich Junko entspannt, wäre sie vermutlich mitsamt Köpfchen eine Etage tiefer gerutscht. Sie hatte den Kopf sogar dermaßen ungünstig platziert, dass irgendein Knochen – keine Ahnung, wo der gerade herkam – gegen die eigene Schläfe drückte. Dass sie vermutlich vor Scham sterben würde, wenn einer ihrer Mitbewohner, Freunde oder Kollegen sie jetzt sehen könnte, wurde erfolgreich irgendwo in die hintersten Hirnwindungen verdrängt. Wenn Junko dann auch noch von den zugegebenermaßen von Selbstmitleid durchdrungenen Gedankengängen des Sora-Nins gewusst hätte, hätte sie vermutlich angemerkt, dass sein Problem und seine Gedankengänge auf das typische Verhalten des Überlebenden hinwiesen; das hatte sie irgendwo gelesen und meinte sich zu erinnern, dass Überlebende sich stets irrationalerweise schuldig fühlten, gerade weil sie überlebt hatten.
Doch zurück zur aktuellen Lage, die Junko jetzt vor ein nicht unerhebliches Problem stellte: Was jetzt? Sich jetzt trotz des Themawechsels von dem Rotschopf zu lösen kam ihr mit den letzten Spuren des Instinkts falsch vor. Sie wäre dann in der unangenehmen Situation, Yuto vielleicht ins Gesicht schauen zu müssen, und ganz ehrlich wollte sie sich nicht in die Klischeesituation begeben, seinen Gesichtsausdruck jetzt zu sehen. Sie würde zwar letztendlich nicht drumherum kommen, aber ein letzter Funken des kindlichen Gemüts hoffte zumindest, dass ein Aufschieben eventuell auch ein Aufheben bedeutete. Am Ende wäre sie noch gezwungen, ihre Aktion zu rechtfertigen … irgendwie war es ihr dann lieber, erstmal außerhalb des Blickfeldes zu bleiben, was im Klartext hieß, dass Junko genau da blieb, wo sie war, egal ob angenehm oder unangenehm. Etwas verlegen widmete musterte sie auch kurz den Arm, den sie so frech in Beschlag genommen hatte und wischte in einer etwas unsicheren Geste mit einer flüchtigen Bewegung imaginären Staub vom Unterarm, während sie sich bemühte, das Thema zu wechseln. Themawechsel, Themawechsel … Yuto hatte auch manchmal ausgefallene Wünsche. Für die Dauer von ein bis zwei Atemzügen blieb die Kunoichi still, bis sie sich entschloss, das Thema wieder aufzugreifen, welches der Rotschopf kurz zuvor angesprochen hatte, sowie langsam aber sicher das eigentliche Thema des Abends anzuschneiden.
„Wer auch immer glaubte, dich zu kennen, hört sich danach an, als würde er dringend deine Hilfe benötigen. Du weist ihn doch nicht ab, oder?“ Und irgendwo in Kirigakure musste Aku in diesem Moment kräftig niesen, während Junko mit ernster Stimme ihre Meinung zu dem Thema kundtat. Das Verhalten schien kindlich zu sein und deutete darauf hin, dass dem betreffenden Menschen, wer immer das auch sein mochte, wohl eine Bezugsperson suchte. Bisher hatte Junko noch nichts von Yutos Haushaltswutanfällen mitbekommen (und würde es auch nie), weswegen sie irrtümlicherweise der Meinung war, der Rotschopf könne seinen Freunden wahrscheinlich kein Haar krümmen. Doch ihre Miene verfinsterte sich, als sie das nächste Thema mit leiser Stimme anschnitt.
„Bei uns gab es Tote. Wieso?“
Den Satz ließ sie erst einmal stehen. Das war der Grund, warum sich beide hier trafen, und Junko war sehr daran gelegen, zu wissen, ob Yuto überhaupt Anteil daran hatte und ob er etwas darüber wusste. Kam dies nun übereilt für den Sora-Nin? Er musste nur die Notbremse ziehen.
 

Iwamoto Yuto

Chuunin
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Um den Hintergrund der Szene noch ein mal zu verdeutlichen. Ein männlicher Shinobi der Sora-Fraktion beschließt sich mit einem weiblichen Shinobi der feindlichen Fraktion, also der Shiro-Fraktion zu treffen. Dies im für ihn feindlichen Gebiet. Es war von Beginn an keine Romanze und auch jetzt nicht. Doch gerade in diesem Moment musste es für die Anwesenden genau so wirken wie es eben nicht wirken sollte.

Doch gegen diese Situation konnte Yuto nichts tun, er wollte es auch bestimmt nicht. Nicht wegen den restlichen Menschen im Raum, sondern viel eher wegen ihm selbst war es ihm unangenehm, dass Junko noch immer an seiner Schulter verharrt war. Ob sie wohl gemerkt hatte wie sein Körper bei jeder noch so kleinen Bewegung von ihr für einen kurzen Augenblick gebebt hatte? Hoffentlich nicht. Es wäre der Beweis für eine eindeutige Schwäche seinerseits, doch wer wagte es in dieser Situation noch von Schwächen zu reden? Sie hatte ihm ihre Lebensgeschichte vorgelegt und er ihr die seine. Was sollte Schwäche nun also im Angesicht des vertrauten Feindes bedeuten? So lange man sich gegenseitig vertraute, was die beiden wohl auch taten, wohl eher nichts, doch was wenn das Vertrauen nicht mehr beständig war? Vertrauen sollte nun aber definitiv nicht das Thema werden, denn als Junko ihr Kissen - ob man Yutos Schulter oder Arm als Kissen oder gar als bequem betrachten konnte, spielte nun doch nicht wirklich eine Rolle - scheinbar säuberte, begann sie einige Sekunden später wieder zu sprechen. Es war tatsächlich angenehm das die Stille nun unterbrochen wurde, da sie ihm trotz der Nähe von Junko irgendwie unbehaglich war.
"Ob er meine Hilfe benötigt weiß ich nicht, abweisen werde ich ihn auch nicht. Wie denn auch? Schließlich wohnt er nun bei uns im Wohnheim und klebt meist einem von uns an den Fersen. Seltsam, aber definitiv nicht negativ seltsam. Schon gar nicht weil er sich doch auch ab und zu mal im Haushalt mit einbringt." Wäre ihm gerade nach einem Lächeln zumute gewesen, dann hätte er Aku zumindest gedanklich gerne eines geschenkt. Mit großer Wahrscheinlichkeit musste dieser in Soragakure zumindest gerade niesen. Wenn er wieder zurück sein würde, wusste er, dass er ihn noch etwas besser kennen lernen sollte, alleine schon um seine eigene Neugier zu stillen.
Ihr nächster Satz riss ihn jedoch vollständig zurück in die Wirklichkeit. Bei ihnen hatte es Tote gegeben. Doch wie konnte dies geschehen? Konnte bei ihnen nicht genauso ein Jounin eingreifen wie auf ihrer Mission? Oder ist einfach etwas schief gelaufen? Er wusste es nicht. "Tote hatten wir nicht." Er legte eine winzige Pause ein um den Satz in seinen Gedanken zu vervollständigen. "Ich persönlich hatte schon genug Tote...". Wenn er nicht mit Kayros und Junko befreundet wäre, dann würde diese Situation nun definitiv noch merkwürdiger erscheinen als ohnehin schon. Es gab Tote in der gegnerischen Fraktion und er konnte nicht anders als Mitleid für die Verbliebenen der Opfer zu empfinden. Es ging einfach nicht anders, auch wenn in seinem Hinterkopf immer noch der Fakt bestand, dass Shinobi der gegnerischen Fraktion ihn hier auf ihrem Gebiet, ohne mit der Wimper zu zucken ausschalten würden. Wobei dies wahrscheinlich noch am angenehmsten wäre, viel schlimmer wäre es wenn sie ihn foltern oder aushorchen würden. Womöglich dann auch noch ermorden oder Soragakure nach einer Art Lösegeld erpressen würden. Doch würde man Lösegeld oder sonstiges gegen einen Chuunin eintauschen der womöglich seine eigene Fraktion verraten hatte? Unwahrscheinlich. So grausam wie es sein mochte, aber es war tatsächlich unwahrscheinlich. "Die Person die wir bei uns entdeckt hatten, trug ein Stirnband mit sich, eines von euch. Sie versuchte einen Gegenstand zu entwenden, ich habe nur leider keine Ahnung um was es sich dabei gehandelt haben könnte." Seine Worte waren nicht viel mehr als ein leichtes Flüstern. Da Junko jedoch immer noch dicht an ihm war, stellte dies kein Problem da, denn sie sollte es gut mitbekommen können, die restlichen Anwesenden sollte damit jedoch ihre Probleme haben, was wohl auch gut so war.
 
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Mameha Junko

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Still, still, horch in dich hinein … kein Wunder, dass sich die beiden Shinobi nur leise unterhielten, es nicht wagten, etwas anderes zu tun als zu flüstern. Die eigentliche Angelegenheit des Abends gehörte zu den Themen, die man eigentlich nur in den dunkelsten Stunden der Nacht sich selbst anvertraute, wenn man es wagte, über Führung, Manipulation und Betrug in dieser Richtung auch nur nachzudenken. Was, wenn irgend etwas nicht stimmte? Sora war der Feind von Shiro und umgekehrt – was, wenn es nicht so einfach war? Was, wenn noch andere Parteien eingriffen, was, wenn die eigene Fraktion sich nicht als die Fraktion herausstellte, hinter der man stehen wollte? All dies waren Fragen für die Stille und die Dunkelheit der Nacht, dunkler als die schwärzesten Absichten, leiser als ein Schatten. Was tat man hier, um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, welches es nicht geben sollte? Nüchtern betrachtet verrieten beide Shinobi hier ihre Dörfer, weil sie nicht akzeptierten, dass die gegnerische Fraktion, der eingeschworene Feind, für alles verantwortlich sein konnte.
Still, still, horch in dich hinein … was fühlte Junko eigentlich dabei, wenn sie vom Tod ihrer Kameraden sprach? In der Regel empfand sie nichts – gesichtlose Opfer eines Angriffs, nicht mehr, nicht weniger. Es war ihr schon fast peinlich, so wenig für die Toten zu empfinden. Kayros hatte den mit Fallen bestückten Leichnam eines unbekannten Kollegen gefunden, während sich direkt vor Ryoichis und Karuras Augen ein verzweifelter Sora-Nin in die Luft gesprengt hatte. Kayros war danach mitgenommen gewesen, selbst wenn er versucht hatte, es zu verdrängen, und an Ryoichis kalkweißes Gesicht erinnerte sich Junko noch, als wäre es gerade eben geschehen. Das hatte sie mehr schockiert als die Verlustliste, auch wenn es kaltherzig klang. War sie das am Ende, kaltherzig? Was passierte in der Regel mit kaltherzigen Menschen? Sie wurden verbittert und versuchten am Ende, Menschen mit mehr Mitgefühl zu blockieren oder anderen in Tyrannei ihren Willen aufzuzwingen. Aber so sehr sich Junko auch bemühte, selbst wenn sie ihre eigenen Gedanken zum Schweigen brachte und ihre gesamte Umwelt, sogar das Geräusch ihres eigenen Atems oder das Gefühl des angespannten Körpers unter ihrem Kopf ausblendete, sie fand kein Mitleid für die Toten. Nur Ärger über sich selbst, dass sie ebenjenes nicht empfand; das Leben war doch so viel mehr wert und die Toten hatten mehr verdient als das. Sie fühlte auch nichts, als sie versuchte, sich vorzustellen, dass es einmal Lebende gewesen waren, denen sie hätte begegnen können, die sie vielleicht gemocht hätte. Wieder war da nichts. Es regte sich nichts. Warum regte sich nichts? War das normal? Gerade eben kochte sie vor Gefühl fast über und jetzt schien es weggeschwemmt. Wenn sie jetzt in sich hineinhorchte, gab es nur eine Leere; wo kein Gefühl war, musste Berechnung, musste Logik die Lücke füllen.
„Von uns, sagst du?“ Die Kunoichi antwortete im Flüsterton, allerdings zeugte ihre Stimmlage von nüchterner Berechnung und war um einige Grade kälter als noch vor wenigen Sekunden. Fast könnte man meinen, die dünne Eisschicht auf jedem Wort zeuge von Missbilligung, doch das war nicht der Fall. Lediglich der Wechsel ließ diesen Eindruck entstehen, während man nüchtern betrachtet froh sein konnte, dass sich die beiden Shinobi trotz grundunromantischer Stimmung gerade in dieser Lage befanden – auf diese Weise schöpfte niemand beim verschwörerischen Flüstern verdacht.
„Welch Zufall. Auch bei uns soll etwas gestohlen worden sein – bei uns konnten mindestens zwei Shinobi entkommen. Ein Iwa-Nin hat sich selbst in die Luft gesprengt, ein Ninja aus Shirogakure wurde getötet und der Leichnam mit Fallen versehen. Kayros hat ihn übrigens gefunden.“
Der letzte Zusatz kam eher beiläufig daher, als würde es Junko selbst nicht sonderlich interessieren, und sie würde es nur erwähnen, weil sie vermutete, dass ihr Gesprächspartner ein mildes Interesse an dieser Information hatte. Aber es galt jetzt für diese beiden Kopfmenschen, viel mehr auszuwerten. In beiden Fraktionen war es zu Diebstählen gekommen, die ähnlich geartet zu sein schienen. Es schien von der jeweils anderen Fraktion auszugehen, und doch stimmte etwas nicht – an der ganzen Situation stimmte etwas nicht. Eine Fraktion ordnete keinen Gegendiebstahl an, wenn ihr selbst etwas gestohlen wurde, es sei denn, es wurde zurückgestohlen – und das schien hier nicht der Fall zu sein. So schnell hatte niemand reagieren können.
„Hast du nicht einmal eine Vermutung, was gestohlen wurde?“ Typisch, nicht einmal im gemeinsamen Verrat vertraute Junko jemand anderem, mal abgesehen von sich selbst. Sie hatte sich angesichts der Größe der Suche ihre eigenen Gedanken gemacht, wollte aber, bevor sie Vermutungen äußerte, erst einmal die Meinung ihres Gesprächspartners hören. Nur nicht zuviel verraten, nur nicht preisgeben, was man selbst von der Angelegenheit hielt – zuerst wollte sie die Meinung des Rotschopfs hören, der sich ganz offensichtlich nicht wohlfühlte. Er war nicht der Einzige, der in dieser Situation und in diesem Gespräch angespannt war; Junko glaubte sogar, behaupten zu können, sich Problemen ganz anderer Art stellen zu müssen. Dabei war sie wider Erwarten nicht der einzige Mensch auf Erden, der sich in diesem Alter mit Identitätsproblemen herumschlagen musste – nur waren diese Offensichtlicher, wenn sie wie in diesem Moment zur Intellektualisierung des Problems griff. Es berührte sie nicht – und doch berührte sie diese ganze Angelegenheit so sehr, dass sie sich selbst vorgaukelte, nichts zu empfinden. Der ganz normale Wahnsinn, oder auch nicht ganz normal, je nachdem, von welchem Standpunkt aus man es betrachtete.
 

Iwamoto Yuto

Chuunin
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Für einen kleinen aber für ihn wohl entscheidenden Moment, versunk er in seinen Gedanken, da es ihm ganz plötzlich wie Schuppen von den Augen fiel. Ein kleiner aber entscheidender Fakt, der ihm bis jetzt tatsächlich nicht ganz bewusst war. Dabei war es so einfach, zumindest es zu verstehen war einfach, der sich anbahnende Gewissenskonflikt dagegen wohl eher nicht. Junko und Kayros waren gute Freunde von ihm, auch wenn sie zur feindlichen Fraktion waren. Dennoch waren sie beide Feinde von ihm und der Sora Fraktion. Doch es waren seine Freunde und für ihn stand dies um mehrere Stufen höher als das sie zumindest von der Fraktion her eigentlich Feinde für ihn sein müssten. Das ihm seine Freunde gefährlich sein konnten und ihn womöglich in Bedrängnis bringen konnten, waren ein leicht bitterer Beigeschmack, dieser aber nicht weiter schlimm, denn man konnte ihn mit einer leichten Priese Naivität und einem kräftigen Schluck Tee hinunterspülen. Dieser Punkt war damit also geklärt. Zwei seiner "Feinde" waren seine Freunde und damit nicht mehr seine Feinde. Noch Fragen? Sicherlich. Wie wäre es mit "wie steht Yuto zu Leichen die er nicht kennt und von denen, die aus seiner Fraktion kommen?". Man könnte es so sagen, bis jetzt hatte er mit Leichen keine guten Erfahrungen gemacht. Definitiv nicht. Doch auch hier gab es einen kleinen Gewissenskonflikt. Was wenn er - irgendwann ein mal - bei einer Mission auf Shinobi der gegnerischen Fraktion treffen würde und diese möglicherweise Freunde oder Familie von einem seiner beiden Freunden wäre? So einfach würde man das nicht herausfinden können und ihnen dann klar machen das man ihre Verwandten oder Freunde kennt wäre sicherlich nicht praktisch, besonders dann nicht, wenn man nicht weiß, wie sie dazu stehen würden, schon gar nicht in einem hitzigen Gefecht.
Doch zurück zu ihrer Unterhaltung, diese muss ja schließlich auch weitergeführt werden, besonders da es ja kein Monolog von Junko war. Während ihre Worte schon fast wie Wogen über ihn hinwegschwappten, auch wenn sie vielleicht etwas kühl sein mochten, so nahm er doch jedes einzelne Wort auf und runzelte seine Stirn. Etwas stimmte ganz und gar nicht an ihrer Erörterung, zumindest erschien es ihm so. "Hm. Ein Zufall? Ich weiß nicht wie die Umstände waren, also ob er oder sie geflohen ist vor euch euch oder es eine... geplante Sprengung war, aber egal was von beidem es war, es kommt mir nicht zufällig vor. Ich schätze eine Sprengung ist nichts das man von einer zur anderen Sekunde entscheidet. Außerdem, wer sich sprengt hatte wohl entweder etwas zu verbergen oder keinen Ausweg mehr. An einen "normalen" Suizid-Fall denke ich dabei aber nicht. Schon gar nicht, wenn es tatsächlich ein Shinobi aus Iwagakure war. Eine zersprengte Leiche war ja schon genug, dass es aber auch noch eine aus seiner Fraktion sein musste und das Kayros sie gefunden hatte, musste echt nicht sein. Jedoch wollte er diesen Augenblick auch nicht Junko zumuten, im Grunde keiner einzigen Person die er kannte. Er hatte wie man von ihm kannte, bereits mit mehreren Leichen bekanntschaft gemacht, dass diese jedoch positive Ereignisse waren konnte man klar und deutlich verneinen.
Bei Junkos folgender Frage musste er schmunzeln. Auch wenn sie sich banal anhörte, so konnte er sich doch denken das es eine recht berechnende Frage war, die einfach dazu da war um herauszufinden was er wusste oder aber auch nur um seine Meinung zu erfahren. "Mein Name ist Hase. Nein wirklich, ich könnte dir nun eine kleine hölzerne Truhe detailliert beschreiben, aber ich denke darauf kannst du verzichten. Um unsere Neugier zu stillen blieb leider keine Zeit als wie sie aufgetrieben hatten, denn bereits im nächsten Moment nahmen ein paar Anbu sie in ihre Obhut. Schade eigentlich. Aber irgenwie habe ich das Gefühl, dass wir mit dem Inhalt sowieso nichts hätten anfangen können, vielleicht aber auch doch. Wer weiß? Aber wenn du mich so fragst würde ich wohl auf Dokumente tippen."
Das es wohl definitiv wichtige Dokumente sein mussten - sofern es denn überhaupt Dokumente waren - , musste er für Junko nicht extra noch hinzufügen. Interessant wäre es für ihn nun zu erfahren, was sie denn davon hielt. Doch drängen würde er sie dazu nicht. Immerhin war dieses Gespräch fast wie ein indirekter Tauschhandel, ein paar Informationsfetzen in Form einiger Sätze gegen Sätze und damit ebenfalls Informationsfetzen. Hin und her. Wohin das wohl noch führen würde?
 
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Mameha Junko

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Interessant, dass der Konflikt sich Yuto in seiner gesamten Laufbahn als Shinobi noch nie in dieser Deutlichkeit eröffnet hatte. Die feindliche Fraktion war der Todfeind, und es gab nur eine Kategorie Mensch, die als feindlicher als der Feind bezeichnet werden konnte – und das waren Verräter, die zur feindlichen Fraktion übergelaufen waren. Verquere, harte, kalte Welt. Wie stand man in diesem System zu Angehörigen der gegnerischen Fraktion, wenn man sie eigentlich mochte oder sogar als freundlich bezeichnete, aber für den Fall eines Zusammenpralls in einer Mission die Pflicht hatte, genau diese Person bis aufs Blut zu bekämpfen? So kühl, wie Junko mit dem Tod umging und so entschlossen, wie sie auf die meisten ihrer Mitmenschen wirkte, ging ihre Umwelt für gewöhnlich davon aus, dass sie mit Kleinigkeiten wie moralischen Bedenken keine Probleme hatte. Für gewöhnlich stimmte das auch, aber dennoch war auch Junko letztendlich nur ein vierzehnjähriges Mädchen, noch nicht einmal erwachsen und mit vielen Situationen hoffnungslos überfordert. So war sie sich insgeheim ziemlich sicher, dass sie nicht gegen Yuto handeln konnte, wenn es die Situation erfordern sollte – auch Ryoichi gehörte in diese Kategorie. Es war eine Sache, jemanden außer Gefecht zu setzen oder im Zuge des Chuuninexamens das Leben schwer zu machen, aber tatsächlich Leib und Leben bedrohen? Nein, so abgebrüht war nicht einmal sie. Aber hätte sie das jemals freiwillig zugegeben? Niemals. Nicht freiwillig, nicht in diesem Leben, nicht ohne mindestens einen halben Liter Wahrheitsdroge in den Venen.
Irgend etwas schien den Rotschopf zu beschäftigen, denn die Kunoichi spürte die Bewegung, mit der Yuto seine Teetasse griff und einen letzten Schluck ganz nonchalant herunterspülte mehr, als dass sie diese sah. Natürlich, auch wenn es vermutlich nicht den Anschein hatte, waren die vorangegangenen Informationen schwer zu verdauen – kein Wunder also, dass der Kiri-Chuunin das Bedürfnis hatte, mit Tee noch einmal nachzuspülen, bevor er sich nach einer kurzen Pause wieder dem Gespräch widmete. Merke, Junko hatte immer noch den Kopf auf der Schulter – es wurde da übrigens mittlerweile angenehm warm – aus der irrationalen Angst davor, den Kopf heben zu müssen. Dass sie die Sache nur noch peinlicher und schlimmer machte, war ihr durchaus bewusst, aber das Mädchen reagierte da eher kindlich. Wenn man sich als Elternteil aufregte, weil man irgend etwas nicht fand und das Kind es weggenascht, kaputtgemacht oder sonst etwas damit angestellt hatte, so brauchten Kinder in einem Anflug von Feigheit meistens viel zu lange, um die eigentliche Schandtat zuzugeben und damit für Auflösung zu sorgen – und somit wurde der Ärger nur noch … ärger, wenn das Wortspiel erlaubt ist. Hieß das, Yuto im Zuge eines geflüsterten Gesprächs als Unterlage zu missbrauchen war eine Missetat? Der Gedankengang konnte nicht weiter verfolgt werden, da sich der Rotschopf mit Schattenboxen über die Gründe eines Suizids mittels Sprengung aufhielt und sich sodann sogar zu einem kleinen Scherz hinreißen ließ. In diesem Moment konnte Yuto wahrscheinlich sehen oder fühlen, wie verwirrt Junko tatsächlich für die Dauer einiger weniger Wimpernschläge war, da sie blinzelte und ihr Gewicht unwillkürlich und nur geringfügig verlagerte. Man sprach hier gerade über eine ernste Angelegenheit, über Blut, Tod und Verderben, über Intrige, Verrat und Mord, über Diebstähle und alles Schlechte, was sich das kleine Gehirnchen überhaupt ausmalen konnte … und von Yuto kam auf die Nachfrage hin eine verschmitzte Redewendung. Die Reaktion der Konoha-Nin bestand in einem Anflug von Morbidität, ergo: Sie schmunzelte, hätte sogar fast aufgekichert. Das musste man sich einmal mit Genuss und mit viel Sahne vor Augen führen: Man sprach gerade über tödliche Ereignisse und Junko kicherte fast aus Amüsement. Sie räusperte diesen Anflug schnell weg, um sich wieder der Angelegenheit selbst zu widmen.
Du hast dich gerade wie ein kleines Mädchen aufgeführt. Schäm dich.
Also ich fand es niedlich.
Huh? Wer bist du denn?
Das würde ich jetzt auch mal gerne wissen. Niemand redet uns hier rein!
Öhm … ich möchte ja wirklich nicht stören, aber ich schon. Ich bin der Teil, der sich gerne amüsieren möchte und sich selbst über den geringsten Anflug von Witzigkeit freut … äh, selbst, wenn er mit Blutfetzen und Gedärm zu tun hat.
Du bist überflüssig. Schieb ab, aber dalli!
Hihi, du bist lustig.
Ruhe jetzt, sonst werde ich noch wahnsinni… äh, vergesst, was ich gesagt habe. Weitermachen.
„Ich habe nicht den Hauch einer Ahnung, was bei uns gestohlen wurde. Nur eins ist sicher: Man war erfolgreich und es war wichtig. Der Iwa-Nin hatte übrigens ursprünglich wohl vor, mit seiner … Aktion wie taktvoll … den Rückzug zu decken und einige Shiro-Nin mit in den Tod zu reißen.“ Wie konnte eine derartige Information nur so leicht über die Lippen gehen und so wenig auf dem Herzen lasten? Doch wenn man diesen speziellen moralischen Ballast abwarf, blieb genügend Raum, um sich nüchtern mit der Sache zu befassen.
„Kein Zufall, da stimme ich dir zu.“, flüsterte die Chuunin nunmehr nachdenklich, während sie sich nebenbei fragte, wie sinnlos genau es war, sich Gedanken über die Beschaffenheit des Stoffs unter ihrer Wange Gedanken zu machen, weswegen die Stimmung nun wieder zur absoluten Ernsthaftigkeit überschlug.
„Was hätte die jeweils andere Fraktion davon, ins Herz des Feindes einzudringen und somit eine großdimensionierte Racheaktion zu provozieren? Wenn jemand die Nerven verliert, waten wir alle in Blut.“ So nüchtern, wie die Feststellung auch war, sie erschreckte Junko momentan wenig. Was waren schon trockene Fakten und logische Schlüsse, wenn man sich den wahren Schrecken eines solchen Szenarios nicht ausmalte … oder eher, es nicht wagte, sich das gesamte Ausmaß auszumalen? Aber kam ihr Gesprächspartner vielleicht zu einer ganz anderen Vermutung?
 

Iwamoto Yuto

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Wie auch Junko fragte sich Yuto innerlich, was er machen würde oder wohl eher machen könnte, wenn er ein weiteres mal auf Junko und Kayros - oder eben nur einen der beiden - treffen sollte. Besonders problematisch würde es werden, wenn er dabei nicht alleine auf sie treffen würde. Gut, sofern er alleine auf sie treffen würde, aber eben noch andere Shinobi der Shiro Fraktion dabei wären müsste er sich eben einen handfesten Plan überlegen. Einen Plan zur Flucht, was denn auch sonst? Eine Konfrontation in Begleitung - Daisuke und Kayros natürlich ausgeschlossen - wäre so ziemlich das letzte das er sich wünschen würde. Aber das Leben fand es manch mal wohl definitiv lustig, einen langweiligen oder einfach nur normalen Tag, mit einem deftigen oder gar bösartigen Twist zu versehen. Nicht zu Unrecht sagte man also, dass man den Tag nicht vor dem Abend loben sollte, dumm nur, dass für einen Shinobi auf Mission, der Abend noch lange nicht das Ende des Tages oder der Mission bedeutete. Bei einer umgekehrten Mission, also wenn er in Begleitung wäre und sie alleine, müsste er sich wohl etwas ausdenken, dass ihnen zur Flucht verhelfen würde. Was auch immer dies dann sein würde. Sollten jedoch zwei Fronten aus mehreren Personen aufeinander treffen, inklusive den bereits mehrfach genannten Freunden, so hätten sie wohl beide ein Problem. Doch was sollte man dann machen? Sich gegen die eigene Fraktion stellen bedeutete definitiv nichts gutes, überlaufen war auch keine Alternative, denn welche gegnerische Fraktion würde einfach so eine fremde Person - der gegnerischen Fraktion - aufnehmen? Selbst im Tausch gegen Informationen wäre dies wohl unwahrscheinlich, außerdem musste man ja auch noch damit rechnen, dass man dann von der einen Seite als Verräter und von der anderen Seite womöglich als Spion abgestempelt wurde. Verzwickte Situation. Da würde nur helfen, dass man sich ganz doll wünschte und hoffte, dass diese Situation nie eintreten würde.
Andererseits fragte er sich aber auch, was ihn dazu geritten hatte, die Situation zu verherrlichen. Ob es einfach nur dazu gut gewesen war die Situation und auch das schwer im Magen liegende Thema etwas zu entmachten oder ob es schlichtweg deswegen war, weil er sich selbst einfach nicht wirklich gut dabei fühlte über solche Dinge zu reden und zu denken. Aber was muss das muss. Das war ihm natürlich bewusst und zu einem großen Teil, war er auch dankbar und erfreut über so eine Aussprache. Das er mal wieder eine Person sah, die scheinbar genauso ein Kopfmensch wie er war, mochte natürlich auch noch einen Teil dazu beitragen. Der Witz selbst schien glücklicherweise keinen negativen Reaktionen mitsich zu ziehen, denn weder in den folgenden Sätzen konnte er einen bitteren Unterton bemerken, noch schien sie sich von ihm abzuwenden. Einzig ein paar feine Bewegungen konnte man vermerken, doch die konnten alles bedeuten. Alleine schon, dass seine Schulter gewiss nicht so komfortabel war wie ein weiches, fluffiges Kissen, konnten diese eben bewirkt haben.
"Gut das er es nicht geschafft hat." Es klang beiläufig, zu beiläufig. Aber, er konnte weder trauern, noch sich wirklich um gefallene Gegner freuen. Einfaches beschweigen ihrer Aussage war aber auch nicht drinne, denn damit würde er ihr Gespräch wohl nur unnötig aufhalten. Gut das sie noch mehr gesagt hatte und er deshalb direkt im nächsten Atemzug fortfahren konnte. Ihre ernsthaftigkeit bei den folgenden Sätzen war verständlich, schließlich war dies ein noch fast heikleres Thema. "Auch wenn es in dieser Situation eigentlich nicht angebracht wäre, aber als Antwort würde wohl dummerweise ebenfalls ein Sprichwort passen. Wenn zwei sich streiten, freut sich der dritte. Also nicht nur wenn jemand die Nerven verliert, sondern auch wenn noch eine dritte ... Fraktion, von der niemand etwas weiß, einen Plan hat, dann hätten wir wohl ein Problem." Das Wort Problem traf es nicht wirklich. Es war zu harmlos. Sollte es wirklich jemand schaffen, diese beiden Fraktionen gegeneinander auf zu hetzen, dann würde es in einer Katastrophe enden. Doch werde würde so etwas wollen und aus welchem Grund? Es war Yuto ein Rätsel. Schlicht und ergreifend ein Rätsel, aber nicht einfach ein solches, bei dem man dann einfach auf die Auflösung warten konnte. Wenn sich hier die Auflösung zeigen würde und damit genau eintreteten würde, was er sich in Gedanken gerade ausmalte, dann würde dies nicht gut sein. Wahrlich nicht.
"Was meinst du, gibt es noch andere... die vielleicht solche Schlüsse gezogen haben? Ich meine, könnte jemand aus den beiden Fraktionen etwas ähnliches ahnen?" Es war eine spontane Frage, die nicht nur aus Neugierde sondern auch aus Interesse entstanden war. Die Vorstellung, dass sie die einzigen waren, die von einem solchen Szenarios wussten war ihm nicht geheuer. Er wusste zwar das es unwahrscheinlich war, dass sie die einzigen waren - schließlich gab es ja womöglich noch die dritte Fraktion und diese müsste es ja dann immerhin wissen; wäre aber natürlich auch keine große Hilfe - aber wie bitte sollten die Fraktionen denn davon wissen? Noch wollte er keinen drohenden Weltuntergang beschreien, aber das "wenn es so wäre" in seinen Gedanken ließ in frösteln.
 
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Mameha Junko

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Das anstehende Problem sowie das Frösteln des Rotschopfes sorgten letztendlich dafür, dass sich Junko endlich von ihm löste. Warum? Nun, durch die Bewegung kam sie sich abgeschüttelt vor, und selbst die unangenehme Situation, dem Jungen ins Gesicht schauen zu müssen, verblasste angesichts der Thematik, die sie gerade behandelten. Souverän senkte sie den Kopf und ließ von Yuto am, nur um sodann den Blick in Richtung Tischplatte zu lenken – interessante Maserung übrigens – und das Gesicht in den Händen zu verbergen. Es war allerdings keine Geste der Trauer, es handelte sich hierbei vielmehr um einen Auftakt zum Schläfenreiben, während das Mädchen die Augen schloss und kurz über dass Gesagte sinnierte, wobei natürlich der arme Kiri-Nin neben ihr für einige Momente ausgeblendet wurde. Dass er anmerkte, dass er froh wäre, dass der Iwa-Nin es nicht geschafft hatte, bei der Selbstsprengung einige Kollegen von Junko mitzunehmen, empfand sie als gelinde Heuchelei – vielleicht log sich Yuto auch selbst etwas vor, konnte ja sein. Aber es hatte in Shirogakure Todesfälle auf der eigenen Seite gegeben, was genau genommen hieß, dass es für die allgemeine Meinung und im Bezug auf Rachegelüste egal war, ob es nun drei oder drei Dutzend waren. Wann immer Blut floss, kochten Emotionen ungeachtet der Literanzahl auf.
Eine dritte Fraktion? Die Idee bzw. dieses Szenario war durchaus wahrscheinlich. Im besten Fall bestand die Reaktion der beiden verfeindeten Fraktionen nämlich im Ignorieren oder im Aussenden einer ausgewählten Anbu-Einheit, die den gestohlenen Gegenstand barg. Im schlimmsten Fall verschwanden ein paar Beamte, welche die Dörfer finanzierten, wurden einige wichtige Persönlichkeiten ermordet und belastende Beweise für die jeweils andere Fraktion am Tatort hinterlassen. Irgendwann brannten dann zivile Dörfer und die Sache eskalierte. Das Ganze konnte sich dann hochwiegeln, bis im allerschlimmsten Worst-Case-Szenario beide Fraktionen auseinanderbrachen und wieder einzelne Dörfer in den einzelnen Ländern für ihre Kunden arbeiteten. Was das bedeutete, wusste Junko genau, und es gefiel ihr nicht, dass gerade große Dörfer wie Kiri, Suna und vor allem Konoha von einem derartigen Zerfall der Allianzen profitieren würden. Gerade diese Dörfer hatten in einem Konflikt, wie er sich im schlimmsten Fall anbahnen konnte, die beste Überlebenschance. Es konnte also eine Fraktion von außen sein, natürlich. Aber viel gefährlicher stellte sich die Situation dar, wenn der Feind, der wahre Aufrührer in Wirklichkeit in den eigenen Reihen zu finden wahr.
„Überleg’ doch mal anders: Was, wenn wir nicht die einzigen sind, die sich auf diese Art und Weise austauschen?“ Das war durchaus eine Frage, die man sich stellen musste. Paktierten vielleicht andere Kollegen mit dem Feind, um irgendein Ziel zu verfolgen? Es konnte durchaus sein, machte sogar bei näherer Betrachtung Sinn. Immer noch hielt Junko die Augen geschlossen, während sie noch einmal die Fakten auswertete.
„Vielleicht mag irgendwer kein Krümel mehr sein.“ Deutlicher und kindlicher konnte die Kunoichi ihre Befürchtungen nicht formulieren. Nicht in einem Raum wie diesem, nicht, wenn neugierige Ohren zuhören konnten … aber war das wirklich eine Wahrscheinlichkeit, die es in Betracht zu ziehen galt? Konnte man wirklich gegen seine eigene Fraktion handeln? Wenn ja, was für Vorteile wuchsen daraus? Und selbst, wenn es sich um eine dritte Fraktion handelte, wie, wenn nicht ohne Verrat, war es ihnen gelungen, sich in die größten Dörfer einzuschleichen und einen Diebstahl zu vollziehen UND zugleich der anderen Fraktion in die Hände zu schieben. Dann war da auch noch die geheimnisvolle Natur des gestohlenen Gegenstandes – oder eben nicht gestohlenen Gegenstandes. Wenn sie nicht so ein niederer Chuunin, ein frischer Emporkömmling wäre, dann hätte sie vielleicht Einsicht in diese Dinge. Aber momentan entzog sich ihr mit zu wenigen Informationen leider der Sinn des gesamten Plots, sofern es überhaupt einen gab. Es gab auch genug Menschen, die einfach nur dumm waren, oder auf Blut aus. Das Motiv konnte also genauso gut in Blutdurst liegen, obwohl ihr das noch weniger zusagte als irgendwelche politischen Ambitionen. Unwillkürlich musste sie nun ihrerseits frösteln; ohne Yutos Arm war ihr dann doch kühler als angenommen.
„Meinst du, wird das schon in einigen Tagen Früchte tragen? Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mich um meine Freunde kümmern soll … ist es möglich, dass die …. Ereignisse … eine Rolle spielen?“ Vage umschrieben, dennoch dürfte Yuto klar sein, wovon Junko sprach; sie hatten schon im Briefverkehr festgestellt, als Beschatter und/oder Prüfer im nächsten Examen dabei zu sein und eventuell da die Gelegenheit haben zu können, miteinander zu sprechen. Die letzte Mission hatte das Treffen nur geringfügig vorverlegt. Der Zeitpunkt war günstig gewesen, darum hatte man die Gelegenheit gleich beim Schopfe gegriffen. Was die Konoha-Nin mitteilte, war ich nicht weiter unüblich. Wer sonst als die eigenen Freunde und engen Kollegen, mit denen man häufig zusammenarbeitete, waren besser geeignet, die Fähigkeiten zu prüfen? Aber war das nicht fatal, wenn zu befürchten war, dass es zu politisch orientierten Komplikationen während des Examens kommen konnte? War man wirklich auf so etwas vorbereitet? Und wenn nicht in diesem Examen, wie mochte denn das nächste aussehen? Hier brauchte Junko wieder eine Gedankenstütze, was sie dadurch signalisierte, dass sie den Kopf hob und wieder in Richtung ihres Gesprächspartners schaute – oh, und hier kam der Augenblick, vor dem sie sich eigentlich gefürchtet hatte, der direkte Blick in die Augen. Nur leider hatte sie vergessen, was es zu fürchten gab, die Stirn gerunzelt und war gedanklich immer noch eher bei Politik und die Fülle an Möglichkeiten als anderswo.
 

Iwamoto Yuto

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Das sein frösteln Junko abschütteln würde hatte er nicht erwartet und schon gar nicht gewollt. Aber dieses kurze zittern oder gar schütteln konnte man eben nicht so ganz kontrollieren, wie man es gerne hätte. Immerhin war es dann aber auch genauso schnell vorüber, wie es auch gekommen war. Das Junko ihren Kopf in ihre Hände bettete, scheinbar als Antwort darauf abgeschüttelt worden zu sein, lies ihn rätseln. Oder hatte es doch nichts mit ihm zu tun? Da sie einige Augenblicke später aber wieder anfing zu reden und dies völlig normal, konnte er wohl ausschließen, dass diese Reaktion nicht auf seinem frösteln basierte. Ausmalen, was noch alles kommen könnte, nun da die eine Fraktion die andere - und umgekehrt - angegriffen und versucht hatte etwas zu entwenden, war für den Rotschopf momentan keinerlei Option. Es würde wohl so kommen wie es kommen würde und dies würde er nicht verhindern können bis es eintreffen würde. Das heißt, wenn eine der beiden Fraktionen bald einen offensichtlichen Schritt einleiten würde, der für einen Außenstehenden als normaler Angriff gelten würde, dann hätten unsere beiden Chuunin hier definitiv andere Gedanken, nämlich das dies der Anfang eines Endes wäre. Das Ende der ruhigeren Zeiten. Nur... was dann? Mal rein als eine Überlegung gesehen, man stelle sich folgendes Szenario vor: Ein Chuunin geht nach einem Angriff von der Shiro-Fraktion zum Kagen von Soragakure und versucht diesem klar zu machen, dass dieser Angriff zwar von der gegnerischen Fraktion ausgeführt wurde, aber durch etwas anderes ausgelößt worden war. Würde man diesem Chuunin glauben? Würde man ihn einfach in eine Zelle sperren, sobald dieser seine Quellen nennen würde? Rein logisch gesehen, war es so ziemlich das dümmste das der junge Iwamoto machen könnte, es war ganz einfach irrsinnig. Später dann würde man dann vielleicht sehen können, dass er recht hatte und doch nicht einfach übergeschnappt war, aber was würde dieses späte Erkenntnis dann noch bringen? Eigentlich nichts. Außer das er sich unnötig ein erschwertes Leben eingebrockt hätte. Na herrlich, dass bedeutete also im Klartext, dass man mit wertvollen Informationen auf glühenden Kohlen saß und diese trotzdem unter Verschluss halten musste.
"Wir haben wohl gerade jeweils den gegensätzlichen Punkt angesprochen. Während ich meinte, dass wir die einzigen sein könnten die von der ganzen Sache etwas wissen, meintest du ja das es auch noch andere wie wir geben könnte. Unsere unbekannten Mitspieler mal ausgeschlossen. Ganz ehrlich, mir ist beides nicht geheuer." Ihre Bemerkung mit dem Krümel war tatsächlich recht deutlich. Irgendjemand machte nun seine ersten Schritte oder verfolgte einen gewissen Plan. Viel interessanter war aber wirklich die Überlegung, was wenn die Krümel aus den eigenen Reihen stammten. Was wenn man sie sogar kannte und man ihm oder ihnen vielleicht sogar täglich über den Weg lief? Allmählich wurde Yuto bewusst, dass er sich einiges hatte vorstellen können, wie dieses Gespräch laufen würde, doch das sich vor ihm solche Abgründe aufmachen würden, schockte ihn schon fast. Doch es gab in diesem Zusammenhang noch etwas anderes das ihn leicht schockte. Er schien die ganze Sache auch noch interessant zu finden. Nicht amüsant - definitiv nicht - aber sehr interessant.
Was seine Freunde und die Examen anging, konnte man doch sagen, dass er diese mit einer gewissen Spannung erwartete. Natürlich hatte man mal den einen oder anderen Trainingskampf zusammen bestritten, volles Potenzial hatte man dabei aber noch nicht gesehen. Weder von Yuto noch von seinem Freunden. "Sicherlich, auch wenn es vielleicht nur Erfahrungen werden könnten. Man weiß ja leider nie was auf einen zu kommt. Aber immerhin wissen sie, dass sie alle, egal was passiert, noch eine warme Mahlzeit auf den Teller bekommen." Ja, man durfte bestimmt gespannt sein, wie sich die Dinge entwickeln würden. Yuto zumindest wusste, dass sie alle so einiges auf dem Kasten hatten, doch die Gegner sicherlich auch. Doch, die Examen würden nicht nur die Genin testen, auch für Yuto gab es einige Dinge, die die Examen erneut attraktiv machen würden. Zum einen würde es sicherlich viele Dinge zu beobachten geben und zum anderen könnte er Junko und Kayros erneut sehen. Zwar konnten sie dann wohl sicherlich nicht so offen wie jetzt reden, aber immerhin.
Während er gerade erneut die Stirn runzelte, alles nochmals revue passieren lies und schon wieder daran dachte, erneut Tee zu bestellen, kreuzten sich ihre Blicke. Es war der erste Blick an diesem Abend, der etwas länger anhielt. Alle anderen wurden bereits nach Bruchteilen abgebrochen oder fanden gar nicht erst statt. Warum könnte man sich fragen. War Yuto etwa so abstoßend? Wahrscheinlich nicht, aber irgendeinen Grund musste es ja geben.
 
M

Mameha Junko

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Theoretisch war das Szenario natürlich bemerkenswert, und das war noch eine Untertreibung: Politische Intrigen waren schon immer dazu erdacht, die Shinobiwelt zu revolutionieren, und jede gute racheorientierte Intrige fing mit einer hübschen Portion Blut an, wovon insbesondere Kiri-Ninjas ja fasziniert sein sollten. Sagte man zumindest. Yuto sah das sicherlich anders, aber den Shinobi aus dem Dorf des Nebels hing da nun mal ein gewisser Ruf an, den man beim besten Willen wohl auch die nächsten Jahrhunderte nicht abschütteln konnte. Dennoch hatte der Kiri-Nin Recht, wenn er das Szenario widerstrebend als interessant empfand. Wenn man alle Moral über Bord warf und sich nicht an zuviel Blut störte, dann glich es eigentlich dem Antippen eines Dominosteins, der daraufhin eine Kettenreaktion auslöste. Faszinierendes Schauspiel, gar keine Frage.
Natürlich hatte Yuto Recht – sie sprachen von zwei vollkommen anderen Dingen. Doch Junko ihrerseits hatte bereits weitergedacht und nahm an, dass sich viel klügere, aber auch viel dümmere Köpfe in den höheren Etagen befanden, die sowohl die Feinheiten dieses Plots erkennen mochte, aber auch in der Lage waren, unbedacht zu handeln. Die Frage stellt sich nur, wer letztendlich im Stuhl des Kage saß und ob dieser von Rachegelüsten erfüllt war. Wenn ja, hatten sie definitiv ein Problem und standen in absehbarer Zeit knöcheltief in Blut. Wenn nicht, dann hatten sie das Glück, das nur einige Shinobi ihr Leben hatten lassen müssen, und das allein war schon schlimm genug. Dass Yuto allerdings auch ihre Version nicht gefiel, war absehbar gewesen. Kein Szenario war besonders annehmlich, mochte man meinen. Verräter in den eigenen Reihen waren eine bittere Pille, selbst für hartgesottene Shinobi – Verrat, so wie er gerade von Junko selbst begangen wurde, weil sie sich schlicht mit einem Sora-Nin auf freundlicher Ebene traf und diese Angelegenheiten besprach, Befürchtungen und Vermutungen mit ihm teilte. Es wurde bereits anderweitig angemerkt, was die Kunoichi tun würde, falls sie jemanden aus ihrer Fraktion bei dieser Tätigkeit beobachten würde, nämlich ihre Pflicht. Und diese Pflicht war eine sehr bittere Speise.
Sodann wurde das Gespräch in Richtung des Chuuninexamens gelenkt, wo die Pflicht sich abermals als sehr harsche Herrin erweisen würde. Das war bereits jetzt absehbar, da man bevorzugt die Freunde und Bekannten der Prüflinge dazu nutzte, um wirklich alle Grenzen auszutesten. Wer hatte dieses grausame System eigentlich erfunden? Wahrscheinlich derselbe frauenfeindliche Bastard, dem die Welt die hochhackigen Schuhe zu verdanken hatte, aber das nur so nebenbei. Doch um diese Erfahrung konnte Junko nicht herumkommen, wie es schien, denn all ihre Versuche, Ryoichi zur Aufgabe noch vor Beginn des Examens zu bringen, waren fehlgeschlagen. Auch die freundliche Hyuuga von nebenan hätte sich wohl kaum davon abhalten lassen; blieb nur noch Kayros, bei dem Junko vorhatte, ihn um eine Aufgabe zu bitten, wenn sie die Zeit dafür aufbrachte und sich die Gelegenheit bot. War das verboten? Oh ja, das war es. Aber es wurde scheinbar zur Gewohnheit, die Regeln zu brechen. Was tat man nicht alles im Namen der Freundschaft? Und das alles nur aus dem egoistischen Grund, weil Junko sich gelinde gesagt nicht wohl dabei fühlte, ihre Freunde und Bekannten zu prüfen.
Sodann geschah aus Junkos Sicht etwas sehr Seltsames: Der Kiri-Chuunin schaute ihr direkt in die Augen und hielt ihrem sonst sehr abweisenden, kühlen und berechnendem Blick Stand. Im ersten Moment dachte die Kunoichi, ihr Gesprächspartner würde den Blick wieder abwenden, danach dachte sie, er würde etwas sagen. Tat er aber wider Erwarten nicht, er schaute sie einfach nur an. Mal abgesehen von der Tatsache, dass Junko an dieser Stelle einen sehr genauen Blick auf die Augenfarbe ihres Gegenübers werfen konnte, wurde die Angelegenheit für sie jetzt doch komisch. Was hatten lange Blicke für gewöhnlich zu bedeuten?
Trine, das muss man dir jetzt nicht noch erzählen, oder? Herzlichen Glückwunsch, Fräulein, Sie werden gerade durch einen simplen Blickkontakt entwaffnet und zum Schweigen gebracht. Sagen Sie, wie fühlt es sich an, angesichts drohender Gefahr und Apokalypse einfach nur hilflos dem Blick eines jungen Herrn ausgesetzt zu sein? Erbärmlich, hm?
Verreck doch.
Und mir selbst die Gelegenheit nehmen, dich dabei zu beobachten, wie du von eine Situation in die nächste stolperst? Niemals im Leben würde ich mir das entgehen lassen.
Hör auf, so überlegen zu grinsen. Das arme Mädchen weiß doch gar nicht, wie ihr geschieht.
Du schon wieder. Ich hab dir doch gesagt, du sollst abschieben. Das hier ist weder dein Gebiet der Expertise, noch ist hier Platz für dich, verstanden.
Halt Halt Halt … was geht hier ab? Also, wenn wir normalerweise lange Blicke haben, was bedeutet das normalerweise?
Interesse.
Erniedrigendes Balzverhalten.
Vertrauen.
Auftakt zu albernen Aktionen.
Nachdenklichkeit.
In machen Genres auch Telepathie und Zwangshandlungen.
Nun wird’ mal nicht komisch. Manchmal leitet ein solcher Blick auch eine sehr schöne Szene ein.
Ja, ich lache mich jedes Mal kringelig, das ist nüchtern betrachtet als schön zu bezeichnen.
Ihr seid beide eine wirklich große Hilfe.
„Uhm …“, machte Junko, um Zeit zu gewinnen, während sie dem Blick des Rotschopfes standhielt, allerdings dabei etwas verwirrt blinzelte.
Wir könnten mal schauen, wie dunkel sein Blut ist.
Mit deiner Haltu … äh, WAS?!
Man könnte ihn auch küssen, so ist das nicht. Hat mal jemand einen Kleiderbügel für mich?
Das wird ja immer besser hier. Bin ich denn der einzige Vernünftige hier?
Ich bin auch noch da, falls ihr es vergessen habt. Und jetzt seid ihr beide still.
Ist nicht so, dass du ohne meinen Ratschlag zurechtkommst.
Meinst du, wir könnten ihm Holzwolle unter die Bauchdecke …?
Schluss jetzt! Es ist mir egal, ob wir zurechtkommen, ihr beide seid jetzt still, und das ist mein letztes Wort.
Etwas Gerangel, ein paar Stiefeltritte der Gerechtigkeit und ein Machtwort später fand sich Junko allein mit ihren Gedanken wieder, hatte aber immer noch das nicht unerhebliche Problem, dass ihr der Junge gegenüber direkt in die Augen schaute. Was jetzt kam, wusste sie nicht und sie hatte jedwede Ratschläge oder auch nur beratende Stimmen im wahrsten Sinne des Wortes über Bord geworfen, musste allerdings feststellen, dass sie sich ohne sie dann doch irgendwie … „nackt“ fühlte. Hilflos, ratlos, wie immer man es nennen mochte. Keine angenehme Situation, die auch von der sonst so wortgewandten Kunoichi nicht überbrückt werden konnte. Sie hatte keine schlagfertige Antwort, sie war mit dieser Situation, ja nur mit diesem einen Blick vollkommen überfordert und sogar ein wenig eingeschüchtert, was sich im Erweichen der Züge des Mädchens äußerte. Es dauerte eine halbe, gefühlte Ewigkeit, bis sie sich endlich zu Sprechen durchringen konnte.
„Äh, was … genau … ist los?“ Wie entzückend, da war aber jemand absolut auf verlorenem Posten. Aber warum war das so? Hatte sie Angst? Wenn ja, warum? Was gab es zu fürchten?
 

Iwamoto Yuto

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Von einer hübschen Portion Blut war unser lieber Rotschopf wohl mit Sicherheit nicht entzückt. Da in seiner Geschichte Blut und Todesfälle immer wieder eine Rolle spielten, konnte er darauf gut verzichten. Natürlich aber nicht ganz, sofern es schön brav im Körper der jeweiligen Personen blieb und nicht durcht gewaltsamen Einfluss von außen in alle Himmelsrichtungen verteilt wurde, war alles ok. Aber natürlich bestand auch hier ein gewisses Interesse, aber logischerweise nur im wissenschaftlichem Sinne, sprich in einem Labor oder Lehreinheit des Unterrichts. Letzteres hatte er zwar schon seit längerer Zeit nicht mehr doch trotzdem konnte er sich an einige Unterrichtsstunden, die über den roten Lebenssaft handelten, noch immer gut erinnern. Doch wie gesagt, sofern er dort war wo er hinsollte, so war alles in bester Ordnung.
Dazu, dass eine bestimmte Person oder gar mehrere es doch tatsächlich geschafft hatten, diese ausgeklügelten Angriffe nicht nur fast gleichzeitig, sondern auch wirklich durchdacht auszulösen, musste man wirklich den Hut abnehmen, denn immerhin musste man dafür bestimmte Bezugspersonen in beiden Fraktionen haben und trotzdem unabhängig handeln können und durfte wohl auch nicht direkt abhängig sein von den beiden Fraktionen. Rein von der Planung her also wirklich eine kleine Meisterleistung für sich, doch ob es eine positive war, war strittig. Das jede der einzelnen Parteienm die darin verwickelt waren, jedoch brav schwiegen und ihre Meinung nicht nach außen dringen ließen, war verständlich. Im Gegensatz zu Junko, die sich ihre Gedanken darüber zu zerbrechen schien, wer letztendlich im Stuhl des Kagen saß und ob es ihm nach Rache und blutiger Vergeltung durstete, stellte er sich die Frage, was genau es denn bringen würde, wenn Leute aus den eigenen Reihen oder völlig außenstehende Personen solch ein Szenario auslößen würden. Grundsätzlich müssten ja schon einige Personen bereitstehen, die solch eine Gelegenheit für sich nutzen könnten und sich während dem großen - vielleicht - anstehenden Trubels, ganz eifrig aus dem Staub machen und sich an einem versteckten Ort sammelten und ... ja was und? Grob gesagt würden sie wohl einfach die Show genießen wie die beiden Fraktionen, komme was wolle, sich gegenseitig vernichten würden. Warum sie sich gegenseitig vernichten würden? Weil sie gleich stark sein mussten, es konnte ja schließlich keine zwei Fraktionen geben, wenn eine der beiden wesendlich schwächer wäre. Die stärkere würde in diesem Falle wohl schnell versuchen die Oberhand zu ergreifen und den Rest zu unterdrücken. Doch was, wenn es das grundsätzliche nicht gab und einigen Superhirnen, Verrückten, Machtsüchtigen oder was auch immer es sonst noch für seltsame menschliche Regungen gab, einfach gelangweilt waren und nun so etwas anzettelten? Es also schlichtweg darum ging sich zu amüsieren und zu sehen was passieren würde. Eine grausame Vorstellung, wohl nicht für den, der im Endeffekt dann daran Spaß hatte zu meucheln und meucheln zu lassen, vom waten im Blut mal ganz zu schweigen. Jedoch, es gab noch ein weiteres Szenario oder vielleicht eher etwas das man als möglichen nächsten oder alternativen Schritt bezeichnen könnte. Die einzelnen Dörfer der jeweiligen Fraktion gehen plötzlich untereinander gegeneinander vor. Was bedeuten würde wäre klar, geschwächt, wie sie alle dann schon sein würden, würden sie einen gemeinsamen Kampf gegen eine andere Fraktion nicht überstehen, sofern es dann überhaupt dazu kommen würde.
Etwas völlig anderes aber, war die Sache, die gerade im Feuerreich vor sich ging, um genau zu sein, an einem Tisch in einem gewissen Restaurant. Auch wenn es wohl "nur" - man könnte bei diesem "nur" wohl eine starke Betonung sowie ein Augenrollen hinzufügen, aber das ganz so wie man es sehen wollte - ein Blick war, wenn auch ein vergleichweise ziemlich langer Blick, in die Augen des jeweiligen gegenüber, so schien es doch in beiden recht individuelle Dinge auszulösen. Während es bei Yuto zu anfangs noch die Fragen nach dem warum und wieso auslöste und eigentlich recht banal waren, so schien es bei Junko ein komplettes Chaos anzurichten und die recht kühle Fassade ein wenig antauen zu lassen. Theoretisch köntte man ihn dazu nun beglückwünschen, da dies wohl nicht viele Personen schafften, doch es würde wohl nichts zur Situation beitragen. Demnach also kein Glückwunschkomitee, schade. Ungeachtet des schlechten Witzes, schien Yuto mittlerweile ganz eigene Probleme zu haben. Während er nämlich so in die dunkelbraunen Augen seines Gegenübers blickte, musste er sich eingestehen, dass diese wohl doch wärmer erschienen, als sich Junko selbst präsentierte. "Yuto, wenn du jetzt rot wirst, dann tu mir bitte den Gefallen und geh raus, zurück zum Hafen und ertränk dich. Es reicht völlig wenn deine Haare und Augen einen rötlichen Ton haben, wenn das Gesicht nun auch noch rot ist würdest du nur noch als eine Tomate durchgehen. Das Problem dabei, Gemüse ist in der Welt der Shinobi fehl am Platz, zumindest wenn es sich um lebendiges Gemüse handelt. Oh und nicht zu vergessen, wir sitzen hier in einer Art Restaurant, die Küche ist also nicht weit. Das bedeutet vorsichtig sein, vielleicht bestellt ja noch jemand eine Tomatensuppe und eine Tomate fehlt für den feinen tomatigen Geschmack... du weißt auf was ich hinauswill? Super! Und jetzt hör auf an die Farbe rot zu denken." Es mochte ihm kindisch vorkommen, doch es schien scheinbar zu helfen nicht rot zu werden und faszinierenderweise, schien es ihm auch noch möglich zu sein, dem Blick noch immer stand zu halten. Was nun? Blinzeln war gewöhnlich, den Blick einfach abzubrechen konnte als Schwäche und sogar als beleidigend aufgefasst werden. Doch was sollte er tun? Vielleicht doch noch der nötige Feinschliff der Tomatensuppe werden? "Gute Frage." Das wohl bekannte nächste Frage, dass für gewöhnlich darauf folgte blieb aus, doch immerhin dachte er es sich. Anhand das er es eher einem Flüstern glitt, konnte man gut merken, dass er lieber nichts gesagt hätte als so etwas belangloses. Doch irgendwas musste ja gesagt werden. Immerhin versuchte Junko dies auch zu tun. Sie waren zwar bei keinem Wettkampf, nicht mal einem indirekten, jedoch wollte er auf selber Höhe bleiben. Kindisch gesehen, gut eigentlich sehr kindisch gesehen konnte dies nun aber auch in einen waschechten Starr Wettbewerb ausarten. Das wäre zwar wirklich unerwartet, aber immerhin konnte man alles andere dann abstreiten und sagen der andere wollte nur nicht weggucken, weil es doch ein Wettbewerb gewesen war. Wenn auch ein inoffizieller, aber immerhin. Klingt doch logisch oder nicht? Nein? Teenager waren eben auch nur Menschen, also mit Sicherheit nicht perfekt, so wie der Rest der Menschheit eben auch. Wer sich jetzt als etwas nichtmenschliches outen wollte, der hebe doch bitte die Hand.
 
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Mameha Junko

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Bewundernswert, dass der Sora-Nin noch in der Lage war, rationale und nachvollziehbare Gedanken zu formen und sogar nach einem kleinen Ausflug in die Welt des Blutes und dessen Beschaffenheit sowie über politische Ränkespielchen immer noch eher mit dem Problem, welches sich ihm aufgetan hatte, hing, als Junko selbst es für möglich gehalten hatte. Sie, der Kopfmensch schlechthin, die kühle Taktikerin, die eiskalte Kunoichi, war nämlich gerade nicht mehr in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Warum? Schuld waren ein junger Sora-Shinobi, ein langer Blick und zwei geflüsterte Worte. Unglaublich, wie wenig, wie unglaublich wenig doch letztendlich notwendig war, um die Konoha-Chuunin in ein heilloses Chaos zu stürzen. Momentan fragte sie sich auch, ob das Chaos durch soziale Inkompetenz oder – großes Schaudern – vielleicht sogar durch irgendeine vollkommen irrationale emotionale Reaktion ausgelöst wurde. Aber sogar diese Differenzierung fiel schwer, während Yuto ihrem Blick standhielt.
Junko kannte diese Art Spiel und beherrschte dieses für gewöhnlich recht gut. Sie nannte es auch das „Hundespiel“ und wusste eigentlich sehr genau, worum es ging: Es war ein Kampf, der per Blickkontakt ausgetragen wurde, und wer zuerst den Blick senkte, hatte verloren und war ein Schlappschwanz. Noch nie hatte Junko den Blick senken müssen, sondern mit eisernem Ausdruck Gegner um Gegner niedergerungen, selbst wenn sich ihr Gegenüber nicht als Gegner verstand. Meist geschah dies im Zuge hitziger Diskussionen, welche dann letztendlich zu Junkos Gunsten ausgingen. Wir erinnern uns, wie immer, wenn sie die Wahl hatte zwischen Kampf oder Flucht, so war es immer die erste Option, auf welche die die Wahl fiel, während Erstarren sogar komplett aus der Liste entfernt worden war. Erstarren war etwas für Weicheier, welche die Situation nicht erfassen und auswerten konnten; ängstliche, willensschwache, charakterschwache Menschen erstarrten. Junko hätte niemals gedacht, dass sie sich jemals in diesem verhassten Zustand des Erstarrens befinden konnte, während doch ihr Inneres schrie „Tu was!“. Doch sie konnte nicht. Ob es nun Angst war, welche das Herz schneller schlagen ließ und warum die Knie weich wurden, sei mal dahingestellt, fest stand, dass sich aus den Knochen heraus ein Gefühl ausbreitete und sie nicht direkt sagen konnte, wohin es wollte, wohin es sollte und warum es da war. Wenn es Furcht war, dann war es eine Furcht, wie sie sie noch nie kennengelernt hatte, während sie mit aller Macht versuchte, dem Blick standzuhalten.
Erhöhter Puls, leichte Unregelmäßigkeit in der Atmung, Durchblutung der Ohren und der Gesichtspartie steigt, merkliche Färbung wahrscheinlich.

Bewegung eingeschränkt, Quelle unbekannt.
Das kann sich ja kein Mensch mitansehen. TRINE! Ich weiß, ich soll die Klappe halten, aber so geht das nicht. Heb’ das Kinn und hör auf, so erbärmlich vor sich hinzustammeln!
Verbale Kommunikation wurde eingestellt, Situation wird beurteilt, bitte warten …
Nichts da. Es ist nur Yuto. Klar? Nur Yuto!
… stimmt eigentlich. Und du wolltest die Klappe halten.
Ah …
Ruhig!
Ab…
Ich will nichts hören!
Gut. Komm allein klar. Nicht mein Problem.
Wie gingen Romanfiguren für gewöhnlich in so einer Situation vor? Nun, sie kamen nicht in so eine Lage, weil sie in solchen Momenten meist eine unglaublich intelligente und schlagfertige Antwort parat hatten, welche die Situation entschärfte und entweder für einen humoristischen Moment sorgte oder für einen nahtlosen Übergang zur weiteren Handlung diente. Aber Junko musste in diesem Moment erkennen, dass, selbst wenn sie sich in einer Geschichte befand, sie schwerlich sagen konnte, was diese für einen Ausgang haben mochte und aufgrund der mangelnden Genrezugehörigkeit auch ein Standartvorgehen nicht wirklich ersichtlich war. Demzufolge gab es nur eine Möglichkeit, sich elegant aus der Sache zu winden: Sie musste improvisieren. Eine Bauchentscheidung. Schätzen. Was für ein Albtraum für das rationale Gehirnchen, welches sich mit Händen und Füßen wehrte und dann nur widerstrebend die Vorherrschaft abgab. Auch den Instinkt noch einmal wie in der vorangegangenen Situation hervorzuholen konnte nur zu einem gesellschaftlichen Faux-pas führen.
Einmal mehr an diesem Abend wollte Junko zum Sprechen ansetzen, doch auch das war zum Scheitern verurteilt. Was sollte sie denn auch sagen? „Yuto, hast du eine Ahnung, warum ich gerade alle Rotschattierungen erfahre und warum sich mein Magen zusammenkrampft, nur weil du mir in die Augen schaust?“. Möglichkeit wurde verworfen, stattdessen tat die Kunoichi ausnahmsweise etwas sehr Befreiendes und sehr Untypisches: Sie lachte.
Es handelte sich hierbei um kein albernes Kleinmädchenkichern – nein, dann hätte sich die Konoha-Chuunin vermutlich selbst mit ihrem eigenen Zopf stranguliert, und zwar auf der Stelle. Es war ein leises, kaum hörbares Lachen, fast schon trocken und humorlos, als mache sie sich eher über sich selbst, während sie den Blick vom Gesicht des Rotschopfes löste, diesen senkte und den Kopf schüttelte. Wäre dies ein Gefecht gewesen, wäre dies das erste gewesen, welches sie verloren gab, aber das hier war kein Gefecht – das fiel ihr nun wie Schuppen vor den Augen, während sie immer noch vor sich hinschmunzelte. Die Lösung für das Problem hatte sie nämlich gefunden – Junko wusste, dass es ihr nicht an Courage mangelte, aber wenn sie gerade kurz an Lösungen war, musste sie genau das tun, was ihr normalerweise widerstrebte: Anderen Leuten die Lösung überlassen. Wenn sie nicht weiterkam, musste es jemand anderes tun. Bitter, aber notwendig. Kein Wunder, dass die Entscheidung so schwer fiel, und kein Wunder, dass die Einfachheit dieser Lösung in den Augen der Konoha-Kunoichi eher lustig als traurig anmutete.
„Wenn du eine Antwort hast, dann wäre ich sehr interessiert daran, sie zu hören.“
Als Junko den Blick wieder hob, fühlte sie sich wesentlich entspannter. Es war eigentlich gar nicht so schlecht, die Entscheidungsgewalt einmal anderen zu überlassen und was immer jetzt an Initiative verlangt wurde, einfach auf Yutos Schultern zu laden. Sie selbst kam nicht mehr weiter, und sich das einzugestehen war mehr, als sie für gewöhnlich bereit war zu tun und ein großer Makel im eigenen Führungsstil. Insofern durfte man Yuto dankbar sein, dem Mädchen einmal den Spiegel vorgehalten zu haben, auch wenn dies im Zuge einer sehr peinlichen Situation geschah. Junko lächelte nicht mehr, aber das milde Amüsement sowie Interesse zeichnete sich noch immer auf ihrem Gesicht ab. Das Mädchen könnte eine so lebendige Mimik haben, wenn sie nicht ständig den Gesichtsausdruck zur Porzellanmaske verhärten würde.
Einfach die Zügel aus der Hand geben … tsk, die Lösung war so einfach, und doch hatte Junko sie vorher nie in Betracht gezogen. Kein Wunder, dass ihr gerade leichter ums Herz wurde. Und wenn Yuto nichts aus der Lage machen konnte, dann war diese Sache von Anfang an nicht zu retten gewesen.
 

Iwamoto Yuto

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Ob man Yutos Gedanken wirklich noch als rational und nachvollziehbar betrachten konnte war wohl ein Fall für sich. Die ersten Gedanken mit Sicherheit, die späteren aber wohl eher nicht mehr. Außer natürlich es war normal das man darüber nachdachte als fehlende Tomate in der gleichnamigen Suppe zu landen. Aber hey, gerade weil er eine der Personen war, die viel lieber dachte und dies definitiv nicht zu knapp, musste eben auch mal etwas seltsames, wirres oder einfach unbrauchbares dabei rauskommen. Wenn nun noch gewisse Umstände wie in dieser Situation gerade eine Rolle spielten, so sollte man sich nicht wundern das auch ab und zu mal etwas seltsames seinem Weg aus seinem Mund finden würde. Mit seltsam waren natürlich nur Worte gemeint. Aber man sagte ja schließlich nicht zu Unrecht, dass Genie und Wahnsinn sehr nahe beieinander liegen würden. Was daran aber etwas schlecht zu sein schien, war der einfache Fakt, dass Yuto zwar recht viel nachdachte und auch seine Vorgehensweise eigentlich sehr strategisch war, doch er war gewiss kein Genie und würde sich auf nicht als ein solches bezeichnen. Doch was war es dann? Schieben wir die wirren Gedanken einfach auf die Pupertät. Einfache Lösung!
Im Gegensatz zu Junko, packte er dieses "Hundespiel" aber eher in einen Bereich, bei dem es darauf ankam aus dem Bauch heraus zu reagieren. Ob man es Bauchgefühl, Instinkt oder was auch immer nennen wollte spielte dabei keine Rolle. Bei Kämpfen jedoch gab es diese Reaktionen die so unüberlegt, spontan und eigentlich nicht wirklich typisch für Yuto schienen, aber kaum vorzukommen, weshalb es auch eine eher private Seite von ihm war. So unüberlegt es aber zu sein schien, dass er dem Blick von Junko weiterhin standhielt und ihn damit auch erwiderte, so überlegt und auch durchdacht war die Entscheidung, dass er ihn nicht abbrechen wollte. Doch nur deswegen konnte man es nicht als Kampf benennen sondern eher als ein kleiner Wettstreit unter Freunden.
Die nächsten Fragen, die sich zu diesem Thema dann aber stellten waren folgende, wieso wollte keiner der beiden wegsehen und wieso schienen sie es beide "ernst" zu nehmen? Zwei Fragen, keine Antworten. Was dies nun im Klartext bedeutete? Yuto musste seine kleinen grauen Zellen, die sich unter einer roten Mähne - sowie etwas Haut und Knochen - verbargen, anstrengen und auf eine Lösung kommen. Oder aber es würde improvisieren und eben etwas, irgendetwas improvisiertes machen. In diesem Falle von hinten anzufangen, hörte sich für ihn einfacher an. Einige Ideen waren schnell gefunden, kein Wunder wenn man noch mal an die oberen Aspekte vonwegen seltsamen und wirren Gedanken zurückdenken mochte. Also gut, was gab es alles? Einen Nieser vortäuschen, sehr klassisch und effektiv, aber wohl auch nur dann, wenn die gegenüber sitzende Person nicht wirklich aufpasste. Der Nieser entfiel also, zwar eine gute Idee doch leider zu gestellt um echt zu wirken. Das Resultat wäre also einfach nur peinlich. Nächster Gedanke. Die ebenso klassische Variante von "Hey, schau mal da hinten! Ist das nicht - hier bitte eine beliebige Person einfügen, Danke -?!" Das konnte man wohl auch streichen und zwar bitte sofort. Möglicherweise würde es zwar seinen Effekt erzielen, aber danach würde sich Yuto wohl freiwillig in die Küche begeben und in die Suppe hüpfen. Wobei... kaltes oder heißes Wasser? Die Qual der Wahl. Weiter im Text. Wie wäre es damit etwas aus der Hosentasche fallen zu lassen, ganz unauffällig versteht sich. Gute Idee aber doch auch sehr schlecht. Gewollt dunkel erinnerte sich unser Rotschopf nämlich an eine recht peinliche Situation am Anfang des Gespräches. Ein Deja vu mochte vielleicht zwar ganz nett sein aber eben leider unpassend. Eigentlich traute er sich nicht mal wirklich noch weiter zu denken, da es ihm mittlerweile leicht lächerlich erschien, doch wenigstens eine Möglichkeit muss noch sein. Nur noch eine, versprochen! Vielleicht ist diese sogar brauchbar... oder eben nicht. Eine ungeschickte Bewegung machen und dabei die Teetasse zu Boden befördern. Natürlich. Eigentlich die beste, wenn auch genauso peinliche Idee wie die anderen, die sich mittlerweile im imaginären Gedankenmülleimer befanden. Das Problem dabei wäre nur, dass er damit zum einen Dreck machen würde und das wollte er bestimmt nicht da er ja kannte wie es war wenn man diesen weg machen musste, zum anderen würde es auch Aufmerksamkeit erregen. Die beiden wollten schließlich keine Aufmerksamkeit die sie in dieser Situation wollten, war vom jeweiligen Gegenüber und wenn es dann wirklich hoch herkam, auch mal vom Kellner. Außerdem stand die Tasse nicht mal in seiner Reichweite, er müsste also mit dem Arm ein Mal gut ausholen und das würde natürlich nicht auffallen, nein bestimmt nicht. Gut, wo waren wir stehen geblieben? "Lächerlich, amüsant aber doch etwas zu peinlich, einfach nur peinlich und ein wohl unangebrachtes Deja vu und zuletzt noch; fast schon peinlich." Gut, da waren wir also, bei den Möglichkeiten. Das davon nun also keine in Frage kam war logisch, doch was sollte er denn dann machen? Man musste sagen, dass es doch etwas peinlich war, wenn man bedachte das er sich gerne als einen strategischen Kämpfer ansah. Ein Stratege der so kläglich in solch einer Diskussion versagte.
Was dann aber geschah überraschte ihn. Junko begann zu lachen und wandte dadurch den Blick ab. Es erstaunte ihn und er versuchte das Lachen zu deuten, doch dazu kam er nicht, denn sie nagelte ihn buchstäblich mit einer daraufhin folgenden Frage an die Wand. Für einen Moment mochte er mit einem innerlichen, leisen Jauchzen wohl sogar gefreut haben, dass er ihr standgehalten hatte, natürlich nicht das er "gewonnen" hatte. Zu früh gefreut oder eben gejauchzt. Ebenso überraschend bildete sich in seinen Gedanken ein Satz, den er aber nicht über die Lippen brachte. "Sag du es mir doch. Ich weiß es nicht." Doch dies brachte er wirklich nicht über die Lippen, doch irgendwas anderes musste gesagt oder zumindest getan werden. Seine Gedanken wirbelten momentan aber leider so umher, dass er sich für einen Moment sogar in die Zeit mit Himawari zurückversetzt fühlte. Könnte es vielleicht doch einen stark emotionalen Ursprung haben? Nein. Oder doch? Was wusste Yuto schon, immerhin kannte er sich damit nicht wirklich aus, aber vielleicht sollte er sich mal nicht auf ein Bauchgefühl oder strategisch durchdachte Pläne verlassen, sondern einfach nach seinen Gefühlen reagieren. "Wollen wir vielleicht noch etwas essen?" Um Gottes Willen, doch eine Bauchreaktion. Definitiv sogar. Zum Glück ging ihm aber auch dies nicht über die Lippen. Der nächste Satz musste nun aber wirklich über die Lippen gehen, denn ansonsten würde es einige lange schweigsame Sekunden geben. "Ich würde gerade sehr gerne mit in etwa selbigem kontern aber wenn du sie eben unbedingt hören willst, gerne. Vielleicht ist uns beiden gerade erst richtig klar geworden wer oder was uns gegenüber oder eben neben uns sitzt. Damit meine ich nun nicht den Unterschied der Fraktionen, sondern einfach und generell die Person des Gegenübers. Ok, einfach ist recht vage ausgedrückt, aber ich hoffe du verstehst was ich meine. Unser Gespräch hatte ja schon einige Richtungen eingeschlagen, diese aber wohl noch nicht so wirklich." Ja, es war etwas patzig. Aber er hatte etwas gesagt und dabei nicht gestammelt oder auf die Seite gesehen - auch nicht in seine Tasse - sondern ehrlich und mit einer normalen Stimmlage. Doch das musste fürs erste reichen, bevor er nun völlig seltsame Dinge sagen würde und dies nicht bemerken würde und deshalb auch nicht stoppen würde. Was er aber leider nicht wusste, war das sich Junko bei den Optionen Kamp oder Flucht immer für Kampf entschied. Er brauchte sich deshalb eigentlich keine Gedanken darüber zu machen, dass sie gleich hektisch den Tisch verlassen oder auf ihre Seite des Tisches flüchten würde. Doch da er es nicht wusste, musste er sich wohl leichte Sorgen darüber machen. Wahrscheinlich auch über die Dinge, die da vielleicht noch auf ihn zukommen würden. Armer Rotschopf.
 
M

Mameha Junko

Guest
Wie schnell Mulder und Scully doch ihre kleine Verschwörung vergessen, und dass alles nur aus der Entscheidung heraus, einem Blick standhalten zu wollen. Junko hatte nur dieses einzige Mal willentlich die Zügel aus der Hand gegeben und stellte fest, dass die Angelegenheit nicht nur bequem war, sondern auch mit einer Antwort vergolten wurde, die unklarer nicht hätte sein können. Wissenschaftliche Abhandlungen über die Natur ihres Treffens und vor allem das Bewusstsein über die eigene Identität hatte man doch eigentlich schon abgehandelt – man hatte es in dem Moment abgehandelt, als man die letzte Zustimmung zum Treffen erteilt hatte. Natürlich sprach Yuto hier nicht nur den Aspekt der feindlichen Fraktion an, dennoch war dieser Punkt nicht zu verleugnen und durfte in keiner Einschätzung fehlen. Der Sora-Nin war also der Ansicht, dass die peinliche und zugegebenermaßen seltsame Situation, die sogar Intrigen apokalyptischen Ausmaßes vergessen ließen, daher rührte, dass die beiden Jugendlichen hier gerade feststellten, wie verschieden sie waren und dass sie es waren, hm? Wir ignorieren jetzt gekonnt, was Freud zu dieser Situation zu sagen hätte und widmen uns vollkommen der Schlussfolgerung, die Junko zog. Waren sie so verschieden? Sie gehörten zu verschiedenen Fraktionen, was bedeutete, dass es sich um den Todfeind handelte, was wiederum bedeutete, dass eine Freundschaft mit dem jeweils anderen eigentlich nicht sein sollte, was wiederum bedeutete – es war verboten. Die Konoha-Chuunin war sich der Tatsache durchaus bewusst, dass es zu Trotzreaktionen, die in ihrem Alter häufiger vorkamen, auch beinhalteten, dass man einfach Verbotenes tat. Woher sie das wusste? Nun, für gewöhnlich untergrub Junko im Namen von Recht und Ordnung derartige Aktivitäten von ihren gleichaltrigen Kameraden und Kollegen untergrub. Sie war da ein regelrechter Spielverderber, der die Regeln hochhielt und selten einen Regelverstoß duldete, einfach, weil auf diese Art und Weise Stabilität in ihre kleine von Konflikten geschüttelte Welt kam, was natürlich niemand wissen konnte. Die Abgründe, die sich bei dieser Kunoichi auftaten, waren sowieso bestenfalls für gute Beobachter zu erahnen, wurden aber sorgfältig hinter einer Maske verborgen, die sich in den meisten Fällen noch nicht einmal angenehm zeigte. Allerdings war das der Grund, warum sich Junko der Tatsache bewusst war, dass das Verbotene einen gewissen Reiz haben musste und sie gerade in dieser Hinsicht Blut leckte – etwas Verbotenes zu tun war aufregend und sorgte somit für einen amüsanten, angenehmen und nicht allzu aufdringlichen Nervenkitzel, wie ein gut portioniertes und nicht übermäßig luzifermäßiges Chili. Mit diesem Bewusstsein fiel auch eine genauere Beurteilung der Situation selbst sowie der Aussage Yutos leichter, die nach einschlägiger Erfahrung von Romanfiguren einfach zu einem Konflikt der ganz anderen Art führen musste. Wenn zwei Individuen des jeweils anderen Geschlechts im Gespräch feststellten, dass sie verschieden und doch gleich waren und dieser Konflikt mit verbalen Schlagabtauschen untermauerten, wie ihn Yuto jetzt offenbar erwartete, dann lief das Ganze auf eine Komödie hinaus, die Junko persönlich das „Han-und-Lea-Syndrom“ nannte. Wahlweise konnten natürlich auch äußere Einflüsse dafür sorgen, dass die Charaktere irgend etwas oder irgend jemanden niemals nie nicht sehen durfte, so wie bei Dornröschen, und es geschah am Ende doch. Am Ende stach man sich immer an dieser verdammten Spindel, ob man nun wollte oder nicht. Aber wenn es um das Han-und-Lea-Syndrom ging, dann gehörte dieses Szenario definitiv zu einem Heldenszenario und sollte von der Gemeinschaft klischeebefreiter Bösewichte dringend als Problem in Angriff genommen werden. Es war in diesem Fall gar nicht notwendig, darüber nachzudenken, was auf dem Weg lag und inwiefern das Ziel jetzt in Augenschein genommen wurde; fest stand nur, dass Yuto gerade die typische Floskel des kühlen Parts übernahm und von Junko davon ausgegangen wurde, dass er jetzt eine impulsive, emotional aufgeladene Antwort erwartete, einfach, weil die Gesetze der Dramaturgie es vorschrieben. Dass das Leben manchmal anders lief, kam der Kunoichi aufgrund mangelnder Erfahrung im sozialen Bereich, den sie selbst zum größten Teil nur durch Bücher abdeckte, gar nicht in den Sinn. Kein Wunder also, dass Junko einen ernsten Gesichtsausdruck annahm, während sie Yuto mahnenderweise mit dem Zeigefinger unter der Nase herumwedelte.
„Oooooh nein. Nein nein nein nein. So nicht, mein Freund.“ Dass der Rotschopf allein mit dieser Aussage nicht viel anfangen konnte, war der Chuunin schon klar, weswegen sie zu einer längeren Erklärung ansetzte, welche zwar mit der üblichen, rationalen und kühlen Stimme vorgetragen wurde, aber dennoch im Verlauf bis hin zum Ende an Geschwindigkeit zunahm, sodass man sich fragen musste, ob der Kunoichi die Luft ausging oder ob sie sich nicht doch über etwas aufregte.
„Nichts da, wir kennen dieses Szenario, und das ist alt und hat soooo einen Bart. Du merkst an, dass wir beide verschieden sind, ich kontere, dass wir viele Gemeinsamkeiten. Dann fängst du an, über unsere verschiedenen Hintergründe und Herkunftsorte zu reden, während ich dagegen halte, dass der Mensch nicht allein durch das spezifische Umfeld definiert wird. Du wirst dann überlegen lächeln und fragen, ob das dann hieße, ob alle Menschen gleich wären, während ich mich zunehmend darüber ärgern werde, dass meine Aussagen gleich in diesem Maße aufgenommen werden und beleidigt die Unterlippe vorschieben werde, was dich amüsieren wird. Das ganze Spiel kann man dann mehrere Stunden fortführen, nur um dann am Ende festzustellen, dass aggressiver verbaler Schlagabtausch der Sympathie zuträglich ist, aber ganz ehrlich, ich glaube, über solche Spiele sind wir erhaben. Oder? Oder??“
Und das, meine Damen und Herren, kommt heraus, wenn sich ein emotional vernachlässigtes Mädchen plötzlich mit einer sozial und emotional milde fordernden Situation auseinandersetzen muss – eine Katastrophe. Es scheint, als hatte Yuto jetzt gerade zu tun und Junko von etwaigen Irrtümern abzubringen. Eines war sicher, ihre Aufregung, die nur sehr subtil und auch nur bei genauerer Beobachtung zu entdecken war, war hauptsächlich dem Umstand zu verdanken, dass die Kunoichi gerade so verunsichert war wie schon lange nicht mehr. Und dann kamen sogar Artikulationsschwälle epischen Ausmaßes raus, die kein Mensch nachvollziehen konnte, wenn er sich nicht vorstellen konnte, was Junko unter dem Han-und-Lea-Syndrom verstand.
 

Iwamoto Yuto

Chuunin
Beiträge
1.416
Alter
18 Jahre
Größe
1,79m
Fraktion
Sora
Dorf
Kiri
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Wie mochte man denn vergessen ließen deuten? Natürlich vermochte er es nicht diese Themen, die doch so schwer im Magen lagen, einfach so zu vergessen. Das ging einfach nicht und vor allem war er noch immer auf groteske Art von diesen fasziniert. Doch was sich ihm momentan bot, beschlagnahmte einfach seine vollständige Aufmerksamkeit und unterdrückte diese groteske Interesse an Blutbädern und taktischen Meisterwerken. Doch wenn wir schon bei grotesken Dingen waren, waren die letzten Sätze von Yuto nicht ebenfalls... grotesk? Immerhin hatte er ja gesagt was er dachte, wenn auch verwirrenderweise in unschlüssige Sätze gehüllt und ohne großen Kontext. Wobei, ein Kontext existierte und Yuto selbst wusste ja schließlich was er ausdrücken wollte - auf seine eigene etwas seltsame Art eben. Was solche Dinge betraf war er eben genauso aufgeschmissen wie Junko. Auch wenn er sich in den meisten sozialen Bereichen frei bewegen konnte, besonders wenn man an sein Heimatdorf oder Soragakure dachte oder eben an das Kiri Ryokan. Alles lief prima, reibungslos und Gedanken über die Handlungen musste man sich auch nicht groß machen, da man ja alles gewöhnt war und auch wusste welche Floskeln man anwenden sollte, welche Regeln man beachten sollte und natürlich auch welche Schlupflöcher im System für einen selbst bestimmt waren. Doch hier bewegte er sich buchstäblich auf dünnem Eis. Eine Mischung aus Balanceakt und einem Labyrinth in dem er versuchen musste sich zu bewegen, ohne vom rechten Weg abzukommen, zu stolpern oder banalerweise stehen zu bleiben und einzubrechen. Doch wer wusste wo der Weg endete oder gar eine plötzliche Abzweigung nahm? Wo war das Eis dünner und wo dick und stabil genug um sich eine Auszeit zu nehmen? Klarer Fehler im System, zu wenig Erfahrung. Nicht mal seine unzähligen Bücher die wohl so gut wie jegliches Genre abdeckten, konnten ihm da weiterhelfen. Natürlich war es wahr, dass man aus Büchern einiges lernen konnte, vor allem auch Grundlagen, doch da wohl jede Situation im Leben einzigartig war konnte man mit einem Buch auch nicht alles abdecken. Nein, mit mehreren Büchern auch nicht. Eine ganze Wadenladung auch nicht, tut mir leid. Oder wohl eher, es tat Yuto etwas leid. Gerne hätte er eine genauere und vor allem bessere Antwort gegeben, doch so war es nun mal. Außerdem war es bereits passiert, rückgängig machen war also keine Option, die nächste Gelegenheit besser zu bewältigen jedoch schon. Seine Bücher würde er im übrigen nicht freiwillig hergeben, auch wenn das ein oder andere vielleicht nicht gut war oder ihm nicht gefiel, kampflos würden diese nicht den Besitzer wechseln. Freunden ausleihen war in Ordnung, doch auch nur dann, wenn ihm versichert wurde, dass er es im selben Zustand wieder bekommt. Aber auch dies konnte einem zeigen wie die Leute hinter einer Fassade waren. Eselsohren, vergessene Lesezeichen, Risse und was es auch sonst noch gab, konnte man jeweils auf irgendetwas zurückführen. Ob es nun Vergesslichkeit war, ob es den Leuten schlichtweg egal war wie sie mit den Dingen anderer Leute umgingen oder ob sie einfach unvorsichtig waren. Zusätzlich konnte man dazu auch noch die Reaktion bei der Rückgabe beobachten. Wenn man nun raten würde, dann würde man sicherlich nicht sehr falsch liegen, wenn man behaupten würde, dass dies sicherlich auch aus eine, Buch stammte.
Yuto jedoch hatte momentan weder Probleme mit Rissen, Knicken oder vergessenen Lesezeichen. Viel eher vielleicht war sein Problem ein mahnender und umherwedelnder Zeigefinger, der zu Junko gehörte. Gefolgt von einigen vorerst noch unverständlich Worten. Unbewusst folgte er dem Zeigefinger mit den Augen, was aber wohl damit zusammenhing, dass er eine minimale Ablenkung brauchte, die zur Abwechslung mal nicht aus wirren Gedanken bestand.Wenn man nun die Aufgabe hatte seinen Gesichtsausdruck während des daraufhin folgenden Wortschwalls deuten sollte, so konnte man einige Dinge definitiv ankreuzen. Verwirrt. Hatte Fragen. Etwas nachdenklich aber auch doch etwas amüsiert oder erfreut, ganz wie man es deuten wollte.
Es war ihm nicht bewusst, dass er so ein Szenario auslösen wollte. Besimmt nicht, sogar definitiv nicht. Zwischen den oben genannten Reaktionen musste sich wohl auch noch ein überraschter Gesichtsausdruck eingeschmuggelt haben. "Äh..." Ja, ganz genau, er setzte mit einem "Äh" an. Faszinierend und mal wieder etwas unpassend, Gratulation Yuto. Er legte den Kopf für einen Moment schief und suchte offensichtlich nach den nächsten Worten, damit also auch Gratulation an Junko, denn der Rotschopf vor ihr war damit endgültig entwaffnet worden. "Ich würde überlegen lächeln? Wirklich? Eigentlich sehe ich nicht auf Leute hinab, wieso sollte ich da überlegen lächeln?" "Und einen Bart habe ich auch nicht, eigentlich war wohl die Szene gemeint..." "Die Szene wäre wirklich so verlaufen? Das ist... seltsam. Doch ich glaube seltsam wurde am heutigen Abend schon etwas oft benutzt oder nicht? Ja, so langsam war das Wörtchen "seltsam" tatsächlich etwas abgenutzt. Herrje, sag doch noch bitte was, irgendwas gescheites. "Irgendwie muss ich aber sagen, dass ich mich in diesem Szenario nicht ganz wieder erkenne. Oder findest du das trifft wirklich auf mich zu?" So langsam überkam ihn das Gefühl auf seiner Unterlippe herumzukauen und nachzudenken, ob er denn wirklich so war und so reagiert hätte. Doch dieses Szenario musste wohl auch aus einem Buch oder sonstigem kommen, dumm nur das Yuto dieses nicht gelesen hatte und auch nicht wirklich wusste wie er darauf reagieren sollte. Da es aber noch ein weiteres Thema gab, das ihm spontan einfiel, das ihn beschäftigte, wollte er auf dieses umleiten. Auch wenn es taktlos war, ein Themenumschwung schien ihm besser zu gefallen als freudiges Rätselraten über sein Verhalten. "Mir ist da noch etwas aufgefallen. Scheinbar finde ich keine passende Antwort auf die Frage oder zumindest keine, die mir wirklich gefällt. Was gibt es für Möglichkeiten, wenn tatsächlich eines der Szenarien in Erscheinung tritt, also ich meine eines von denen die wir vorhin besprochen hatten, was wir mit unseren Familien machen konnten? Zumindest mit dem Teil, der noch existent war. Ein schlichtes "Geh mal eben in Deckung" wäre wohl so ziemlich unsinnig." Unsinnig war auch sein Themenwechsel. Die Frage war bestimmt nicht das gelbe vom Ei, aber doch erschien es ihm so, als ob das Eis auf dem er stand, hier wesentlich dicker war. Doch wer wusste schon ob dies auch stimmte, denn eines war gewiss. Der Gang auf diesem Eis war gefährlich und die Hand ins wärmende Feuer für irgendetwas zu legen mochte bestimmt nicht eine gute Alternative sein.
 
M

Mameha Junko

Guest
Kampf oder Flucht, Kampf oder Flucht, Kampf oder Flucht … da gab Junko schon einmal die Zügel aus der Hand, nur um feststellen zu müssen, dass ihr Gesprächspartner in dieser Situation, wenn es um verbale Konfrontation ging, tatsächlich die Flucht ergriff und sich wieder einem Thema zuwandte, mit welchem er besser zurechtkam. Nun, man konnte es ihm schwerlich verdenken, die Kunoichi hatte ja selbst für eine kurze Zeit einfach die Initiative ihm überlassen. Yuto allerdings schien nicht ganz zu verstehen, worauf sie hinauswollte und nahm ihr Szenario übermäßig wörtlich – fast, als würde er mehr in Büchern als in der Realität leben, mit dem Unterschied allerdings, dass er sich der Erzählstrukturen und gängigen Klischees nicht ganz so bewusst war wie das Mädchen. Das wiederum führte dazu, dass er noch überforderter schien, als es ohnehin zuvor schon der Fall gewesen war, weswegen er die Thematik angesichts der Verschwörung auf ein in Junkos Augen eher belangloses Thema führte: Das Schützen der eigenen Familie.
Wie bereits erwähnt, hing Junko nicht sonderlich an diesem Haufen, höchstens an ihren Geschwistern, und diese konnte man im Herzen von Konohagakure durchaus in Sicherheit wähnen. Was allerdings die Freunde und Kollegen anging, so war davon auszugehen, dass diese im Falle einer Eskalation der Situation der eine oder andere auf der Strecke bleiben würde. Das war unumgänglich, und auf diese Möglichkeit wurden alle Shinobi, spätestens Chuunin, sehr eingehend vorbereitet. Junko wähnte sich vorbereitet und wusste nicht, dass sie sich damit selbst anlog, aber das war eine Sache, die niemand wissen konnte. Normalerweise hätte sich hier der innere Berater bzw. die Stimme der Kritik eingeschaltet, aber diese hatte aufgrund eines Streites mit einem Cousin erst einmal auf unbestimmte Zeit Urlaub genommen und den Neuankömmling mitgenommen. Das war vielleicht gar nicht so schlecht, denn auf diese Weise spuckte Junko niemand in die Suppe, während ganz und gar pubertäre Gedanken durch ihren Kopf schossen.
Der Themenwechsel war so abrupt, so offensichtlich und so verzweifelt, dass nämlich die Instinkte einer großen Schwester geweckt wurden, was zur Folge hatte, dass die Konoha-Kunoichi beschloss, die Zügel wieder aufzunehmen und ihren Gesprächspartner von diesem entsetzlichen Druck zu befreien, mit dem er offenbar noch weniger zurechtkam als sie selbst. Zugleich meldete sich der Schalk, der ungeduldig auf- und abhüpfte und anmerkte, dass man diese Gelegenheit nicht verstreichen lassen konnte und Junko, milde verärgert, dass die Abgabe der Zügel nicht zum erwünschten Ergebnis geführt hatte, wuchsen imaginäre Teufelshörnchen, während sie innerlich grinsend zustimmte; letztendlich war sie doch nur ein vierzehnjähriges Gör, was sich spätestens in der nächsten Aktion herausstellte.
„Wir wussten, auf was wir uns einließen, als wir diesen Weg einschlugen.“ Wie schwesterlich und wie beruhigend ihre Stimme doch klingen konnte, wie weich ihre Züge doch werden konnten. Fast hätte man ihre Worte als Beschwichtigung auffassen können, doch es gab natürlich einen Haken, und diesen Haken brachte Junko in einem Anflug von Bosheit und natürlich Neugier mit voller Absicht ein – sie legte Yuto nämlich etwas aufdringlich die Hand auf sein Handgelenk. Händchenhalten selbst wäre zu klischeebelegt gewesen, deswegen musste das Handgelenk herhalten, und der Grund für diese Geste war offensichtlich: Auch, wenn die Chuunin sich vollkommen auf das Gespräch konzentrierte, war sie doch multitaskingfähig, und der kleine Schalk in ihr wollte gerne wissen, wie Yuto auf diese Geste reagierte. Ob er puterrot anlaufen würde? Oder doch Stottern? Vielleicht würde er erneut die Flucht zur Toilette antreten – oh, die Kunoichi war grausam und würde sich sicher an der Reaktion, von der sie ausging, dass sie verunsichert sein würde, weiden.
Vielleicht war das ein Ergebnis für die Zurückweisung, welche sie gerade erfuhr, vielleicht war das aber auch einfach nur ein Anflug von Kindlichkeit, vielleicht hatte der Rotschopf diese Aktion auch provoziert. Wer konnte das schon so genau sagen? In jedem Falle schaffte es Junko, ihre Aufmerksamkeit zugleich der Thematik zu widmen.
„Wir sind, was wir sind. Gerade du müsstest das doch wissen.“ Und schon traf man einen empfindlichen Punkt: Gerade Yuto sollte wissen, dass Familien von Shinobi immer gefährdet sein würden, ob Kriegszustand oder nicht, insbesondere, wenn sie sich nicht im entsprechenden Dorf aufhielten. Sie waren Werkzeuge des Krieges, daran gab es nun einmal nichts zu rütteln, und das bedeutete, dass Verlust ein Thema war, mit welchem sich jeder Shinobi irgendwann einmal auseinandersetzen musste. Man kam nicht drumherum, und insbesondere ein Chuunin sollte sich mental darauf vorbereiten, eines Tages zum Assassinen zu werden. Spätestens ab der Ernennung zu Jounin war die mentale Vorbereitungsphase vorbei. Jounin wurden hauptsächlich für Mordaufträge engagiert. Und dieses Ziel wurde gerade mit weiten Schritten von Yuto in Angriff genommen. Schüchterte ihn das ein, genau wie die Fragen des Mädchens da vor ihm? Dann war er definitiv noch nicht erwachsen, noch nicht reif genug für diese Art der Aufgabe. Wie stand er dann überhaupt zum Töten? Er wusste doch, dass, falls er im Kampf jemanden tötete, einer Mutter den Sohn oder die Tochter nahm, jemandem den Bruder oder die Schwester. Vielleicht verlor jemand dadurch einen Geliebten oder einen Freund, ein Elternteil, einen Onkel, einen Patienten, ein freundliches Gesicht. Und darüber hatte sich Yuto noch keine Gedanken gemacht? Hatte er möglicherweise nicht den Magen dafür oder wollte er dies angesichts seiner von Blut und Verlust geprägten Vergangenheit nicht wahrhaben?
 
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