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Auf streng geheimer Mission

Iwamoto Yuto

Chuunin
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Sora
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Kiri
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Nein, unser Rotschopf lebte nicht in einer Scheinwelt die aus den Inhalten von Büchern bestand, jedoch war er mit dieser Situation eben etwas überfordert. Eine Welt die aus Büchern bestand, würde Yuto jedoch mit Sicherheit als etwas recht angenehmes empfinden, nur leider konnte man weder einfach mal so in einer solchen Welt untertauchen, noch gab es solch eine Welt. Wobei, für Yuto gab es solch eine Welt theoretisch doch, an zwei verschiedenen Orten sogar. Den einen der beiden Orte nannte man Bibliothek und solch eine konnte man in Kiri und Soragakure finden. Ein kurzes schwelgen in Erinnerungen würde ihm sogar sagen, dass er in Bibiotheken wohl eher und lieber seine Zeit als Kind verbracht hatte. Natürlich trainierte er auch viel, doch seine meiste freie Zeit verbrachte er in der Bibliothek; alleine.
Für Yuto war das Thema, die Familie zu schützen, definitiv kein belangloses Thema, denn im Grunde war diese alles für ihn war was er hatte. Das seine Familie alles was er hatte war, bedeutete jedoch nicht ganz das er gar nichts hatte. Im Gegensatz zu vielen anderen, hing er nicht wirklich an materiellen Dingen, außer an einem bestimmten Kunai, den Saya ihm damals geschenkt hatte, sowie seinen Bücher.
Natürlich wurden sie auf solche Dinge vorbereitet und schon ganz am Anfang machte man ihnen klar, dass es wohl ein ziemlich schroffes Leben werden würde. Natürlich war Yuto sich diesem bewusst und ebenfalls unterrichtet worden, doch nach all den Ereignissen in seiner Vergangenheit, konnte er eben nicht alle Zweifel ablegen. Warum er dies nicht konnte? Wohl aus dem mehr oder weniger einfach Grund, dass er zum Teil vielleicht wirklich noch etwas weltfremd war. Auch wenn er in dieser erbarmunsglosen Welt lebte, so hatte der Schock aus den früheren Zeiten wohl ausgelöst, dass er sich Dank seines Unterbewusstseins an die Welt klammerte, die er als friedlich und angenehm betrachten konnte. Grundsätzlich musste man dann aber auch sagen, dass sogar eine gewisse Erwartung vorhanden war, dass etwas passierte das nicht ins Konzept passte. Ob das nun eine zersplitterte Glasfalsche war, die sich wie von selbst über dem ganzen Flur verteilt hatte oder weil etwas ausgeschüttet worden war und man vom Täter nur noch leichte Tapser hören konnte, weil dieser sich die Treppe hochstahl um sich zu verstecken.
Natürlich durfte Yuto nun nicht vergessen, dass er hier alleine am Tisch saß sondern immer noch zusammen mit Junko. Genau schien ihm gerade Mut machen zu wollen und redete sanft auf ihn ein und legte ihm um dies noch zu unterstützen, ihre Hand auf sein Handgelenk. In seiner momentanen und hilflosen Haut fühlte sich der junge Chuunin nicht besonders, doch er war dankbar dafür, dass Junko neben ihm war und ihn psychisch stützte. Es erinnerte ihn an die Abende, an denen er und Himawari sich zum ersten und zum letzten Mal nähergekommen waren. Auch wenn dortmals nur einige unscheinbare Anzeichen fielen, dass sich tatsächlich etwas hätte entwickeln können, so bedauerte er es heute nur noch mehr, dass es nur diese kurzen Momente waren und er diese nie wieder erleben konnte. Zumindest nicht mit der selben Person. Sicher war er sich jedoch bei dem Fakt, dass er wieder auf den Gedanken kommen würde, dass wenn er dortmals gestorben wäre, er wenigstens neben Himwari gestorben wäre und sich so nicht über diese düsteren Gedanken grämen musste. Doch es half nichts und das wusste er. Seine Antwort war ohne Worte und größere Regungen, ein schlichtes, unsicheres Lächeln. Das Eis unter seinen Füßen began zu tauen.
Völlig unbewusst der Gefühle und Absichten von Junko, trafen ihn ihre nächsten Worte wie ein Dolchstoß. Alternativ aber konnte man es auch mit einem eiskalten Strick vergleichen, der ihm die Kehle zuschnürrte. Egal als was von beidem man es ansah, es hatte ihn kalt erwischt und ließ seine Augen für einen Bruchteil einer Sekunde weiten, doch er fasste sich schnell genug wieder. Tief in seinem Inneren konnte er wahrhaftig spüren, was sie damit andeuten wollte, doch sein Gehirn versuchte ihm zu vermitteln, dass sie das nicht so meinte, da sie keine Ahnung haben konnte, wie sehr sie damit Recht hatte. Sie wusste nun schon einiges von ihm, doch was sie von ihm sah, dass war nur die Spitze des Eisberges. Unterhalb dieser Spitze, lag der restliche Eisberg, von einer dunklen Schicht aus Wasser bedeckt. Ob diese Schicht aus Wasser nur eine Fassade war um den restlichen Teil des Eisberges zu schützen und so in einen wohligen Mantel der Sicherheit zu hüllen, war fraglich. Was jedoch, wenn der Eisberg selbst zu schmelzen begann und sich das dunkle Wasser nach und nach klarer wurde? Sah man dann wie der Eisberg wirklich war oder erkannte der Eisberg selbst erst, was sich unter der Wasseroberfläche alles verborgen war und erinnerte sich daran aus was sein Kern und er selbst bestanden?
Es dauerte nicht lange bis Yuto bemerkte, welche Selberkenntnis er gerade vollbracht hatte. Das er sich selbst durch eine Fassade hinter etwas versteckt hatte, dass er sich selbst nannte.
Fragen, die lauteten ob er töten konnte, jemandem etwas antuen konnte wenn er es musste oder gar wie er generell zum Leben und Tod seiner Umwelt stand, machten in diesem Moment keinen großen Eindruck auf ihn. Es musste nicht immer nur töten sein oder schlichtweg um das eigene Leben gehen, es gab auch alternativen. Alternativen wie die jetzige Situation, zwei theoretisch von Prinzip auf verfeindete Shinobi saßen an einem Tisch und tranken Tee und erfuhren durch den anderen wohl mehr über sich selbst als ihnen lieb war. Ob er nun aber tatsächlich jemanden töten konnte, würde sich in dem Moment zeigen, in dem er sich dazu entscheiden müssen würde.
Doch genug vom Tod, Yuto musste noch tun, was er in dieser Situation für richtig hielt. "Danke." Es war nur ein Wort das er von sich gab, doch es war aufrichtig gemeint, zwar ohne großen Kontext aber doch aufrichtig. Nicht jeder, auch nicht Junko musste seine Gedanken nachvollziehen können, nicht mal er selbst konnte genau sagen, was er manchmal eigentlich dachte. Doch nicht nur seine Antwort war aufrichtig, auch sein Lächeln, dass daraufhin folgte und die Unsicherheit aus seiner Mimik vertrieb.
 
M

Mameha Junko

Guest
Es war doch wirklich wie verhext. Wenn Junko sich tatsächlich Mühe gab, freundlich und zuvorkommen zu wirken, sorgte dies nur dafür, dass ihr Gesprächspartner sich verunsichert fühlte. Wenn sie es allerdings – wie jetzt gerade – darauf anlegte, ihn zu verunsichern, um ihn zu ärgern, erntete sie aufrichtigen Dank und ein herzliches Lächeln. Junko verstand die Welt nicht mehr.
Ihre Verwirrung über diesen Umstand wurde lediglich durch ein kurzes Blinzeln deutlich, während der Rest des Gesichts neutral bis sachlich-nüchtern wirkte. Kein Wunder, denn es setzte gerade der Denkprozess ein, warum der Rotschopf reagierte, wie er reagierte.
Gerade für einen Shinobi aus Kirigakure schien Yuto die Ausnahme zu sein, oder das Dorf war besser als sein Ruf. Kiri-Shinobi standen in dem Ruf, grausam und tödlich zu sein, was nun auf den Chuunin hier so gar nicht zutraf. Im Gegenteil, Yuto strahlte Mitgefühl und Güte aus, auch wenn ihn das ein wenig weichgespült erscheinen ließ und wahrscheinlich nicht so ganz in seinem Sinne war, was sich vor allem darin äußerte, dass er seine eigenen Kapriolen und Wutanfälle bei schmutzigem Geschirr anführte. Aber im Ernst, auf Junko machte er gerade nicht den Eindruck, als habe er eine sadistische Ader. Vielmehr hielt sie ihn aufgrund seine Erfahrungen und Erlebnisse für traumatisiert, was Tod, Blut, Mord und Verderben anging. Hier setzte sie auch hinsichtlich seines Dankes an, denn als sie ihn daran erinnerte, was genau sie beide darstellten, was sie letztendlich waren, schien das einen Denkprozess auszulösen, der im Dank mündete. Brauchte er nur eine Erinnerung an die eigene Identität? Junko glaubte, in irgendeinem Buch gelesen zu haben, dass Jugendliche sich oftmals ihrer eigenen Identität nicht bewusst wären und hatte es natürlich als Schwachsinn abgetan; jetzt musste sie das Ganze noch einmal aufrollen und sich ernsthaft fragen, ob nicht doch etwas Wahres dran war und ob das auch auf sie zutraf. Nein, tat es nicht. Wirklich nicht. Absolut nicht. Warum fühlte es sich dann wie eine Lüge an?
Wenn sie genauer darüber nachdachte, log sie eigentlich ständig. Gegenüber ihren Geschwistern war sie die große Schwester, die sich mit der Mutter stritt und fürsorglich kümmerte. Ihre Zimmergenossen wiederum neigten dazu, sie in allen möglichen Lebenslagen zu Rate zu ziehen, selbst wenn Junko keine Ahnung von diesem Thema hatte, während Kollegen, mit denen sie weniger vertraut waren, eine rationale, kurz angebundene und resolute Teamleiterin kennenlernten, was mitunter nicht sympathisch wirken konnte. Und was war sie jetzt gegenüber Yuto? Kleines Mädchen, großes Mädchen, Ärgernis, offenes Ohr … waren das nicht zu viele Rollen auf einmal? Die letzte Frage wagte Junko sich selbst noch nicht einmal zu stellen, sondern zupfte etwas nervös am Ärmel des Rotschopfes herum, während sie ernst fortfuhr – jedwede Intention, den Jungen zu necken, war nunmehr verschwunden und Vernunft und Verständnis gewichen.
„Es ist manchmal nötig, Dinge auszusprechen, auch wenn sie niemand hören will.“
Das konnte man jetzt deuten, wie man wollte – ob Yuto jetzt glaubte, dass die Konoha-Chuunin seinen Gedankengang nachvollziehen konnte oder richtigerweise schloss, dass diese glaubte, dass er eine Erinnerung hinsichtlich ihres Berufsstandes nötig gehabt hatte, sei diesem überlassen. Sodann fuhr Junko nämlich mit einer ähnlich ernsten Thematik fort, die dann auch ihre geringfügigen, nervösen Anwandlungen erklärte.
„Und wo wir gerade bei diesen Dingen sind: Was machen wir mit der … Problematik? Wir können niemandem davon erzählen, wir können niemanden ins Vertrauen ziehen, wir können nichts verhindern. Einfach darauf zu vertrauen, dass andere zu demselben Schluss kommen ist mir zuwenig, und die Tatsache, dass das … Problem … den Ursprung in den eigenen Reihen haben könnte, schmeckt mir nicht. Sollen wir etwa einfach fortfahren wie bisher?“ Der letzte Satz klang dann doch etwas zweifelhaft, während sich die Verunsicherung in der Stimme der Kunoichi nur allzu deutlich niederschlug. Sie hatten sich getroffen, sie waren zu unschönen Schlüssen gekommen, hatten aber keinen Lösungsansatz, weil beide von Rang und Einfluss her nicht die Möglichkeit hatten, irgendwelchen zukünftigen Geschehnissen Einhalt zu gebieten, geschweige denn irgendwen zu warnen. Selbst die engsten Freunde und Bekannten würden sich wohl zwangsläufig die Frage stellen, woher die Information kam, wenn man versuchte, sie auf die Problematik hinzuweisen. Und Verräter in den eigenen Reihen zu suchen, ganz allein und ohne Hilfe … nun, eher fand man die Stecknadel im Heuhaufen. Eine verzwickte Situation – kein Wunder, Hilflosigkeit schmeckte keinem Shinobi, und dieser hier schon gar nicht. Insofern war es nicht weiter verwunderlich, dass Junko sich machtlos fühlte und dass ihr dies auch ins Gesicht geschrieben stand, als hätte sie es sich auf die Stirn tätowiert. Hätte sie selber ihr Gesicht gesehen, hätte sie vermutlich die Nase gerümpft und etwas von übermäßiger emotionaler Reaktion gemurmelt, aber hier und jetzt hatte sie weder Ahnung, dass man ihr die Zweifel ansah, noch die Motivation, groß etwas daran zu ändern.
 

Iwamoto Yuto

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Verhext war die Situation in der sich die beiden befanden wohl sicherlich. Sie hatte es tatsächlich geschafft ihn zu verunsichern, doch ihre Intentionen hatten eben nicht das ausgelöst was sie sich wohl erhofft hatte. Als einen Konter von Yuto durfte man seine Handlungen jedoch definitiv nicht ansehen, denn er wusste zum einen nicht was Junko eigentlich vorgehabt hatte, zum anderen wusste er nicht mal das er selbst so reagieren würde. Am wenigsten aber hätte er erwartet, dass er hier einen Teil von sich selbst finden würde. Ein Teil, der ihm für eine etwas längere Zeit verborgen geblieben war. Ein Teil seines Lebens. Theoretisch konnte man sagen, dass er sich auf einer Kirmes wiedergefunden hatte, weil ihn jemand beabsichtigt in eine Spiegelkabinett gestoßten hatte. Doch anstatt das er sich vor sich selbst zu fürchten began, weil sich bei jedem Schritt ein neues Gesicht vor ihm offenbarte, dass jedoch ebenso zu ihm gehörte, wie jedes davor, so fand er ein vergessenes wieder. Genau das, dass er eigentlich vor Jahren erlangt hatte aber durch gewisse Umstände, größtenteils vergessen hatte. Doch wie ging es nun weiter? Würde man ihn einfach in die nächste Attraktion bugsieren und ihm dort etwas neues altes zeigen? Wer weiß, vielleicht war nun aber auch Junko an der Reihe und würde sich selbst eine der vielen Attraktionen aussuchen.
Eine sadistische Ader, den Hang zum töten oder das verlangen nach Blut hatte Yuto definitiv nicht und entsprach demnach auch nicht dem Ruf seines Heimatdorfes. Doch warum auch? Die Zeiten hatten sich geändert und auch wenn sich der Ruf von Kirigakure nicht ganz gebessert haben mochte, so konnte man doch sagen, dass die Ausnahmen die Regeln bestätigten. Die Ausnahmen nahmen zwar mittlerweile etwas an Überhand, doch einige Menschen die noch am ehsten den Ruf des Dorfes entsprachen waren mit Sicherheit noch am Leben oder wurden erst noch geboren. Ein gutes Beispiel konnte man dazu auch in seiner etwas seltsamen Wohngemeinschaft finden. Während Seishin eher dem Ruf des Dorfes Sprach, so konnte man dies von Aku nicht behaupten. Der kleine Aku hatte mit einem blutgierigen Mörder nämlich herzlich wenig zu tun. Yuto jedoch störte sich jedoch weder daran, dass seine Mitbewohner so unterschiedlich waren, noch daran das er selbst nicht dem Ruf seines Dorfes entsprach. Wieso sollte er aber auch? Immerhin akzeptierte und schätzte ihn sein Umfeld so wie er war.
Im Gegensatz zu Junko schien Yuto sein Umfeld jedoch nicht ständig zu belügen, viel eher belog er sich bis zum jetzigen Zeitpunkt, selbst. Immerhin hatte er zu gewissen Teilen verleugnet wer und was er war, doch dies sollte nun ein Ende haben, genauso wie der Fakt, dass er leugnen wollte, dass er mit der Zeit nur noch ein Mitbewohner war und er im Endeffekt eigentlich nichts mehr über sie wusste. Traurig aber wahr, doch dass hatte er ja bereits rausgefunden. Noch trauriger wahr, dass er dies nicht mal in Anwesenheit von ihnen herausgefunden hatte.
Als was Yuto Junko ansah war im Grunde eine gute Frage, denn einfach zu sagen, dass sie eine Person aus der gegnerischen Fraktion war, war eigentlich nicht möglich. In gewisser Weise war sie ihm in manchen Punkten sogar gleich, doch gleichzeitig auch völlig anders. Eine gute Freundin, ein ebenso denkender Mensch, der seine Umgebung mit ein paar mehr Gedanken als andere betrachtete und sich auch nicht dafür fürchtete hinter die eine oder andere Fassade zu linsen, ganz im Gegensatz zur eigenen. Man könnte sie wohl auf einer in etwa gleichen Ebene wie Yuto einordnen, doch er selbst würde sie wohl unbewusst ein ganze Stückchen höher einstufen, da sie im Gegensatz zu ihm nicht wirklich aufgeschmissen wirkte und man Yuto diese Emotionen doch eher ansah.
Mit einigem leicht nervösen Zupfen, nahm die Geschichte ihren Lauf. Trotz des nervösen Zupfens, schien Junko etwas hinter die sich langsam lösende Maske von Yuto zu blicken oder zumindest ihm gedanklich folgen zu können, auch wenn er sich zu diesen nicht weitere geäußert hatte. Mit dem was sie sagte hatte sie natürlich Recht. Ob sie denn auch Mal Unrecht hatte? Sei es drum, weiter im Text. "Das sollte mittlerweile ja schon geschehen sein." Für einen Moment wanderte sein Blick, leicht beschämt zur Seite. Doch das es leicht beschämt war, konnte man ihn glücklicherweise nur bei genauer Beobachtung ansehen, für das ungeübte Auge würde es einfach so aussehen als ob er sich nach dem Zustand seines Ärmels erkundigen würde. An diesem wurde ja etwas nervös herumgezupft.
Mit der Problematik die sie angesprochen hatte, hatte sie natürlich erneut Recht. Was jedoch ihre Sätze unterstützte war der ernste Unterton und ein Hauch von Verunsicherung der sich in ihrer Stimme niederschlug.
"So bitter wie es sein mag, wir können nichts tun. Nichts, außer unsere Augen und Ohren offen halten und vielleicht das ein oder andere, dass für gewöhnlich normal erscheinen mag, nochmals hinterfragen. Ansonsten wäre es wohl das beste abzuwarten und so fortzufahren wie bisher." Auch Yuto fühlte sich kraftlos im Bezug darauf, nichts machen zu können. Doch so war es eben und außer auf ungewöhnliche Dinge oder eben auch auf gewöhnliches zu achten, waren sie in ihren Bewegungen eingeschränkt. Doch vielleicht mochte sich irgendwann auch eine Chance den beiden offenbaren die sie für ihre Zwecke nutzen konnte. Wer weiß, immerhin musste auch ein Schachzug eines Genies, irgendwann oder in einem geringen Detail einen Fehler beherbergen. Wie gesagt, nichts war perfekt und selbst unsere beiden Taktiker hier sowie die, die hinter dieser Aktion standen, blieben davon nicht verschont.
 
M

Mameha Junko

Guest
Wenn es darum ging, in den Spiegel zu schauen und über sich selbst zu reflektieren, war Yuto definitiv der Chuunin aus Konoha überlegen. Selbst, wenn diese gelegentlich Zweifel hatte und selbst, wenn sie einsah, dass irgendwo irgendwie irgend etwas verkehrt lief, leugnete sie es doch mit einer beneidenswerten Konsequenz weg, wenn ihr nicht gerade jemand reinredete. Es hatten sich mittlerweile mehrere Jemands in ihren Hirnwindungen eingenistet (bzw. sie waren schon immer dort gewesen), aber diese waren erstmal in unbezahlten Urlaub geschickt worden, weswegen Junko nicht auf deren Hilfe zurückgreifen konnte – im übertragenen Sinne, versteht sich. Warum unbezahlter Urlaub, fragt der geneigte Leser? Copyright-Dinge.
Vielleicht hatte aber auch das Umfeld Anteil an dieser Eigenschaft des Kiri-Nins, indem es ihn so akzeptierte und hinnahm, wie er nun einmal war (sogar, wenn es sich um einen Querschläger wie Seishin handelte). Wenn man es genau nahm, so musste man feststellen, dass Junko hingegen durch die Bank weg eher Reaktion statt Akzeptanz hervorrief – natürlich, ihre unmittelbaren Zimmergenossen hatten gar keine andere Wahl, als die Kunoichi so hinzunehmen, wie sie war und mal ganz davon abgesehen auch keine andere Intention, aber wie sah es anderweitig aus? Die meisten ihrer Mitmenschen schienen das Bedürfnis zu haben, sich mit ihr zu messen, sei es nun in Fähigkeit, Intellekt oder auch nur eine simple Kraftprobe – dabei hatte Junko gar nicht die Absicht, mit irgend jemanden in den Wettstreit zu treten. Dennoch schien sie ein Maß zu sein, und wirklich Gefallen konnte sie nicht daran finden. Die rothaarige Aburame hätte sie am liebsten auf der Stelle von ihren Käfern auffressen lassen, nachdem sie einen verbalen Wettstreit verloren hatte, Karura hatte sie gar zum Taijutsukampf herausgefordert, Ryoichi bestand stetig darauf, mit ihr zu trainieren, während Kayros’ Bestreben, seine Fertigkeiten den ihren anzupassen oder sie gar zu übertrumpfen kaum verhüllt wurde. Was zur Hölle machte sie falsch? Oder machte sie es richtig? War das letztendlich der Preis, den man zahlte, wenn man stetig die Führung an sich riss, weil man glaubte, es sowieso besser machen zu können? Möglicherweise. Sogar Hiroshi trat mit ihr in den Wettstreit, wobei dieser die Angewohnheit hatte, sie persönlich treffen zu wollen und außerdem seine helle Freude daran zu haben schien, ihre Meinung zu ignorieren, geschweige denn ihr Gebiet der Expertise, nämlich das taktische Verständnis, anzuerkennen. Er schien auch der irrigen Annahme erlegen zu sein, es sei Junkos erklärtes Ziel, ihn zu beeindrucken – lächerlich, das brauchte sie gar nicht. Sie wusste, dass Hiroshi sie deswegen persönlich angriff, weil er sich selbst angegriffen fühlte – was angesichts der Tatsache, dass sie ihn nicht direkt attackierte, darauf hinwies, dass er irgendeinen Komplex an ihr ausließ. Sei’s drum, Hiroshi war Hiroshi und Yuto war Yuto. Letzterer hatte aus irgendwelchen bisher unbekannten Gründen als erster Mensch seit langer Zeit nicht das Bedürfnis, sich mit ihr messen zu müssen. Gleichwohl stellte Junko gewisse Parallelen fest: Beide dachten in sehr rationalen Bahnen, beide scheuten die kühle Logik nicht, beide waren in einigen sozialen Bereichen absolut aufgeschmissen. Die Kunoichi wusste es nur besser zu verstecken, das war schon der ganze Trick, während Yuto das Konzept der Lüge und der Verschleierung noch nicht ganz zur Perfektion gebracht hatte.
Und ausgerechnet dieser Junge antwortete auf ihre Aussage hin, dass man manchmal einfach aussprechen müsse, was niemand hören wolle, dass dies ja schon geschehen sei. Die linke Augenbraue schoss in ungeahnte Höhen, während Junko ihren Gesprächspartner prüfend betrachtete. War das eine Beleidigung? Ein Kompliment? Wenn ja, fand sie es übrigens nicht, was unter anderem daran lag, dass der Rotschopf gerade den Blick abwandte. Wer einem offenen Blick nicht standhielt, hatte etwas zu verbergen, nur was es war, wusste in der Regel nur der nächstbeste Geier. Vielleicht hatte es mit der nachfolgenden, niedergeschlagenen Aussage zu tun, dass die beiden Chuunin angesichts einer Bedrohung machtlos waren. Waren sie das wirklich? Nun, sie konnten niemals nie nicht und unter keinen Umständen bekennen, dieses Gespräch gehabt zu haben. Sie konnten schlecht vorflunkern, von selbst auf die Möglichkeiten gekommen zu sein, da gewisse Informationen nur mittels Gespräch mit einem Shinobi der gegnerischen Fraktion herauszufinden waren. Also war es das, abwarten und Tee trinken? Die Lösung war frustrierend, aber es war leider auch die einzige Lösung. Bekannte und Freunde ins Vertrauen zu ziehen erschien Junko zu abwegig. Sie glaubte nicht, dass irgend jemand ihrer Kollegen auch nur ansatzweise mit der Situation umgehen konnte, in der sie sich gerade befand, mal ganz davon abgesehen, dass es wahrscheinlich ein wenig unglaubwürdig wirkte, dass ausgerechnet sie, das Etikettenliebchen, die Regelfanatikerin und Aufpasserin dieses Wagnis aufgenommen hatte, einzig und alleine, um sie mit einem Sora-Shinobi zu unterhalten. Der Gedanke allein war immer noch schwindelerregend … aber andererseits, warum betrachtete sie es nur von ihrer Warte aus? Sie hatte niemanden, den sie diesbezüglich ins Vertrauen ziehen konnte. War das vielleicht in Yutos Umfeld anders?
„Gibt es bei dir wirklich niemanden …?“ Den Rest des Satzes ließ sie erst einmal unausgesprochen im Raum hängen, während sie sich nunmehr Zeit nahm, den leicht beschämten Blick, den sie allerdings als ausweichend, nicht etwa als beschämt wahrnahm, zu verfolgen. Sie musste feststellen, dass er auf den Ärmel schielte, welchen sie gerade so vortrefflich bearbeitete … das war also des Rätsels Lösung. Faux-pas!
„Ups.“ Rasch hörte Junko mit ihrer abwesenden, nervösen Zupferei auf und strich noch einmal demonstrativ den zuvor in Mitleidenschaft gezogenen Ärmel glatt.
„So, wieder sauber.“ Wurde etwas kleinlaut angemerkt, währen die Kunoichi brav die Hände in den Schoß legte und sich an einem unschuldigen Augenaufschlag versuchte, nur für den Fall, dass sich hinter Yuto doch ein klamottenvernarrter Psychopath verbarg, der beschwichtigt werden musste. Die Wahrscheinlichkeit lief gegen Null – wie bereits erwähnt kam Junko langsam dahinter, wie der Kiri-Shinobi dachte bzw. was sie von ihm zu halten hatte, was nicht zuletzt an seinen Offenbarungen bezüglich der Vergangenheit lag. Rückblickend musste sie allerdings sagen, dass diese leichte Verunsicherung bzw. das aktuelle Missverständnis nicht das erste des Gesprächs war. Es hatte bisher Höhen und Tiefen gegeben, kleine Katastrophen und Siege, Hundewettbewerbe, Duettgestotter und Blödsinn á la carte. Man spürte, dass sich dieses Gespräch dem Ende zuwandte, denn die Nachfrage nach Personen, die man ins Vertrauen ziehen konnte, würde wahrscheinlich von Yuto nicht sofort beantwortet werden, wenn er diese Frage sogar nicht auf Dauer verneinte. Diese Erkenntnis zusammen mit irgendwelchen Aktivierungen von Unwahrscheinlichkeitsgeneratoren war letztendlich der Anlass für eine Tragödie griechischen Ausmaßes – für Junko zumindest. In diesem Moment schlug er nämlich gnadenlos zu. Wer? Der werte Leser schaue genau hin, es war

Hasch-mich-ich-bin-der-Frühling™​

Der einzig Wahre, oft kopiert, niemals erreicht, gern gesehen, immer eine Freude. Dieses Phänomen war letztendlich Schuld daran, dass Junko, so bierernst, diszipliniert und humorlos wie sie war, den Kopf schief legte und einfach mal frech nachfragte.
„Oder soll ich die Hand da wieder hinlegen?“
Die Subtilität in Sachen Provokation wurde einfach mal mit einem großräumigen Napalmangriff aus dem Weg geräumt, während die Kunoichi sich redlich bemühte, ein Schmunzeln zu unterdrücken. Es war ja noch harmlos, hätte es bei Junko jemanden wie Himawari gegeben oder wäre sie um einiges älter, wäre die Angelegenheit haariger. Jetzt war sie halt nur noch so haarig, wie sie bei Teenagern sein konnte.
 

Iwamoto Yuto

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Wenn es um das Thema Akzeptanz ging, dann fanden sich seine Gedanken sofort in Richtung des Kiri-Ryokans wieder. Natürlich, wie sollte es denn auch anders sein? Die meisten Gedanken seinerseits, fanden sich ab irgendeinem bestimmten Punkt eigentlich immer wieder beim Ryokan ein. Warum dies so war? Es war sein Leben, ganz einfach. Man könnte vielleicht sogar schon sagen, dass wenn es um Yuto ging, alle Wege zum Ryokan führten. Doch zurück zum Thema Akzeptanz. Im Ryokan selbst war eine der vielen ungeschriebenen Regeln, dass sich niemand verstellen sollte. Jeder sollte so sein wie er war und sich nicht für ein reibungsloses Zusammenleben im Ryokan verstellen. Wie man nun aber schon aus den vergangenen Gedanken des Chuunins entnehmen konnte, war er wohl der Erste, der diese Regel brach. Im Grunde war er ja recht natürlich und auch wirklich er selbst, doch meist war da auch ein Teil einer Fassade, den er nicht ablegen konnte. Doch nicht nur drückte sein Unterbewusstsein dieses Teil immer wieder zwischen ihn und seiner Umwelt, auch er versteckte sich dahinter - zumindest teilweise. Der Grund war ebeso einfach wie unverständlich. Zum einen wollte er selbst nicht zeigen wie es ihm geht, zum anderen wollte er den Schein seiner Kraft bewahren, dass er auf seinen Beinen stand und sich durchs Leben biss. Doch tatsächlich war es ja so, dass seine Freunde und Familie einen großen Teil seiner Beine ausmachten auf denen er doch so standfest im Leben stand. Ein weiterer Grund mochte wohl sein, dass er auch hier verleugnete das er seine Mitmenschen brauchte, dass sie wie Blut für ihn waren, dass man zwar immer bei sich trug, es einem aber erst wieder bewusst wurde, wenn man es verlor. Dabei sollte ihm doch mittlerweile bewusst sein, dass dieses klammern im Grunde gut war, man damit jedoch nicht zu weit gehen sollte. Zu was es schlussendlich geführt hatte wusste man ja, Depressionen, Verlustängste, Zweifel, Selbsthass und Fragen. Von letzterem sogar eine ganze Wagenladung voll. Doch genug davon, jeder der angesprochenen Punkte wurde bereits zur Genüge serviert und so langsam war man pappsatt davon, wenn man auch nur den Begriff hörte. Fassen wir also lieber nochmal zusammen, armer kleiner Yuto der Vergangenheit. Ansonsten könnte man zum Theme, in den Spiegel zu schauen, nur noch sagen, dass es auch Yuto schwer fiel. Zumindest alleine wie er herausgefunden hatte. Das er durch das Gespräch mit Junko nun aber plötzlich ein Gesicht auf der sonst so matten Spiegelscheibe sehen konnte, überraschte ihn. Was und vorallem wie Junko dies angestellt hatte wusste wohl niemand, doch es war passiert und man konnte sich definitiv nicht beschweren.
Aus Yutos heutiger Sicht gab es eigentlich keinen Grund, zwei völlig verschiedene Personen miteinander zu vergleichen oder sich mit anderen messen zu müssen. Er war er und Person X war Person X. Gleiches traf auch auf Junko zu, natürlich gab es gewisse Parallelen zwischen ihr und Yuto, doch wieso sollte er sich auf Grund dieser mit ihr messen wollen? Wie gesagt, im hier und jetzt sah er keinen Grund dazu, doch sein früheres selbst, hätte dies mit Sicherheit in Betracht gezogen. Es gab eine gewisse Zeit, in der er sich mit einem Teamkameraden um die Zuneigung und Aufmerksamkeit ihrer Sensei schon fast prügelte. Das ganze lief irgendwann dann mal auf einen Trainingskampf hinaus, bei dem sie natürlich anwesend war und diesen auch genau obervierte. Während er dann jedoch zu unlauteren Mitteln griff - kurz gesagt, er verwendete ein Abbild seiner verschwundenen Schwester um ihn zu verunsichern - und Yuto aus ungeklärten Gründen nicht alles geben wollte, da es ja immerhin ein Teamkamerad war, verlor Yuto den Kampf. Niedergeschlagen und scheinbar erneut alleine verlies er das Schlachtfeld. Doch vor seinem Abgang hatte er sich noch mit einem kleinen Teppoudama, das seinem Kontrahenten mitten ins Gesicht pflatschte, revangiert. Ironischerweise konnte man schlussendlich aber sagen, dass Yuto den Kampf doch gewonnen hatte. Schließlich kehrte er nicht von der sagenumwobenen Mission zurück. Yuto schon, vorher noch wurde er von ihrer Sensei sogar quasi adoptiert. Sieg in doppelter Linie. Gut nur das Yuto dies bis heute nicht wirklich begriffen hatte, bzw. durch seine Veränderungen auch gar nicht auf einen solchen Gedanken gekommen war, denn ein wirklich angenehmer Sieg war es ja schließlich nicht.
Was Yuto mit seiner Aussage über die Dinge, die niemand wissen wollte, man sie aber doch aussprechen musste, gemeint hatte, war schlichtweg logisch. Zumindest für ihn. Der hochschnellenden Augenbraue von Junko nach, war es für sie nicht ganz so logisch. Ein Glück nur das Yuto dies nicht gesehen hatte, da sich sein Blick ja leicht beschämt abwand. Hätte er es gesehen, dann wäre über Junko wohl eine Welle an Entschuldigungen und Erklärungen geschwappt. Was Yuto jedoch damit gemeint hatte, war das er einiges gesagt hatte, was mit Sicherheit niemand oder zumindest so gut wie niemand hatte hören wollen. Vielleicht hatte er bis jetzt aber auch einfach nicht den richtigen Gesprächspartner gefunden. Was für ein Zufall, dass direkt neben ihm ein ausgezeichneter Zuhörer saß, der außer nicken auch gute Antworten geben konnte. Ob sich Yuto dem bewusst war?
Das Umfeld des jungen Iwamoto war wohl definitiv nicht anders. Auch an Daisuke wollte er sich in dieser Situation nicht wenden, denn diesen musste er erst mal wieder kennenlernen, schließlich klaffte eine gewisser Abstand zwischen ihnen und das obwohl er die meisten Nächte von Käse träumte. Da hatte doch wohl jemand nicht etwa einen unruhigen Schlaf und streckte gerne seine Füße in das Gesicht seines Mitbewohners? Man konnte munkeln. "Es würde da vielleicht wirklich jemanden geben..." Seine Gedanken schweiften zu jener Frau, die ihn quasi adoptiert hatte und ebenso aus dem ersten dunklen Loch - man konnte sein Zimmer tatsächlich so beschreiben, als er es für einige Tage, aufgrund seiner Depressionen, nicht verlassen hatte - in seiner Vergangenheit, schon fast mit Gewalt gezogen hatte. Seiner Sensei. Oh, Pardon, Künstlerpause. "... das Problem ist nur das sie verschollen ist und man nicht weiß ob sie noch lebt." Weder sein Tonfall noch sein Gesichtsausdruck nahm irgendetwas melancholisches an, sondern war nach wie vor ruhig, sein Gesichtsausdruck jedoch war sogar leicht erheitert als er die nächsten Worte von Junko vernahm. Doch seine Antwort war eben ein Nein, egal wie er ausgesprochen und mit mehreren Worten formuliert hatte, ein Nein blieb eben ein Nein. So plötzlich wie sie begonnen hatte an seinem Ärmel zu zupfen, so strich sie diesen auch glatt und merkte an das er nun wieder sauber war. Sehr aufmerksam. Aber war er überhaupt schmutzig? Und wieso hatte Junko das Bedürfnis Schmutz von seinem Ärmel zu klopfen? Doch dies waren wohl nicht die Fragen die er sich stellen sollte, sondern eher was und ob er darauf für eine Antwort gab.
Da er selbstverständlich kein klamottenvernarrter Pychopath, fiel die Antwort auch recht mager aus, er bedankte sich mit einem heiteren Gesichtsausdruch und damit, dass er den Blickkontakt wieder aufnahm. Letzteres natürlich nur, sofern dieser auch erwidert werden würde. Im Gegensatz zu Junko, kam er noch nicht ganz dahinter, was die Person neben ihm dachte, doch immerhin wusste er wie er sie einschätzen konnte und was er von ihr hielt.
Was er von ihr hielt musste er im nächsten Augenblick wohl auch schon der Öffentlichkeit preisgeben. Man konnte bejahen das ihn die Frage doch etwas überrascht hatte, doch Überraschungen waren an diesem Abend wohl schon fast etwas gewöhnliches. "Mach nur wenn du kalte Hände hast." Wie unschuldig er doch war. Aber war er das auch wirklich? Das schon fast automatische Grinsen, dass sich mit diesen Worten auf seine Lippen schlich mochte vielleicht etwas leicht anderes bedeuten, doch offensichtlich war es nur die halbe Wahrheit. Zum einen spiegelte sich wohl wirklich noch eine gewisse Unschuld in seinen Augen und in seinem Grinsen wieder, doch zum anderen auch etwas freundschaftliches. Aber war es wirklich nur etwas freundschaftliches? Möglicherweise schmuggelte das Unterbewusstsein auch hier einige noch nicht entdeckte Dinge ein, doch das würde sich noch zeigen. Irgendwann musste schließlich auch diese Seifenblase zerplatzen.
Oh, bevor man es noch vergisst. Gab es nicht doch noch jemanden, dem Yuto ihr Geheimnis anvertrauen konnte? Wenn man Buyo, den alten Kater in Kirigakure als Person betrachten konnte, dann mit Sicherheit.
 
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Mameha Junko

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Irgendwie schien Junko stets das Gegenteil von dem zu erreichen, was sie eigentlich bezweckte.
Sie hatte eigentlich eine sehr beschämte Reaktion des Rotschopfes erwartet, nachdem er noch kurz abgehandelt hatte, dass er seiner ehemaligen Sensei diesbezüglich vertrauen konnte. Nur leider – und das hatte er bereits zuvor erwähnt – war diese verschollen, somit war die Antwort auf die Frage, ob es irgend jemanden gab, dem er sich anvertrauen konnte, mit Nein zu beantworten. Wie erwartet. Die darauffolgende Reaktion auf die Provokation war allerdings unerwartet – so unerwartet, dass Junko sogar vor Schreck das Herz in die Hose rutschte. Äußerlich war ihr dieser Schreck nicht anzusehen – sie hatte den Sora-Nin ärgern wollen und bekam nun die Quittung, die sie mit einem spielerischen (und natürlich auch gespieltem) Gesichtsausdruck entgegen nahm. Doch wie darauf reagieren? Was dachte ihr Gegenüber sich überhaupt dabei? Nun, dass es hier nicht um kalte Hände ging, war sogar ihr, der Niete hinsichtlich sozialer Kompetenz schlechthin bewusst. Dafür grinste der Rotschopf viel zu breit, dafür war die gesamte Sache zu flatterig und zu verspielt. Aber was wenn …?
BIST DU DENN DES WAHNSINNS FETTE BEUTE?!?
Kein Grund, die Großbuchstaben herauszuholen. Wieso regst du dich so auf und warum bist du schon wieder hier, hm?
Ich fasse es einfach nicht, dass ich dir das sagen muss. Ist dir eigentlich klar, was du da gerade anstellst?
… oh. Ich muss wohl für einen Augenblick nicht nachgedacht haben. Nüchtern betrachtet …
Ihr regt euch doch alle zuviel auf. Was ist schon dabei? Schnapp’ dir den Kerl, iss ein paar Zuckerpasteten und schmatz’ ihm ins Gesicht, wo du schon mal dabei bist. Hab’ ausnahmsweise mal Spaß.
Ich rate ausdrücklich, den Verlauf des weiteren Vorgehens genau zu überdenken.
Quatsch mit Soße.
Nein, so großer Quatsch ist das gar nicht.
Trinchen scheint sich dazu entschlossen zu haben, ihren Kopf wieder einzuschalten. Falls die Anwesenden es noch nicht mitbekommen haben: Wir betreten gerade einen Bereich der sozialen Interaktion, der im Allgemeinen von der weitgehenden Bevölkerung als „Flirt“ bezeichnet wird.
Sehr richtig. Wir haben das alles schon gelesen. Wenn Figuren in Romanen dieses Stadium der Beziehung auf emotionaler Ebene erreichen, ist stets davon auszugehen, dass der Autor beabsichtigt, die dramatischen Elemente Liebe-Hass aufeinanderklatschen zu lassen, um so den Zuschauer zu fesseln. Neben dem dramatischen Effekt soll die Romanze auch je nach Art und Genre ein tragendes Element der Tragödie sein, es sei denn, es handelt sich um einen Happy-End-Fanatiker.
Und das ist jetzt inwiefern von Bedeutung?
Es bedeutet ALLES! Ist dir schon einmal aufgefallen, dass da ein Kiri-Shinobi sitzt?
Und jetzt ist es mal an mir, diese Wahrheit auszusprechen: Gerade das macht ihn vertrauenswürdig und interessant.
Äh, wie meinen?
Wann hattest du das letzte Mal ein so nettes Gespräch mit einer Person, die mit dir auf gleicher Wellenlänge zu sein schien?
Uhm …
Öh …
Du erinnerst dich nicht. Siehst du? Ich hab Recht.
Das ändert nichts an der Tatsache, dass es falsch ist, diesen Kurs weiter zu verfolgen. Es ist falsch, überhaupt mit ihm zu reden. Es ist falsch, ihn näher kennenlernen zu wollen. Es ist sogar falsch, überhaupt mit ihm verbalen Kontakt zu pflegen – du weißt genau, was dir blüht, sollte man dich erwischen. Und wenn du in diesem Spiel auch nur einen Schritt weitergehst, wirst du definitiv erwischt. Und warum?
Weil emotionale Bindungen das Urteilsvermögen beeinträchtigen und zu Fehlern führen.
Und das ist der Grund, warum wir so etwas nicht haben. Warum wir so etwas nicht brauchen. Du bist eine Kunoichi. Du bist ein Werkzeug, nichts weiter.
Prima, jetzt hast du sie dazu verleitet, mehr sein zu wollen.
Ich fasse es einfach nicht, dass wir diesen Konflikt austragen.
Mach dir keine Sorgen. Und du auch nicht … ich werde das schon regeln.
Ach ja, und wie? Shunshin no Jutsu, mein bester Rat in dieser Sache. Lauf, lauf solange du noch kannst.
Ich fliehe niemals.
Die Reaktion der Kunoichi bestand also in einem weiteren, skeptischen Wölben der Augenbraue, während sie amüsiert lächelte.
„Kalte Hände, hm? Als nächstes macht irgend jemand ein Kompliment über die Augen und schon haben wir die größten Klischees abgehandelt.“ Mal ehrlich, das waren abgenudelte Phrasen, die es irgendwo irgendwie immer mal wieder gab, wenn man regelmäßig las. Was ein Autor damit beabsichtigte, war Junko klar, doch wie sich das aufs wahre Leben anwenden ließ, blieb weiterhin ein Rätsel, bis sie mit Schrecken feststellte, dass sie sich mitten in einem Teenagerritual der feinsten Sorte befand. Hier aber meldete sich der rationale Verstand mit Capslock of Doom und nicht zu vergessen einem mahnenden Zeigefinger zu Wort, der sie aufforderte, die Spielerei augenblicklich zu unterbinden. Aber … hatte sie dieses Spiel nicht schon ein wenig zu weit getragen? Außerdem musste die Kunoichi widerstrebend feststellen, dass sie langsam dahinter kam, warum alle Welt von dieser Art … sozialer Interaktion so begeistert war. Es war so albern, wie es nur sein konnte und wenn sie dieses Gespräch beendet hatte, würde sie sich wahrscheinlich vor Scham ebenfalls im Hafen ertränken oder für den Rest ihres Lebens dauererrötet wie ein Granatapfel herumlaufen. Das änderte allerdings nichts an der Tatsache, dass die ganze Angelegenheit, vielleicht sogar die Gesellschaft oder das Ritual an und für sich gerade große Teile ihres Gehirns lahm legte … und was war Junko ohne ihren Kopf? Absolut verloren, auch wenn sie gerade ihr Bestes tat, dieses nicht zu zeigen.
„Es ist doch überraschend, wie unklug gewisse Nuancen der sozialen Interaktion sein können, selbst, wenn sie Vergnügen bereiten.“ Das hätte genauso gut aus einem Buch stammen können, allerdings deutete die Tatsache, dass sich die Gesichtszüge des Mädchens langsam wieder in Richtung Ernsthaftigkeit verhärteten sowie der zunehmende, sachliche Ton in ihrer Stimme darauf hin, dass sie gerade eine milde Warnung ausstieß – sie überließ die Zügel ein weiteres Mal Yuto, das hatte sich nicht bewährt und würde das Chaos fördern, aber chaotischer ging es gerade ohnehin nicht. Dies war halt nur Junkos Art, zur Vorsicht zu mahnen. Was der Kiri-Nin mit dieser schwachen Warnung anstellte, blieb ihm vollkommen überlassen. Einen Rückzieher von Junkos Seite gab es nie und würde es auch nicht geben. Wir erinnern uns, das Kampf-oder-Flucht-Prinzip, welches sich vornehmlich auf Bereiche der verbalen Kommunikation erstreckte, griff hier doppelt. Noch konnte man alles wegflunkern, noch konnte man das Ruder herumreißen und sich wieder Tante Eugenia oder der Verschwörung widmen. Konnte man doch, oder? Konnte man? Konnte man wirklich? Junko hatte auf einmal ehrliche Zweifel.
 

Iwamoto Yuto

Chuunin
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Währen Junkos Herz scheinbar ein Stockwerk tiefer rutschte, fragte sich der Kiri-Chuunin, was zum Henker er da gerade eben gesagt hatte. Er konnte weder begreifen was, noch wieso er es gesagt hatte. Das resultierende Problem schien unter den roten Haaren des Rotschopfes, scheinbar einen totalen Ausfall zu bewerkstelligen. Noch immer drehten sich die Gedanken wie ein Karusell um die Frage, wieso er diese seltsamen Worte ausgesprochen hatte. Das es nicht um kalte Hände ging, war selbst ihm bewusst. Irgend einen Sinn und Zweck musste hinter seinen Worten doch stecken, oder nicht? Rein nach dem oberflächlichen Inhalt, wollte er ihre Hände wärmen. Ob er diesen jedoch ernst meinte, war selbst für ihn ein Rätsel. Wenn man nun mal davon ausging, dass es wirklich nicht um kalte Hände ging, die er wärmen wollte, um was ging es dann? War es etwa ein recht unbeholfener Flirtversuch? Nein? Doch? Wahrscheinlich schon. Wahrhaftig unbeholfen, eine Prise Unschuld dazu und... den Fakt, dass er es nicht mal wollte, sondern es ganz spontan von ihm ausgestoßen wurde. Das er es nicht wollte, war wohl etwas falsch ausgedrückt, eher müsste man sagen, dass es nicht von ihm beabsichtigt war, sondern eher aus Reaktion heraus eine zu Junkos Frage hin passende Antwort entstanden war. Schlecht war nur eben, dass Yuto sich erst später die Bedeutung und den Zusammenhang dieser Worte ins Gedächtnis rief. Und dies geschah genau... "TOMATENSUPPE!" ... jetzt. Als ihm nun endlich klar wurde was er eben gesagt hatte, versuchte sein Gesicht gerade wieder eine Tomate zu imitieren. Scheinbar war der Koch immer noch nicht mit der Suppe fertig oder ein weiterer Gast hatte Lust auf einen warmen Teller, voll mit roter Tomatensuppe. Der gedankliche Schrei des Namens von eben jenem Gericht, ließ Yuto jedoch gerade noch rechtzeitig, die emotionale Handbremse ziehen.
Wie würde nun Junko reagieren? Sie hatte doch nicht etwa auch verstanden, was er eigentlich mit seinen Worten ausdrücken wollte, oder doch? Ihren folgenden Worten jedoch, konnte man man leider entnehmen, dass sie genau wusste was er eigentlich gerade gesagt hatte. Wie gesagt, seine Worte waren weder durchdacht, noch geplant. Komplimente über jene braune Augen, über denen sich gerade eine Augenbraue wölbte und sich ein amüsiertes Lächeln zu ihnen gesellte, ebenfalls nicht.
Aber mal ehrlich, selbst wenn Yuto über Himawari hinweg wäre und sich aus dieser Begegnung mehr ergeben würde, also man zunächst erwartet hätte. Natürlich, sie schienen auf eine gewisse abstrakte Art und Weise zu passen, während sie eher kühl wirkte, versuchte Yuto neben einer gewissen Distanz zu seinem Umfeld, auch Wärme auszustrahlen. Außerdem schienen sie beide ein Kopfmensch zu sein, der nur sehr überlegt handelte - aber wie mittlerweise bewiesen, schien es in diesem System einige Macken oder gar Aussetzer zu geben - und auch selten mehr als nötig von sich preisgaben. Nicht zu vergessen ware da natürlich auch noch die recht unvorhandene soziale Kompetenz in gewissen Aspekten. Wieso sollte man aber diese Schwäche nicht zusammen anpacken? Wieso nicht? Weil Yuto vom anderen Ufer kam, ganz einfach. Oh nein, nichts voreiliges denken. Vom anderen Ufer sollte lediglich bedeuten, dass sie hier Zuhause war und Yuto eine mindestens eintägige Schifffahrt entfernt wohnte. Er wohnte also am anderen Ufer. Die ganze Shiro und Sora Thematik würde es den beiden auch nicht einfacher macher, denn dies bedeutete grob gesagt, dass sie beide in einer jeweils unterschiedlichen aber doch gleichen Welt lebten. Welche Chance auf eine Beziehung, außer Freundschaft die schon gefährlich genug war, hätten sie damit also? Keine guten, das mal so nebenbei. Ihre Freundschaft oder noch banaler, ihre bloße Bekanntschaft war gefährlich. Gefährlich für sie selbst und ihre Freunde.
Der nächste Satz von Junko hätte wahrlich aus einem Buch stammen können, doch, ihre Situation genauso. Das ganze erschien dem Rotschopf viel zu unwirklich, es schien nur ein seltsamer Traum zu sein, doch es war die Realität. Bittersüß. Bitter die Ungewissheit, die Angst vor dem was kommen konnte, die Angst vor den eigenen Gedanken und die vielleicht unbegründete Angst vor seinem Gegenüber und Spiegelbild. Süß, die Freundschaft, der warme Tee, die aufheiternden Worte, die aufsteigenden Gefühlen und die gemeinsamen Gedanken. "Wie wahr, wie wahr. Manche Dinge sind eben so wie sie sind. Entweder man akzeptiert sie oder man meidet sie. Wenn man sie so akzeptiert wie sie sind, dann darf man sich nicht beschweren falls man an gewissen Aspekten dieser Dinge keinen Gefallen findet. Meidet man sie, dann darf man sich nicht beschweren, wenn man das Gefühl hat etwas verpasst zu haben. Kann man sich jedoch zwischen dem meiden und akzeptieren nicht entscheiden, so darf man sich nicht beschweren, wenn einem plötzlich die Möglichkeit, zu entscheiden, genommen wird." Ohne es zu wissen, ging Yuto mit seinem Worten auf Junkos verdeckte Warnung ein. Die Zügel lagen sinnbildlich gesprochen, vor ihm auf dem Tisch. Doch wieso sollte er sie ergreifen? Es ging um sie beide und nicht um einen von ihnen, der die Zügel ergriff und somit versuchte den anderen zu manipulieren oder zumindest zu beeinflussen. Er würde Junko entscheiden lassen und selbiges machen, wenn ihm danach war und er es für richtig hielt. Das Problem nun war sichtlich einfach. Würde Junko genauso denken wie er, was nicht unbedingt unwahrscheinlich war, so würde es wohl eine lange Nacht werden. Bevor einer der beiden also keinen klaren Entschluss äußern würde, würden sie auf ewig hier sitzen und Tee trinken. Gefangen, in ihrer eigenen kleinen Welt, aus der sie nicht einmal ausbrechen wollten. Eigentlich gar keine so schlechte Vorstellung oder nicht?
 
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Mameha Junko

Guest
Die gefährlichsten und giftigsten Früchte schmeckten immer am süßesten. Von welchem Autoren diese Weisheit stammte, vermocht Junko nicht zu sagen, aber gerade jetzt, wo Yuto sich weigerte, irgendeine Stellung zu nehmen oder auch nur ansatzweise an der Regie dieser Szene mitzuwirken, runzelte sie innerlich die Stirn und war einmal mehr gezwungen, einen Schritt zurückzutreten und sie die Szene aus der Ferne zu betrachten, um einen besseren Überblick zu haben.
Zuerst einmal musste sie herausfinden, was sie selbst eigentlich wollte – wenn sie das herausfiltern konnte, dann war vielleicht ihre Unsicherheit weg und sie konnte wieder vernünftig handeln, so, wie es sich gehörte. So, wie sie es wollte. Doch was wollte sie? Genau da lag der Hund begraben, wenn sie das wüsste, wäre alles so viel einfacher. Eigentlich war die ganze Misere Junkos Schuld, weil sie nur allzu selten wusste, was sie wollte, wenn es um sie persönlich ging, weil sie noch nicht einmal vor sich selbst zugab, was sie wirklich wollte. Verzwickte Sache das. Und Yuto half ihr auch nicht, weil er selbst auch nichts anbrennen lassen wollte.
„Wir sind doch beide erwachsen.“ Vollkommener Blödsinn, sie waren beide Teenager, und selten war es Junko so bewusst wie in diesem Moment, in dem sie eine Achterbahnfahrt der Gefühle und wirre Gedanken einfach mit dem beruhigte, mit dem sie es immer beruhigte: Rationalisierung. „Wir wissen, wie man Schwierigkeiten umgeht, indem wir sie erkennen.“ Halbwahrheit, wenn man eine Gefahr erkannte, konnte man sie in der Regel abwenden – aber nicht, wenn man gerade die Thematik, die hier zur Diskussion lag, anschnitt. Den Blick wendete die Kunoichi übrigens nicht von dem Rotschopf ab, hielt tapfer Augenkontakt und erläuterte die Situation mit erschreckender Kühle und Vernunft, als rede sie hier über ein Wetterphänomen.
„Romeo-und-Julia-Komplex. Schrecklich schnulziges Drama und allgemein anerkannte Verhaltensweise bei jungen Menschen. Angeblich soll hierbei der Sinn nach Rebellion mit typisch jugendlichen Verhaltensweisen in Sachen übermäßiger Zuneigung gemischt und somit ausgelebt werden. Derart unreifes Verhalten soll in unserem Alter sehr häufig anzutreffen sein.“ Eine sehr vernünftige Zusammenfassung eines Verhaltens, welches Junko für gewöhnlich nur aus der Ferne betrachtete und darüber die Nase rümpfte. Zugegeben, sie hatte an dem vorgenannten Drama durchaus Gefallen gefunden und mochte die Elemente dieses Stücks, aber wie immer würde sie lieber auf der Stelle von der Erde verschluckt werden, als dies zuzugeben. Im Übrigen gab es wohl kaum eine trockenere Methode, „Du Montague, ich Capulet. Geht ja gar nicht.“ zu sagen.
Das ist nicht dein Ernst, oder?
Du schon wieder. Ich weiß nicht, was du hier willst oder was du unbedingt darstellen willst, aber es ist gefährlich. Also sei so nett und wahre Stillschweigen.
Feigling.
Nein, nicht Feigling. Clever.
Aaaaangsthaaaseee, Haaaaseeeeenfuuuuuß!
Lass dich von ihr nicht provozieren. Das hier ist keine Flucht, das hier ist ein taktischer Rückzug.
Ach, selbst du hältst das hier also für eine Flucht?
Das hab ich nicht gesagt!
Hast du wohl gesagt.
Hast du.
Wir haben schon vorher taktische Rückzüge auf der verbalen Ebene durchgeführt und es stand niemals zur Debatte!
Aber das hier ist kein taktischer Rückzug, sondern eine Flucht.
Was sie sagt! Also, du warst gerade dabei, alle Verhaltensregeln und Vorurteile über Bord zu werfen um …
Nein, war ich nicht.
Ha!
Duh! Dann mach doch, was du willst und wein dir später die Augen aus, wenn du erst merkst, was du verpasst. Du hast ihn ja gehört, es ist dann nicht seine Schuld, sondern deine, ganz allein.
… ich hasse euch beide.
Und damit war auch erst einmal wieder Ruhe um Köpfchen der Kunoichi, was allerdings nur geringfügig Erleichterung verschaffte. Das Problem war gerade, dass sie sich auf einen ernsthaften Flirt mit einem Kiri-Nin eingelassen hatte und nicht so recht wusste, ob sie es ernst meinte und wenn ja, was sie dann daraus machen sollte. Am besten wäre es, es wäre gar nicht zu dieser Situation gekommen, also wegflunkern konnte man sie nicht. Auch etwaige Gefühle konnte man nicht weglügen … aber man konnte sie entschärfen. Der Gedankengang wiederum war interessant. Man konnte sich selbst vorflunkern, Gefühle zu haben, obwohl man sie nicht hatte, weil man sich unterbewusst einfach danach sehnte, diese Gefühle zu haben. Und da es sich nüchtern betrachtet bei ihr um eine Person handelte, die stets Gefühle unterdrückte, war diese Möglichkeit durchaus wahrscheinlich. Klang komisch, war aber so. Auch Yuto schien zu dieser Sorte zu gehören, da dieser ja vor Trauer und Schmerz eigentlich platzen musste, während er vom Tod seiner Familie und aller, die ihm lieb und teuer waren, berichtete. Und was tat er? Ausdruckslose Miene aufsetzen und Unschuldig spielen. Mit anderen Worten, er war mindestens genau so ein Verweigerer und Unterdrücker, ein Lügner, der sich selbst belog, wie sie es war. Vögel von einer Feder, nicht wahr? Nun, dann dürfte er mit der plötzlichen, sehr dreisten Eingebung, welche Junko hatte, ja wohl nicht das größte Problem haben.
„Aber um so etwas brauchen wir uns keine Gedanken machen. Wir befinden uns gerade in einer angespannten Situation und da ist es nur allzu natürlich, dass man Dinge verwechselt.“ Mit „Dinge“ waren „Gefühle“ gemeint, wie Yuto sehr genau heraushörte – und oh, die Kunoichi sprach im Brustton der Überzeugung, während sie sachlich-nüchtern fortfuhr, als halte sie gerade einen Vortrag über die alkoholische Gärung unter Berücksichtigung biologischer Faktoren.
„Wir verpassen nichts und wir irren uns. Es gibt einen Weg, das zu beweisen: Küss mich.“
Als sich der Plan in ihrem Kopf zusammengebraut hatte, hatte sich das Ganze noch schön einfach und außerordentlich logisch angehört. Einmal testküssen musste eigentlich – in der Theorie – beweisen, dass der vorangegangene Flirt nur eine Spielerei war, dass die Ursache eigentlich nur in dem Umstand begraben lag, dass beide gerade sehr angespannt waren und Aufregung missdeuteten. Aber jetzt, wo Junko die Worte ausgesprochen hatte, errötete sie nicht etwa, sondern erbleichte angesichts dessen, was sie jetzt möglicherweise gerade vom Zaun gerissen hatte. Was auch immer die Reaktion Yutos war, in diesem Moment weigerte sich sogar Junkos Hirn, die Konsequenzen auszumalen. Aber ein Zurück gab es jetzt nicht mehr, oder? Man konnte immer noch so tun, als habe man es nicht gehört. Das war sogar möglich, denn die Kunoichi saß immer noch in ihrem Stuhl, die Hände auf dem Schoß, ein wenig steif, als hätte sie einen Stock verschluckt und offenbar nicht willens oder in der Lage, dem Rotschopf entgegen zu kommen, sollte er wiederum ihrer Aufforderung nachkommen … was unwahrscheinlich war.
 

Iwamoto Yuto

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Süße und gefährliche Früchte. Gab es da nicht erst neulich eine ulkige Geschichte im Ryokan? Genau, die gab es! Leider. Yuto hatte versucht Seishin davon zu überzeugen, dass dieser ihm zumindest Ansatzweise vertraute und man auch im entgegengesetzten Falle dies behaupten konnte. Wenn man nun aber die leichte Schwäche der Kompetenz in manchen sozialen Gebieten von Yuto in Betracht zog, so wusste man, dass dies nicht gut gehen konnte. So war es dann auch. Während Yuto das Essen zubereitete, eben auch besagte Früchte und davon sprach, dass Seishin ihm zumindest vertrauen würde, was das Essen anbelangte, so musste er leider erkennen, dass dieser darauf scheinbar keinen Pfifferling darauf setzte. Ebenso schien er es auch nicht in Betracht zu ziehen, dass der Rotschopf Gift beimischen würde. Damit Schnitt sich Yuto wohl mehr in sein eigenes Fleisch anstatt in die Zutaten die vor ihm lagen. Pech eben. Was konnte man aus dieser Misere lernen? Sternekoch-kun gab sicherlich kein Gift zum Essen hinzu, hatte nie und wird es auch nicht, dass überflüssige Salz in der Suppe wird dann aber einen anderen Ursprung haben und soll nicht zum allgemeinen Unwohlsein führen. Außerdem, soziale Kompetenz in bestimmten Bereichen sollte man - wenn man denn wirklich so unwissend war - nicht durch Improvisation versuchen auszugleichen. Zumindest nicht wenn man Iwamoto Yuto hieß. Sei es drum, immerhin schmeckt das was er auf den Tisch stellt.
Wieso Yuto keine Regieanweisungen gab oder eine feste Stellung einnahm, war einfach zu erklären. Er hatte keine. Wenn man es anders ausdrücken möchte, konnte man auch sagen, dass er sich noch keine klare Meinung bilden konnte. Das Interesse bestand, die Umstände waren entsprechend, doch was nützte einem dies, wenn man nicht wusste was man wollte? Nichts. Rein gar nichts. Eine Runde Applaus bitte, denn nun wurde der Kern erfasst, doch trotzdem um den heißen Brei - in diesem Falle also die Meinung selbst, die sich ja leider noch auf dem Boden des Kessels, in dem der Brei gekocht wurde, versteckt hielt - herumgerdet und man wusste nach wie vor genau gleich viel. Gar nichts. Yuto hielt sich was seine Meinung bezüglich Junko also weiterhin bedeckt. Schade, aber da muss sich schon noch was tun, spätestens wenn...
Rein vom Alter her gesehen waren sie natürlich nicht erwachsen, von den Denkweisen und Gedankengängen, sowie ihrem psychologisch sehr kompetenten und überaus subtilen Mitteln, waren sie einigen Erwachsenen aber mit Sicherheit voraus. Natürlich wussten die beiden auch wie man Gefahren und unnötigen Schwierigkeiten aus dem Weg ging oder sie schlichtweg umbahnte. Was jedoch wenn man eine Gefahr nicht als eine solche ansah? Dann schien sich wohl, so wie in ihrer Situation, ein Romeo-und-Julia-Komplex zu entwickeln. Doch was war das? Sprach Junko da nicht von übermäßiger Zuneigung? Bedeutete dies etwa, dass sie etwas für ihn empfand? Wenn Yuto nun auch noch auf jedes Detail in ihrem Satz geachtet hätte, dann hätte ihn das nun sicherlich stutzig gemacht, doch leider blieb er für einen Moment - eben genau einen Moment zu lange - am Namen des eben schon benannten Komplexes hängen. Er sollte sich wohl langsam hinter die Ohren schreiben, dass er wenn er wieder in Soragakure war, ruhig öfter den Bereich der Dramen in der Bibliothek aufsuchen sollte. "Nicht alle Schwierigkeiten sind deutlich zu erkennen. Allein schon bei unseren Verschwörungstheorien sollten wir dies erkannt haben. Damit wären wir wohl wieder bei der Frage ob man die Dinge so akzeptiert oder eben nicht." Wie viel Wahrheit in Yutos Worten steckte, konnte man wohl nicht genau sagen, verwunderlich aber war es, dass gerade er immer wieder das Wort Akzeptanz in den Mund nahm, sollte ihn doch solangsam begreifen lassen, dass er im Grunde nicht Mals wusste wovon er sprach. Immerhin klang es logisch und das immerhin ein Funken Wahrheit in seinen Worten steckte war auch gewiss, fraglich war nun nur, ob dieser Funken ein größerer Feuer auslösen konnte, oder erlöschen würde.
Doch genug vom Feuer und zurück zur kühlen Rationalität. Natürlich war Yuto eine Person, die sich selbst anlog um seine Gefühle zu unterdrücken und seinen Zustand langzeitig durch eine Fassdade zu verdecken. Die Aufrechterhaltung nach außen hin war auch nicht das was schwer fiel, sondern die Aufrechterhaltung nach innen. Auf Dauer schmerzte es eben mehr, sich selbst zu belügen und zu verstecken, als das man seinen wahren Zustand vor den Personen die einem am Herzen lagen, geheim hielt und diesen vorflunkerte, alles wäre in bester Ordnung. Nur wieso machte man dies? Konnte man es sich selbst nicht antun, seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen und flunkerte sich deshalb eben selbst genauso an wie alle anderen oder lag es daran, dass man niemandem zur Last fallen wollte und ihnen nicht sein leiden mittel Silbertablett, Schmalz und einer gehörigen Portion Geschniefe sowie einer Portion Gefühlswirrwar aufzutischen? Das musste es wohl sein, denn wie bereits erwähnt, einen geeigneten Gesprächspartner für solche Themen zu finden, war ziemlich schwer, ebenso die Einschätzung, wie sehr man bei diesen Dingen ins Detail gehen konnte. Man sollte nicht zu viel weglassen, jedoch sollte man auch nicht jedes Detail komplett ausleuchten, schließlich wäre der Gesprächspartner auch nur ein Mensch mit Gefühlen. Dies galt natürlich nicht, wenn man sich wie spaßeshalber erwähnt, einen tierischen Gesprächspartner-Ersatz schnappen würde. Doch dieser würde eben nicht antworten können, dafür aber auch nichts ausplaudern. Ein zweischneidiges Schwert eben. Sicherlich wäre noch interessant zu wissen, ob Yuto vor Kummer, Leid und Sorgen nicht schon geplatzt war. Theoretisch ja, aber nur innerlich. Seine Spuren und Löcher hatte dies auch sichtbar hinterlassen, wieso sollte er sonst sich selbst vor einer Fassade verstecken, die im Grunde nur die Löcher stopfte. Eher noch sollte man sagen, dass diese nur die Löcher verdeckt, als geeigneter Stopfen aber recht versagte.
Das die Dinge, die sie folgend ansprach, nur Gefühle sein konnten, merkte selbst der leicht verwirrte Rotschopf. Es war im Grunde das einzige Thema das sie hatten, wenn auch indirekt und nie wirklich angesprochen, aber es war eben so, wie es war. Selbstverständlich wollte sich Yuto dazu auch äußern und sich indirekt rechtfertigen, dass er nichts verwechselte, sondern nicht wirklich wusste was Sache war. Nur um dies eben mal gesagt zu haben. Doch, wie es der Zufall so will, kam er nicht dazu.
Wenn er nun eben nicht schon gessesen wäre, dann hätte man nun tatsächlich davon reden können, dass es ihn wortwörtlich beinahe aus den Socken gerissen hätte. Andererseits konnte man nun wohl mit gutem Gewissen an den Punkt der mit "spätestens wenn..." endete nun anknüpfen.
Spätestens, wenn nun also solch ein Fall eintrat. Im Grunde gab es dafür nun drei verschiedene Wege diesen Satz aufzunehmen und je nachdem sogar zu erwidern.
Erstens, man ignorierte es. Definitiv schlecht für eine bleibende Beziehung in jeglicher Hinsicht, besonders wenn man bedenken musste, dass Yuto und Junko die Zeugen einer sich wahrscheinlich nahenden Katastrophe waren und deshalb so schnell nicht den jeweils anderen als für sich selbst tot erklären konnten.
Zweitens, man ergreift panisch die Flucht. "Oh, ich habe ganz vergessen den Herd auszuschalten!" Dies war zwar eine weitere Möglichkeit, würde aber die selben Folgen bzw. Auswirkungen haben wie die erste. Demnach, bitte aus dem Konzept streichen. Danke.
Drittens, man geht wirklich darauf ein. Ob man nun auch wirklich das gemacht wird, was gewünscht wird ober man lediglich darauf eingeht, es aber nicht macht ist vorerst egal. Generell aber war es die einzige Möglichkeit die man verwirklichen konnte. Wobei, musste war wohl treffender, denn würde man können nehmen, dann wäre es schon etwas zu nahe an den ersten beiden Möglichkeiten.
Gut, man nehme Möglichkei Drei, werfe einen Yuto dazu und... gerät in Panik? Ein leichter Anflug von Panik war bestimmt mit unter seiner Reaktion oder eher unter seinen Reaktionen. In seinem Kopf nämlich, spielte sich ein Trommelfeuer der Reaktionen ab. Verzweiflung, Unwohlsein, Fragen und Reaktionsmöglichkeiten am Fließband, das plötzliche auftauchen von Himawaris Gesicht vor ihm, Panik... "Moment" Panik hatten wir schon, war nun aber wirklich nicht der Punkt, der den Zwischenruf in seinem Kopf ausgelöst hatte. Es war Himawaris Gesicht. Wieso dachte er an sie, wenn Junko ihn dazu aufforderte sie zu küssen? Wieso fühlte sich die Frage plötzlich negativer an, als er Himawaris Gesicht gesehen hatte? "Wieso...?" Ja, wieso war alles plötzlich anders als vorher, nur weil sein Gedächtnis das Gesicht von Himawari aufgerufen hatte, ohne das er dies bewusst gewollte hatte. Es musst daran liegen, dass er noch immer nicht loslassen konnte, sie wohl jeden Tag erwartete, nicht einsehen wollte, dass er nie wieder ihr lächelndes Gesicht sehen würde. Doch mittlerweile sollte ihm klar geworden sein, dass nach diesem Gespräch, nach diesem Abend, alles was vorher war so gewesen sein wird, wie es eben war und alles was kommt, neu und anders sein würde. Egal, wie er sich nun entscheiden würde. Scheinbar wollte sein Unterbewusstsein, aber weiterhin daran festhalten, dass Himawari diejenige hätte sein sollen, die diese Worte zum ersten Mal zu ihm sagen würde. Doch man musste eben damit leben, was das Leben einem vor die Füße warf. Oh! War das eine Entscheidung? Nicht direkt, aber ein Anfang. Es bestand schließlich immer noch die Wahl, ob man über das, dass einem vor die Füße geworfen wurde rübersteigt oder man einen Schritt zur Seite macht und weitergeht. Ob man durch den Schritt zur Seite aber seinen Weg verlässt, anstatt über den Stolperstein des Lebens zu klettern, bleibt ungewiss. Dies würde sich wohl nur dann zeigen, wenn man vor der Wahl stand. Aber auch dann, wenn der Stolperstein bereits hinter einem lag.
Was sollte Yuto aber nun in dieser Situation machen? Nebenbei, Junko war mittlerweile nicht die einzige am Tisch, die erblasste, auch Yuto stieg die Blässe ins Gesicht. "Wenn du doch meinst, dass diese Situation aus einer kindlichen Überreaktion auf die vorigen Situationen entstanden ist..." Es war wahrlich nicht einfach in Worte zu fassen, was Yuto in dieser Situation von sich geben mochte, doch sie waren ehrlich. Es hatte keinen Sinn irgendetwas zu sagen, wenn es jetzt nicht ehrlich war. "...warum..." Es gab mit Sicherheit viele Möglichkeiten auf das warum ein Ende zu finden, doch Yuto wählte eine Art, die wohl etwas aussagen würde, ohne das sie etwas aussagte. Man scheint seiner Macke wohl treu zu bleiben, verwirrt und scheinbar unentschlossen bis zum letzten Moment. "...fühlt es sich dann so an, als ob es nicht so wäre?" Weitere Worte gab es zunächst nicht, ebenso schien sich Yuto auch nicht direkt aus der Schussbahn werfen zu wollen, sondern sich einfach nur neugierig zu ducken und nachzuhaken. Aber da gab es noch etwas. Er war wieder da. Scheinbar hatte er sich heimlich wieder eingeschlichen. Die Rede war vom direkten Blickkontakt der beiden. Was dieser und Yutos Worte nun ausrichten würden, dies würde wohl nur Junko selbst beantworten können.
 
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Mameha Junko

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Es sei noch einmal betont, dass in Junkos Kopf vor allem gerade die Frage vorherrschte, wie sie sich selbst und ihren „Gästen“ am besten bewies, dass hier eigentlich auf emotionaler Ebene nichts, aber auch rein gar nichts stattfand, was dem allgemeinen Empfinden über die gegnerische Fraktion schaden konnte. Es war in ihrer kleinen Welt und in ihrem kleinen Kopf gerade absolut logisch und klar, dass nur einen Testkuss brauchte, um zu erkennen, dass all die Geschichten über Küsse und Anziehungskraft des Verbotenen a) erstunken und erlogen waren und sie b) darüber erhaben war. Das war für sie so sonnenklar, dass sie von Yuto nicht wirklich Widerstand oder gar Einspruch erwartet hätte. Sie wusste nicht, dass es da eine Himawari gab, die im Kopf des Kiri-Nins ihr Unwesen trieb und gerade jetzt als Erinnerung vorherrschend und frisch Wunden schlug, ohne, dass sich auch nur einer der Anwesenden hier dieser Tatsache bewusst war. Wenn Junko es auch nur ansatzweise geahnt hätte, dann hätte sie wohl auf diese zugegebenermaßen etwas egoistische Maßnahme verzichtet und Rücksicht auf den armen Trauerkloß da genommen, aber so, wie die Dinge jetzt standen? Tut mir Leid, keine Chance.
Das war auch der Grund, warum die Antwort des Rotschopfes Junko so erschreckte. Was redete er da? Warum fühlte sich was nicht so an, als es ist … oder was? Sie versuchte gerade mit allen Mitteln, Emotionen wegzurationalisieren und er merkte auf einmal an, dass es sich nicht so anfühle, als wenn es so wäre, wie sich die Kunoichi gerade so verzweifelt vorlog. Das brachte ihre kleine Welt mehr ins Wanken, als Yuto überhaupt nur ahnen konnte, und wenn es die Möglichkeit gab, die Farbe von Alpinaweiß anzunehmen, dann nahm sie gerade diese Möglichkeit wahr. Wie wenig Blut doch auf einmal in ihrem Gesicht verblieb, war erschreckend – es musste sich vor Angst in die Füße verkrochen haben. Warum Angst, fragt sich der geneigte Leser? Nun, man sollte nicht vergessen, dass die Konoha-Chuunin davon lebte, die Kontrolle zu haben. Sie war so lange tapfer und mutig, solange sie auch nur einen Funken Kontrolle über eine Situation hatte. Sie verlor niemals die Kontrolle über ihren Körper, über ihre Stimme, über den Kampf, über ihr Leben. So war das Leben für sie.
Und was tat Yuto? Er redete von Akzeptanz und merkte an, die Situation würde sich nicht so anfühlen, als wäre alles nur ein Spiel bzw. eine kindliche Überreaktion. Und genau dieser Fakt ließ sämtliches Blut aus dem Kopf der Kunoichi verschwinden, weil sie gerade den letzten Halt, nämlich ihre Logik verlor, und sie erstmals nicht die Freiheit hatte, die Zügel aus der Hand zu geben – sie entglitten ihr einfach.
„Warum hast du das getan?“ Die Worte purzelten eigentlich nur unbeabsichtigt hervor, ohne, dass Junko etwas dagegen tun konnte. Mehr noch, diese enthielten weit mehr, als überhaupt beabsichtigt. Nervösität war herauszuhören, Unsicherheit, Entsetzen, Ratlosigkeit. Wenn kühle Logik und rationales Vorgehen eine spiegelnde Rüstung waren, so bekam diese Rüstung gerade Risse um Risse, bis sie in tausend Scherben zersprang. Ein wunderschöner Anblick, wäre es nicht der Halt, die Grundlage und die Basis für das Mädchen, dessen Stimme übrigens eine Idee zu schrill in den eigenen Ohren klang. Auch die Mimik spielte auf einmal mit, wurde lebendiger, als hätte man die Betäubung und die Ernsthaftigkeit einfach herausgezogen – oder sie fielen gerade zu Boden, zusammen mit den tausend Spiegelscherben, hell glitzernd, mit Rauhreif überzogen und doch ein Zeugnis von Zerstörung.
„Wäre das jetzt nicht eine kleine Lüge wert gewesen? Was … was denkst du überhaupt? Wie fühlt es sich dann an?“ Das hörte sich schon fast wie eine Anschuldigung an, während weiter Worte hervorsprudelten, die Junko gar nicht beabsichtigte, auszusprechen.
„Du hättest das einfach durchziehen, den Kopf schütteln und mit die Hand reichen können, um die Freundschaft erneut zu besiegeln. Und jetzt? Was …?“ … was lässt sich jetzt noch weglügen, wenn man alle Probleme mit Konfrontation löst, und was konnte man jetzt noch sagen, um die Lage zu entschärfen – allein für sich selbst? Es ging in Sachen Lüge ja in erster Linie um die eigene emotionale Stabilität und Sicherheit, auch wenn das egoistisch klang. Und allein mit einer klitzekleinen Wahrheit, aus dem Blickwinkel des Rotschopfes selber, tat er etwas, wozu Gegner und Klassenkameraden, Freund wie Feind auf physischer oder verbaler Ebene niemals in der Lage gewesen waren – in diesem Moment wählte Junko die Flucht.
Niemals zuvor hatte sie das dringende Bedürfnis gehabt, die Flucht zu ergreifen und sich so schnell wie möglich von diesem Ort zu entfernen wie in diesem Moment. Wie bereits erwähnt hatte Junko im Gegensatz zu ihrem Gesprächspartner keine Himawari, die zumindest einen Teil an Erfahrung spendete. Alle Zugriffe auch Bücher oder andere Situationen waren durch den emotionalen Ausnahmezustand, der nicht mehr durch Lügen eingedämmt werden konnte, gesperrt. Der Verstand hatte keine Gelegenheit und keine Möglichkeit mehr, einzugreifen, um die Situation zu retten, und mit dem Aufwallen der emotionalen Krise, die auch Angst vor dem Unbekannten und vor allem der Erkenntnis hinsichtlich des geschworenen Feindes bedeutete, starb der trotzige Kampfsinn der Kunoichi. Wie ironisch, das hatten weder Beleidigungen, angriffslustige Käfer, Fäuste von Taijutsuka, scharfe Klingen und gefährliche Fallen vermocht – und Yuto brauchte nur ein paar Worte zu sagen, und schon geriet Junko halbwegs in Panik und wollte Hals über Kopf fliehen.
Während die Furcht vor dem, was geschehen könnte, in Mark und Bein schoss und für einige, wenige Augenblicke eine Erstarrung verursachten, fand die Farbe ihren Weg wieder zurück in das Gesicht der Kunoichi, nur um es in ein ungesundes Kirschrot zu färben. Es war eine Flucht, das merkte sie gerade noch, und es war eine Schande, vor einer Situation zu fliehen, aber gerade jetzt sah sie keinen anderen Ausweg, während sich der Körper merklich anspannte und sie erneut den Blickkontakt mied.
„Ich sollte gehen.“ Oh, und wie sie das wollte. Würde die Angst – ja, wovor eigentlich? – nicht gerade ihre lähmende Wirkung entfalten, so wäre sie schon längst gelaufen, so schnell wie der Roadrunner vor Willy Coyote und noch viel weiter. Bis zum Ende der Welt und über den Rand, nur nicht hier. Warum schnitt diese Angst ihr in die Bauchgegend, tiefer, als es eine Klinge jemals tun konnte?
„Jetzt.“, befahl die Kunoichi ihrem eigenen Körper mit Nachdruck, um den Zustand der Starre abzuschütteln. Und siehe da, schwerfällig meldeten die Beine widerspenstig die Einsatzbereitschaft, was bedeutete, dass sie den Körper anspannte, um aufzustehen, ihre Sieben Sachen zu schnappen und so schnell wie möglich Reißaus zu nehmen. Hinterher konnte sie immer noch überlegen, ob das so schlau war oder nicht, was sie letztendlich aus der Situation machte und ob sie den Kontakt mit dem Sora-Nin weiter aufrecht erhielt, aber Denken fiel ihr jetzt gerade schwer. Sie wollte einfach nur weg. Wenn Yuto allerdings wollte, konnte er sie aufhalten, sogar mit besonderer Leichtigkeit.
 

Iwamoto Yuto

Chuunin
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Tja Yuto, auch wenn Er wieder da war, viel zu helfen schien er dir nicht. Wer hätte denn aber auch denken können, dass er mit seinen Worten, die nach wie vor nichts preisgeben wollten und das ganze doch nur nicht verschlimmern sondern herauszögern sollten, damit er verstehen konnte was vor sich ging, Junko straucheln lies. Mal ehrlich, es war nun wirklich nicht vorgesehen, dass Junkos Gedanken und ihre Gefühlslage gerade durch ihn umgekippt waren und dadurch wie eine Vase oder ein Glas, in tausende kleine Stückchen zerbrochen war. Zwar glitzernd und ansehnlich, aber doch genauso unerwünscht und traurig.
Was sein Sprung aus der Schussbahn aber wirklich angerichtet hatte, sollte Yuto noch begreifbar gemacht werden. Sekunde um Sekunde würde sie ihm anvertrauen, was er eben angestellt hatte. Oder eben nicht. Während sie nämlich nach und nach scheinbar versuchte Schnee zu imitieren und Yuto damit zunächst schon einen leichten Schrecken einjagte, da er trotz der Situation an das gewöhnlich schlimmste dachte, ihr es also womöglich nicht gut ging - im Sinne von Übelkeit usw. - , wurde er aber eines besseren belehrt. Es ging schlimmer. Wesentlich sogar. Während Junkos erste Worte nun schon in seinem Kopf wie ein Schrei hallten, nahm das Gesicht von ihm auch eine relativ ungesunde Gesichtsfarbe an. Immerhin musste man aber sagen, dass seine Haare und Augen in diesem Moment wohl voll zur Geltung kamen, für jegliche Eitelkeit war in diesem Moment aber keine Zeit, erwähnt werden musste es aber. Natürlich konnte Yuto die Nervosität und andere Gefühle in ihrer Stimme erkennen, doch er wertete sie wohl anders als man annehmen konnte. Jedes einzelne Wort, ebenso wie die folgenden, war zwar klar und eindeutig, er verstand sie aber nicht. Er fand keinen Sinn in ihnen. Sie leuchteten nicht ein und liesen den doch erst vor kurzem neu erbauten Eisberg langsam aber sicher nicht mehr schmelzen sondern bröckeln. Wenn man dies nun eher auf den menschlichen Körper bezog, fühlte es sich für ihn wohl in etwa wie eiskalte Messerstiche an. Es waren doch nur Worte. Worte die aus dem Mund seines Gegenübers kamen. Doch trotzdem fühlten sie sich wie etwas materielles wie Messer an, die mit jedem weiteren Wort tiefer in ihn hineingetrieben wurden. Was hatte er nur getan?
Im Grunde hatte er gar nicht getan außer versucht ehrlich zu sein. Das er durch sein zwar ehrliches aber auch in gewisser Weise zurückhaltendes Verhalten herausfinden wollte, wie er selbst zu den ganzen Geschehnissen und natürlich zu Junko stand, sollte man ebenfalls erwähnen. Dummerweise nur hatte er wohl etwas nicht mitbekommen oder seine ehrlichen Worte wurden von Junko eher provozierend aufgenommen oder falsch gedeutet. Was auch immer es aber gewesen war, es hatte wirklich nichts gutes ausgelöst. Vielleicht lag es aber doch an Junko selbst und Yuto hatte nur unbewusst einen Stein zum rollen gebracht, der sowieso schon scheps an einer Klippe hing. Während sich Yutos Präsenz scheinbar wie eine Brausetablette auflösen wollte, schien Junko einfach noch eins draufsetzen zu wollen, in dem sie aufstand und gehen wollte. Unser Rotschopf sollte sich vielleicht mal ernsthafte Gedanken machen, ob Ehrlichkeit es wert war oder wie Junko es sagte, eine Lüge wirklich angebracht war. Da flößten einem die Eltern doch immer ein, man solle doch ehrlich sein und nun das. Natürlich war eine Notlüge in gewisser Hinsicht verzeihbar, wenn sie lediglich dazu diente jemanden zu schützen, aber wieso sollte Yuto Junko in Beziehung auf die Gefühle und wie sich etwas anfühlt, anlügen? Die gesamte Szenerie schien den Intellekt des jungen Chuunin aber maßlos zu überfordern. Eine Truppe mit ihm bestehend aus vier Personen zu manöverieren war eine Sache, den Tod seiner Familie in seinen Gedanken und bei seinen Gefühlen zu überspielen, eine andere. Aber dies hier war etwas völlig anderes. Es schien zwar so, dass er Einfluss auf das Geschehen hatte, Junko jedoch mit ihren Reaktionen alles beeinflusste, eingeschlossen ihm selbst und er damit keinen Einfluss mehr hatte. Verzwickte und seltsame Situation.
Doch was sollte er nun machen? Natürlich standen ihm nun einige Reaktionsmöglichkeiten zur Verfügung, doch mal ernsthaft, er konnte sie nicht gehen lassen. Zumindest nicht so.
Kurzum sprang er also auf und tat das was ihm seine Gefühle - die aber nach wie vor noch, mehr oder weniger undefiniert waren, immerhin schienen sie jetzt aber zu reagieren - rieten. "Geh bitte nicht! Noch nicht!" Eine gewisse Stärke war hinter seinen Worten, die jedoch eher aus dem Moment heraus entstanden war und auch eher gedrückt als gewollt war. "Wieso willst du gehen? Wieso soll ich lügen, wenn ich nicht genau weiß, was hier mit einer Lüge vertuscht werden soll? Soll überhaupt etwas vertuscht werden?" Während seine Hand unbewusst ihr Handgelenk ergriff und dieses versuchte vorsichtig festzuhalten, färbten sich seine Wangen almählich wieder leicht rötlich, jedoch nicht vor Scham oder sonstigem - ja die Tomatensuppe war vorerst aus - sondern einfach aus Aufregung. Aufregung nun aber nicht im Sinne von Wut oder etwas ähnlich negativen, sondern eher durch Verwirrung und Unwissenheit. "Willst du von mir etwa hören, dass du gehen sollst?" Seine Stimmlage glich mittlerweile einem unsicheren Kopfschütteln, dass aber eher ihm als ihr galt. Wieso sollte er auch wegen ihr den Kopf schütteln, wenn er selbst nicht verstand was hier vor sich ging. Nach wie vor war die brennende Frage in seinem Kopf, was er hier falsch gemacht hatte. Was hatte sie zu diesem überstürzten Handeln gebracht? Eine andere interessante Frage wäre aber auch noch, wann ihm bewusst werden würde, dass gerade die Stimmen und Gedanken seiner verstorbenen Familie, inklusive Himawari in eine Ecke seines Bewusstseins gedrängt wurden und Junko gerade seine so gut wie ungeteilte Aufmerksamkeit hatte? Hinzufügen musste man auch noch, dass seine Fassade wohl gerade noch bei seinem Tee hing - den er beim aufspringen im übrigen beinahe umgestoßen hätte und die Teetasse deswegen für einen Augenblick bedrohlich wackelte - und er somit quasi nackt vor ihr stand. Ohne eine Maske vorm Gesicht, das pure Nervenkostüm, welches einfach nur eine Antwort wollte. Eine Antwort die wahrscheinlich nicht nur seinen weiteren Weg, sondern auch ihren bestimmen würde.
"Bleib doch noch..." Seine letzten Worte waren kraftlos und nur ein Hauchen, steckten aber voller Gefühle. Gefühle, für sie?
 
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Mameha Junko

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Es gibt Momente, in denen reichen schnöde Worte einfach nicht, um das Ausmaß an Frustration zu beschreiben, welches man gerade empfindet. Einmal im Leben bereut man immer, sich gegen irgend etwas gewehrt zu haben, und momentan bereute Junko zutiefst, ihr Geld stets für Bücher ausgegeben zu haben, statt auch nur ein einziges Mal in eine Jugendzeitschrift wie „Bravissimo“, „Girl“, „Boy“ oder wie sie nicht alle hießen zu investieren. In all ihrem Wissen über Literatur und Erzählstränge sagte ihr Wissen nämlich nichts über Situationen wie diese aus (oder sie erinnerte sich gerade nicht daran), was wiederum zu dem Schluss führte, eine billige Jugendzeitschrift hätte gerade in dieser Seifenoper sicherlich irgendeinen schlecht formulierten Rat gehabt. Nun, aber so etwas hatte Junko nie gelesen. Pech gehabt. Jetzt musste sie sich auf ihre eigene geistige Wendigkeit verlassen, um die es zur Zeit wahrlich nicht gut bestellt war – irgendwie fühlte es sich an, als hätte jemand ihr zähflüssigen Klebstoff in den Kopf gegossen und würde somit die Gehirnwindungen blockieren. Auch die Gäste blieben still und ließen sie im Stich – verdammte Bastarde.
Das hier war alles vollkommen verkehrt. Wäre dies eine normale Szene, möglicherweise sogar eine Kampfsituation, hätte Junko die absolute Oberhand. Sie hatte immer die Kontrolle über die Lage, kalkulierte immer ein, was als nächstes kommen könnte und war stetig dabei, ihren Gegenüber einzuschätzen. Jemanden auszumanövrieren oder in ihrem Sinne zu manipulieren war das tägliche Brot für sie als Shinobi, und sie definierte sich und ihr gesamtes Dasein durch den Beruf des Ninja. Und was taten Ninja? Genau, sie versteckten alles, was die eigene Persönlichkeit war und ließen es nicht an die Oberfläche, bis sie irgendwann im Kampf fielen. Das war die schlechte Nachricht, die gute Nachricht war, dass es im Gegenzug dafür nichts Cooleres als Ninjas gab.
Und jetzt? Jetzt sprach Yuto von Wahrheit und Lüge, sprach davon, dass er keine Ahnung hatte, was gerade durch die Lüge, diese wunderbare und lebensrettende Erfindung vertuscht werden sollte und schien alles in allem nicht zu begreifen, warum die Kunoichi so außer sich war, während er sie zugleich in einem Restaurant voller Gäste, die wahrscheinlich gerade an einen Streit oder ähnliches glaubten, festhielt und zur Rede stellte. Das war auch der Moment, in dem ihr bewusst wurde, dass sie gerade Hals über Kopf fliehen wollte – welch Schande, welch Schande. Junko floh nicht; ein taktischer Rückzug konnte ein Schritt zum Endsieg sein, aber eine unkoordinierte Flucht? Das erschütterte sogar ihre Fundamente und war Nahrung für die Frustration, die gerade ihr hässliches Antlitz zeigte. Am Anfang wurde gesagt, dass schnöde Worte manchmal einfach nicht genug waren, um das Ausmaß der Frustration festzuhalten, darum soll dies heute in Bildform geschehen, um zu verdeutlichen, was Junko zumindest gedanklich gerade mit dem armen Yuto anstellte.


(© Nina)​

Doch nicht einmal das drang nach außen. Stattdessen spürte Junko Hitze in sich hochsteigen, die ihr ohne Zweifel noch einmal die Farbe eines gekochten Hummers verleihen würde … doch nun war es zu spät, sich um derartige Lappalien Gedanken zu machen. Sie musste sich jetzt dieser Situation stellen, konnte nicht flüchten und wusste auch nicht genau, mit was sie es zu tun hatte und wohin das führen sollte. Merkwürdig, allein bei dem Gedanken an diese Hilflosigkeit wurde ihr eiskalt – vielleicht war der Temperaturwechsel Ergebnis eines emotionalen Ungleichgewichtes, an dem sie gerade definitiv litt, so sehr sie sich auch bemüht hatte, dieses wegzulügen.

Kurze Bilanz:


  • Feststellung emotionaler Neigungen im Hinblick auf einen Angehörigen der männlichen Spezies
  • Betroffener Angehöriger der männlichen Spezies gehört zur feindlichen Fraktion
  • Alle Versuche, besagte Zuneigung wegzuflunkern, waren fehlgeschlagen.
  • Alle Versuche, sich diesem Einfluss zu entziehen, waren ebenfalls fehlgeschlagen.
  • Offensive: Unmöglich
  • Defensive: Alle Verteidigung zusammengefallen
  • Lösung: Unbekannt, Hirn funktioniert nicht.

Zugleich sickerte das Gefühl, beobachtet zu werden in ihr Bewusstsein, während sie immer noch versuchte, zu erforschen, was sie da eigentlich wollte, was gerade geschah und wie sie dem am besten entgegenwirkte. Hoffnungslos, wie Junko feststellte – sie hatte keine Ahnung. Das hier war eine Katastrophe, aus welcher Perspektive man das auch immer betrachtete und erstmals in ihrem Leben hing Junko vollkommen in der Luft, wusste nicht, was sie als nächstes tun sollte und hatte zudem auch noch damit zu kämpfen, dass sie nur ein bestimmtes Maß an Gefühl pro Tag zur Verfügung hatte. Schamgefühl hatte sie fast aufgebraucht, aber die geballte tägliche Ladung Frust war schwelte gerade so richtig schön im Inneren, ohne, dass es nach außen drang. Äußerlich konnte man ihre Mimik leicht mit Verzweiflung verwechseln, während sie erst auf ihr Handgelenk, welches festgehalten wurde, starrte, dann wieder in das Gesicht ihres Gegenübers, dann wieder auf das Handgelenk. An welchem Punkt, fragte sie sich, hatte sie eigentlich die Kontrolle über die Sache verloren? Hatte sie ihn nicht ursprünglich necken wollen? Warum fühlte sie sich dann angezogen und zugleich wie ein Tier im Käfig?
Was immer sie auch gelesen hatte, sie hatte ja gar keine Ahnung gehabt, wie verwirrend dieses Gefühlschaos sein konnte. Sie hörte Blut durch die Ohren rauschen, spürte ihre Finger erkalten und das Herz rasen und war überrascht, wie weich sich Knie anfühlen konnten. Faszinierend. Faszinierend und beunruhigend zu gleichen Teilen, möchte man meinen, und dann war da ja immer noch die winzigkleine Kleinigkeit, dass man jetzt eine Reaktion von ihr erwartete.
Ein schräger Blick wurde auf das unfreiwillige Publikum, ergo die Besucher des Restaurants geworfen, ehe sich die Kunoichi erneut zur Ordnung rief und versuchte, Ordnung in dieses vermaledeite Chaos zu bringen. Was tat sie jetzt? Sie wusste es nicht, ihm diese Entscheidung zu überlassen stand vollkommen außer Frage und dann war da noch die Tatsache, dass diese Situation so falsch war, wie sie nur sein konnte. War es falsch, war es richtig? Mit dem Blick auf das eigene Handgelenk ballte Junko ihre Hand zur Faust, nur um sodann die Finger abzuspreizen, als sei dies eine Übung, die ihr neuerliche Konzentration bescheren konnte.
„Lauf weg oder bleib hier.“, hörte sie sich selbst in tonloser Stimme sagen. Komisch, wo sie doch fast vor Gefühl platzte, hätte sie erwartet, mehr davon in ihrer Stimme zu finden. Kurios, wirklich. Erst, nachdem sie die Worte ausgesprochen hatte, wurde ihr bewusst, was sie gerade tat. Da er offenbar nicht gewillt war, sie gehen zu lassen, stellte sie ihn vor die Wahl – entweder er lief jetzt und zwar genau jetzt weg und dieses Treffen wurde zu einer bittersüßen Erinnerung. Blieb er, warf man Konventionen über Bord und dieses Treffen blieb ebenso bittersüße Realität. Ein dazwischen oder einen Kompromiss gab es nicht.
„Entscheide dich jetzt.“ Wie ruhig das doch vorgetragen wurde, die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm.
 
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Iwamoto Yuto

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Tja, wenn die Gäste eines Lokals erstmal verstummt waren wegen eines Aufruhrs an einem anderen Tisch, so würden die Gespräche wohl nicht so schnell wieder erklingen. So lange sie nur schwiegen sollte ja alles in Ordnung bleiben, sollten sie aber ihre neugierigen Blicke auf die beiden werfen, dann...
Nun ja, die beiden würden ihnen wohl nichts antun, außer natürlich es sollte zur allgemeinen Unterhaltung dienen und umherwirbelnde Tische involvieren. So wie es schien waren momentan aber weder Yuto noch Junko zu Slapstick oder sonstigen komischen - im wahrsten Sinne des Wortes - Handlungen verleitet. Ihr sowieso schon fast peinliches Verhalten mal außer Acht gelassen.
Während Yuto also mit sich selbst kämpfte um herauszufinden, was hier wirklich geschah und wie er zu dem Geschehen so wie Junko stand, schien diese ihre eignen Probleme zu haben. Nach wie vor war es für sie scheinbar ein herber Schlag in die Magengrube, dass sie nicht mehr Herr, Pardon, Frau der Lage war. Das sie Yuto imaginär nun also am Kragen packte und diesen windelweich schüttelte, war nicht verwunderlich. Was musste dieser auch hier versuchen Reden zu schwingen und Worte an sie richten, die eigentlich ihm selbst galten? Man könnte fast meinen, dass Unwissenheit bei unserem rothaarigen Chuunin nicht etwa Furcht auslöste - gut, vielleicht auch einen gewissen Teil - sondern den Verlust eines gesunden Menschenverstandes. Wobei man sagen musste, dass er natürlich eine gehörige Portion Verstand besaß, ob er aber die Menschen auch verstand war eine andere Frage. Man konnte darauf zwar antworten, dass er sein Umfeld etwas verstand oder eher so kannte, wie sie sich ihm präsentierten. Das andere Leute nun also eine jeweils neue Variable in einem sich ständig änderndem System namens Leben waren, musste er so hinnehmen. Ja, auch wenn er es nicht wollte.
Junko hingegen war nicht nur eine der besagten Variablen, sondern verteilte auch gleichzeitig selbst welche und machte die ganze Situation nur noch schwerer für den bereits verwirrten Rotschopf. Andererseits zeigte sie ihm dadurch auch klar seine Schwäche - sowie er sie durch sehr gescheite Antworten nahe an den Abgrund der Verzweiflung führte und dies nichtmals beabsichtigt - im Umgang mit anderen Menschen sowie die Konfrontation mit diesen. Was er dadurch bereits gelernt hatte, war das er in Sachen Liebe, Freundschaft und Verständnis seines Umfeldes und seiner Mitmenschen, wohl noch einiges lernen musste. Was er bis jetzt angerichtet hatte war zwar nicht wirklich überschaubar, doch er konnte sich sicher sein das seine Mitbewohner und auch Junko durch ihn nicht zu einem Trümmerhaufen mutierten. Oder etwa doch? Hoffentlich nicht. Wenn wir schon bei Trümmerhaufen sind, diese würde es bei seinen Mitbewohnern mit Sicherheit geben, nur eben nicht in psychischer Form, sondern in materieller.
Als Junko in dann plötzlich vor die Wahl stellte, ob er gehen - ihr genauer Wortlaut war zwar, dass er weglaufen sollte aber nun ja - oder bleiben wollte, schien ihn dies mehr zu überraschen als ihn aufzuregen. War dies nicht sogar ein Deja vu? Nur dieses Mal eben umgedreht? Eigentlich schon, immerhin hatte Yuto indirekt die Wahl gehabt sie gehen zu lassen oder sie aufzuhalten. Nun aber hatte sich das Blatt gewendet und Junko stellte ihm diese beiden Optionen auf einem direkten Wege zur Auswahl. Gab es bei dieser Multiple Choice Aufgabe wenigstens auch eine dritte oder sogar vierte Option? Zum Beispiel "Ich trinke noch eben meinen Tee leer/ Ich gehe eben noch auf die Toilette und dann verschwinde ich". Eher nicht. Es blieb ihm also nur gehen oder bleiben. Gehen bedeutete, dass er hier einen Menschen, der ihm scheinbar einiges bedeutete - wenn aber auch immer noch nicht geklärt war, was - und momentan ziemlich aufgelöst war. Außerdem würde er sich dies mit Sicherheit nie vergeben können. Bleiben hingegen bedeutete, dass er Junko noch besser und näher kennenlernen konnte - auch wenn dies vielleicht in Form einer Ohrfeige geschehen würde - und er vielleicht endlich herausfinden würde, was er hier an dieser Situation nicht verstand und was Junko ihm bedeutete. "Ich würde gerne noch etwas bleiben."
Seine Entscheidung kam zwar etwas spontan aus seinem Munde, doch er hätte so oder so sich nicht anders entscheiden können, da sein bisschen Verstand - der momentan keine wirklich hohen Leistungen vollbrachte - ihm sagte, dass er nicht vor etwas weglaufen sollte, wenn er nichtmals wusste was dies war. Ein anderes Wort für seine Entscheidung war also schlichtweg Neugierde. Seine Stimmlage deutete aber eher daraufhin, dass er Junko die Zügel überlies, da seine Antwort eher als Frage interpretiert werden konnte, auch wenn es keine war. Doch auch wenn dem so war, seine Entscheidung stand fest und er würde bleiben.
Langsam setzte er sich also wieder auf seinen Platz und lies das Handgelenk, auf welches Junko einige Zeit gestarrt hatte los und blickte sie mit einem leicht bittenden Blick an. Sie sollte sich wieder hinsetzen, sofern sie es denn wollte. Er für seinen Teil wollte diesen Abend nämlich nicht enden lassen. "Wie wäre es vielleicht erst noch mit einer weiteren Runde Tee?" Subtiler konnte man wohl nicht die weiße Flagge schwenken, schon gar nicht in einem unvorhandenen, aber doch imaginär tobenden Krieg.
 
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Mameha Junko

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Tee trinken? Bitte was, TEE TRINKEN?!?
Schade, dass Yuto nicht verstand, dass die allerletzte Chance, aus der Angelegenheit heil und ungeschoren heraus zu kommen, soeben verspielt worden war. Es gab einen Grund, warum Junko ihn auf so schicksalsschwangere Art und Weise darum gebeten hatte, doch eine Entscheidung zu fällen – entweder bleiben oder gehen. Gehen wäre besser gewesen, für alle Beteiligten. Aber die beiden hier waren Teenager, sie waren unvernünftig – und genau diese Entscheidung, nämlich ob Vernunft oder Unvernunft, hatte die Kunoichi ihrem werten Gesprächspartner überlassen. Er wollte die Zügel nicht, hatte aber mit seinem Bleiben eine Entscheidung für sie beide gefällt, in Junkos Augen sogar eine sehr endgültige Entscheidung, von der sie wusste, dass sie sie bereuen würde. Aber sie konnte auf diese Weise somit immer noch sagen, es wäre nicht ihre Verantwortung gewesen, während Yutos Bewusstsein mindestens ebenso rein blieb, weil er nicht verstand, wie viel Gewicht ihre letzte Bitte gehabt hatte.
Die Zeit zum Teetrinken war vorbei, soviel sollte Yuto langsam klar werden, als er die Hand der Konoha-Chuunin losließ und diese ihn mit neu gewonnener Ruhe von oben bis unten mit latenter Skepsis musterte, was vielleicht etwas befremdlich wirken mochte. Gerade eben wirkte die Kunoichi noch außer sich, fast schon verzweifelt, jetzt war sie ruhig und gefasst, allerdings ein wenig argwöhnisch, wie es schien. Dass sie genau genommen der Ansicht war, dass sich der Rotschopf gerade anscheinend um die Verantwortung drückte, aber zugleich den Genuss aus der Situation zog und somit eine etwas feige Vorgehensweise wählte, sei mal dahingestellt.
Tee trinken. Also wirklich, allein dafür gehörte Yuto durch den Fleischwolf gedreht.
Der Gesichtsausdruck der Chuunin war schwer zu deuten, als sie den Sora-Nin musterte und sodann mit absolut todernster Miene nicht nur nach ihrem, sondern auch nach Yutos Rucksack griff. Oh, sie würde diesen nicht lange tragen, keine Bange. Eine kurze Geste, nämlich das deuten des Zeigefingers an die Decke in Richtung des Gastwirtes entlockte diesem ein kurzes, verständnisvolles Nicken, während Junko – wortlos und vollkommen konzentriert – den armen Rotschopf am Ärmel griff, hochzog und dann mit sanfter Gewalt in Richtung Treppe schob. Es war davon auszugehen, dass sie sich schon vorher eingemietet hatte – man erinnere sich, Junko hatte bereits Vorbereitungen getroffen und gerade diese Herberge war von ihr ausgewählt worden – und demzufolge konnte man davon ausgehen, dass sie sich gerade anschickte, das Gespräch vor neugierigen Augen zu verbergen, indem sie es einfach jenen neugierigen Augen entzog. Doch die Art und Weise, wie sie es tat, ließ keinen sicheren Rückschluss auf ihre Beweggründe zu. Sie ging sogar ein wenig grob vor, was auf unterdrückten Ärger hindeuten konnte. Vielleicht auch auf Pflichterfüllung und neue Sicherheit, was angesichts der neu aufgetauchten Stimme natürlich auch bedeuten konnte, dass nun ein Massaker direkt bevorstand – gerade, wenn ein Shinobi wie Junko professionelle Kühle wie in diesem Moment, nicht etwa Aggressivität ausstrahlte, war meistens mit einem Gefecht zu rechnen.
Tee trinken – wenn man es recht bedachte, mussten die Worte doch selbst in Yutos Ohren falsch klingen, oder taten es zumindest, als er mit ruhiger und kühler Bestimmtheit die hölzerne, rustikale Treppe hinaufgeschoben worden. Stets blieb eine Hand an seinem Rücken, als befürchte die Kunoichi, er könnte ihr entwischen – normalerweise wurden auf diese Weise nur Gefangene geführt, denen man ständig vor Augen führen wollte, dass ihr Leben nicht länger in ihren eigenen Händen lag. Gleiches Gefühl vermittelte Junko nun dem Rotschopf, als sie ihn praktisch die Treppe hoch komplimentierte. Was immer vorher in der Luft lag, war verschwunden und wurde durch eine prickelnde Atmosphäre der ganz anderen Art ersetzt – langsam aber sicher wurden Instinkte wach, die mehr auf Gefahr hindeuteten als auf Vertrauen oder Freundschaft, was von diesen beiden Jugendlichen hier am Anfang des Gesprächs festgestellt worden war. War Junko möglicherweise so verwirrt, dass sie den armen Yuto nun zu einem abgelegenen und unbeobachteten Platz führte, nur um ihm den Garaus zu machen, wie es eigentlich ihre Pflicht als Shinobi Shirogakures war? Das wäre zumindest innerhalb der Regeln gewesen und hätte ihren Fehltritt wieder gutgemacht und sie wieder in den Schoß der heiligen Ordnung geführt. Vielleicht war die letzte Warnung an Yuto, doch zu laufen, solange er noch konnte, die letzte Warnung gewesen, bevor der endgültige Schluss, Blut zu vergießen gefasst wurde. Vielleicht, vielleicht endete diese Begegnung jetzt auf die schlechtmöglichste Art und Weise – und gerade jetzt, als das Schweigen Junkos unerträglich zu werden schien, war diese Möglichkeit auf einmal wahrscheinlicher denn je. Das war doch fast dazu erdacht, einen Schauer über den Rücken zu jagen, nicht wahr?
Tee trinken … was Junko darüber dachte, blieb im Dunklen, ebenso wie ihre Absichten, aber dass sie dieser Idee abgeneigt war, musste in der Offensichtlichkeit nicht noch einmal betont werden. Wie gut, dass Yuto sich nicht gegen diese Behandlung wehrte. Die Folgen wären wahrscheinlich nicht absehbar gewesen, somit blieben die Bewegungen der Kunoichi geschmeidig und der Blick ernst und pflichtbewusst, als sie die Tür zum eigenen Zimmer öffnete, mitgebrachten Kram mit eine schwungvollen Bewegung in eine Ecke schlittern ließ, als wäre der Boden eine Eisfläche und nicht aus Holz … und die Tür schloss. Der Moment der Wahrheit rückte näher. Ob sie den Sora-Nin tatsächlich erwürgen wollte? Vielleicht sah ihr Plan auch etwas perfideres vor, vielleicht allerdings machte sich auch eine grausame Ader in ihr bemerkbar, die sie dazu verleitete, Yuto im Toilettenbecken ertränken zu wollen. Möglich war alles – tatsächlich sei nur so zwischen Schreiber und Leser verraten, dass Junko kurz mit dem Gedanken spielte, das Fenster zu öffnen und den Rotschopf eine Weile aus dem Fenster baumeln zu lassen, was aber in Ermanglung an Körperkraft wieder verworfen wurde.
Die Handlung nahm allerdings eine ganz andere Wendung. Der verdutzte Yuto wurde tatsächlich mit einem kräftigen Schubser bedacht, allerdings nicht, um ihn aus dem Fenster, in eine Badewanne oder in eine vorbereitete Schwerterfalle zu stoßen, sondern aufs Bett. Kein Doppelbett, sondern ein rustikales Einzelbett, in dem eine kleine Person wie Junko fast verschwand und die für jemanden wie den Kiri-Nin angemessen war. Das war’s, ein Schubser gegen die Brust und schon landete der arme Bursche rücklings auf Matratze und Decke. Ob sich da eine tödliche Falle in Form vergifteter Nadeln befand? Fehlanzeige.
Zugegeben, ein dreister Zug von Seiten der Kunoichi, die allerdings immer noch unter Vorspiegelung falscher Tatsachen die Position Yutos nutzen konnte, um ihn so leichter zu erwürgen – vielleicht war auch unter dem Kopfkissen ein Kunai versteckt, wer wusste das schon? Doch noch ehe der arme Rotschopf reagieren konnte, setzte sich die weißhaarige Chuunin frecherweise auf seinen Bauch, als wäre dieser ein Kissen, überschlug die Beine und verschränkte die Arme, während sie den Kopf drehte und mit ernster Miene auf ihn herabblickte. Den Körper durfte er im Profil bewundern, die Hände hatte er frei und die Luft würde ihm bei diesem federleichten Mädchen auch nicht wegbleiben. Zur Ernsthaftigkeit hatte sich zum Gesichtsausdruck nun auch eine leicht ironische Komponente gesellt, die allerdings Verspieltheit vermissen ließ – was sich Junko bei der ganzen Aktion dachte, sollte zunächst im Verborgenen bleiben. Dass sie den Shiro-Nin allerdings mit ihrem eigenen Fliegengewicht nie und nimmer in dieser Position halten konnte, wenn er das nicht wollte, war allerdings auch ihr klar, aber anscheinend ging es hier mehr ums Prinzip.
„Ich gehe hier nicht eher weg, bis du dir im Klaren bist, was du willst.“ Na, das ist doch mal eine klare Ansage … war das ein Scherz? Wollte sie ihn umbringen? Oder wollte sie ihn doch zwingen, zu irgend etwas Farbe zu bekennen? Und wenn er das tat, wollte sie ihn dann immer noch umbringen? Die Situation hatte einen gefährlichen Beigeschmack, und ob dieser beabsichtigt war, schien nunmehr fraglich.
 

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Auch wenn weiterhin ein imaginärer Krieg tobte, so schien weder Tee eine gute Lösung zu sein, noch waren sich die beiden Fronten wohl wirklich darüber bewusst um was es hier eigentlich ging. Rein der Theorie nach, vermochte man sogar zu sagen, dass die beiden Fronten sich nicht gegenseitig, sondern sich selbst gegenüberstanden und sich demnach selbst bekriegten. Das die andere Seite jeweils einen Stoß in eine bestimmte Richtung gab war klar, aber ob sie sich dem auch wirklich bewusst waren, war eher ungewiss. Der arme Rotschopf der einen Front, schien für seinen Teil, eine Begriffstutzigkeit an den Tag zu legen das es wortwörtlich krachte. Das Krachen selbst schien das Resultat oder eher die Antwort der anderen Front auf das hilflose Friedensangebot. Aber was sollte er denn auch machen? An einer mehr oder weniger schweren Bildungslücke zu leiden, war eben nicht wirklich etwas einfaches, aber immerhin versuchte er was er konnte oder vermasselte es zumindest.
Was nun aber folgte war ziemlich plötzlich und wohl genauso unerwartet. Das vorhin beschriebene Krachen schien nun nämlich zu bewirken, dass Junko irgendetwas vorhatte. Etwas... etwas eben. Während er selbst also noch etwas verdutzt seinem Tee nachsah, wurde er bereits am Ärmel hochgezogen und samt seinem Rucksack zur Treppe und jene auch hinauf getrieben. Was die Szene aber etwas verstörend gestaltete, war der Fakt, dass Junko die gesamte Zeit völlig still war. Hinzuzufügen war nur noch, dass sie ihn wie einen Gefangenen trieb und ihn zuvor seltsam musterte.
Überlegte sie etwa, wo sie denn am besten zustechen sollte, damit das ganze auch schnell über die Bühne ging? Nun ja, dieser Gedanke mochte nun etwas voreilig klingen, aber wie unwahrscheinlich war es? Die offensichtlichen Argumente sprachen dafür, sie wusste was sie wissen wollte, das Gespräch hatte sich dem Ende und zu einem anderen Thema hingeneigt, sie war verärgert, sie gehörte der feindlichen Fraktion an - oder wohl eher er - und keiner der beiden wusste was er wollte. Aber ob nun ein stiller und heimlicher Mord die Lösung war? Wobei man heimlich nicht sagen konnte, denn dem Gastwirt hatte sie ja noch zugenickt. Außer natürlich das war bereits abgesprochen, sie nickt ihm zu und die Leiche wird am nächsten Morgen hinter dem Haus verschart.
Wenn sich der leicht überrumpelte Rotschopf doch wenigstens wehren oder zumindest etwas von sich geben würde, dann könnte die Situation doch noch verändert werden oder nicht? Nein? Nein! Denn er tat nichts, weil er nicht wusste, was er denn machen sollte. Selbst ein Stoßgebet entfleuchte ihm nicht.
Die folgende Situation jedoch lößte bei Yuto ein Deja vu aus und ließ ihn zunächst vergessen was gerade mit ihm geschah, da ihn die Erinnerungen an die vergangene Zeit etwas übermannte. Als ihn das letzte mal, ein Mädchen auf ein Bett geworfen hatte, wurde er mit Decken begraben, bis diese ihn davon abhielten vernünftig einzuatmen. Damals geschah dies aus dem simplen Grund, da das Mädchen - das natürlich Himawari war, wie konnte es denn auch anders sein - den Verdacht hatte, dass er sich durch das feuchte und kühle Wetter eine Erkältung zugezogen hatte und nun schon an Fieber litt. Der dortmalige tomatenrote Kopf, der sie dies vermuten lies, hatte jedoch genauso wenig mit Fieber zu tun, wie das was was der Auslöser für eben einen solchen, an dem heutigen Abend war. In der jetzigen Situation jedoch, ging es nicht darum ihn durch Decken warzmzuhalten, denn dafür sorgte im wohl entferntesten Sinne schon Junko, da sie sich auf seinem Bauch niedergelassen hatte. Für einen Moment hätte er wohl wirklich sagen können, dass er sein Ende vor Augen sah und er nur darauf wartete, dass sie ihm das kühle Metall eines Kunais langsam oder geschwind - was auch immer sie eben bevorzugen mochte - an die Kehle drückte und ihm somit den Gar auszumachen. Doch dies geschah nicht. Ihre Worte schienen jedoch beinahe selbiges zu bewirken, da sie in Yutos Augen nicht wirklich einen Ausdruck hatten und alles mögliche bedeuten konnten. Was eine Antwort seinerseits bewirken würde, war genauso fraglich. Natürlich hätte er ihren leichten Körper von sich stoßen können um sich einen Spielraum zu erschaffen, doch genauso wie er war sie ein Chuunin und würde dies wohl nicht so leicht mit sich machen lassen, körperliche Kraft hin oder her.
Doch was sollte er nun machen? Eine Bewegung oder viel mehr eine falsche Bewegung würde ihm wohl eher nur etwas schlechtes bringen, aber Worte waren an diesem Abend noch nicht wirklich seine Stärke gewesen, genauso wenig wie die Wahrheit, die in seinen Worten steckte. Das Problem nun jedoch war, dass er nicht wirklich wusste was er sagen wollte und was Junko hören wollte. Für gewöhnlich war die Wahrheit doch immer etwas gutes, würde sie ihm aber auch in dieser Situation weiterhelfen? Nun ja, zuerst einmal regungslos liegen bleiben und versuchen mit ihr zu reden war wohl die einzige Möglichkeit die er gerade hatte. Zu fliehen und aus dem Fenster zu hüpfen hörte sich für ihn aber auch nicht wirklich schlecht an, schon alleine aus dem Grund, da dies doch wohl wirklich ein Abgang war, der einem in Erinnerung bleiben würde. Man durfte nur nicht vergessen, dass er sich noch immer auf feindlichem Gebiet befand und eine etwas lautstarke Flucht aus einem Fenster im ersten Stock war da wohl nicht wirklich zu empfehlen. "Als du mich auf das Bett geworfen hattest, dachte ich zunächst das ich ein Deja vu hätte, aber wenn ich ehrlich bin, dann muss ich sagen das es doch anders ist. Wenn auch ähnlich aber anders." Ungwollt mischte sich in seine monotone Stimmlage ein leicht freudiger klang ein, den man hatte, wenn man sich an etwas schönes erinnert hatte. "Ich bin mir im Klaren, hoffe ich doch. Ich will einfach Licht ins dunkle bringen und der Sache auf den Grund gehen, doch weiß ich weder was die Sache ist, noch wo der Grund ist." Hatte er etwa wirklich so viel Vertrauen in seine Fähigkeiten, dass er einfach wieder etwas undeutliches sagte, dass sich genauso gut auf die Sache zwischen den beiden Fraktionen bezog, anstatt das er sich dem jetzigen Thema gewissenhaft widmete? Wahrscheinlich nicht, doch improvisation und Ehrlichkeit spielten hier eine Rolle und er versuchte einfach das in Worte zu fassen, dass ihn momentan beschäftigte. Ob dies nun jedoch am Thema vorbeischrammte oder ins schwarze traf, war ihm weder bewusst, noch wirklich wichtig. Wichtig war es ihm in diesem Moment nicht, da sich seine Gedanke um den Gedanken versammelten, der aussagte, dass er eine vernünftige Antwort geben musste. Der Gedanke, was später kommen mochte oder welche Wirkung seine Worte hatten, war leider im Gegensatz zum anderen nicht so gut besucht. "Ich will einfach meine Vergangenheit hinter mir lassen, doch es fühlt sich momentan in mir an, als ob eine Bestie mich von innen zerfleischen würde. Als ob sie mich aushöhlen wollte und doch gleichzeitig füllt. Die Entscheidung ob dieses Gefühl gut oder schlecht ist, scheint mir einfach zu wichtig zu sein." Wenn man die Bestie in ihm nun mit seinen Schuldgefühlen, seiner Vergangenheit und Himawari und sicherlich noch einigen anderen Faktoren gleichsetzte, so bekam man wohl die mit Sicherheit am seltsamsten umschriebenen Schmetterlinge im Bauch, seiner gesamten Geschichte. Andererseits konnte es auch einfach als Kampf mit sich selbst umschrieben werden, denn eigentlich stand nur er sich selbst im Weg. Niemand anderes. Doch eben er alleine, war der große Fehler im System, der ihn davon abhielt, wirkliche Beziehungen aufzubauen. Schlicht und ergreifend hatte er Angst davor, Personen die ihm wichtig waren zu verlieren, aus diesem Grund war es eben einfacher keine richtigen Beziehungen aufzubauen. Natürlich erschien es selbst ihm als einfacher, aber sein Leben hatte sich eben in diese Richtung gewendet und ein weiterer Verlust einer nahestehenden Person im letzten Jahr, hätte ihm wohl den finalen Tritt von der Klippe gegeben. Doch dem war nicht so und er wusste oder viel mehr, es wurde ihm bewusst gemacht, dass sein Leben noch nicht vorbei war und er diesen Weg selbst gewählt hatte.
Wenn nun aber seine Worte, die letzten waren, die er in seinem Leben gesagt haben würde, dann würde er sich wohl nicht beklagen können. Wer konnte den auch schon behaupten von einem hübschen Mädchen umgebracht worden zu sein, dass sich auf seinen Bauch gesetzt hatte und noch einige Worte an ihn gerichtet hatte? Zum Thema hübsch konnte man nun nur noch sagen, dass Yuto diese Situation in keinster Weise ausnutzte oder den einen oder anderen Blick riskierte. Sein Blickfeld blieb brav in der Nähe des Gesichtes, auch wenn er ab und an die Augen gemieden hatte.
Wer nun behaupten wollte, dass er die Situation einfach genoss und deswegen den Weg der Worte eingeschlagen hatte, der solle dies eben denken. Gewiss sollte dieser Person aber auch sein, dass in dieser Situation mit seiner gesamten Vorgeschichte, nicht alles so schön war wie es wohl auf jemanden, der nun in das Zimmer platzen würde, wirken würde.
 
M

Mameha Junko

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Sie hörte des Ausführungen und Antworten Yutos genauer zu, als dieser vermutlich dachte. Er sprach von einem Déjà-vu-Erlebnis, von Bestien und Gefühlen, von Unsicherheit und dem Willen, dem auf den Grund zu gehen. Das Problem war nur, dass Junko nicht wusste, dass es da eine Himawari gab, also interpretierte sie leider den Teil mit dem Déjà-vu vollkommen falsch. Für sie hörte es sich so an, als erwähnte der Rotschopf beiläufig, dass man ihn schon öfter aufs Bett geworfen hatte, was sowohl auf Übung als auch auf regelmäßigen Umgang mit dem weiblichen Geschlecht hindeutete. Das allerdings stand im krassen Gegensatz zu seinem etwas unbeholfenen Verhalten ihr gegenüber, zu seiner Schüchternheit und auch zu seiner momentanen Aussage, die von der Kunoichi auch nicht als das wahrgenommen wurde, was es war – sie verstand ihn insofern in doppelter Hinsicht falsch. Vielleicht war seine Aussage ja auch Ergebnis eines simplen Versuches, anzugeben, aber irgendwie passte das nicht in das Persönlichkeitsprofil, so, wie er sich ihr bisher dargestellt hatte. Andererseits passten die Erfahrungswerte, die er andeutete, auch nicht hinein, was für Junko sodann nur folgenden Schluss zuließ: Er war in Wirklichkeit nicht die Person, die er ihr zu verkaufen versuchte und spielte in Wirklichkeit mit ihr. Für die Chuunin war das vollkommen logisch; sie trug etwa 90% der Zeit ebenfalls eine Maske und so gut wie niemand konnte für sich beanspruchen, zu wissen, was in Junkos Kopf vor sich ging. Insofern war es für sie völlig natürlich, dass andere dies auch taten, auch nur spielten, auch nur darstellten, was sie andere glauben machen wollten und die eigentliche, die wirkliche Persönlichkeit unter Verschluss hielten. Außerdem – und das spielte sich nur auf der unterbewussten Ebene ab – würde diese Theorie, sollte sie sich bewahrheiten, arg ihr Gewissen erleichtern. Zumindest rational gesehen. Emotional hieß es, dass sie nunmehr wusste, warum das Wort „bedrückt“ tatsächlich etwas mit einem unangenehmen Druck auf dem Herzen zu tun hatte und dass sie dann doch ein wenig enttäuscht war – und wo Gefühle aufwallten, wurde eine Vermutung plötzlich zur Tatsache.
Andererseits passte es sehr gut zusammen. Sora-Nin waren clever, hinterhältig und geschickt, wie man schon in der ersten Klasse in der Akademie lernte, und gerade die Rolle des schüchternen, unerfahrenen Jungen stand Yuto so dermaßen gut, das musste einfach gelogen sein. Wenn er sich durch einen verbalen Ausrutscher verraten hatte, war das nur ein Glück für Junko, die jetzt umdisponieren konnte. Von diesem Verdacht war äußerlich freilich nichts zu sehen; die Kunoichi war es gewohnt, ihre Gefühle unter Verschluss zu halten, und somit konnte Yuto nur einen eindringlichen Blick feststellen, ohne, dass sich auch nur der kleinste Ansatz zur Interpretation, was sie gerade dachte, offenbarte.
Letztendlich ist er doch ein Sora-Nin. Du hättest das wissen müssen.
Jaja, verschone mich mit Vorwürfen und sag’ mir lieber, was wir mit der Situation machen.
Das weißt du selbst doch schon längst.
Ihn jetzt zu beseitigen ist zu riskant. Zuviele Zeugen und das anstehende Examen, du erinnerst dich?
Bedauerlicherweise, ja. Dann haben wir nur eine Möglichkeit: Mitspielen.
Hinterhältig, aber die Ironie entgeht mir nicht. Ein wahrer Lügner möchte ebenfalls belogen werden, nicht wahr?
Exakt. Warum zögerst du dann?
Dank meiner Klassifizierung in Richtung „Luxusprobleme“ bin ich ungeküsst, schon vergessen?
Dein Körper gehört dir nicht. Er gehört dem Dorf.
Wie freundlich, an mein Ego zu appellieren. Die andere hat Recht, du so provozierst du mich nur, mehr sein zu wollen. Wo ist die eigentlich?
Oh, sie hält gerade ein Pläuschchen mit Todessehnsucht und Todesverachtung. Gerade letzterer hat übrigens arg an Gewicht zugelegt in letzter Zeit, wie du vielleicht merkst, da du schon längst gecheckt hast, ob der Sora Waffen bei sich trägt und sorgsam dafür gesorgt hast, dass er sich in deinem Zimmer befindet, welches du überprüft und für fallenlos erklärt hast.
Wie beruhigend.
Wieso zögerst du noch immer? Oh, ich vergaß, die emotionale Entwicklung. Meine Herren, wie unbequem.
Das stimmte. Sie empfand gerade entschieden zuviel für den Rotschopf, wie sie gerade feststellte, und gerade diese gemischten Gefühle waren nicht einfach zu handhaben: Wut, Mitleid, Enttäuschung, Zuneigung, Bewunderung, Verachtung, Unsicherheit … all dies in Teilen, die schwer auszumachen waren, doch momentan überwog Wut. Junko war nicht anfällig für impulsive Ausbrüche. Wenn sie Zorn empfand war dieser klirrend kalt; beständig, konstant, ein schneidendes Gefühl in den Venen, welches auch durch Mark und Bein ging. Dieser Zorn verlangte Maßnahmen, nicht etwa Vergeltung und war in seiner Beständigkeit auf eine andere Art und Weise intensiv, und somit nicht mit dem Anfall eines Cholerikers zu vergleichen. Und trotz dieser vorherrschenden Emotion musste sich die Kunoichi fragen, ob sie in der Lage war, Yuto ernsthaft Schaden zuzufügen.
Was, wenn ich mich irre?
Kannst du dich an das letzte Mal erinnern, als du mal nicht Recht hattest?
Guter Punkt, und ich hasse es.
Denk daran: Das zögerliche Verhalten sowie seine Erzählungen über den grausamen Tod seiner Familie sind möglicherweise komplett erstunken und erlogen. Du musst vom schlimmsten Fall ausgehen, was bedeutet, dass er nicht nur seinem Kage von diesem Gespräch erzählen wird, er findet dich möglicherweise körperlich vollkommen unattraktiv, macht sich über deine Naivität lustig und wird seinen Eltern und Geschwistern lachend von dieser Begegnung erzählen.
Ich hasse es, wenn du Recht hast.
Und was machen wir mit deinem emotionalen Ballast?
Das, was wir immer in solchen Situationen machen. Sagen wir es zusammen:
U-N-T-E-R-D-Ü-C-K-E-N!
U-N-T-E-R-D-Ü-C-K-E-N! Prima, und was machen wir jetzt?
Lächeln wär’ ein Anfang.
Und tatsächlich gelang Junko ein leichtes Lächeln, welches vor allem als freundliche und fürsorgliche Geste zu verstehen war. Eines, welches Verständnis demonstrierte, obwohl sie es keinesfalls hatte – oh, im Lügen war die Kunoichi geübt, und diese Übung sorgte gerade für ein ausgesprochen authentisches, wenn auch schwaches Lächeln, selbst wenn sie am liebsten einen strengen Blick aufgesetzt hätte.
Glaubte er tatsächlich, sie ausmanövrieren zu können? Nein, das konnte man nicht geschehen lassen; man manövrierte sie nicht aus, wenn sie das nicht wollte, so einfach war das. Insofern wurde ihre Entschlossenheit durch diesen Hintergedanken gestärkt, während sie ihr Bestes gab, Yuto Zuneigung und Verständnis vorzuspielen und zugleich wie ein Luchs aufzupassen, was er sagte, was er tat und ob es eine Gefahr für sie darstellte. Paranoia? Ach wo.
Somit rutschte das Mädchen zwar mit dem Hinterteil von seinem Bauch, ließ allerdings zugleich Kopf und Schultern auf den Brustkorb des Sora-Nins sinken, und dies in einer langsamen, fast schon genießerisch anmutenden Bewegung, als würde man eine Hand der Länge nach über ein Geländer gleiten lassen und nach eine gewissen Reichweite den Oberkörper nachziehen. Was wie Genuss schien, war in Wirklichkeit Vorsicht und die subtile Überprüfung, ob irgendwo am Torso Waffen versteckt waren, was nun einmal nach Adam Riese und glücklicherweise nicht der Fall war. Auch das gespielte Lächeln blieb weiterhin bestehen, während sie zum Flüstern ansetzte.
„Und was machen wir jetzt?“
Blöde Frage eigentlich. Diese Begegnung war für Junko gelaufen, und es würde schon Überzeugungskraft, merkwürdige Ereignisse und Gegenbeweise erfordern, um sie von diesem Misstrauen abzubringen, sollte Yuto jemals dahinter kommen, dass sie überhaupt derartiges pflegte. Und wenn er jetzt irgend etwas von ihr verlangte, was sie absolut nicht wollte, konnte sie immer noch spontan einen Heulkrampf vortäuschen und sich herauswinden. Wenn er tatsächlich seiner Rolle, von der sie glaubte, dass er sie vorspielte, treu blieb, war das der sicherste Weg dorthin und zugleich auch ihre Lebensversicherung. Einfach weiter das hingerissene Mädchen spielen.
 

Iwamoto Yuto

Chuunin
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Wenn es darum ging, sich selbst ein Bein zu stellen, dann war Yuto wohl sicherlich einer der wenigen, die dies wirklich schon fast bishin zur Perfektion konnten. Unbewusst versteht sich. Sollte das Unterbewusstsein ihm kein Bein stellen, dann schmiss sich ihm auch schon mal das Schicksal in die Bahn. Grundsätzlich konnte man diese Geschehen vielleicht auch als schlichtes Unglück bezeichnen oder aber auch zugeben, dass es wirklich an ihm lag und nicht an zufälligen Reaktionen und Aktionen seiner Umgebung. In der jetzigen Situation aber, musste man zu Yuto auch noch andere Faktoren hinzuziehen. Der eine war mit Sicherheit Junko und der andere in diesem Falle dann noch seine Vergangenheit. Das es aber ein Fehler war, dass er einem Mädchen erzählte, wie er in seiner Vergangenheit schon auf ein Bett geworfen wurde, sollte selbst ihm klar sein. Zumindest jedoch klar geworden sein nach einigen Sekunden, so wie es genau in diesem Moment nun der Fall war.
Während erst einige Sekunden eine schon beinahe peinliche Stille herrschte, begannen Yutos Gedanken zu rasen und analysierten, was er eben gesagt hatte. Das mit dem Bett war ein herber Fehler gewesen, den er vielleicht irgendwann beheben sollte, da Junko aber noch keinerlei Anstalten gemacht hatte, konnte man es für einen kurzen Moment zurückstellen. Die beiden restlichen Punkte mussten so stehen bleiben wie sie waren, es war seine ehrliche und aufrichtige Meinung, die er weder in ein anderes Licht rücken konnte, noch es wollte. Erstaunlicherweise konnte man aber beobachten, dass die Bettgeschichte keinerlei Rötung in seinem Gesicht hervorrief. Zum einen, war es nichts das er verheimlichen musste, zum anderen war die Geschichte an sich auch recht lustig. Bei Yuto würde diese Geschichte jedoch kein freudiges Lächeln hervorrufen, denn es war die letzte klare Erinnerung, bevor sich sein Leben um 180° gewendet hatte. Bei anderen mochte sie aber vielleicht schon ein Lächeln auslösen, vorausgesetzt, dass man nicht noch im selben Moment den weiteren Verlauf der Geschichte erzählte. Wahrscheinlich aber gab es auch Menschen die dennoch lachen würden, wenn auch vielleicht eher wegen letzterem. Würde Junko lachen, wenn er ihr erzählen würde, in welchem Zusammenhang diese Bettgeschichte stand? Möglicherweise, aber auch nur dann, wenn sie ihm glauben würde. Wirklich glaubhaft war es genau betrachtet nämlich wirklich nicht, alleine schon der Fakt, dass er mit einem Mädchen zusammen in ein Zimmer gesteckt wurde, anstatt mit einem anderen männlichen Teamkameraden.
Was aber sicher war, war das er schon dort einige seltsame Gefühle gespürt hatte, die er damals wahrscheinlich noch weniger zuordnen konnte als heute, innerhalb der nächsten Stunden aber sowieso durch ein stärkeres Gefühl verdrängt wurden. Schmerz. Heute würde er das Gefühl wohl so beschreiben, dass es ihn sehr freute, einen Menschen gefunden zu haben, der mit ihm auf einer gleichen Welle lag und zudem auch sehr sympathisch war. Das da aber unter Umständen sogar mehr als nur Freude und Freundschaft dahintersteckte, musste er erst noch lernen. Alternativ aber konnte es ihm auch beigebracht werden. Der geringe Teil an Liebe, den er aktiv in seiner Kindheit aufnehmen konnte, schien wohl einfach nicht ausgereicht zu haben um genau zu wissen, wie es sich anfühlte. Zu früh wurde er schließlich in die böse und kalte Welt geworfen und musste dort mit anderen Gefühlen und Instinkten klarkommen, die für den Moment als wichtiger erschienen.
Doch zurück zum Thema, ob Junko ihm den glaubte oder nicht. Grundsätzlich hatte er an diesem Abend ja versucht, ehrlich und offen zu sein. Er hatte theoretisch auch keine andere Wahl als mit offenen Karten zu spielen, denn er war hier auf feindlichem Boden und musste auf die Unterstützung von Junko hoffen. Sofern Junko ihn aber nicht unterstützte, dann war er auf diesem Fleckchen Erde wohl schon so gut wie verloren. Dieser Fakt bedeutete nun aber nicht, dass er so handelte weil er Angst davor hatte, quasi alleine zwischen schlafenden Löwen gelandet zu sein, die Junko auf Kommando befehligen konnte. Es hatte sich schlichtweg so ergeben, dass seine Fassade nach und nach ins Bröckeln geriet. Natürlich blieb ein gewisser Teil nach wie vor unter dem Eis verborgen, doch diese Gebiete waren auch ihm größtenteils noch unbekannt. Bevor man sich jedoch auf eine Antwort gegenüber Junko festlegte, sollte man sich vielleicht erstmal klar sein, ob er ihr denn selbst überhaupt vertraute. Die Vertrauensbasis generell existierte schon bereits bevor er sie zum zweiten Mal traf und er sie nicht nur in schriftlicher Form vorfand. Natürlich spielte Yuto bewusst mit seinem Leben und dem Schicksal, doch die Chance auf dieses Gespräch wollte er sich nicht nehmen lassen. Da das Vertrauen also bis zu einem gewissen Punkt vorhanden war, willigte er ein. Seine eigene Art der Vorsichtsmaßnahme hatte er ja getroffen bevor er aufgebrochen war und Fluchtpläne im Hinterkopf. Er vertraute soweit in seine körperlichen Fähigkeiten, dass er wohl sogar auf das Meer hinausrennen würde, ungeachtet der Frage, wie weit er damit kommen könnte. Als er dann Junko aber besser kennengelernt hatte oder sie zumindest besser einschätzen konnte, wusste er, dass er entweder in einem Stück wieder zurückkommen würde oder eben nicht. Letzteres bedeutete nun bestimmt nicht, dass er die wahrhaftige Vermutung hatte, dass sie ihn umbringen würde, sondern das er eher mit einem seelischen Schaden heimkehren würde. Und warum? Weil er auf geistiger Ebene versagt hatte, so einfach war das. Doch dazu kam es ja noch nicht.
Junko schien es sich derweil bequem zu machen und ihn erneut als Kissen zu missbrauchen, bei diesem Mal war es aber auch für ihn etwas bequemer, denn im Gegensatz, dass sie sich die vorherigen Male auf ihn gesetzt oder teilweise gelegt hatte, schmiegte sie sich nun eher an ihn. Das sie ihn dabei auf Waffen absuchte, bemerkte er nicht direkt oder fasste es als solches nicht auf. Doch auch wenn es so war, Junko würde nicht fündig werden, zumindest nicht direkt. Die einzigen Waffen die er dabei hatte, waren einige Kunai - die er sorgsam in einer Schriftrolle versiegelt hatte - und sein Kopf. Sein Kopf und sein Körper waren die beiden ihm am vertrautesten Instrumente, weshalb er sich auf diese auch eher verließ als auf ein Stück Metall. Oh, da war doch noch etwas. In seinem Notizbuch fanden sich noch einige Explosions-Siegel, gut versteckt zwischen den Seiten. Diese waren dort aber nicht nur aus einem Grund versteckt. Sie sollten ihm zum einen als Waffe dienen, zum anderen sollten sie aber auch sein Notizbuch vernichten, sofern ihm etwas passieren sollte. Auch wenn in diesem jüngsten Notizbuch noch nicht wirklich viel niedergeschrieben war, so war es sein zweites Gedächtnis und dies privat.
Yuto vertraute Junko also, zwar nicht vollständig, aber dennoch soweit, dass er nicht fürchtete, dass in jedem Moment der Tod an ihre Zimmertüre klopfen würde. Sofern er sich als Zimmerservice outen würde, so würde man ihm die Türe aber natürlich dankend öffnen. Ob Junko aber Yuto traute, war weiterhin eine Frage unter vielen. Es gab, was auch Yuto leider bejahen musste, zu viele Fakten, die grundsätzlich gegen ihn und sein Verhalten sprachen. Da sie aber momentan neben ihm lag - mittlerweile ja in einer Position, in der sie beide benach- bzw. bevorteiligt waren - und weder Anstalten machte ihm etwas anzutun, zu gehen oder ihn zum gehen zu bewegen, konnte er davon ausgehen, dass sie ihn für den Moment akzeptierte.
"Habe ich etwas falsches gesagt oder bist du mit meiner Antwort zufrieden?" Etwas besorgt stellte er ihr eine Gegenfrage, denn eigentlich hatte er damit gerechnet nun noch eine Antwort auf seine Antwort zu erhalten. Um die Situation aber etwas zu lockern, wollte er anschließend noch die Sache mit dem Bett erklären. "Das Deja vu das ich vorhin ansprach... war wohl etwas falsch ausgedrückt. Himawari, aus einem anderen Missionsteam, dass unseres begleiten sollte und ich wurden in ein Zimmer eingeteilt und... sie dachte, dass ich von dem ganzen Regen Fieber bekommen hätte, warf mich auf mein Bett und begrub mich unter Decken..." In seiner Stimme fand sich ein gewisser fröhlicher Tonfall, so als ob er versuchte einen Witz zu erzählen, doch in seinem Gesicht spieglete sich selbiges nicht wieder. "Den Rest der Geschichte kennst du." Seine Stimmlage ging gegen Ende seines Satzes hin eher in Richtung der Stimmung seines Gesichtsausdrucks, fröhlich war anders.
 
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Mameha Junko

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Den Rest der Geschichte kannte sie? Oh bitte, wie denn? Yuto sprach hier von Mädchen xy mit dem Namen Himawari, und dass diese etwas ganz Besonderes gewesen war, konnte man jetzt nicht so genau erschauen. Er erzählte ihr gerade, dass diese Himawari ihn auf irgendeiner Mission ins Bett gesteckt und unter Decken begraben hatte und dass ihn das an diese Situation erinnert hatte. Wie. Überaus. Schmeichelhaft. Irgendwie redete sich der arme Rotschopf immer mehr um Kopf und Kragen.
Allgemein lief hier irgend etwas fürchterlich verkehrt. Auch wenn Junko davon ausging, dass der Rotschopf hier eine große Finte plante und sie eigentlich nur nach Strich und Faden hinters Licht führen wollte, so nahm sein unbeholfenes Verhalten langsam beunruhigende Dimensionen an. Selbst der begriffsstutzigste und schüchternste Held in jedem Roman, den sie jemals gelesen hatte, wäre mittlerweile auf den Zug gesprungen, dessen Ofen er selbst angefeuert hatte. Denn wir erinnern uns, Yuto war es gewesen, der Junko mit langen Blicken und merkwürdigen Fragen erst dazu gebracht hatte, sich einzugestehen, dass es sich bei dem Sora-Nin wie mit Himbeermarmelade verhielt: Entweder man mochte sie, man liebte sie oder sie war einem egal. Oder hat irgend jemand aus der werten Leserschaft schon mal jemanden „Himbeermarmelade, igittigitt“ oder „Ich hasse Himbeermarmelade“ sagen hören? Na also, Beweisführung abgeschlossen. Und da Junko mittlerweile ziemlich genau wusste, dass ihr Yuto eben mitsamt Himbeermarmeladenfaktor nicht egal war, auch wenn ihr das, wenn das Wortspiel gestattet ist, nicht schmeckte, befand sie, dass es langsam an der Zeit war, dass der Rotschopf ein wenig … demonstrativer wurde.
Es war ja nicht so, dass die Kunoichi keine Bedenken hatte – wie könnte sie diese jemals vergessen? – doch die Situation fühlte sich angesichts der anfänglichen Initiative Yutos so falsch an, dass sie nunmehr das Bedürfnis hatte, sie in der richtigen Version zu sehen. Wie gesagt, in jeder anderen Geschichte, in jedem Roman, in jedem Drama wäre man bereits vor gefühlten Stunden über diesen Punkt hinaus gewesen, und das war hier nicht der Fall. Verwirrend, selbst unter dem Aspekt des möglichen (bzw. für sie wahrscheinlichen) Betruges. Und irgendwann hatte auch Junkos Geduld einmal ein Ende, weswegen sie etwas resigniert seufzte, bevor sie sich auf dem Brustkorb des Jungen aufstützte und ihm in die Augen schaute. Sie wirkte nunmehr leicht angenervt, jedoch nicht unfreundlich.
„Yuto-kun, ich mag dich ja wirklich gerne, aber würde es dich töten, endlich mal Farbe zu bekennen?“
Farbe bekennen war eine schöne Bezeichnung für das, was Junko eigentlich seit gefühlten Stunden von dem Sora-Nin erwartete. Es war ja nicht so, dass sie sonderlich viel verlangte. Viel wäre das Singen von „Sweet Transvestite“ in Strapsen, High-Heels, Korsage und einer Fliege um den Hals und nichts anderem. Der Versuch der Leserschaft, sich dieses Szenario nicht bildlich vorzustellen, wird wahrscheinlich nicht von Erfolg gekrönt sein, aber hey, das Leben ist hart und ungerecht. Aber wie gesagt, so was verlangte Junko gar nicht. Sie verlangte noch nicht einmal von Yuto, dass er ernst meinte, was er sagte und tat, die Hauptsache war nur, dass er es langsam mal tat.
„Ich weise dich ja ungern darauf hin, aber wir liegen gerade auf einem Bett, haben es fürchterlich bequem und die Stimmung ist grundromantisch.“ Erm, nein, nicht mehr wirklich. Nicht mehr, seit Junko anfing, über die Geschichte zu fachsimpeln, als erkläre sie den Aufbau eines Eierschalensollbruchstellenverursachers.
„Könntest du jetzt also bitte endlich über deinen Schatten springen und mich küssen? Wenn du da völlig abgeneigt bist, wäre ich dir auch dankbar, wenn du das jetzt sagen würdest.“
Tja, Yuto, selbst Schuld, würde ich mal sagen. Er hatte wie gesagt damit angefangen, was von der Seite der Kunoichi nur harmlose Spielerei gewesen war, die sie danach unterdrückt und verleugnet hätte. Aber von seiner Seite aus kam Ehrlichkeit, und jetzt hatten sie beide den Salat. Wie gesagt, im Gegensatz zu Yuto hatte Junko als einzige Referenz ihre Bücher, und aus dramaturgischer Sicht her wäre die Situation so nie zustande gekommen, weil der Autor gewisse Leserbedürfnisse zu befriedigen hatte, selbst wenn sie zu dem Zeitpunkt mit einem Augenrollen von Junko wahrgenommen wurden. Doch genau das sorgte jetzt dafür, dass Junko, wenn sie schon von Yuto verraten wurde, auch bitte das volle Programm haben wollte. Ein wenig Neugier spielte mit, ein wenig Grausamkeit, den Rotschopf derart in Bedrängnis zu bringen, ein wenig Rachegefühl … je nachdem, wie man wollte. Und da war natürlich auch noch der eigene Gefühlshaushalt, um den sich die Chuunin wirklich erst später Gedanken machen wollte. Das schlechte Gewissen durfte später kommen, aber nicht jetzt, bitte.
 

Iwamoto Yuto

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Das Singen von "Sweet Transvestite" in Strapsen, High-Heels, Korsage und einer Fliege um den Hals wäre wohl wirklich etwas zu viel verlangt, aber rein der Theorie nach, wäre es wohl etwas einfacher als Farbe zu bekennen. Er konnte es einfach nicht. Noch vor kurzem hatte sich in ihm doch eine wohlige Klarheit breitgemacht, doch diese musste nun wohl immer mehr einem Gefühlschaos weichen. Das ein solches schon schlimm genug war, ist ja noch verständlich, dass es sich bei Yuto aber scheinbar auch recht negativ auf seine kleinen grauen Zellen auwirkte, war nicht geplant. Das Chaos zu ordnen war sicherlich eine Möglichkeit, doch leider war es ihm nicht möglich. Seine Gedanken waren bereits geordnet, ein geordnetes Chaos eben, dass weder in diesem Zustand einen Sinn ergab, noch in einem unordentlichen. Ein stinknormales Gefühlschaos würde er natürlich in den Griff bekommen, aber wenn es sich hier um eines handelte, bei dem er die Gefühle nicht deuten konnte, so war es eben eine schwierige Aufgabe.
Weder war Yuto eine Figur aus einem Roman, die mal eben so oder so gehandelt hatte, weil es ein Autor für nötig hielt, noch war dies hier die Szene aus eben einem solchen. Es war das echte Leben, wie wohl beide auf ihre jeweils eigene Weise feststellen mussten. Genau dieses schien sich nun schwieriger zu gestalten, als eine furchtbar beschriebene Szene aus einem Roman und doch lagen beide auf ein und dem selben Bett. Doch auch wenn Junko meinte das dies sehr romantisch wäre, so sah er dies anders. Es war für ihn weder romantisch - als ob er wirklich berurteilen könnte, was romantisch überhaupt war - noch in irgendeiner Art und Weise ansprechend.
Natürlich gefiel ihm die Nähe von Junko auf die eine und andere Weise, doch dieses Chaos, das sie und ihre Worte verursachten, schlugen ihm leider nicht auf den Magen, sondern aufs Gemüt. Aber wahrscheinlich gerade aus diesem Grund, fühlte er sich zu ihr hingezogen. Wieso? Weil sie das verkörperte, was er bisher nicht gefunden hatte. Während zwischen ihm und Himawari, scheinbar einfach die Chemie gepasst hatte, so war es hier etwas anderes. Junko war für ihn seine andere Hälfte, die, die genauso taktierend und kühl sein konnte wie er. Die, die ebenso hinter einer Fassade versteckt war und den Kern des Eisberges wohlbehütet hinter dieser verbarg. Die, die Bücher genauso wie er selbst auch, einigen sozialen Kontakten vorzog. Sie ergänzte ihn eben in gewisser Weise und war wohl die erste Person, die mit ihren Worten, seine ganze Aufmerksamkeit auf sich zog. Diese Aufmerksamkeit war auch bitter nötig, denn ohne diese, wäre er wohl bereits wieder auf dem Weg nach Soragakure oder er würde alleine am Hafen sitzen und die Sterne betrachten.
"Ich..." Gleich nach seinem ersten Wort, folgte auch schon die erste Pause, nicht aber weil er nicht die passenden nächsten Worte fand, sondern weil es so viele Worte dafür gab, folgendes zu beschreiben. "...weiß nicht ob ich das sage, was du hören willst aber..." Aber was? So langsam aber sicher sollte er wirklich aussprechen was er sagen wollte und vor allem, was er dachte und fühlte. Doch dann geschah es. Anstatt das weitere Worte folgten, näherte sich sein Gesicht langsam - aber doch zielstrebig - dem ihren. In seiner Bewegung konnte man kein zögern erkennen, sein Kopf hatte für einen Moment die Kontrolle aufgegeben und dem Körper die Vorherrschaft über ihn überlassen. Ein flüchtiger Moment, in dem er ihr alles, aber auch wirklich alles vor die Füße warf. Sein Leben, seine Zukunft, sein Schicksal. Die Deckung verworfen, die Fassade gestürzt. Die kühlen Lippen, mit seinen berührte.
Neben dieser Handlung, die wohl mehr als jedes Wort ausdrücken konnte, musste man bedenken, dass er ihr damit wirklich die Zügel überlies. So schutzlos wie er in diesem Moment war, so viel Macht hatte sie in diesem Moment über ihn. Die Zügel lagen nun also nicht mehr um das Geschehen geschlungen, sondern allein um seinen Hals. Sie war also die Person, die entscheiden würde, was mit ihm geschehen sollte. Eine Abfuhr, eine Erwiderung, ein weiteres Messer im Rücken oder eine völlig unvorhersehbare Reaktion.
Ob der Kopf nun ausgeschaltet worden war, weil er sich schlichtweg nicht für irgendwelche Worte entscheiden konnte oder doch der Kopf gesiegt hatte und es völlig durchplant war, war selbst ihm unbewusst. Bewusst aber war ihm, dass er es nicht bereute. Natürlich wusste er, was er damit nun ausgelöst haben konnte, nicht nur Freundschaft die bis über die Grenzen reichte, sondern mehr. Doch was war es wirklich? War es Liebe? Egal was es war, er wusste, dass sie ihm mehr als nur sympathisch war, die, die ihm Gedanken und Erinnerungen wie Messer aus seinem Rücken gezogen hatte, die er nicht fassen konnte, weil seine Arme zu kurz waren. Die, mit der er sich scheinbar auf einer annähernd gleichen Wellenlänge hielt.
 
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Mameha Junko

Guest
Es gab in Augenblicken wie diesen hunderte von Möglichkeiten, die den erfolgreichen Abschluss des Projekts „Erster Kuss“ beeinflussen, ja wenn nicht sogar verhindern konnten. Da brauchte bloß einer der Beteiligten spröde Lippen zu haben, oder bei den Herren der Schöpfung brauchten nur Bartstoppeln zu sprießen und schon schreckte eine Partei zurück, weil sie einfach was Weicheres erwartet hatte. Manch ein unerfahrener Küsser wurde auch übermäßig aggressiv oder chaotisch, wieder andere bekamen im letzten Moment Fracksausen und zogen sich dann doch zurück. Gelegentlich spielte sogar der Körper einer oder beiden Parteien einen Streich, in dem er sich lautstark zu Wort meldete. Insbesondere Mägen waren dafür bekannt, bei Aufregung plötzlich trotz Sättigungsgefühl zu knurren, was dann gerade in Situationen wie diesen für Verwirrung sorgen mochte.
Kurzum: Es konnte gerade eine Menge schiefgehen.
Was für ein Glück, dass es das Schicksal gerade gut mit Yuto meinte und auch von etwaigen Störungen wie plötzlich eintretenden Gästen, aus dem Schrank purzelnden Beobachtern oder dergleichen verschonte. Nein, es lief alles ganz hervorragend. Oder auch nicht, immerhin dachte seine Gesellschaft gerade eher an Mord und Verrat als an Romantik, auch wenn man ihr das nicht ansah. Dennoch war nicht zu verleugnen, dass Junko spürte, wie ein wohliger Schauer den anderen den Rücken hinunterjagte, während sie selbst glaubte, gerade zu zerschmelzen.
Junge Menschen denken in solchen Momenten häufig sehr, sehr dumme Dinge, wie zum Beispiel „Wenn ich jetzt sterbe, werde ich es nicht einmal merken“ oder dergleichen. Junko ging es in diesem Moment nicht anders, und doch brachte sie gerade nicht die Kraft auf, sich selbst zu schelten oder gar einzusehen, wie unendlich blöd und mädchenhaft sie sich gerade verhielt. Konnte ein Mensch einfach nur die Augen schließen, sich küssen lassen und für einen verschwindend geringen Moment glücklich sein?
Doch wie es mit verschwindend geringen Momenten des Glücks ist, verging auch dieser viel zu schnell. Fast wäre die Kunoichi hochgeschreckt, als irgendeine Stimme im Hinterkopf, welche übrigens herzhaft verflucht wurde, um Aufmerksamkeit bat. Die Stimme sprach von Misstrauen, von Verrat, von Schein und Sein, und sie sprach so überzeugend, dass die Chuunin ihr glauben musste. Wie schnell doch so ein kleiner Augenblick der Magie vorbei sein konnte, nicht wahr? Fast bereute sie schon, sich so früh von ihm zu lösen und den Kopf in seiner Halsbeuge zu vergraben, aber das schlechte Gewissen gab sonst einfach keine Ruhe, ebenso wie der Hang zur Selbstkritik.
War es für Reue nicht gerade ein bisschen zu früh? Vermutlich nicht, aber andererseits war Junko gar nicht in der Lage, viel Reue zu empfinden, weil ihre Gefühlswelt gerade anderweitig besetzt wurde. Fast hätte sie Yuto böse sein können, dass er ihre kleine Welt mit einer so kleinen Geste so durcheinandergeschüttelt hatte, aber auch für Wut war im Augenblick kein Platz. Allerdings gab es die Gewissheit, dass alles kommen mochte, von Wut bis Reue, und es würde bitteren Tribut fordern. Dennoch konnte sich die Kunoichi nicht vernünftig auf diese Folgen konzentrieren – dafür war der Geschmack des Kusses noch zu frisch auf ihren Lippen, dafür war der Übeltäter noch viel zu präsent. Kunststück, sie benutzte ihn praktisch als Kopfkissen.
Ein wenig ärgerlich war es schon, dass Junko viel zu schwindelig war, als dass sie es auch nur ansatzweise für Ordnung in ihrem Kopf sorgen konnte. Falls Yuto noch etwas zu sagen hatte, würde es definitiv gehört werden, aber für Antworten konnte die Konoha-Chuunin an diesem Abend nicht mehr garantieren – zumindest nicht, was sinnvolle Antworten anging. Sie hatte nachzudenken, was der Rotschopf nicht wissen konnte, obwohl er spüren aufgrund des armen Herzchens, welches wie wild gegen die Mädchenrippen hämmerte, durchaus ahnen konnte, dass sie sich aufgeregt hatte und darüber gerade reflektierte.
Gratulation, Yuto. Der Preis dafür, Junko zum Schweigen gebracht zu haben, geht unbestritten an dich. Es schien auch nicht so, als wolle das Mädchen an diesem Abend noch mehr machen als Nachdenken, insofern war es unwahrscheinlich, dass sich die Verwirrung dahingehend noch verstärkte. Aber was mochte dieses kleine Abenteuer für Folgen haben? Yuto in seiner Unschuld dachte sich wahrscheinlich nicht, dass irgend etwas Negatives daraus wachsen konnte, Junko wiederum konnte sich nicht vorstellen, dass etwas Gutes herauskam. So verschieden waren diese Geister, die doch so ähnlich schienen.
 
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