Während Teysaru still betete, dass aus irgendeinem Grund niemand die Tür öffnen würde, so dass er einfach stillschweigend wieder verschwinden konnte, versuchte er sich etwas Wasser aus den Ohren zu schütteln, welches von seinen Haaren in diese hineingelaufen war. Er musste ja hören, ob er ihre Gemütlage eventuell an ihren Schritten erkannte. Noch war es Zeit, sich einfach umzudrehen und zu fliehen. Seine Jacke knetend, erklangen jedoch plötzlich Schritte. Und wenn Tora nicht plötzlich zu einem Kind mutiert war, musste das eine andere, wesentlich jüngere Person sein, welche die Tür aufmachte. Oh nein! Hatte sie vielleicht schon Besuch? Wieso war er auch so vollkommen unangemeldet gekommen?! Das war für sie sicher ein Zeichen von Arroganz...Stutzend vernahm er ein weiteres Poltern, was sich anhörte, als wäre jemand gesprungen und nicht sehr ninjahaft gelandet. Mit gerunzelter Stirn erwartete er, was auch immer dort auf ihn zukam. Allerdings musste er sie direkt wieder glätten, da sich entgegen der rasanten Trippelschritte die Tür nur im Schneckentempo aufbewegte und den Blick auf ein paar Kulleraugen gewährte, die ihn von oben bis unten musterten. Irritiert legte der Genin den Kopf schief, lächelte sogar etwas. Teysaru mochte Kinder. Er hatte sich schon immer Geschwister gewünscht, aber er verstand es, dass es wohl besser war, wenn man seiner Mutter nur ein Opfer bescherte. Er wusste eigentlich gar nicht, warum er sie niedlich fand, aber irgendetwas an ihnen war so rein und absolut unbedrohlich, dass er sich in deren Gesellschaft sicher fühlte. Während er also darüber rätselte, warum sein Herz aufging, erfuhr die Tür dieselbe Tätigkeit und gab ein Kind frei, welches mehr als liebenswürdig war. Wie ein kleiner Engel stand es vor Teysaru und blickte zu ihm hoch. Bei aller Liebe...aber das war schon etwas unheimlich. Vermutlich bot er aber auch ein komisches Bild für den Kleinen, so pitschnass und riesenhaft. Immer wieder vergaß er, dass er größer war als gewöhnliche Fünfzehnjährige. Ihn störte das ja im Allgemeinen so wenig, dass er es schlichtweg ignorierte. Der mutige Versuch des Schwarzhaarigen, nach Tora zu fragen (das Kind musste wohl ein Geschwisterchen von ihr sein, denn er bezweifelte, dass sie sich solchen Besuch einlud...) wurde von dem zarten Stimmchen unterbrochen, welches in beeindruckender Geschwindigkeit Informationen herunterratterte, die den Jungen verwirrten und zugleich auch interessierten. Viel Besuch in letzter Zeit, aha. Moment. Ein Mädchen mit weißen Haaren? Wenn das Mädchen jetzt da ist...dann bringe ich mich um. Ich stürze mich von der Treppe. Nein, ich springe aus dem Fenster. Hm, ich könnte mir den Schädel...
Ihr Freund?! Aus seinen suizidalen Gedanken gerissen, klappte dem Jungen der Mund auf. Rasant breitete sich ein rosaroter Schleier um Teysarus Nase aus und wuchs und wuchs, bis er auch die Wangen erobert hatte. Zum Glück bemerkte das der plappernde Kleine überhaupt nicht und zischte direkt von dannen, wobei er offenbar den Boden noch einmal mit dem Kopf pflügte (daher also der rote Fleck...). Dies gab ihm etwas Zeit, sich zu beruhigen. Gott...wie musste das nur aussehen? Ein großer Junge, der zwar klatschnass, aber immernoch in Krawatte, Pullunder und Hemd dastand und ein kitschig verpacktes Paket in der Hand hielt, das nur mehr schlecht als recht von der Jacke verborgen wurde. Genau, gleich ging er in die Knie und hielt ihr die Kristallblume hin. Exzellent eingefädelt, Teysaru! Glücklicherweise dauerte es nicht lange, bis er empfangen wurde, sonst hätte er wahrscheinlich wirklich seinen Kopf bis zur Bewusstlosigkeit gegen die nächste Wand gehämmert. Wobei dieser Drang wieder begann zu wachsen, während Tora ihn einfach nur anstarrte und er versuchte, trotz seiner unheimlich nassen Erscheinung irgendwie trockener zu wirken. Natürlich war dieses Unterfangen zum Scheitern verurteilt, also öffnete er den Mund, um sich zu erklären, bevor sie anfangen würde zu brüllen. "Tora-san...I-uh-wah!" Er kam leider nicht weit, denn plötzlich legte das Mädchen die Entfernung zu ihm zurück und grabschte nach seiner Krawatte. Mit einer Bestimmtheit, die Teysaru augenblicklich daran erinnerte, wen er hier vor sich hatte, zerrte das Mädchen ihn hinter sich her in die Wohnung. Stolpernd folgte er ihr also, leicht gewürgt und vollkommen perplex. So direkt, so körperlich hatte er Tora noch nie erlebt. Okay, er war bei ihr schon Huckepack gewesen, aber das war doch wohl ein Unterschied, oder? Das hier musste sie ja nicht tun. Und sie musste sich gewiss nicht darüber Sorgen machen, dass er krank wurde...! Der Junge spürte schon wieder, wie er rot wurde, als sie ihn so anfuhr. Zugleich hatte er eine gewisse Panik, dass sie ihn gleich schlagen würde - am Krawittchen hatte sie ihn ja schon. Erstaunlicherweise ließ sie ihn jedoch ohne irgendeine Misshandlung los und befahl ihm, stehenzubleiben. Er gehorchte aufs Wort und rieb sich mit einem Finger die triefende Nase, während ihm die Knie schlotterten, was nicht nur kältebdingt sein mochte. Womit kam sie nun an...mit ihrem Fächer vielleicht? Sie ging zu einem Schrank. Nein, Tora bewahrte ihre Riesenwaffen sicher nicht im Flur in einen Schrank auf, wenn Kinder im Haus waren. Er war einfach zu paranoid...
Und wusch. Ein Handtuch nahm ihm die Sicht, weil er vor Furcht zu steif war, um einen Arm zu heben. Wie peinlich! Na ja, eigentlich war die Stelle ganz günstig. Sie näherte sich wieder, während er sein Päckchen auf den Boden stellte und begann seine Haare zu rubbeln. Zwischen dem immer nässer werdenden Stoff des Handtuchs erspähte er, wie sie ihn ansah. Ja, ein wenig anders sah sie schon aus, aber so hübsch und bedrohlich wie eh und jeh. Ihre nächsten Worte verstand er kaum, mit den Rubbelgeräuschen und den bewässerten Ohren, so leise waren sie, doch er glaubte richtig gehört zu haben, dass sie ihn dazu aufforderte, seine pitschnasse Kleidung abzulegen. Gleichzeitig mit ihrem Schal zerrte sich Teysaru das Handtuch vors Gesicht - die beiden erröteten synchron, als sie im selbem Moment realisierten, wie man ihre Worte verstehen konnte. Verzweifelt rang der Junge um Fassung, war irgendwo zwischen einem Lachanfall und einem hilflos-verängstigtem Weinkrampf und ließ dabei die Beschimpfung des Mädchens über sich ergehen. Im Moment konnte ihn ohnehin nichts mehr ängstigen als die Aufforderung, sich zu entkleiden. Ich sterbe...
Okay, eigentlich war es ja nur halb so schlimm, oder? Natürlich würde er die Hose anlassen. Obenrum ausziehen machte er doch ständig vorm Training, zu anderen Gelegenheiten...genau. Da war nichts dabei. Er musste es einfach Toras herrischem Wesen zuordnen, dass sie ihn befohlen hatte sich auszuziehen. Er tropfte nur alles voll. Das war verdammt logisch...Ich sterbe immernoch. "Ich...", begann er tapfer, während er auch das Handtuch zu seinem Stapel auf den Boden legte und sich aus dem Pullunder schälte. Vielleicht konnte er die Peinlichkeit des Ausziehens ja einfach überspielen, indem er sprach? "...na ja. Ich weiß auch nicht, warum ich gekommen bin, tut mir Leid. Ich habe meiner Mutter gesagt, ich gehe weg und irgendwie...keine Ahnung..." Während er das also sagte, ohne auf ihren Blick zu achten, bewegte sich der vollgesogene Stoff des Pullunders über den Kopf des Jungen und schob einen Zipfel des Hemdes aus seiner Hose hoch. Das machte jedoch nichts, denn er zog direkt den zweiten auch aus der Jeans und schmiss seine Krawatte auf den Haufen, ehe er die nassen, klebrigen Ärmel wieder aufrollte und die Knöpfe seines Hemdes aufprimpfelte, was reichlich schwierig war, weil er so nervös war. Damit Tora nicht die ganze Breitseite abbekam, drehte er sich etwas zur Seite, wobei er sich auch aus diesem Kleidungsstück schälte. Verlegen wandte er sich wieder um, das Teil zusammenknüllend und auf den Stapel werfend. Ein Mundwinkel zuckte, wie um etwas zu sagen, doch leider hatte er keine Ahnung, was man in so einer Situation von sich gab. Es war ja nicht so, dass er sich unbedingt wegen seines Äußeren schämte. Teysaru war muskulös und sehnig, das sah man ziemlich eindeutig an den ausgebildeten Muskelpartien, die er hier zur Schau stellte. Aber einfach so vor einem Mädchen...Er begann schon wieder rot anzulaufen, er spürte es! Schnell! Er musste sofort etwas sagen, um alles zu entschärfen!
...
"Öhm."