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Die Straßen des Reichenviertels

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Iwa
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„Lernen ihr wollt? Hinsehen ihr müsst!“
*Nutzlosester. Ratschlag. Aller Zeiten!*
Oita sah hin. Oh Mann, und wie er hinsah, echt jetzt! Wie ein von Verfolgungswahn geplagter Falke stierte er Miyago an und warf sogar hin und wieder einen Blick zu Shunsui! Doch mit jeder verdammten Zaunlatte, die mal eben so die Farbe wechselte, beschlich Oita das Gefühl, dass sich die beiden Kerle einen Scherz mit ihm erlaubten.
*Gut, das ist erst mein erster Ausflug mit Shunsui, aber… Ich glaube, ich kenn die Type gut genug, um zu wissen, dass er nicht trickst. Zumindest nicht absichtlich. Also ist es Miyago… der benutzt sicher eine Illusion, garantiert, natürlich! Ein Genjutsu, das den Zaun dreckig aussehen lässt und das der Alte immer wieder ein bisschen anpasst, sodass es so wirkt, als würde er das Ding innerhalb eines Lidschlags anpinseln. Denn zum Donnerwetter noch eins, so schnell ist doch einfach niemand!


…oder?*

Oita schüttelte den Kopf. Nein, das war es garantiert nicht. Die Idee mit der Illusion war besser, schien aber auch nicht ganz richtig zu sein. Doch wie machte es Miyago dann?
*Was weiß denn ich? Aber halt, ich muss es ja auch nicht wissen… Ich muss nur… ach, natürlich, ich mach’s einfach wie immer!*

Diesmal ohne Miyago und Shunsui zu beachten, die wohl gerade sowieso mehr miteinander zu tun hatten, schnappte sich Oita eine der Farbrollen und schaute sie sich erst einmal an, als wolle er ihre Qualität prüfen. Tatsächlich hantierte der Junge mit dem Werkzeug, als es wäre es aus Glas: Vorsichtig und äußerst, äußerst langsam.
Nachdem er sich scheinbar vom Zustand der Rolle überzeugt hatte, stellte er sie vorsichtig zurück an den Zaun, kniete sich hin und schnappte sich einen der Farbbehälter. Auch den taxierte er zunächst von allen Seiten, bevor er fürchterlich bedächtig nach dem Verschluss griff, ein, zwei Mal wackelte, ein nachdenkliches „Hmm…“ verlauten ließ, und dann erst mit einer faultierartigen Gelassenheit den Deckel des Farbeimers anhob.
Oita brauchte so dermaßen lange bei alledem, dass es ihn tatsächlich selbst überraschte, dass die Farbe zwischenzeitlich nicht schon eingetrocknet war. Doch nein, stattdessen zog sie sich in zähflüssigen Fäden zwischen Deckel und Inhalt. Vornehmlich, damit keine Farbe verloren ging, wartete Oita geduldig, bis sich diese Fäden gelöst hatten und der Großteil der Farbe vom Deckel zurück in den Behälter getropft war.
Oita musste an sich halten, keinen neugierigen Blick zu seinem Partner und Miyago zu werfen. *Leute, seht her, wie langsam ich bin! Mich kann man diese Arbeit einfach nicht machen lassen! Viel besser wäre es, wenn ihr euch darum kümmert, richtig? Richtig?*
Doch noch erlöste ihn niemand von seinem Leid. Also blieb dem Jungen nichts anderes übrig, sich ächzend wieder zu erheben, die Schultern kreisen zu lassen, einen zufriedenen Seufzer auszustoßen und erneut zur Farbrolle zu greifen. Diese packte er, wie er es bei Miyago gesehen hatte, einmal am vorderen und einmal am hinteren Ende, fast so wie einen Speer oder eine Hellebarde. Dann ging er zwei Schritte vom Zaun weg, drehte sich zu ihm zurück und bewegte die Spitze seiner Farbrolle betulich in Richtung Farbeimer.
*Kommt schon, Leute, noch langsamer kann ich nicht! Nun sagt doch schon was!*
Doch da war seine Farbrolle schon im Eimer.
*Hmpf. Na schön, streich ich eben genauso langsam. Irgendwann wird schon jemand etwas sagen.*
Mit der Rolle in der flüssigen Farbe schaute Oita zum Zaun hoch.
*Na schön, gut… Ich hab zwar null gesehen, wie es der alte Knilch gemacht hat, aber so schwer kann das ja nicht sein. Rolle dran, hoch, runter, bums.*
Und mehr machte Oita nicht. Beinahe genüsslich hob er die Rolle auf Brusthöhe, wobei er sie ein paar Mal drehte, damit keine Farbe auf den Boden tropfte. Dann setzte er sein Werkzeug an den Zaun, ließ die Rolle einmal hoch, dann wieder herunter fahren, und ließ sie dann gleich wieder im Farbeimer verschwinden.
*Meine Güte, das ging fix. Wie von alleine beinah… Ach, verdammich!*
Soviel zur Absicht, sich auch dabei alle Zeit der Welt zu nehmen. Aber es war trotzdem erstaunlich, wie flüssig Oita die Bewegung von der Hand gegangen war.
Wesentlich erstaunlicher war jedoch, was der Knabe sah, als er sein Werk das erste Mal so richtig betrachtete. Da war sie, eine einzelne Zaunlatte zwischen zwei dreckigen, schneeweiß. Nirgendwo ein Kleckser Farbe zu viel oder zu wenig.
Perfektion.
*Was zum Teufel… Nein. Das kann nicht sein.*
Völlig perplex schaute Oita auf das weiße Ende seiner Malerrolle, und dann wieder zurück zum Zaun.
*Bin ich… Bin ich etwa talentiert in genau diesem verdammten Mist oder was? Ausgerechnet das hier ist mein geheimes Talent, meine Superkraft?*
Natürlich war diese Vermutung nichts weiter als ein Hirngespinst. Oitas perfekt bemalte Zaunlatte war eine Mischung aus qualitativ hochwertiger Farbe, einer Rolle mit der exakten Breite der Latte, sowie einem echten Kraftakt des Unterbewusstseins des Knaben. Denn obwohl er Miyago nicht wirklich „gesehen“ hatte, seine Bewegungen hatte Oita doch irgendwie wahrgenommen. Nur eben nicht wissentlich.
Mit einer Mischung aus Stolz und Verzweiflung (*Das soll nicht mein Talent sein!!*) schaute Oita von seiner Zaunlatte hinüber zu denen von Miyago, und dann zur Arbeitsfläche von Shuns-
„Pfft!“
Oita biss sich auf die Unterlippe, um nicht laut loszulachen, doch ein leises, pfeifendes Geräusch entglitt ihm trotzdem. Shunsuis Arbeit war… sie war… ähm… Einzigartig?
*Einzigartig schlecht, bwahahaha!*
Vor innerem Gelächter zitternd, mit glitzernden Schweißperlen auf der Stirn und unverfälschter Belustigung im Blick, wagte Oita schließlich, Shunsui ins Gesicht zu sehen. Der Anblick des Brillenträgers, der mal so gar nicht glücklich wirkte, trieb Oita beinah die Tränen in die Augen.
„Pfft… Kehehehe… Hapfwpfwpf…!“
Dass Miyago dem vorlauten Gekicher seines kleinen Helfers freie Bahn ließ und vorerst nur daran interessiert zu sein schien, wie Shunsui auf diese Situation reagierte, machte die aktuelle Priorität des Altmeisters überdeutlich.
 
J

Jirokou Shunsui

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Eines musste man vorweg sagen: Shunsui hatte keinerlei Erwartungen, dass Oita es tatsächlich besser hinbekam, als er selbst. Unbeeindruckt schaute der Chuunin zu seinem jüngeren Kollegen und verfolgte, wie dieser langsam, ja beinahe ehrfürchtig, die Malerrolle in die Farbe tauchte. Dann führte er sie zu einem der Zaunlatten und balancierte und drehte sie auf dem Weg dorthin mehrmals, damit ja keine Farbe auf den Boden tropfte. Schließlich setzte der Junge die Malerrolle an und fuhr mit ihr die Zaunlatte entlang. Das Ergebnis war eine perfekt weiß gestrichene Fläche, ohne Kleckser drumherum. Zugegeben, der Genin hatte es viel langsamer gemacht als er selbst, aber im Endeffekt ging es ja um die Perfektion und nicht die Schnelligkeit. Wie zum Teufel aber hatte der alte Miyago seine Zaunlatten derart schnell und perfekt gestrichen? Spielte Gleichgewicht wirklich eine so große Rolle? *Nein, das glaube ich nicht.*, sprach sich Shunsui trotzig zu, denn er wollte sich nicht eingestehen, dass der Alte recht hatte und der Furasaki sich tatsächlich mehr im Gleichgewicht befand als er selbst. Dass ihn Oita just in diesem Augenblick einen Blick zuwarf und sich ganz offensichtlich ein Lachen verkneifen musste, machte die ganze Angelegenheit nicht besser. Frustration baute sich in seinem Körper auf und schlug schnell zu Zorn über. Es war lediglich seiner Beherrschung zu verdanken, dass er den Stiel in seinen Händen nicht einfach zerbrach. Schneller als die meisten schauen konnten, hatte der Jirokou seine Rolle erneut in die Farbe getaucht und eine weitere Zaunlatte weiß gestrichen, jedoch wieder überall Farbe verteilt. Gott verdammt nochmal, wieso wollte es nicht klappen? „Nicht wichtig Geschwindigkeit ist, aber Gleichgewicht.“, meldete sich der alte Shinobimeister mit einem krächzenden Lachen wieder. Als Antwort erhielt er einen genervten Blick von Shunsui, der die Malerrolle anschließend demonstrativ langsam in den Farbtopf tauchte und diese anschließend – nach wie vor den Blick auf den emeritierten Shinobi gerichtet – an eine braune Zaunlatte legte. Der Blondschopf atmete einmal tief ein und aus, in dem Versuch, jeglichen Ärger zu vertreiben und sich voll und ganz auf die Aufgabe vor sich zu konzentrieren – mit mäßigem Erfolg, mochte man anmerken. Zunächst schien alles gut zu laufen, denn dem Blondschopf gelang es mit einem geraden Aufstieg eine perfekte halbe weiße Fläche zu hinterlassen. Als er jedoch die andere Hälfte anmalen wollte, tauchte in seinem Kopf für einen Sekundenbruchteil ein Bild auf, welches seine Konzentration durcheinander brachte und seinen geraden Strich verzog. „Verdammt noch mal!“, entfuhr es ihm und er pfefferte die Malerrolle vor sich hin, sodass die Farbe überall hinspritzte. Der alte Miyago schien jedoch nicht über die Farbe in seinem Garten entrüstet, sondern schüttelte lediglich den Kopf. „Noch viel zu lernen du hast. Mitkommen, wenn du Gleichgewicht finden möchtest.“ Das Blut rauschte durch seine Adern und es fiel Shunsui dementsprechend ziemlich schwer, einen klaren Gedanken zu fassen und ruhig zu bleiben. Wie konnte es sein, dass er an solch einer simplen, dummen Aufgabe scheiterte? Und in der Zwischenzeit lachte sich Oita tot. Der sollte nur aufpassen, dass er nicht seine schlechte Laune noch an ihm ausließ. Der Shinobimeister schien das richtige Gespür für die Situation zu haben, denn er stieß den Jirokou von hinten mit seinem Stab und schubste ihn ein Stück. „Komm, andere Aufgabe warten. Junger Oita in Zwischenzeit hier allein weitermachen.“ Und damit überließen die Beiden den Genin mit seiner Aufgabe. Ob er wohl allein damit zurechtkam? Oder würde er blau machen?

Shunsui folgte dem alten Miyago durch das Dickicht und er fragte sich, wohin er ihn jetzt wohl führte. Für ihn sah es ganz danach aus, als habe der Alte selbst keinen Plan, wohin er wollte. Und auf einen Spaziergang und ein Pläuschen über Gleichgewicht hatte er jetzt wirklich keinen Nerv übrig. Schließlich erreichten sie einen kleinen Gartenpavillon, den man durch das ganze Dickicht nicht hatte sehen können. Alte und kostbare Vasen waren draußen aufgestellt, während drinnen weitere Shinobiausrüstung und – artefakte an den Wänden hingen. Hier angekommen, schaute Shunsui den alten Lehrmeister schließlich ziemlich entnervt an. „Und jetzt? Was machen wir hier?“ Gott, er war echt extrem genervt und frustriert, und führte sich entsprechend auf. Miyago antwortete lediglich mit einem weiteren krächzenden Lachen. „Shunsui Körper und Seele in Gleichgewicht bringen muss. Jetzt Seele ohne Energie. Aber auch Körper muss leer werden.“ Abschätzig warf Shunsui ihm einen Blick zu und fragte sich, ob der Alte sich das spontan ausdachte oder ob er wirklich daran glaubte. Von wegen seine Seele war leer, was für einen Schwachsinn. Ohne Seele, ohne Leidenschaft hätte er es niemals so weit gebracht. Aber er kam nicht umher und musste zugeben, dass er die vorherige Aufgabe versaut hatte. Das hatte aber sicherlich mehr mit mangelnder Konzentration und nicht irgendeinem Wischiwaschi über Seele und Gleichgewicht zu tun. „Also was soll ich tun? Den ganzen Dschungel hier kurz und klein hacken?“ Der alte Mann nickte lediglich und zeigte auf Macheten und Scheren, die am Pavillon lehnten. Der Jirokou machte sich bereits drauf und an loszulegen, als ihn der Shinobimeister nochmal stoppte. „Etwas vergessen ihr habt. Anziehen ihr müsst.“ Dabei zeigte der Alte mit seiner faltigen Hand auf einige Arm und Beinbänder. Ehe es sich Shunsui versah, war Miyago auch schon bei ihm und hatte ihm jeweils eins an seine Hände und jeweils eins an seine Fußknöcheln gelegt. Also war der Alte sogar noch schneller als zuvor, denn selbst der Blondschopf hatte ihn kaum kommen sehen. Kaum waren ihm die Bänder angelegt worden, als er schon ein gutes Stück in den Boden sackte – diese Dinger wogen enorm viel! Shunsui hatte Mühe, seine Arme zu heben, so schwer waren die Dinger. „Alles schneiden ihr müsst. Bei Oita ich bin.“ Und damit verabschiedete er sich und verschwand wieder im Dickicht. *Dieser elende, alte Sack.*, dachte sich der Jirokou verärgert und hätte es ihm am Liebsten hinterhergerufen. Wenn er jetzt dachte, dass er weinerlich aufgeben würde, dann hatte er sich geschnitten. Selbst mit einer Tonne an jeder Hand würde er sich der Aufgabe stellen und sie vollenden. „Wart nur ab, wenn ich hiermit fertig bin.“, murmelte der falsche Brillenträger vor sich hin und setzte die Schere an den ersten Strauch an. Schweiß hatte sich bereits auf seiner Stirn gebildet, das würde wahrlich kein Zuckerschlecken werden!

@Furasaki Oita
 
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*Oh Mann, wie kann man nur so schlecht sein? Da ist doch wirklich nichts dabei! Einfach tauchen und rollen, tauchen und rollen! Ja, genau so… Nein, nein, fast hättest du’s gehabt! Nochmal, ja… ja…! Oh, beinahe!*
Oita konnte sich sein breites Grinsen einfach nicht verkneifen, so wie Shunsui in seinen Augen die Zaunlatten verunstaltete. Klar war das eine heillose Übertreibung – die paar Kleckse, die der ältere Junge in der Gegend verteilte, waren nun echt nicht der Rede wert – aber der kleine Genin genoss es einfach viel zu sehr, sich seinem blonden Kumpanen gegenüber so überlegen zu fühlen. Dass es dabei aber immer noch nur um das Anpinseln eines Zauns ging, machte die Sache irgendwie ein bisschen traurig.
Viel, viel trauriger war allerdings ein simpler Kommentar des Auftraggebers der beiden Shinobi. Denn als Shunsui sich abermals etwas ungeschickt anstellte, da hieß es ganz plötzlich: „Junger Oita in Zwischenzeit hier allein weitermachen.“
Woraufhin besagter Oita aber mal ganz verdutzt dreinschaute und beinahe laut heulte: „Wie bitte, was zum Geier?“ Oita konnte sich jedoch grade so zusammenreißen, weshalb von ihm nur ein empörtes „W-“ zu hören war, bevor er sich die Hände vor den Mund schlug und Miyago aus großen, getroffenen Augen anstierte. Den Alten kümmerte das allerdings nicht, da er schon mit Shunsui im Schlepptau aus dem Garten stapfte. Oita blieb derweil nichts anderes übrig, als sich umzudrehen, den ellenlangen ungestrichenen Zaun zu betrachten und innerlich in Tränen auszubrechen.

Eine gefühlte Ewigkeit später warf Oita lustlos die Malerrolle irgendwo neben sich ins Gras, ließ sich in ebenjenes fallen und sah erneut zum Zaun hinüber, der wiederum recht interessant aussah. Weiter hinten, wo das ungleiche Trio noch gemeinsam gearbeitet hatte, erkannte man selbst von Weitem eine Handvoll perfekt gestrichener Latten, gefolgt von Shunsuis etwas vermurkstem Kunstwerk. Auf dieses folgten allerdings ein paar Latten, die noch schlimmer aussahen, dann solche, die noch viel schlimmer aussehen, ein paar, die wieder nur ein bisschen mies angemalt worden waren, und schließlich eine Art fließender Übergang, im Rahmen dessen jede Latte ein bisschen besser aussah als ihre vorhergehende Nachbarin, bis hin zur letzten, die beinahe so ordentlich aussah wie Oitas erster Versuch.
Dieses schräge Bild war ein perfekter Spiegel für Oitas Prozess. Der hatte zuerst darin bestanden, den Frust über diese blöde Arbeit am Zaun auszulassen, sich keinerlei Mühe mit dem Akt des Anstreichens zu geben, Genauigkeit zugunsten von Schnelligkeit fahren zu lassen und einfach zu malen. Das Ergebnis war entsprechend amateurhaft ausgefallen.
Nach einiger Zeit kam hierdurch zum Frust über die Arbeit auch der Frust über die eigenen Verfehlungen hinzu. *Mann, die erste Latte hab ich doch auch hingekriegt, warum wird das jetzt nichts?*, hatte sich Oita gefragt. Zu diesem Zeitpunkt hatte er krampfhaft versucht, sich daran zu erinnern, was er beim ersten Mal richtig gemacht hatte… Doch diese Nachdenkerei hatte alles nur noch schlimmer gemacht. Der Frust wuchs, die Qualität seiner Arbeit fiel, und irgendwann war Oita so weit, nicht mehr über diese blöde Aufgabe nachzudenken, sondern stattdessen nach einer Möglichkeit zu suchen, sich um die Arbeit zu drücken. Diese Gedankengänge wiederum waren Quelle der hässlichsten der Zaunlatten.
Oitas abschließender Aufstieg hatte sich ereignet, als der Knabe eingesehen hatte, dass es wohl keinen Weg um diese Arbeit herum gab. Niedergeschlagen hatte er begonnen, einfach nur zu malen, egal, wie das Ergebnis schließlich aussah. Eine Latte nach der anderen hatte Oita gestrichen und dabei nicht einmal bemerkt, wie sich sein Hirn irgendwann einfach ausschaltete. Die Monotonie der Aufgabe hatte den faulen Genin in einen tranceähnlichen Schlaf gelullt und seine Hände damit sich selbst überlassen. Und wer hätte es gedacht: Prompt wurde das Ergebnis von Oitas Anstrengungen wieder besser und besser.
So saß Oita also im Gras, sah sich den Zaun an und dachte vor allem eins: *Mist… Ich hab das dumme Gefühl, dass es hier irgendetwas zu lernen gibt! Irgendeine Lektion! Irgendwas richtig Wichtiges! Aber… Mann, mir will’s nicht einfallen!*
Ganz so einfach war die Sache also nicht. Frustriert stand der Knabe deshalb irgendwann einfach auf, suchte kurz nach Miyago, von dem durch das Dickicht jedoch nichts zu sehen war, und beschloss kurzerhand, die Zeit, bis der Kerl zurückkam, zu nutzen, um einige der hässlicheren Zaunlatten auszubessern. Warum sich Oita stattdessen nicht einfach ein bisschen hinlegte und ein Nickerchen machte? Darüber wollte der Genin gerade ganz sicher nicht nachdenken…

Als Oita das nächste Mal einen klaren Gedanken fasste, stand Miyago neben ihm und klatschte fröhlich in die Hände.
„Ja, ja, gute Arbeit, Oita-san! Du bereits viel gelernt zu haben scheinst!“
Zur Antwort verzog Oita seine Schnute zu einem lustlosen Lächeln.
*Von wegen, Blödmann.*
Mit raschen Bewegungen nahm der Rentner Oita sein Werkzeug ab, winkte ihn mit kleinen Gesten ins Dickicht und führte ihn so einige Meter durch den überwucherten Garten und damit weg vom Zaun. Mit jedem zusätzlichen Schritt von seiner bisherigen Arbeitsstelle fort wurde Oita klarer im Kopf, so als hätten ihm die stinkenden Dämpfe der Farbe die Gedanken vernebelt. So war Oita, kurz bevor Miyago und er ihr neues Ziel erreichten, endlich zu einer simplen Frage fähig: *Mist, warum hab ich mich denn nicht einfach hingelegt?!*
Viel Zeit, die eigene Arbeitsmoral zu hinterfragen, blieb dem Genin jedoch nicht, da Miyago und er plötzlich an der Grenze zu einem waschechten Alptraum standen.
„Mist!“, entfuhr es dem Jungen angewidert, „Was ist das denn?!“
Die Reaktion war dem Jungen garantiert nicht zu verübeln, denn aus irgendeinem Grund standen Miyago und er nur an einem kleinen, beschaulichen Pavillon… Der vollgestopft war mit dicken, brummenden Fleischmücken.
Ein geschockter Blick seitens Oita traf Miyago, doch der Rentner grinste nur und hielt seinem Schüler ein Paar dunkler Essstäbchen entgegen.
„Zeit es ist für Lektion zwei, junger Oita-san!“
 
J

Jirokou Shunsui

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Es war harte, ehrliche Arbeit, die Shunsui hier ablieferte. Verdammt nochmal, selbst ohne zusätzliches Handicap hätte es selbst ihn erschöpft, dieses Ungetüm von Garten zu bändigen. Aber mit Armbändern, die wahrscheinlich jedes gut Hundert Kilogramm wogen, erwies sich diese Aufgabe als Tortur für seinen Körper. Jede Bewegung, die er vollführte, ließ seine Muskeln aufjaulen. Für jeden Hieb und Schnitt, mit dem er den Dschungel zurückdrängte, zahlte er mit Schweiß und Blut. Es war jedoch nicht von der Hand zu weisen, dass der gute Shunsui bereits gute Fortschritte in den ersten zehn Minuten gemacht hatte. Während sich der Blondschopf in den ersten Minuten voller Elan in die Aufgabe geschmissen hatte – eine wunderschöne Umschreibung für sein zorniges Hacken auf Gebüsch und Pflanzen – merkte er doch, dass er allmählich ermüdete. Diese Art von Aufgabe war kein Sprint, sondern vielmehr ein Marathon und dementsprechend galt es sich anzupassen. Dieser körperliche Kraftakt führte zu enormen Schweißausbrüchen des Körpers, im Versuch, diesen abzukühlen. Aus diesem Grund hatte der junge Mann nicht nur seine falsche Hornbrille abgelegt, denn der Schweiß beschlug die Brillengläser und erschwerte es ihm auf diese Art und Weise seine Aufgabe durchzuführen. Nein, zudem hatte er noch Chuuninweste, Cardigan und Hemd abgelegt, sodass er nun mit freiem Oberkörper arbeiten konnte und die frische Luft zusätzliche Kühlung brachte. Jahrelanges Training hatten einen gestählten Körper hervorgebracht, definierte Muskelpartien wo das Auge auch hinreichte. Das wurde dem Jirokou auch nicht einfach in die Wiege gelegt, oh nein, er hatte dafür jahrelang streng diszipliniert dafür trainieren müssen. Und er hatte niemals einfach aufgegeben. *Und das werde ich auch jetzt nicht tun.*, schoss es ihm grimmig durch den Kopf, während er nach dem nächsten Busch mit der Machete hieb. In diesem Augenblick stellte er sich das Gesicht des Alten vor, auf dass er einschlug, doch so richtige Befriedigung überkam ihn dabei nicht. Stattdessen stellte er sich die Gesichter der Mörder seiner Eltern vor, so wie er sie noch in Erinnerung hatte und sie auch in den Akten der Dorfverwaltung gesehen hatte. Wie ein Wunder, motivierte ihn das unglaublich viel mehr, weshalb er sich schnell durch einige weitere Büsche arbeitete. Die Muskeln waren durch diese Strapazen enormen Belastungen ausgesetzt, doch der Chuunin hatte dieses Gefühl schon oft verspürt und er wusste, dass er noch viel länger weiter machen konnte. Und wenn er danach nicht mehr laufen konnte, aufgeben war keine Option!

Der Plan war ganz einfach: Zunächst würde Shunsui alles klitzeklein hauen und im Nachgang dann alles in diverse Säcke packen. Einfacher gesagt, als getan natürlich, aber vielleicht kam ihm dabei der Furasaki zu Hilfe. Ob dieser nach wie vor mit Zaunstreichen beschäftigt war? Oder hatte ihm der alte Miyago eine andere Aufgabe zugeteilt? Und wie man es so kannte, wenn man vom Teufel sprach, tauchte der Alte einfach aus dem Nichts heraus auf. „Du Gut und Böse unterscheiden kannst, wenn du im Gleichgewicht bist.“ Noch so ein lehrreicher Spruch, den kein Mensch brauchte. Was wollte ihm der alte Kauz nun jetzt wieder sagen? Relativ genervt, strich sich Shunsui den Schweiß von der Stirn und ließ seine Arme für einen kleinen Moment ruhen – die Jubelrufe der Muskel waren bis ans Ende des Reiches zu hören. „Viel zu lernen du noch hast, das erst der Anfang ist. Beherrschung, Kontrolle, Atmen du musst lernen.“ Am Liebsten hätte der Jirokou nach ihm geschlagen, aber dafür waren seine Arme zu schwer und es hätte bewiesen, dass er keine Kontrolle hatte. Also atmete er demonstrativ mehrere Male tief ein und aus. „So, seht ihr? Und jetzt?“ Aber der Jirokou sprach ins Nichts, denn in der Zwischenzeit hatte sich der alte Meister wieder verdünnerisiert. So viel dazu. Den Kopf schüttelnd, widmete sich der junge Mann wieder seiner Aufgabe. *Kontrolle. Kontrolle. Blabla.* Tiefes Einatmen. *Was labert er denn, ich habe doch die Kontrolle.* Tiefes Ausatmen. Mit jedem Atemzug ein Schlag. Es vergingen dreißig Atemzüge und Shunsui wurde plötzlich bewusst, wie viel Fortschritt er in dieser kurzen Zeit gemacht hatte und wie wenig Kraft es ihn gekostet hatte. Nein, diese Aussage musste präzisiert werden. Der Blondschopf verfügte über übermenschliche Kräfte, doch durch mangelnde Kontrolle, konnte er sie nicht zu ihrem vollen Potenzial ausschöpfen. War es das, was auch beim Zaunstreichen passiert war? Er verfügte über die Fähigkeiten, aber nicht die Kontrolle? Nun aber war er in der Lage, seine Kraft viel besser einzusetzen. Mit jedem Atemzug nahm er sich einem weiteren Dickicht an und schon bald hatte sich eine große, freie Fläche gebildet, während der Boden übersäht von abgehackten Ästen und Laub war.

Mit minimalem Kraftaufwand erzielte der junge Mann ein maximales Ergebnis, und noch mehr, er wurde immer schneller. Zwar nahm seine Erschöpfung proportional zu und die Muskeln brannten und heulten vor Überanstrengung, aber zum ersten Mal an diesem Tage, grinste Shunsui ehrlich von ganzem Herzen. Er grinste über diese Lektion, über die Last, die er verspürte, über die Schmerzen, über das Gefühl seines Körpers. Diese Aufgabe war auch nur eine Mauer, die es zu überwinden galt. Und er würde sie überwinden! Unentdeckt, blickte Miyago auf den Fortschritt des Jirokou und nickte, ehe er mit einem leisen krächzenden Lachen wieder verschwand.

@Furasaki Oita
 
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„Nein, vergesst es. Das ist Schwachsinn.“
„Noch nicht ein einziges Mal probiert du hast.“
„Das muss ich auch nicht, um zu wissen, dass… Aua!“
Oita hatte nicht im Ansatz gesehen, wie der Alte ihm einen Schlag auf den Hinterkopf verpasst hatte, doch der Schmerz war trotzdem da. Dabei war die Anweisung des Altmeister tatsächlich vollkommener Schwachsinn!
Schon seit geraumer Zeit standen Miyago und Oita in dem fliegenverseuchten Pavillon. Das kleine Gebäude an sich war recht niedlich, architektonisch einer Pagode nachempfunden war es zu allen Seiten hin offen und erlaubte über kleine Balustraden einen großzügigen Blick über den Garten – zumindest in der Theorie, denn aktuell verstellten ja hohe Gräser und Büsche besagten Blick. Das große, große Problem war allerdings, dass eine gewaltige Kolonie von lästigen Käfern den Pavillon wohl ebenfalls für ziemlich schick hielt und ihn mal einfach so zu ihrem Hauptquartier ernannt hatte. Auf den Geländern, unter dem Dach und auf dem Boden, überall kletterten die dicken Brummer herum, ganz zu schweigen davon, dass Dutzende und Aberdutzende von ihnen im und um den Pavillon in der Luft schwirrten. Dazu das ständige Dröhnen der winzigen Flügelchen, das Schaben und Klackern Hunderter zuckender Beinchen, und etwas, das beinahe wie das Schmatzen eines Monsters klang, schmierig, feucht und einfach widerlich… Die Geräuschkulisse allein hätte genügt, um einen den Magen umzudrehen, selbst wenn man unter normalen Umständen kein Problem mit Insekten hatte.
Und genau zu dieser Sorte Mensch gehörte Oita, doch das hier… das hier war einfach nur eklig.
Dem Jungen war also klar, dass etwas getan werden musste, doch die Art und Weise, wie er sich um die Fliegen kümmern sollte, war lachhaft. Tatsächlich sollte er jeden Einzelnen der kleinen Störenfriede ausgerechnet mit den Essstäbchen dingfest machen, die ihm Miyago bei ihrer Ankunft am Pavillon überreicht hatte!
*Hunderte Fliegen! Nur mit einem Paar Essstäbchen! Wer kommt auf sowas?*
Miyago, offensichtlich. Er hatte es Oita sogar vorgemacht – soweit man so die kleine Vorstellung nennen konnte, die der Alte abgeliefert hatte. Erneut hatte sich der Kauz nämlich so schnell bewegt, dass Oita keiner einzigen Bewegung hatte folgen können. Eben noch hatte Miyago nur die Stäbchen in der Hand, und im nächsten Moment zappelte schon ein winziges Insekt an den Enden der kleinen Holzwerkzeuge. Doch dem nicht genug: Scheinbar nur, um anzugeben, hatte Miyago danach Oita die Stäbchen überreicht, ihm seine nun leeren Hände gezeigt, diese geschlossen, und als er sie wieder öffnete, klebte an Miyagos Handflächen ein Brei aus Insektenleichen.
„Wenn so du lieber gehen möchtest auf die Jagd, bitte!“
*Ugh…*
Für Oita kam weder das eine, noch das andere infrage, also platzte es aus ihm heraus:
„Das ist beides Schwachsinn! Es wäre viel besser, wenn…“
Miyagos Augen weiteten sich vor Neugier, doch Oita fehlten die Worte. Der Knabe hatte noch keine Idee, was er stattdessen machen sollte.
*Das eine ist eklig, das andere unmöglich! Es muss doch einen besseren Weg geben, um…*
Doch plötzlich nickte Miyago weise, kicherte und meinte bloß: „Es immer so viele Möglichkeiten wie Sterne am Himmel gibt, um zu lösen seine Probleme. Wenn dir eingefallen etwas ist, du mich rufen kannst.“
Und damit löste sich der Altmeister einfach so in Luft auf. Nur ein winziges, über das Brummen der Fliegen kaum hörbares Rascheln deutete darauf hin, dass er wohl im hohen Dickicht des restlichen Gartens verschwunden war.

Oita indes blieb nichts anderes übrig, als fragend seine Essstäbchen anzuschauen und störrisch das Dröhnen der Insekten zu ignorieren, das ihm einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagte.
*Mist! Mist, Mist, Mist! War dieser Zaun nicht schon genug Aufgabe für heute?*
Mürrisch schaute Oita hoch, doch statt am Stand der Sonne die Uhrzeit einschätzen zu können, erblickte er bloß das fliegenverseuchte Dach des Pavillons.
*Auf Zeit spielen fällt also auch flach. Und Shunsui…*
Weder sah man von dem Blondschopf irgendetwas, noch hörte man ihn. Zumindest nicht wirklich. Hin und wieder glaubte Oita, einen kleinen Jubelschrei oder ein frustriertes Grunzen von irgendwoher mitzubekommen, doch das war’s auch schon.
Die Stäbchen wieder fest im Blick dachte Oita weiter nach: *Hiermit wird das nichts, und mit bloßen Händen auch nicht. Ein Kunai oder ein Shuriken vielleicht? Ach, damit treffe ich doch nichts. Ein Staubsauger wäre cool! Aber davon hab ich keinen hier… Ob Miyago einen im Haus hat? Vielleicht, aber im dem Chaos dort würde es Stunden dauern, ihn zu finden, und danach fragen kann ich ja schlecht. Was hätte ich noch, hmm… Draht, nein, Briefbomben auch nicht, mein Schwert, ach, das ist genauso dumm… Oh Mann. Natürlich, klar! Es ist so einfach, ich Dödel!*
Von der Muse geküsst warf Oita seine Essstäbchen fröhlich ins hohe Gras, formte ein simples Fingerzeichen und konzentrierte sich dann auf seine Handflächen, die er auf Brusthöhe vor sich hielt, als würde er Wasser mit ihnen schöpfen wollen. Es dauerte nicht lang, da erblühte schon ein winziger Funke in der Luft über den Fingern des Genin, und wenig später strahlte dieses kleine Feuer bereits so hell wie eine Kerze.
„Wie die Motten zum Licht… Gilt das auch für euch kleine Nervensägen, hä?“
Oita versorgte seinen Funken mit noch ein bisschen mehr Chakra, da sich zunächst keine der Fliegen seinem künstlichen Feuer nähern wollte. Unsicher, ob sein Plan aufging, trug Oita seine Flamme mal hierhin, mal dorthin, doch die Fliegen stoben immer wieder auseinander, so als wüssten sie, welches Schicksal Oita ihnen zugedachte hatte.
Doch der Pavillon war nun mal nur von einer gewissen Größe, und die schiere Anzahl an Fliegen sorgte dafür, dass auch eine Menge fauler und neugieriger Insekten vor Ort war. Irgendwann fand Oita deshalb ein Opfer – ein träges Geschöpf, das besonders frech um seinen Kopf schwirrte – dem er seine Flamme erfolgreich entgegen halten konnte, und…
*sfft*
Mit einem leisen Zischen ging der Käfer in Rauch auf, sein fetter Körper zu einem winzigen Häuflein Asche reduziert. Sogar Oita war überrascht, dass das kleine Tierchen wie Zunder abgefackelt war, und konnte sich ein selbstzufriedenes Kichern nicht verkneifen.
„Na also. Jetzt geht’s rund, ihr kleinen Idioten. Macht euch auf euer feuriges Ende gefasst!“

Keine zehn Sekunden später…

„Scheisse, scheisse, scheisse!“
Oita fluchte nur ungern so hart, aber das Feuer, das in der Mitte des Pavillons brannte und rasch auf Balustrade und Dach überzugreifen drohte, war nun wirklich Grund genug. Ja, die Fliegen hatten sich leicht verbrennen lassen – zu leicht. Sobald Oita seine Flamme noch etwas vergrößert hatte, um mehrere Störenfriede gleichzeitig zu erwischen, waren immer öfter fette Funken durch die Luft geflogen, die im trockenen Holz des Pavillons ein gefundenes Fressen gefunden hatten. Bis auf einen hatte Oita diese Funken austreten können, doch genau dieser eine hatte genügt, um den Jungen in ernsthafte Schwierigkeiten zu bringen.
Das war also die Situation: Da war Oita, der am Rand des Pavillons stand und gewaltig Panik schob; etliche Fliegen, die todesmutig ins Feuer stoben und starben, sowie besagtes Feuer, das die Käfer wie kleine Snacks vertilgte und immer schneller an Größe zunahm. Noch war es nicht mehr als ein gemütliches Lagerfeuer, doch für wie lange noch?
*Wasser, ich brauch Wasser! Scheisse, irgendwo in diesem verdammten Garten war doch ein Teich, oder? Wenn ich den schnell genug finde, dann…*
„Wenn“ war allerdings ein ziemlich mächtiges Wort, das einem seine Pläne gehörig vermiesen konnte.
Doch da ereilte Oita sein zweiter Geistesblitz des Tages. Mit einem frechen Hüpfer sprang er aus dem Pavillon, stürzte sich auf die Erdboden und buddelte einfach drauflos. Mit raschen, kräftigen Hieben katapultierte er einen Haufen Erde nach dem anderen in den Pavillon, in der wagen Hoffnung, das Feuer so ersticken zu können. Oita grub und warf und grub und warf, wobei er sich nicht einmal den Bruchteil einer Sekunde erlaubte, um nachzusehen, ob das Feuer kleiner wurde. Die Hitze, die er in seinem Rücken spürte, nahm definitiv ab, und das würde erstmal reichen müssen. Oita gab sich nicht einmal Gelegenheit, zu fluchen oder sich Vorwürfe zu machen. Der Junge grub und warf einfach bloß, grub und warf, grub und und warf, grub und…
„Oita-san?“
Miyago schaute überrascht zu Oita herunter. Der Junge wiederum erwiderte den Blick verwirrt, bevor er über seine Schulter auf den Pavillon schaute, der frei von Fliegen war und als einzigen Makel einen großen Erdhaufen in der Mitte aufwies.
„Ich, äh…“
Für einen kurzen Augenblick war Oita bereit, in Tränen auszubrechen und Rotz und Wasser darüber zu vergießen, dass er eben beinahe dieses Ding abgefackelt hätte, und wahrscheinlich sogar das umgebende Gestrüpp Feuer gefangen hätte, und dann der Garten abgebrannt wäre, und wohl auch die ganzen anderen Gärten im Reichenviertel, und dann ganz sicher das komplette Dorf, und dass man seiner Familie eine Rechnung über Milliarden von Yen schicken würde, bloß weil ein aufmüpfiger kleiner Schussel sich vor der Arbeit drücken wollte…!
„Hohoho!“
Miyagos offenherziges Lachen ließ Oitas Abspannung genauso schnell in Rauch aufgehen, wie eben noch all die vielen Fliegen in Rauch aufgegangen waren. Der weise Altmeister klopfte Oita auf die Schulter, half dem Jungen hoch, und betrat dann seinen Pavillon. Dort warf er einige ausgiebige Blicke zum Dach des kleinen Gebäudes, bevor er auf den Erdhaufen deutete, unter dessen Rändern deutliche Brandspuren im Holz zu sehen waren.
„Sonderbaren Geschmack du hast, was angeht Einrichtung. Stuhl und Tisch ich besser gefunden hätte. Aber wohl nie Mutter Erde nah genug man sein kann.“
Woraufhin sich der Ninja in den Erdhaufen plumpsen ließ, als wäre es ein Sitzsack. Dieser Anblick wiederum riss Oita regelrecht aus einer Art Alptraum, in der er festgesteckt war, seitdem Miyago und er diesen widerlichen Pavillon zum ersten Mal betreten hatten. Verständnislos schüttelte der Knabe den Kopf und deutete aus irgendeinem Grund eine Verbeugung an.
*Zum Geier nochmal… Keine Ahnung, was da grade passiert ist. Ich will’s auch gar nicht wissen, Mensch. Abhaken, weitermachen. Und Mist noch eins, wo in aller Welt steckt eigentlich Shunsui!*
 
J

Jirokou Shunsui

Guest
Der Jirokou vermochte sich nicht daran zu erinnern, wann er das letzte Mal soweit über sein eigenes Limit gegangen war. Der Atem ging in schnellen und schweren Zügen, denn sein Körper war nicht in der Lange so viel Sauerstoff einzusaugen, wie sein Blut brauchte und der junge Mann mit seiner Arbeit verbrauchte. Wahrscheinlich hatte er bereits 2 oder 3 Liter Schweiß abgegeben, denn dieser floss regelrecht seinen Körper entlang. Selbst seine Haare lagen schweißgetränkt an seinem Kopf. Doch weiter, immer weiter, ohne aufzuhören, forcierte Shunsui jeden weiteren Schnitt gegen das Gebüsch, jeder weitere Hieb wurde präzise ausgeführt. Mittlerweile fühlte es sich ganz danach an, als sich tonnenschwere Felsen an seinen Gliedmaßen befänden. Der Blondschopf ächzte und stöhnte, doch schier unermüdlich bahnte er sich den Weg durchs Gestrüpp. Längst hatte der Chuunin aufgehört zu denken und eine ungewohnte Stille und Ruhe hatte sich in seinem Verstand breit gemacht. Wollte der alte Miyago etwa darauf hinaus? Dass man den Körper in Einklang und Gleichgewicht brachte, indem man an nichts dachte? Immer mal wieder hatte Shunsui das Gefühl, dass er gleich zusammenbrechen würde. Doch immer wieder aufs Neue, riss er sich zusammen und mobilisierte ungeahnte Reserven. Der Garten war groß und doch, der junge Mann hatte erstaunliche Fortschritte in der Zwischenzeit erzielt, denn beinahe die Hälfte des Geländes war nun gut sichtbar, während sich Äste, Gestrüpp, Laub und mehr am Boden häuften. Die wegzuräumen würde sicherlich auch noch ein großer Spaß werden.

Nach gefühlten Stunden der Arbeit – höchstwahrscheinlich waren es lediglich dreißig Minuten – hatte sich der Blondschopf zum Gartenpavillon durchgearbeitet, in welchem sich Oita und der alte Miyago befanden. Es war ein durchaus kurioser Anblick, der ihn hier erwartete, aber eigentlich überraschte ihn nach dem heutigen Tage nichts mehr. Der emeritierte Shinobimeister hatte es sich auf einem im Pavillon befindlichen Erdhaufen gemütlich gemacht und schaute amüsiert drein. Der Furasaki hingegen lümmelte einfach nur herum, was Shunsui zur Frage veranlasste, was er eigentlich die ganze Zeit über getrieben hatte, während er sich hier abgerackert hatte. Zu seinem großen Erstaunen spürte er jedoch keinerlei negativen Gefühle bei diesem Gedanken, kein Zorn, keine Frustration, keine Verärgerung. Sein Körper war einfach so erschöpft, dass er keine wirkliche Energie mehr hatte, die er in diese Art von Gefühlen investieren konnte. Dass der Jirokou sich körperlich mehr als nur ein wenig betätigt hatte, konnte man gut am schweißüberströmten Körper erkennen. „Na … genießen wir die Pause?“, erkundigte er sich beim alten Meister und dem Genin, während er völlig erschöpft und außer Atem die Hände auf die Oberschenkel legte und sich ein wenig vorbeugte. „Puh, weg mit diesen Dingern.“, murmelte Shunsui, mehr zu sich selbst als zu einem der Anwesenden. Langsam, öffnete er das Armband an seinem linken Handgelenk und ließ es zu Boden gehen, ehe er am rechten Armband fummelte. Schließlich noch das vom linken und rechten Fußknöchel, und endlich war er von dieser Last befreit. Dabei hatte er die Armbänder eines nach dem Anderen auf den Boden fallen lassen, wo sie sich aufgrund ihres extrem hohen Gewichtes reinbohrten und es jedes Mal einen dumpfen Schlag machte. Was sie wohl gewogen hatten? Hundert Kilo? Zweihundert Kilo? Wer konnte das schon sagen? Jegliche Faser seiner Muskel schrie vor Schmerzen und brannte gleich einem Feuersturm und doch, es war lange her, dass sich der Blondschopf so gut gefühlt hatte. Derart ausgepowert war, dass er am Liebsten umgefallen und sofort geschlafen hätte. Das würde er morgen bestimmt noch spüren. Und wenn er großes Pech hatte, dann sicherlich noch am Tag darauf.

„Gut ihr endlich ausseht.“, meldete sich schließlich der alte Miyago, der den Chuunin mit einer Mischung aus Amüsement und Ernst bedachte. „Jetzt Körper und Seele im Gleichgewicht.“ Alles klar, das waren ja erfreuliche Neuigkeiten. Und weiter? Schweren Atems, hatte der Jirokou den Alten mit seinem Blick fixiert, doch fehlte ihm jegliche Kraft, um zu sprechen und danach zu fragen. Ja, er hatte sich körperlich komplett verausgabt, doch wie sollte das zum Gleichgewicht führen, wenn er sich so fühlte, als ob er jeden Moment zu Boden gehen könnte? „Handeln ihr jetzt müssen. Tor öffnen dafür und schlagen zu. Nicht vergessen Atmen.“ Na, holla die Waldfee. Mit einer Mischung aus Erschöpfung und Überraschung, blickte Shunsui den kleinen Mann an, verwirrt darüber, woher er über seine Beherrschung der Hachimon Tonko wusste. *Woher weiß er das schon wieder … ach egal, was solls?* Dieser Tag hatte einen äußerst seltsamen Verlauf genommen und wenn der Blondschopf ehrlich war, überraschte ihn nichts mehr. Wer wusste schon, über was für übersinnliche Kräfte der Alte verfügte? Und trotzdem, vielleicht gerade deswegen, meldete sich die Neugier. Was würde passieren, wenn er jetzt das Tor öffnete? Der Jirokou glaubte zwar nach wie vor nicht an diesen Schwachsinn vom Gleichgewicht, aber der Alte hatte durchaus Erfahrung und eine Menge Tricks auf Lager gehabt. Ob wirklich etwas Eigenartiges passieren würde? „Also gut.“, sprach Shunsui erschöpft und nickte langsam. „Hachimon Tonko: Kai-Mon … KAI!“ Und mit diesem Ruf öffnete der junge Mann das Tor und verspürte, wie sein Körper von einem unmenschlichen Kraftzuwachs gesegnet wurde. Die erschöpften Muskeln kreischten vor Anstrengung, doch neue Energie floss durch seinen Körper und sein Verstand war ungewohnt klar. Was hatte der Alte gesagt? Atmen und zuschlagen? Bei diesem Gedanken schloss der Jirokou seine Augen, um sich zu konzentrieren. Tiefes Einatmen. Leere in seinem Verstand. Tiefes Ausatmen. Körper und Seele waren im Einklang. Langsam öffnete Shunsui die Augen, ballte seine Hand zur Faust und schlug präzise in die Luft vor sich – das Ergebnis war genauso überraschend wie spektakulär! Auch unter normalen Umständen vermochte der Blondschopf Stein mit einem Schnipsen zu spalten, Metall problemlos zu verbiegen und hunderte Kilos, wenn nicht gar ein oder zwei Tonnen stemmen. Aber diese unmenschliche Kraft wurde dank des ersten Tores noch um ein Vielfaches vergrößert. Und trotzdem, noch nie war dem Chuunin das gelungen, was er gerade vollbracht hatte. Als er seinen Schlag ausgeführt hatte, bildete sich eine gewaltvolle Luftdruckwelle oder Luftdruckexplosion und wirbelte die sich am Boden befindlichen Äste meterweit durch die Luft. Nicht nur das, auch Oita und Miyago wurden nicht verschont und der alte Shinobimeister hatte Mühen, auf den Beinen zu bleiben. Genauso fasziniert wie verwirrt starrte Shunsui auf seine Faust. *Habe ich das etwa gerade vollbracht?* „Was zum…?“, begann er verdattert und schaute auf den emeritierten Shinobimeister, der höchst zufrieden dreinschaute. „Wenn Seele und Körper im Gleichgewicht, wahre Macht zu Schein kommt. Zorn und Hass nie der richtige Weg sein. Nur in Gleichgewicht wahre Größe zum Vorschein kommt.“, gab der Gute mal wieder eine seiner mysteriösen und weisen Sprüche von sich. Der Jirokou konnte es nach wie vor nicht glauben, dass solch eine Kraft in ihm steckte. Mittels eines einfachen Schlages hatte er so etwas vollbracht! Der Blick wanderte zum Furasaki und der junge Mann wunderte sich, was der wohl von dieser kleinen Showeinlage hielt.

Indes hatte sich der alte Miyago wieder von seinem Erdsitz erhoben, klopfte sich die Robe zunächst nochmal ab und schaute dann von Oita zu Shunsui. „Bereit sein für letzte Aufgabe?“ Ein krächzendes Lachen ließ nichts Gutes vermuten. Was dem Alten wohl noch so Verrücktes im Kopf herumgeisterte?

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*Was zum…?*
Völlig perplex lag Oita auf dem Rücken und sah zum wolkenlosen Himmel auf. Von ganz weit her hörte er Shunsui und Miyago miteinander sprechen, irgendetwas von wegen Gleichgewicht und Aufgabe… Dabei verstand Oita ja nicht einmal, was eben gerade geschehen war, geschweige denn, was sich jetzt zutrug!
*Ok, wie war das… Pavillon, Fliegen, Feuer, Erde, dann Miyago und Shunsui. Gute Pause gehabt, haha, yada yada, weg mit diesen Dingern…*
Als Oita einfiel, wie Shunsui sich irgendwas vom Körper geschnallt hatte, das krachend auf dem Erdboden gelandet war, war sich der Genin sicher, dass spätestens ab diesem Zeitpunkt irgendwas mit seinen Erinnerungen nicht stimmte.
*Dann, äh… Gleichgewicht und Moor… nein, Tor… Dann… hat Shunsui irgendwas geschrien, dann war da dieser Wind, er hat in die Luft geschlagen, und dann… dann…*
Dann lag Oita plötzlich auf dem Boden. Immer noch heillos verwirrt setzte sich der Knabe auf und schaute hoch zu Miyago und Shunsui. Die beiden schienen geduldig auf den Genin zu warten, so als wäre eben nichts passiert. Bei diesem merkwürdigen Anblick öffnete Oita den Mund, schloss ihn wieder, wollte dann doch noch etwas sagen, aber unterließ es auch ein zweites Mal.
*H-haken wir diesen ganzen Mist einfach als Alptraum ab. G-genau! Ich meine, das ist doch alles eh lächerlich. Wir kommen hierher, um zu putzen, und dann ist da plötzlich ein Dschungel aus Gras, eine riesige Fliegenkolonie, und Shunsui, der einfach mal so…*
„Ok, nein, doch, weißte was?“
Trotzig hüpfte Oita auf, zeigte mit ausgestrecktem Zeigefinger auf Miyago und nölte: „Dritte Aufgabe, von mir aus! Zeig mir, was du drauf hast! Wir wissen doch eh alle, dass jetzt nur noch eins kommen kann! Nämlich irgendwas, das uns umbringt! Aber hey, dann ist wenigstens dieser ganze Scheiss hier endlich vorbei! Mann eh!“
Wutentbrannt stapfte Oita dann an Miyago und Shunsui vorbei, bevor er merkte, dass er nicht einmal wusste, wohin die Reise ging. Obwohl, wenn man sich den Garten so ansah, der dank Shunsuis Aufräumaktion endlich etwas überschaubarer war, dann gab es nur einen Ort, den die beiden Jungs noch nicht besucht hatten.
Kurzerhand schaute sich Oita um, fand, was er suchte, und trampelte ungeduldig auf sein Ziel zu. Da Miyago ihm mittlerweile folgte, war sich der Junge sicher, dass er mit seiner Einschätzung korrekt war.
„Um das hier geht’s doch, oder?“
Trotzig zeigte Oita auf den überraschend riesigen Tümpel inmitten des Gartens. Tatsächlich handelte es sich bei dem Gewässer um einen viel zu groß geratenen Gartenteich, dessen Ufer von alten Steinen eingerahmt wurde. Auf der Oberfläche dieses Dings kräuselten sich gelbliche und grünliche Algen, der Gestank war kaum auszuhalten, und so trübe, wie das Teil war, konnte niemand sagen, mit welcher Tiefe die beiden Shinobi zu rechnen hatten.
„Recht du hast, Oita-san!“
Miyago klopfte dem Genin abermals großväterlich auf die Schulter, bevor er Shunsui gegenüber auf den Teich zeigte und erklärte: „Unbedingt ausgewechselt das Wasser werden muss. Kümmern darum ich mich werde. Nur auf die Bewohner meines Teichs ihr aufpassen müsst, solange beschäftigt ich bin.“
Oita hob eine Augenbraue, überrascht, dass ihn überhaupt noch etwas aus der Fassung bringen konnte. „Bewohner des Teichs?“
Anstatt auf die Frage einzugehen, formte Miyago ein paar Fingerzeichen und hielt seine Hand ins Wasser. Ein leichtes Blubbern folgte, gefolgt von merkwürdigen Wellen, die von Miyagos Hand ausgingen. Wenn man genau hinsah, konnte man erkennen, dass das Wasser in Richtung von Miyagos Fingern strömte.
*Saugt der jetzt hier das Wasser ab oder was? Von so einem Mist hab ich ja noch nie etwas gehört.*
Doch als wäre das nicht genug gewesen, blubberte es plötzlich auch in der Mitte des Tümpels, durch dessen dreckige Oberfläche man nichtsdestoweniger einen Schatten erkennen konnte, der immer größer und größer wurde und sich dann sogar in Richtung Ufer bewegte, direkt auf Miyago, Oita und Shunsui zu.
Der kleine Genin rutschte ganz automatisch hinter Shunsui, der sich mal ruhig selbst darum kümmern, was auch immer die beiden ansprang. Dabei schien die Aufregung am Ende völlig unbegründet gewesen zu sein, da nach einer Weile mit einem kleinen „platsch“ ein ganz normaler Karpfen aus dem Tümpel gesprungen kam.
Ein ganz normaler Karpfen von etwa einem halben Meter Länge, mit einer hübschen, goldenen Musterung, großen, strahlenden Augen, und einem Mund, mit dem er sich beschwerte: „Hey, jo, was geht’n hier ab?“



*Was?*
Gelegenheit zum Nachdenken gab es für Oita allerdings keine, da besagter Karpfen erstmal keine Zeit damit verlor, an Shunsui vorbei zu hüpfen und sich krächzend auf Oita zu stürzen. „Jo jo jo, was macht ihr hier, weg mit euch!“, zeterte der Fisch dabei, und holte weit mit seiner Schwanzflosse aus, wohl um Oita damit ins Gesicht zu schlagen.
Gleichzeitig brach allerdings auch der Tümpel hinter dem kleinen Karpfen auf und eine gewaltige, nein, eine monströse Gestalt in Fischform schraubte sich in die Lüfte. Oita bekam gerade noch mit, dass das Ding wohl ein zweiter Karpfen war, nur eben richtig, richtig groß und schwarz-silbern anstatt weiß-golden gemustert, als ihm dann doch die Flosse des kleinen Fischs quer über die Wange schallerte.
„Ja, so geht das, weg mit dir, weg, weg weg, yeah Mann!“
Womit Oita schon zum zweiten Mal an diesem Tag völlig perplex auf dem Rücken lag und zum wolkenlosen Himmel aufsah, hatte der Fisch ihn doch mit einer Kraft zurück geprügelt, die diesem kleinen Körper wirklich niemand auf der ganzen Welt zugetraut haben könnte. Anstatt sich diesmal allerdings damit zufriedenzugeben, ein paar Augenblicke durchzuatmen, brüllte Oita: „Shunsui! Ich schaff das schon! Schnapp dir den Großen! Ich will nachher Fisch zum Mittagessen, klar?!“
 
J

Jirokou Shunsui

Guest
Aus irgendeinem Grund überkam den Jirokou das Gefühl, dass der alte Shinobimeister ganz genau gewusst hatte, was passieren würde. Deshalb war er auch in der Lage gewesen, mehr oder weniger souverän seinen Stand zu halten, während der unerfahrenere Oita von den Füßen gerissen worden war. Hätte es Shunsui Leid tun sollen, dass er seinen jüngeren Kollegen zu Boden gebracht hatte? Vermutlich. Aber verspürte er Mitleid? Nicht wirklich. Unter normalen Umständen hätte er keinerlei Mitleid für den Schwarzhaarigen gehabt, denn er hätte sich ja genauso gut auf jedwede Eventualität vorbereiten können. Wer Mitleid suchte, war für gewöhnlich bei ihm an der falschen Stelle. Aber jetzt, unter diesen Umständen, waren es andere Gründe, warum er dem Kleineren keine Aufmerksamkeit schenkte. Einerseits war er noch völlig verwundert über das Resultat seines Schlages, andererseits war er geistig und körperlich derart erschöpft – also irgendwie doch im Gleichgewicht – dass er kaum nachdachte. Kein Wunder also, dass er den Blick lediglich mit einem Anflug von Vergnügen auf den Jungen richtete, als dieser sich aufrappelte und sich in einer leidenschaftlichen Rede auf die letzte Arbeit einschwor. Na, das war doch mal das Engagement, dass ein Genin an den Tag legen sollte, was? Mit einem müden Lächeln ins Gesicht geschrieben, folgten die goldenen Seelenspiegel dem davonstapfenden Oita, ehe er sich ebenfalls langsam in Bewegung setzte. Seine Gelenke, seine Muskeln, alles knirschte und jaulte vor Schmerzen, doch dank der Öffnung des Tores, verspürte der junge Mann nun tosende Energien in seinem Körper. Wirklich erstaunlich, dieser Geisteszustand des Gleichgewichtes. Was Shunsui aber leider nicht bedacht hatte – in wenigen Minuten würde die wundersame Wirkung des Tores nachlassen und seinen Körper noch lädierter, als er es sowieso schon war, zurücklassen.

Der Weg zum Ziel war nicht wirklich weit, sodass sich das ungleiche Trio nun am Teich befand. Gut, Teich war vielleicht zu viel des Guten genannt, das war ein riesiger und dreckiger Tümpel. Shunsui wollte nicht wissen, was jahrelang da drinnen vermodert war und diesen derart schrecklichen Gestank abgab. Ohne ein Wort zu sprechen, beobachtete der Jirokou den Wortwechsel zwischen Oita und dem Alten. Das war es also, das Wasser musste ausgewechselt werden. Aber das war doch zu einfach, oder? Wo war der Haken? *Ahh ja, dachte ich es mir doch.*, meldete sich ein seltener Gedanke in der Leere, die sich in Shunsui’s Verstand breit gemacht hatte. Da war doch der Haken, sie sollten also auf die Bewohner des Teiches aufpassen. Den Jirokou in seinem Zustand des Gleichgewichts – oder Gleichgültigkeit, je nachdem wie man es sehen wollte – würde sicherlich nichts mehr überraschen. Es fing auch erst ziemlich harmlos an: Der emeritierte Shinobimeister formte einige Fingerzeichen und begann schließlich das Wasser des Tümpels abzusaugen. So weit, so gut. Aber das Blubbern in der Mitte des Sees versprach nichts Gutes. Und tatsächlich, kaum einen Augenblick später, sprang ein weiß-goldener Karpfen – *Ernsthaft?* – aus dem Tümpel und sprach sie an. Der. Karpfen. Sprach. Mit. Ihnen. Ernsthaft jetzt. Hätte der Jirokou nicht allerlei anderen unmöglichen Kram heute durchgemacht, dann hätte er sich vielleicht wie im falschen Film gefühlt. Aber auf diese Art und Weise wurden wenigstens seine Erwartungen an den alten Miyago erfüllt. „Ganz vergessen ich habe. Kleinen Fisch vor Jahren ausgesetzt ich habe.“, meldete sich sogleich der alte Shinobi mit einem verheißungsvollen Unterton. Der kleine Karpfen schmiss sich auch sogleich auf den Furasaki, der sich hinter Shunsui versteckt hatte, und schlug mit der Schwanzflosse auf ihn ein. Sicher, Shunsui hätte den Karpfen einfach aus der Luft schnappen und zu Boden schlagen können. Aber seine goldenen Iriden waren nach wie vor auf den Tümpel gerichtet, der nach wie vor blubberte. Shunsui musste seinen Kopf mit jeder verstreichenden Sekunde anheben, denn dieses Ungetüm von Monsterfisch, ragte mehrere Meter in die Luft. Schwarz, silbern, und bedrohlich, richtete sich das Monster auf und ließ seine gewaltige Flosse auf den Jirokou niedersausen, der diese antizipierte und abfing. Nichtsdestotrotz hatte das Monster gewaltige Kräfte, sodass der ganze Boden um den Blondschopf herum aufbrach und Knochen knirschten. Mit zusammengebissenen Zähnen versuchte der falsche Brillenträger sein Bestes, doch mit jeder verstreichenden Sekunde, nahm die Kraft des Tores ab. Nicht mehr lange, und er wäre so hilflos wie ein junges Küken.

„Ach ja, da kleiner Fisch ist.“, meldete sich Miyago mit einem belustigten Unterton. *Ja, super witzig!*, dachte sich Shunsui. Er griff mit seinen Händen nach der Flosse des Fisches und drückte sie zurück. Das Monstrum mochte einige Hundert Kilo wiegen und ordentlich Kraft haben, aber das war nichts verglichen mit der Kraft, die den Blondschopf durchströmte. Tief einatmen. Tief ausatmen. Genau wie er es zuvor gemacht hatte, schlug er zu und löste erneut eine Luftdruckwelle aus, die das Wasser aufspritzen ließ und das Fischmonstrum zurückwarf. *Wahnsinn!*, dachte sich Shunsui wieder, nach wie vor fasziniert vom Resultat seines Angriffes. „Dann gibt es jetzt frischen Fisch.“, stimmte er dem Furasaki zu und überließ ihm den kleinen Karpfen – sollte er ernsthaft gegen ihn verlieren, würde er sich das bestimmt jahrelang anhören dürfen. Die letzten Sekunden des geöffneten Tores nutzend, ging der Jirokou etwas in die Knie und stieß sich vom Boden ab, der erneut aufbrach. Super praktisch eigentlich, so musste man den ganzen Boden nicht mehr umgraben. Ein Schlag, und das Monstrum flog durch den ganzen Garten, grub den ganzen Boden durch die Wucht des Angriffes um und verfehlte um einige Meter den alten Gartenpavillon. Zu schade aber auch. Schon sauste der Chuunin wie ein geölter Blitz an, wich einem weiteren Flossenhieb des Monstrums aus, und schlug diesen mit einem Aufwärtshieb mehrere Meter in die Höhe. Ein großer Schatten hatte sich durch den in der Luft befindlichen Fisch auf dem Garten gebildet, doch der sollte nicht mehr lange bleiben. Mit einer schnellen Bewegung löste er das Schlangenarmband an seiner linken, dass sich kaum eine Sekunde später als Klinge herausstellte. Ein letztes Aufbäumen der Kraft und ein Abstoßen der Erde und schon hatte sich der junge Mann gewaltvoll in die Luft katapultiert. Mit einer Wahnsinnsgeschwindigkeit flog er am Fisch vorbei, den er in der Luft mittels seines Schwertes längst aufschnitt. Doch damit nicht genug, irgendwann musste er ja wieder gen Boden zurückkehren. Beim Fallen bohrte sich das Schwert des jungen Mann in den Fischkopf und rammte diesen kraftvoll in den Boden. *Es ist vollbracht…*, ertönte noch ein letzter Gedanke im Kopf des jungen Mannes, während er wackelig auf den Beinen stand. Schließlich gaben diese nach und ließen ihn zu Boden gehen, während Dunkelheit sich in seinem Verstand ausbreitete. Die Kraft des ersten Tores hatte Shunsui verlassen, sodass seinen Körper nichts mehr hielt und er einfach zu Boden ging. Der große Fisch war erledigt und filetiert worden, aber wie stand es um Oita und seinen finalen Kampf gegen den goldenen Karpfen?

@Furasaki Oita
 
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Das musste man sich mal vorstellen: Im Hintergrund ein epischer Kampf zwischen Mann und Monster, Fäuste gegen Flossen, David gegen Goliath. Gewaltige Hiebe, die die Luft erbeben ließen; Wellen, die beinah den kompletten Garten unter Wasser zu setzen drohten; und Manöver, deren Anblick einem den Atem raubten. Wahrlich ein Schlagabtausch, über den Lieder verfasst und Filme gedreht werden konnten.
Und im Vordergrund… ein kleiner Junge, der sich mit einem Knilch von Kabeljau einen Ohrfeigenwettbeweb lieferte. Wieder und wieder klatschte das Hinterteil des kleineren Karpfen in Oitas Gesicht, der wieder und wieder erfolglos versuchte, den Fisch mit Fausthieben einzudecken, irgendwie von sich zu schlagen, oder ihn wenigstens einmal, ein kurzes, nichtiges Mal zu fassen zu bekommen. Doch dieser verfluchte Fisch… Das Teil war zu schnell, das Teil war zu geschickt, und vor allen Dingen war das Teil viel, viel zu großkotzig!
„Bah, was war das denn?“ Klatsch. „Kekeke, zu langsam, Blödian!“ Klatsch. „Oh, wah, fast hättest du mich gehabt! Nicht! Bwahaha!“ Klatsch.
Und so ging das die ganze Zeit. Oitas Gesicht war nicht nur von den Schlägen gerötet, sondern schier endlose Wut auf den Fisch und sich selbst ließen seine Backen schon davor in hellem Scharlach glühen.
*Verdammter Mist, warum, warum, WARUM?!*
Ein neuerlicher Schlag wirbelte Oita durch die Luft und beförderte ihn schmerzhaft auf seinen Hosenboden. Der Knabe brauchte einen Moment, in seinem Kopf hämmerte es wie der Bass bei einem Rockkonzert, doch der Anblick des hochnäsigen Karpfens – hatten Karpfen überhaupt Nasen? – katapultierte ihn regelrecht nach vorn und ließ ihn sehnsüchtig die Arme nach dem Fisch ausstrecken. Doch natürlich entglitt der Fisch dem Angriff abermals, schob sich zwischen Oitas Arme durch und verpasste dem Genin einen weiteren Schlag vors Kinn.
Oita wirbelte herum, spuckte ins Gras und stürmte nochmal vor.
*Mist, Mist, Mist! Warum wird das nichts? Warum? Bin ich zu langsam, zu ungeschickt, zu schwach, oder doch einfach nur zu blöde?*
Verzweifelt zuckte Oitas Blick umher, da er den Karpfen aus den Augen verloren hatte. Dabei streifte er kurz Miyago, der ihm keinerlei Aufmerksamkeit schenkte und stattdessen Shunsui bewunderte, wie er mit dem riesigen Fisch kurzen Prozess machte. Der Anblick des Rückens des alten Kerls enttäuschte Oita, und irgendwie fühlte er sich dennoch beobachtet und unter Druck gesetzt.
*Super Aufgabe, echt jetzt!*, schalt er den Rentner wütend. *Gibt nicht einmal einen blöden Ratschlag diesmal, hä? Hab schon alles gelernt, was ich brauche, oder? Von wegen! Diese bescheuerten Aufgaben, und deine mistigen Hinweise… das hilft doch keinem!*
Ein weiterer Schlag des Karpfens riss Oitas Kopf herum. Der Genin verlor beinahe das Gleichgewicht, konnte sich aber geradeso noch auf den Beinen halten.
*Siehste? Einen Mist haben deine Aufgaben gebracht!*
Zornig zogen Erinnerungen an die letzten Stunden vor seinem inneren Auge vorbei, während ein weiterer, fast unsichtbarer Schlag gegen Oitas Rücken klatschte. Das Zaunstreichen, das mit dem Pavillon… Sollte er hier langsam und gedankenverloren vorgehen, oder sollte er sich beeilen? Sollte er auf Kraft und Ausdauer setzen, oder auf Geschick und Geschwindigkeit? Wäre der Einsatz von Jutsus hier angebracht, oder sollte er sich auf seinen Körper und irgendwelche Werkzeuge verlassen? Es gab so viele Möglichkeiten! Aber wie sollte er einen coolen Plan schmieden, wenn…
Klatsch.
…wenn einem immer wieder einer in die Quere kam!
*Und ohne Plan geht’s ja offensichtlich nicht! Das hab ich schon die ganze Zeit probiert!*
Womit es eigentlich nur noch eine Möglichkeit gab. Etwas, das Oita noch nicht probiert hatte: Nämlich alles auf einmal.

Was folgte war ein wirrer Wirbelsturm aus durch und durch unkoordinierten Angriffen, die auf seltsame Weise doch irgendwie geschmeidig ineinander flossen. Shuriken und Kunai flogen durch die Gegend, eine gewaltige Stichflamme loderte hoch in die Luft, ein Drahtknäuel segelte quer durch den Garten, blinde Schläge wurden in alle Richtungen geworfen, dann blieb Oita plötzlich ruhig stehen, nahm ein, zwei Flossenhiebe stoisch hin, schloss sogar einmal kurz die Augen, bekam den Karpfen dabei ganz kurz zu fassen, ließ ihn aber wieder los, nur um gleich im nächsten Augenblick sein Schwert aus dem Nichts zu sich zu rufen, drei zischende Stiche durch die Luft peitschen zu lassen, und die Waffe anschließend gleich wieder zu verstauen.
Das ganze Schauspiel war ein einziges Chaos. Oita versuchte wahrlich alles, griff zu jedem Werkzeug, das sich in seinem Repertoire befand, und irgendwann...
„Ha… Ha… Ha…“
Oita stand stöhnend über dem goldgelben Karpfen, der wie tot auf dem Boden lag. Diesmal war es der Fisch, dessen feuchte Augen zum Himmel blickten, während Oita wie der Tod selbst über ihm kauerte und ein müdes Lächeln zeigte.
„Wie… schon… ha… fertig?“
Der Karpfen schloss die Augen und verzog seine wulstigen Lippen zu einem Lächeln.
„Nicht schlecht, Mädchen.“
Oita grinste.
„M-mädchen? Ich zeig dir gleich…“
„N-nicht nötig“, lenkte der Karpfen ein und seufzte. „Ich hab’s schon gesehen. Hast echt was drauf, Junge. Nur…“
„Nur? Nur was?“
„Eins… eins musst du noch lernen… Dann wird aus dir ein echter Ninja, ganz sicher. Du…“
„Aha? Ja, was denn?“
„Du musst… einfach nur… Du musst einfach nur…!“
„Ja? Ja?!“
„Einfach… nur… mehr…!“
Puff.
Und aus heiterem Himmel verschwand der Karpfen in einer hellgrauen Rauchwolke. Geschockt wedelte Oita mit den Armen, versuchte, die Wolke irgendwie zu vertreiben, doch als er wieder den Boden unter sich sehen konnte, war da einfach nichts mehr. Absolut gar nichts.
„Ich muss was? Was, zum Teufel! WAS?!“
Doch das Nichts konnte ihm schwerlich eine Antwort geben. Als Oita das allerdings auffiel, stand er schon vor dem nächsten Problem: Sein Gegner war weg! Wie sah das denn aus? Galt das jetzt als Sieg? Und was würde sein Kumpel Shunsui sagen? Der hatte nämlich vorhin schon so eingebildet geschaut! Wehe, der Kerl kam jetzt auf die Idee, Oita das irgendwie vorzuhalten oder sich gar lustig zu machen!
 
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Jirokou Shunsui

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Leider wurde Shunsui nicht Teil des grandiosen Finales von Oitas epischem Kampf gegen den kleinen Karpfen. Und das war vermutlich auch gut so. Hätte er nämlich gesehen, wie schwer sich der Furasaki gegen den Fisch tat, wäre er vor Scham im Boden versunken. Nein, ehrlich, denn wie konnte man Probleme gegen einen glitschigen Fisch haben? Der Jirokou hätte Oita zum Training verdonnert und vermutlich wäre keiner der Beiden damit glücklich geworden – Oita, der eher der gemütlicheren, arbeitsscheuen Sorte Mensch angehörte und Shunsui, der seinen Körper stets an sein Limit brachte und in dessen Wörterbuch das Wort Aufgeben nicht vorkam. Aber zum Glück für Beide würde es dazu wohl nie kommen, da der Chuunin durch die Strapazen des Tages – das Arbeiten im Garten mit den unglaublich schweren Gewichten an seinen Gliedmaßen und die Öffnung des ersten Tores – komplett KO war und sich im Land der Träume befand. Gut, Land der Träume war etwas viel gesagt, da er so ausgepowert hatte, dass sich sein Verstand in einem leeren Zustand befand und an gar nichts dachte.

Langsam öffnete der Blondschopf die Augen. Die goldenen Seelenspiegel wanderte im Raum entlang und er war unschlüssig, wo er sich gerade befand und was passiert war. Wo war er hier? Wer hatte ihn hierher gebracht? „Junger Shunsui viel Schlafen.“, meldete sich eine belustigte Stimme aus der anderen Ecke des Raumes. Der alte Miyago lehnte am Türrahmen und schaute ihn aus seinen alten und faltigen Augen heraus an und trug dabei ein verschmitztes Grinsen auf seinem Gesicht. Mit einem Mal kehrten auch alle Erinnerungen des Chuunins zurück: Die Mission, derer er sich zusammen mit Oita annehmen sollte. Der Hausputz beim Altmeister. Das dämliche Streichen des Zaunes. Das noch dämlichere Scheren und Kleinhacken des Dickichts, der sich Garten schimpfte. Nicht zu vergessen die hundert Kilogramm schweren Gewichte. Und letzten Endes noch der Kampf gegen das Fischmonstrum, während Miyago das Wasser des Teiches – besser gesagt Tümpel – auswechselte. Selten hatte Shunsui einen derart seltsamen Tag erlebt. Und doch hatte er dank des alten Meisters eine wertvolle Lektion gelernt. Der Magen des jungen Mannes begann laut zu knurren, woraufhin der Alte wieder vergnügt auflachte. „Groß und stark du werden nicht, durch nichts essen. Kommen mit.“ Und schon war er wieder verschwunden. Der Jirokou brauchte seinerseits noch ein wenig, denn sein ganzer Körper schmerzte und wollte ihm nicht so recht gehorchen. „Argh.“, stöhnte er leise vor sich hin, während er versuchte, sich zu kleiden. Es hatte sich ganz augenscheinlich niemand die Mühe gemacht, ihn wieder anzuziehen. Vielen Dank dafür. Nach einigen Minuten des Kampfes gegen sich selbst, hatte er jedoch schließlich gewonnen und konnte seine Kleidung wieder sein Eigen nennen. Mit einem Mal nahm er einen äußerst leckeren Geruch wahr, der genau aus der Richtung kam, in die der alte Exzentriker verschwunden war. Einen Schritt nach dem anderen setzend, folgte der Blondschopf dem Geruch und wurde im Nebenzimmer von einem wahren Festessen erwartet: Diverse Fischgerichte, von Eintopf bis hin gegrilltem Fisch, über Sushi und Nigiri, und vieles mehr. Das alles hätte er dem alten Meister gar nicht zugetraut, der schnell wie der Blitz an einer Küchennische und Wok arbeitete und ein Gericht nach dem anderen auf die Teller zauberte. Oita saß bereits am Tisch, sodass Shunsui nichts übrig blieb, als sich dazu zu gesellen. „Du hast auch gewonnen, nehme ich an?“, erkundigte er sich nach dem „Kampf“ von Oita gegen den kleinen Karpfen. Während er auf eine Antwort wartete, schnappte er sich ein Fischgericht nach dem anderen und verschlang es mit großem Appetit. Fisch war gut, er war proteinhaltig und gesund, was seinem lädierten Körper sicherlich bei der Regeneration helfen würde. Aber auch alle anderen Gerichte waren äußerst schmackhaft und sehr belebend. *Ob der Alte da was reingemixt hat, was zur Erholung beiträgt?*, überlegte der falsche Brillenträger, als er sich besser und besser fühlte. Oh ja, so konnte man es sich gutgehen lassen. „Essen Körper und Seele heilen.“, teilte ihnen der alte Meister wieder eine seiner Weisheiten mit. An dieser Stelle stimmte ihm Shunsui jedoch aus vollem Herzen zu, während er ein Gericht nach dem Anderen verschlang. Sein Körper verlangte nach Kalorien, nach Kohlenhydraten, Proteinen, nach all diesen gewaltigen Strapazen. Und diesem Verlangen gab er auch zu gerne nach!

Schließlich hatten die beiden Shinobi zu Ende gegessen und waren bereit für den Abmarsch. Der alte Miyago hatte abgelehnt, als Shunsui Anstalten gemacht hatte, die andere Hälfte des Gartens ebenfalls kleinzuhacken. „Nein, nein.“, hatte der Shinobimeister lediglich abgewunken. „Garten von Miyago nun ebenfalls in Gleichgewicht sein.“ Es war doch erstaunlich, wie lebendig und zufrieden der Gute zu sein schien. Scheinbar hatten die Jünglinge in seinen Augen doch einen recht guten Job abgeliefert, mochte man meinen. Nach wie vor ein wenig unsicher auf den Beinen, begab sich der Jirokou allmählich zum Ausgang. *Was für ein seltsamer Tag.*, schoss es ihm wieder durch den Kopf, als er an all die Geschehnisse des Tages zurückdachte. Hätte ihm jemand vorher gesagt, was ihn heute alles erwartete, dann hätte er sicherlich vor Unglauben aufgelacht und es als Hirngespinst abgetan. Aber so … war es doch wirklich aufschlussreich gewesen. Dass sein Körper sich in einem äußerst lädierten Zustand befand, erfreute den jungen Mann, denn es bedeutete, dass er sich wieder einmal verausgabt und alles gegeben hatte. Und das war ein Tag, auf den man zufrieden und stolz zurückschauen konnte. Nach der letzten weisen Verabschiedung von Miyago, wandte sich Shunsui schließlich an seinen jüngeren Kollegen. „Exzentrischer, alter Kauz, was? Aber es lässt sich nicht von der Hand weißen, dass er es faustdick hinter den Ohren hat.“ Oh ja, aber hallo. „Und was hältst du von unserer heutigen Mission?“, erkundigte sich der Jirokou weiter beim Furasaki. Hatte Oita ebenfalls etwas Neues und Wertvolles über sich selbst gelernt? Oder war er einfach nur froh, den Tag auf irgendeine Art und Weise hinter sich gebracht zu haben?

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„Und was hältst du von unserer heutigen Mission?“
Oita zog fragend eine Braue hoch, sah skeptisch zu Shunsui auf, und legte dann nachdenklich einen Finger ans Kinn.
Hätte der Blondschopf seinen Kollegen dasselbe vor einer guten Stunde gefragt, dann wäre die Antwort eindeutig gewesen: Mist. Großer Mist. Wie der Umzug, nur schlimmer. Bei der Prüfung hatte der arbeitsscheue Knabe auch hart zupacken müssen, aber wenigstens war ihm eine doppelte Blamage erspart geblieben. In Miyagos Garten dagegen hätte Oita beinahe einen Pavillon abgefackelt und im Kampf gegen einen Fisch fast den Kürzeren gezogen.
Dann allerdings hatte sich der Tag doch noch überraschend zum Guten gewendet. Angefangen hatte die Bergauffahrt damit, dass Shunsui nach seiner Schlacht todmüde war und Miyago ihn direkt ins Bett gebracht hatte. Warum das gut für Oita war? Naja, nach seinem Kampf mit dem Karpfen hatte der Knabe reichlich lädiert ausgesehen. Blaue Flecke, das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit angeschwollen… Shunsui hätte sich vermutlich totgelacht.
Miyago hingegen hatte Oita nur auf die Schulter geklopft, ein Fingerzeichen geformt, und eine Handbewegung später fühlte sich Oita wieder wie neu.
„Eine gute Erinnerung Narben sind an die Lektionen, die gelernt wir haben“, hatte der Altmeister nach seiner Heilung erklärt, „doch an heute lange erinnern du dich auch so wirst, richtig?“
Oita hatte nur geistesabwesend genickt. So wie Shunsui körperlich fix und alle war, so war Oitas kleiner Schädel durch und durch leergefegt und absolut matt.
Tatsächlich hatten sich die groben Zahnräder in Oitas Kopf erst wieder in Bewegung gesetzt, als ein angenehmer Geruch durch Miyagos Wohnung fegte. Der Kerl hatte Shunsuis Opfer tatsächlich in ein gewaltiges Fischbuffet verwandelt. Zwar gab es einen kleinen Wermutstropfen – Oita musste nämlich mit dem Essen warten, bis Shunsui aufgewacht war – doch als der Blonde schließlich in der Tür erschien, stopfte sich Oita direkt seine leeren Hamsterbacken mit Karpfen voll. Dass das Essen nicht nur enorm viel war, sondern auch ungeheuer lecker, tat sein Übriges für den Zustand des Furasaki, der aufgeblüht war wie ein durstiges Pflänzchen im Regen.

Die Erinnerung an dieses vorzügliche Essen war frisch genug, dass Oita seinem Kameraden schließlich antworten konnte: „Es war nicht nur schlecht…?“ Selbst unzufrieden mit seiner Einschätzung verschränkte Oita die Arme hinter dem Kopf und suchte nach weiteren Worten. „Ich meine, das Essen war große Klasse, wirklich. Aber alles davor, puh…“
Der Farbe der Sonne nach zu urteilen war es mittlerweile früher Abend. Die beiden Shinobi hatten also tatsächlich einen guten Teil des Tages mit ihrer Mission vergeudet, waren aber nicht so lange beschäftigt gewesen, wie Oita zunächst befürchtet hatte. Noch ein Pluspunkt. Sie hatten eine Mission zur scheinbaren Zufriedenheit des Auftraggebers abgeschlossen, und das auch noch in einer soliden Zeit.
Und trotzdem… Während Shunsui und Oita langsam durch das Reichenviertel stromerten, fühlte sich Oita auf eine Weise seltsam, die für ihn sehr untypisch war.
*Beim Umzug nicht… beim Schiff nicht… bei der Blume nicht… Beim Ryokan so’n bisschen, aber auch nicht so wirklich… und bei der Fabriksache…?*
Oita schüttelte den Kopf. Am Ende von Mission hatte er die Geschehnisse bis jetzt immer recht sorglos hinter sich lassen können. Sie waren wie ganz normale Jobs gewesen: Wenn man nach Hause kam, konnte man den ganzen Nervkram hinter sich lassen und einfach nur entspannen. Jetzt hingegen fühlte sich Oita wie nach einem anstrengenden Schultag, über dessen Verlauf einem die Lehrer jede Menge Hausaufgaben erteilt hatten, mit denen man das ganze Wochenende über beschäftigt sein würde.
*Ist es das jetzt? Ist es das, wovor man immer gewarnt wurde? Dass dieses ganze Ninja-Dasein einen verändert?*
Der Genin ließ den Kopf hängen. Nach dem Auftrag in der Siegelfabrik hatte ein simples Feuerwerk genügt, um Oitas Stimmung zu heben. Hier allerdings, inmitten des friedlichen Reichenviertels, schien es keine Hoffnung auf so eine kleine Freude zu geben. Hilfesuchend blickte Oita erneut zu Shunsui auf, doch der Kämpfer schien selbst in Gedanken versunken zu sein.
Mit einem Blick über die Schulter, wobei Miyagos Villa gerade noch zu sehen war, dachte Oita unzufrieden an die letzten Worte des kauzigen Ninjameisters. *“An heute lange erinnern du dich auch so wirst“, wie…?*


D-Rang Mission - Alte Meister sind wie guter Wein! - Ende...?
 
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