Tatsumaki Hei
Chuunin
'Da kommt man halt nicht drum herum'? Hm. Das stimmte wahrscheinlich für Nibori, aber Hei wies ihn nicht darauf hin dass er durchaus darum herum kommen konnte. Chuunin mussten solche Arbeiten nicht mehr wirklich erledigen, wenngleich sie natürlich eingesetzt wurden, wenn Personalknappheit herrschte oder es Neulinge zu unterstützen galt. Der Tatsumaki schmunzelte leicht, denn die Verbeugung von seinem Kollegen war zwar nicht zu 'klein' gewesen, aber es hatte kaum etwas daran geändert, dass er gegen den ungewöhnlich aussehenden Nibori immer noch wie ein Pimpf wirkte. Naja. Es gab Dinge, die ließen sich halt wirklich nicht ändern und das gehörte wohl dazu. Nicht, dass es ihn störte. In Anwesenheit von diesem Mann war er nahezu unauffällig, was ungewohnt, aber ganz nett war. "Alles klar, Nibori-kun. Keine Einwände. Dann bin ich aber auch 'Hei'." Der Suna-nin schaute an seinem Kollegen vorbei und runzelte leicht die Stirn. Er war wohl noch müde. Das 'geschlossen'-Schild war ihm nicht einmal aufgefallen - war aber im Zweifel auch kein Wunder, Hei war kein Frühaufsteher. Nie gewesen. "Hm", machte der Tatsumaki und schmunzelte, als er sich wieder dem Hünen zuwand. "Wohl wahr, es gibt keine riesige Masse an Suna-nin. Aber so wenig dürften es dann auch nicht sein", erwiderte der Schwarzhaarige und strich sich ein paar der Strähnen aus dem Gesicht. "Außer die Jahrgänge nach mir sind alle in Suna geblieben, ohne zur Akademie zu gehen. Ja, geboren und aufgewachsen in Suna. Ein Wüstensohn im wahrsten Sinne des Wortes. Ich kam mit neun Jahren oder so nach Shirogakure. Genau weiß ich das nicht mehr." Ein kleines Grinsen huschte über seine Züge. "Du widerum scheinst dir recht viel Zeit mit deiner Karrierewahl gemacht zu haben. Was wären denn deine präferierten Aufträge? Missionen können genauso langweilig sein wie das hier, kann ich dir sagen. Jedenfalls... die niedrigrangigen." Etwas resigniert zuckte Hei mit den Schultern. "Allerdings wird's dann auch schon gefährlich, insofern gibt's irgendwo dazwischen so einen Punkt, der ganz angenehm ist." Kurz schwieg der Tatsumaki und musterte sein Gegenüber noch einmal. "Aber ich schätze dich irgendwie so ein, als würde dir Herausforderung und Einsatz nicht fremd sein. Lass uns zu Mister Kiren gehen." Hei verschränkte in einer für ihn sehr typischen Geste die Hände hinter dem Kopf. "Er wird schon sagen, was wir tun sollen. Solche schräge Vögel gibt es hier zuhauf, und er klingt mir wie einer."
Die Lagerhalle war... sehr unbequem. Es war einfach kein besonders schöner Ort - nicht, dass er es sein musste. Zwar mit einer gewissen Neugierde, aber auch bereits ahnenden Erschöpfung betrachtete Hei die ganzen Räder, die hier herumstanden. Noch vor einigen Jahren hätte ihn so eine Aufgabe vermutlich absolut an den Rand seiner Leistungsfähigkeit gebracht. Heute würde er das wohl hinkriegen, aber auch das nur mit innerlichem Motzen. Er war eben kein Typ für körperlicher Anstrengungen. Hei erwiderte in der Folge die Begrüßung, hielt sich sonst aber eher bedeckt. Die Fahrräder - oder das, was daraus gemacht worden war - schienen ihm sehr suspekt. Wie albern musste es aussehen, wenn man im Tandem Leute durch die Stadt fuhr damit? Mal abgesehen davon, dass ihm das vorher nie richtig aufgefallen war. Zugegeben war Hei sonst oft auf seiner Sandwolke unterwegs, aber... leichtes Kopfschütteln konnte er sich nicht verkneifen. 'Mister' Kiren hingegen stellte sich als ein schlechter Abklatsch von Yamada-san heraus, die Hei Gott sei Dank bereits Jahre nicht mehr gesehen hatte. Der Wasserfall an Worten, der ihnen präsentiert wurde, wurde zumindest durch Punkte getrennt - mit einigen Pausen zur Erholung. Damals bei... ach, er verlor sich schon wieder in alten Geschichten. Hei riss sich zusammen und versuchte einen Moment zuzuhören. Es war nicht seine Schuld, fand er, dass es ihm nicht gelang. Fahrräder waren keine Leidenschaft von ihm, definitiv nicht. Das deuten auf eines der zusammengeschweißten Doppelfahrräder entlockte Hei ein leises Seufzen. Es war eine Herausforderung, aber auch nur, weil der junge Mann es als irgendwie... peinlich empfand. Andererseits war es gut, so würde sein fatal schlechter Orientierungssinn nicht so schnell zur Sprache kommen. "Furchtbar", erwiderte Hei trocken und kratzte sich am Hinterkopf. "Kiren-san, oder Mister... wie auch immer, ich bin mir sicher, die Fahrräder sind technische Meisterwerke, aber vielleicht solltet ihr euch noch einmal einen Designer zu Rate ziehen." Nicht, dass es sein Geschäft war. Der Tatsumaki grinste schief, als ihr Auftraggeber kurz empört die Wangen aufpustete und etwas von dem 'rustikalen Charme von Zweirädern' und der 'geerdetsten Art und Weise sich fortzubewegen' faselte. Der Wüstensohn warf Nibori einen Blick zu und grinste schief. "Dann zähl' ich auf dich, Nibori-kun, körperliche Arbeit ist nicht eben meine Forte." Impliziert, dass er davon ausging, bei Nibori wäre es anders. "Kiren-san, äh... Mister... ach, egal, jedenfalls: Was ist denn überhaupt unsere Aufgabe? Es wurden doch sicher keine Shinobi engagiert, um nur Bereitschaftsdienst zu schieben, oder?" Kiren verstummte einen Moment und lachte dann gutmütig. "Ach, junger Mann, aber keinesfalls! Wir operieren natürlich auch auf kurzfristige Anfragen, aber... ich habe heute ein ganz besonderes Leckerli für euch! Ein paar hochrangige Herrschaften wollen abgeholt und zum Kage-Gebäude gebracht werden. Ihr sollt sie am Südtor von Jôsei abholen, aber die Kutsche ist im Stadtgebiet halt immer sehr... schwierig." Er holte eine altmodisch anmutende Taschenuhr aus der... naja... Tasche. "Ihr habt noch eine halbe Stunde Zeit. Gibt's noch Fragen?"