(Südliches Parkgelände ->)
Im Park
Immer noch beobachtete Takeo Suzu genau. Diese zeigte immer noch keine Anzeichen von Interesse an dem Brot. Das erfüllte ihn nicht gerade mit Freude. Was würde Saya mit ihnen machen, wenn sie es nicht schafften, das Glöckchen von Suzu zu kriegen? Takeo schaute auf den Boden und als er dachte, die Sache mit dem Glöckchen wäre gegessen, wollte Kyo immer noch, dass er das Glöckchen erhält. „Das ist nett, Takeo-kun, aber du hast es dir verdient. Wenn du nicht Itoe gefragt hättest, ob sie uns nicht helfen könnte, hätten wir das nie geschafft. Ich wäre nie auf eine solche Idee gekommen, geschweige denn hätte Itoe auch nur nach einer gefragt. Außerdem bist du sozusagen der ‚Ruhepol’ zwischen uns, der das Meiste ausgleichen kann. Ich gebe dir gerne das Glöckchen. Du kannst es ruhig haben. Mir macht das nichts aus. Auch wenn Saya-sensei sich irgendeine Strafe für mich ausdenkt.“ Sie lächelte Takeo an und versank in Gedanken. Takeo hingegen war schon wieder bei den Krähen. Denn Suzu flog langsam auf das Brötchen zu. Takeo stupste Kyo an und schaute dann wieder zu Suzu, die langsam zum Brot hüpfte. Ja… Gleich haben wir sie. Nur noch ein Stückchen. Jetzt!! Er schaute zu Kyo, die den Auslöser schon in der Hand hielt. Er nickte ihr einmal zu und schon flog die Decke auf Suzu hinunter. Suzu schaute nach oben, hatte aber keine Möglichkeit mehr, der großen, braunen Decke auszuweichen und wurde unter ihr begraben. Sie hatten ihn erwischt. Schnell kamen sie aus ihrem Versteck hervor und rannten zu der Decke, unter welcher sich der hilflose Vogel befand. Sie hielten die Decke fest, damit er nicht entkommen konnte und Kyo versuchte, dem Vogel das Glöckchen zu entwenden, was ihr nach kurzer Zeit gelang. Kyo wollte den armen Vogel nicht länger quälen und so zogen sie die Decke über ihm weg. Der Vogel trappelte kurz über den Boden, erhob sich dann aber mit zwei kräftigen Flügelschlägen in den Himmel. Takeo blickte Suzu hinterher, wie er höher und höher stieg. So ein schönes Tier. Suzu war inzwischen wieder bei Tetsu, wie Itoe ihn nannte und die beiden kreisten über dem Park. Nun wendete er sich wieder den Glöckchen zu, die Kyo ihn mit den Worten „Hier, es gehört dir. Wie gesagt, ich möchte es nicht“ in die Hand drückte. Takeo überlegte, es ihr wiederzugeben, aber es würde keinen Sinn mehr machen, da sie es sowieso nicht haben wollte. Deswegen drehte er sich zu Itoe und Saya, die sich anscheinend über irgendwen lustig machten und Takeo bemerkte nun auch Gaishi der vor Saya kniete und sich demütigt bei ihr entschuldigte, was wohl der Grund für das plötzliche Gelächter war. Kyo hatte sich inzwischen auf den Weg zu den anderen gemacht und auch Takeo setzte sich in Bewegung. Kyo musste über die Entschuldigungen Gaishis auch leise kichern. Nur er beäugte die Szene interessiert und lachte nicht.
Durch ein lautes Klatschen Sayas beruhigte sich die Lage wieder und alle Blicke waren auf sie gerichtet, auch Gaishis Blick. Dieser hatte sich nämlich inzwischen wieder aufgerichtet und stand neben Saya. „So, da nun auch unsere geschätzte Geisha den Weg zu uns gefunden hat wollen wir mal des Rätsels Lösung bekannt geben. Wie ich euch vorhin mal gesagt habe, gibt es für euch alle nur insgesamt zwei Glöckchen, was bedeutet, dass zwei von euch leer ausgehen. Und diesen Zweien wird der Rang eines Genin wieder aberkannt.“Was? Das ist doch nur ein schlechter Scherz, oder? Kyo und Gaishi werden auf die Akademie zurückgeschickt? Warum hat Kyo das Glöckchen nicht behalten? Ich hätte es auch noch ein Jahr länger dort ausgehalten. Das ist nicht fair. Kyo hat sich so angestrengt, das kann Saya ihr nicht antun. Sie hat es wirklich verdient eine Genin zu sein. Geschockt schaute Takeo zu Saya, dieser schien es noch nicht mal ansatzweise leid zu tun. Ganz im Gegenteil, sie lächelte sogar. Niedergeschlagen richtete er seinen Blick auf Kyo. Auch diese konnte es nicht fassen, man sah ihr an, dass sie traurig war. Er hätte anstatt Kyo auf die Akademie zurückgesollt. Sie hätte das Glöckchen nehmen sollen. Warum hatte sie es abgelehnt? Das konnte er doch nicht zulassen… oder doch? Warum machte er sich eigentlich solche Gedanken? Er sollte sich doch freuen. Er schaute wieder zu Saya und bemerkte, dass diese sich zu amüsieren schien und ihren Mund öffnete. „Quatsch. Ich wollte nur einmal wissen, wie ihr euch in der Beschaffung eines Gegenstandes anstellt. Denn wahrscheinlich wird euch das in eurem Leben öfters begegnen als euch lieb ist. Ich wollte euch drei schon alle samt Durchfallen lassen, aber letzen Endes hab ihr doch noch die Kurve bekommen, euch als Team zusammen gerauft und somit auch das zweite Glöckchen bekommen. Es gibt nur einen der bei unserem kleinen Spiel gefehlt hat und somit durchgefallen ist. Als Wiedergutmachung könnte er seinem Team doch das Mittagessen zahlen? Und ich weiß auch schon genau wo wir eure Mägen füllen werden.“ Erleichtert atmete Takeo durch. Kyo und Gaishi mussten doch nicht zur Akademie zurück. Sie würden ein Team bleiben und keiner würde es verlassen. Das ist ein Grund zu feiern und da kam die Einladung Sayas gerade richtig. Langsam schlenderte Takeo hinter den anderen vier her und überlegte immer noch, warum er sich so Sorgen um Kyo gemacht hatte.
In den Straßen Konohas
Yakiniku Q war das Ziel, dem sich die Gruppe aus einem Jonin und vier Genin nährte. Takeo hatte dort bereits einmal gegessen, dass war allerdings schon lange her. Er konnte sich nicht mehr genau daran erinnern, also schlenderte er neben Kyo durch die Straßen und dachte nach. Warum habe ich mir eigentlich so Sorgen um Kyo gemacht? Ich kenne sie doch noch gar nicht so lange. Es wird wohl daran liegen, dass sie zusammen das Glöckchen bekommen haben. Woran auch sonst, aber – Takeo konnte sich darüber keine weiteren Gedanken machen, da ein Mädchen, das wahrscheinlich eine Verwandte Itoes war, sich furchtbar über Gaishi aufregte. Sie meinte er hätte sie angerempelt und zwanzig Eier zerstört. Sie zeigte immer wieder mit ihrem Finger auf Gaishi und regte sich immer noch über ihn auf, was ja auch verständlich war. Unter ihrem Arm trug sie einige Blumen, die Kyo ins Gesicht baumelten, sie schob sie zwar immer wieder weg, aber nach einer Zeit hingen sie schon wieder in ihrem Gesicht. Als Takeo diese Szene genauer betrachtete, musste er leise kichern, da es doch sehr lustig war, wie Gaishi zur Schnecke gemacht wurde und Kyo sichtlich genervt immer wieder die Blumen aus ihrem Gesicht schob. Schließlich wurde der Streit aber durch das Eingreifen Itoes geschlichtet, als sie ihr erzählte, dass Gaishi das Essen bezahlen müsse. Takeo schaute nun wieder in den Himmel und bemerkte nun ein Gefühl von Hunger. Nun wurde es wirklich Zeit etwas zu essen. Als er wieder auf die Straße schaute, bemerkte er, dass die anderen in ein Haus eintraten und er wusste welches das war: Das Yakiniku Q
Das Yakiniku Q
Takeo betrat das Haus und musterte es. In seiner Erinnerung hatte es sich in den paar Jahren gar nicht verändert, es war immer noch sehr klein, aber seine Erinnerung war nicht mehr so gut. Es standen einige Tische, die eine Grillplatte in ihrer Mitte hatten, im Raum verteilt. An den Tischen standen Bänke und Stühle, an der Decke hingen Lampen, die eigentlich nur Stromverschwendung waren, da die Sonne das Lokal ausreichend beleuchtete. Also nichts Besonderes. Es war vielleicht etwas mehr besucht, aber ansonsten war alles gleich. Saya steuerte sofort auf einen kleinen Tisch in der Ecke zu, also folgten die vier Genin ihr ohne Proteste. Er setzte sich auf den Platz neben Kyo und starrte auf das lecker brutzelnde Fleisch. Er hatte nun großen Hunger und musste wirklich etwas essen. Was er auch merkte, war, dass er nicht der einzige mit diesem Gefühl war, denn auch Itoe starte sichtlich wartend auf das Fleisch. Hmmmm…. Sieht das lecker aus und ich muss noch nicht mal etwas bezahlen. Einige Minuten später kam der Reis. Itoe stürzte sich sofort auf eine der Schüsseln, was er ihr auch nicht übel nahm. Langsam griff auch er nach einer Schüssel voll Reis und begann mit den Worten, „Itadakimasu“ zu essen. Allein der Reis schmeckte für ihn schon wunderbar, es war zwar nur die Vorspeise, aber trotzdem. Die Schüssel, die vor wenigen Minuten noch mit Reis gefüllt war, war inzwischen wieder leer und Takeo nahm sich zwei Stücke Fleisch, die soeben gar waren. Er fing sofort an zu essen und es schmeckte köstlich, so dass er jeden einzelnen Bissen genoss. So gutes Fleisch hatte er nirgends zuvor gegessen. Als er sein erstes Stück Fleisch verspeist hatte, blickte er zu Kyo, die sich mit Itoe unterhielt. „Itoe-chan…? Ich wollte mich einerseits bei dir bedanken, weil du uns beim Beschaffen des Glöckchens geholfen hast und andererseits … wollte ich mich bei dir entschuldigen… Tut mir leid, dass ich dich vorhin die ganze Zeit blöd angemacht hab’, aber du warst auch nicht viel besser. Ich hoffe, wir können uns irgendwie einigen, was das betrifft, denn sonst sind wir nicht wirklich ein Team und das wird auf Dauer nicht gut gehen…“ Kyo hatte recht, sie sollten den Streit beilegen. Er hatte die ganze Sache eigentlich schon wieder vergessen. Aber Kyo vergaß anscheinend gar nichts so schnell. Schließlich beachtete er die beiden nicht mehr und nahm einen herzlichen Bissen von seinem zweiten Stück und dieses schmeckte sogar noch besser als zuvor. Hier würde er ab jetzt wohl öfters essen gehen.Es war inzwischen wieder sehr ruhig. Saya aß, Itoe fraß und Kyo aß auch. Für seinen Geschmack war das alles etwas langweilig, aber was sollte er machen. Also betrachtete er die Straße. Es tummelten sich viele Leute dort und er suchte die Menge nach einem bekannten Gesicht ab und da drängte sich ein Junge durch die Menge. Er war etwas älter als Takeo und als Takeo diesen genauer musterte, bemerkte er wer das war. Schnell kniff er die Augen zu. Was macht der denn hier? Hoffentlich sieht er mich nicht... Hoffentlich sieht er mich nicht… Hoffentlich sieht er mich nicht… Langsam öffnete Takeo ein Auge und guckte auf die Straße. Der Junge bewegte sich unaufhaltsam auf das Lokal zu und trat schließlich ein. Takeo hörte die Schritte des Jungen hinter sich und dann das Knarren eines Stuhls. Krampfhaft drehte er seinen Kopf, drehte ihn aber blitzartig wieder zurück, als er sah, dass der Junge nun genau hinter ihm saß. Mann…. Ist hier heute Familientreffen? Erst Itoes Schwester und dann auch noch mein Cousin. Wenn der mich sieht, habe ich ein Problem. Takeo versuchte, sich kleiner zu machen und bemerkte, wie seine Teammitglieder ihn anstarten. Er machte sich gerade total zum Affen. Oh mein Gott, die halten mich jetzt bestimmt für total gestört. Aber wenn er mich sieht, will er kämpfen, dann mach ich ihn wieder fertig und meine Eltern geben mir bestimmt eine Woche Hausarrest. Warum muss er gerade heute hier essen? Das kann auch nur mir passieren. Das war Takeos Gedanke bevor sich die Stimme des Jungen, der Takeos Cousin war, erhob. Ach, hallo, Takeo-kun. Was machst du denn hier? Innerlich trauernd, dass sein Cousin ihn erkannt hatte, murmelte Takeo etwas vor sich hin „Warum immer ich…?“
[out: Sind 1857 Wörter genug?]