Hyuuga Mari
Chuunin
Genau wie erwartet, wollten die Wachen an den Toren Jôseis wissen, was die beiden Ge'nin so lange aufgehalten hatte, dass sie erst jetzt, wirklich mitten in der Nacht, gedachten zurückkommen zu müssen. Nicht, dass ihnen irgendjemand einen Vorwurf gemacht hätte, wenn sie vielleicht noch eine Stunde Freizeit auf dem Fest in Konoha verbracht hätten, aber diese Verspätung war schon etwas mehr als ein Stündchen. Somit mussten die beiden Jugendlichen also erklären, dass Takeo für seine Illusion länger als erwartet gebraucht hatte und allgemein aus dem 'kleinen' Job für zehn Minuten ein längerer und mit mehr Ereignissen geworden war. Den Wachen wurde nicht erzählt, was Hei und Mari nun genau gesehen hatten, dass sie sich kannten und all diese Dinge. Das war privat und ging diese fremden Shinobi nichts an. Zum Glück gaben sie sich zufrieden mit den Informationen, die sie bekamen, nickten zustimmend und ließen den Suna-Nin und die Kunoichi ihre Heimat betreten, in der sie von vollkommener Stille und Einsamkeit – irgendwie – empfangen wurden. Ein paar Lichter, die die Straße erhellten, damit Passanten nicht in vollkommener Dunkelheit ihren Weg suchen mussten, mehr allerdings nicht. Mari schmunzelte verwundert, als ihr Kollege die Stille durchbrach, sowohl deswegen, als auch wegen des Inhaltes seiner Aussage. „Du hast mich schon immer einmal lachen hören wollen. Bedanke dich bei Shin, beziehungsweise dein früheres Ich, der überhaupt die Grundlage für diesen Lacher gelegt hat. Aber ich glaube nicht, dass es zu einer Gewohnheit von mir wird.“ Auch erlaubte sich die Braunhaarige nicht so offen zu gähnen, wie es der Tatsumaki tat, selbst wenn es bereits dezenter geschah, als sie es in Erinnerung hatte. Es war spät, dunkel, der Tag war lang gewesen. Auch Mari war müde und freute sich auf ihre vier Wände und das weiche Bett, in welches sie sich legen und dann so bald wie es eben ging ins Reich der Träume sinken konnte. Es war ähnlich wie bei Gennosuke und Oboro, auch damals war die Hyuuga diejenige gewesen, die sich ihre Erschöpfung nicht hatte anmerken lassen wollen, man höchstens hatte merken können, dass es ihr immer schwerer fiel, ihre Lider auf angemessener Höhe zu halten. Sie hob den Blick, um den Schwarzhaarigen direkt ansehen zu können, als er das weiße Shuriken erwähnte. Stimmt, da war auch noch etwas gewesen. Den hätte die Ge'nin beinahe vergessen gehabt. Sie lächelte leicht. „Ich weiß leider nicht, wo sich meines befindet. Ich muss es damals in irgendeinen Schrank gelegt haben – vermute ich. Auf jeden Fall muss es an irgendeinem Ort sein, an dem ich es aus den Augen verloren habe, zusammen mit den Erinnerungen an diesen Tag. Vielleicht finde ich es ja.“ Und damit hatte die sonst so distanzierte Mari tatsächlich zugegeben, dass ihr ein kleines und eigentlich recht wenig schmuckvolles oder kostbares Shuriken, welches man für wenig Geld auf jedem Fest kaufen konnte, genug bedeutete, um ernsthaft danach suchen zu wollen. Diese Geschehnisse hatten dafür gesorgt, dass aus dem unwichtigen Stück eine schöne Erinnerung an die Vergangenheit wurde. Und die Gegenwart, wenn man genau sein wollte. Schließlich blieb sie stehen, verschränkte die Arme auf dem Rücken und sah zuerst in die Seitenstraße, in die sie nun gehen musste und dann zu jener größeren, die Hei direkt zu seiner Wohnung führte. Der übliche Punkt, an dem sich die Wege der beiden Ninja trennten, nachdem sie einen Auftrag erledigt hatten. Die Braunhaarige wollte bereits zu einer Verabschiedung ausholen, da bot der Tatsumaki – Gentleman wir er manchmal sein konnte – an, sie noch nach Hause zu begleiten. Der Versprecher war unschön, weshalb auch Mari dieser auffiel, allerdings ging sie nicht weiter darauf ein, sondern nickte nur leicht. Der Suna-Nin wusste ohnehin, wo sie wohnte, daher war es nicht mehr als eine nette Geste und ein wirkliches Geheimnis daraus zu machen, war ohne Sinn.
„Was ich noch sagen wollte: Bisher sehe ich keinen Grund, der gegen deine Abweichung vom Standardstil spricht. Beim Sprechen, meine ich.“ Während sie den Genbu-Bezirk nun betreten hatten, die vielen wohlhabenden Anwesen verschiedenster Familien von Mari wie so oft gemustert wurden, kam sie auf ein Thema zurück, welches der junge Mann neben ihr vermutlich schon für beendet erklärt hatte. Schließlich war er auf diese Sache eingegangen, bevor beide überhaupt Jôsei betreten hatten. „Und an die Wette erinnere ich mich ebenfalls, eine Niederlage vergesse ich nicht so schnell. Aiko wird sich freuen, ihren Prinzen wiedersehen zu können, sie ist schließlich irgendwie ein Fan von dir, seit der Geschichte mit Rapunzel.“ Und dann erhob sich auch schon eines der größten Anwesen des Bezirks, natürlich gab es auch einige, die sogar dieses Gebäude übertrafen, aber es gehörte eindeutig in die obere Sparte. Das Weiß glänzte natürlich nicht mehr so wie am helllichten Tag, wenn die Sonnenstrahlen darauf fielen, doch auch in der Nacht, mit der geringen Beleuchtung, musste es nur wenig an Schönheit, Eleganz und Prunk – musste man so sagen – einbüßen. In der Nähe des Eingangs angekommen, drehte die Braunhaarige sich auf dem Absatz um, wollte sich zuerst verbeugen, entschied sich dann aber im letzten Moment anders. Wie war das gewesen? Überförmlich? „Arigatou, Tatsumaki-... kun.“ Genau das hatte er doch gewollt, oder? Es klang ungewohnt, schließlich hatte sich die Hyuuga nun über eine längere Zeit das -san angewöhnt, aus Höflichkeit und da man mit dieser Anrede nie etwas falsch machen konnte. Was sie in diesem Moment nicht in ihre Überlegungen einbezog, wie dies alles hier rein äußerlich wirken musste. Na und da es so schön passte, blieb das auch nicht unbemerkt. Zuerst waren es wenige Blätter, die sich im Vorhof des Hyuuga-Anwesens sammelten, allerdings vermehrten sie sich innerhalb weniger Sekunden zu einem großen Strudel und gerade, als die 15-Jährige sich wieder dorthin hatte drehen können, erkannte sie Shirou. Das Stirnband Konohas umgebunden, eindeutiges Indiz dafür, dass er selbst bis eben auf einem Auftrag unterwegs gewesen war – allerdings etwas schwieriger als eine kleine Illusion auf sich wirken zu lassen, wie man sich vorstellen konnte. Ein paar Schrammen zierten sein Gesicht, doch außer den Kratzern war nichts Ernsthaftes zu erkennen. „Mari“, ertönte die tiefe Stimme des Mannes. Im Gegensatz zu Yue hatte Shirou seine Tochter niemals mit einem -chan angesprochen, dafür war sie – seiner Meinung nach – schon immer zu alt gewesen. Zwischen der Ernsthaftigkeit, die die weißen Augen der jungen Hyuuga ausstrahlten und jener aus den Seelenspiegeln Shirous lagen Welten, was dafür sorgte, dass man sich sogar durchschaut fühlte, ohne dass das Byakugan aktiviert werden musste. Er fixierte zuerst seine Tochter – sie kam nicht täglich so spät nach Hause – doch schnell erkannte er auch die zweite Person, welche direkt vor Mari stand. Sunagakure. Männlich. Gleiches Alter wie sein Nachwuchs. Es war spät – und er hatte sie nach Hause gebracht? Gefühlte Stunden vergingen, in denen Shirou einfach nur schweigend den ernsten Blick der weißen Augen auf Hei geklebt hatte, während seine Mimik nicht andeuten lies, was er von dieser Sache hier hielt. Dass es nichts Gutes war, konnte man sich allerdings vorstellen, zumindest wenn einem klar war, wie die Szene hier wirken konnte. Was bei der Braunhaarigen, die allgemein niemals in solch eine Richtung gedacht hätte, nicht der Fall war. Zuerst sah sie zu ihrem Kollegen, danach zu ihrem Vater. Schweigen, bevor sie ihr sanftes Lächeln auflegte, weniger echt, sondern einfach, da es gerade passte. „Konbanwa, To-san.“ Sie verneigte sich ein Stückchen, was sich ebenfalls über Jahre so eingespielt hatte. Respekt vor ihrem Vater war eben vorhanden. „Der Auftrag in Konoha hat sich ein wenig verzögert. Allerdings gab es keine Beschwerden.“ Keine Beschwerden? Doch, Shin hatte sich beschwert, was aber nicht daran lag, wie der heutige Job ausgeführt worden war, sondern viel mehr, was für eine Vergangenheit er mit den beiden Ge'nin verband. Und was Hei ihm angetan hatte. Komisch nur, dass der ältere Hyuuga gar nicht darauf reagierte, sondern weiterhin auf den Tatsumaki blickte, gar nicht vorhatte, von ihm abzulassen. Gut, wie dem auch sei, Mari lächelte ein letztes Mal zu dem Schwarzhaarigen. „Falls die Dorfleitung sich nicht umentscheidet, werden wir vielleicht bald wieder einen Auftrag zusammenhaben. Und..“ Sie hatte die Wette erwähnen wollen, wurde sich dann allerdings der Anwesenheit ihres Vaters bewusst, weshalb sie sich unterbrach, bevor der zweite Satz wirklich begonnen hatte. „Gute Nacht, Tatsumaki-kun.“ Damit beendete sie diesen Job der Vergangenheit endgültig, drehte Hei den Rücken zu, schritt an ihrem Vater vorbei und verschwand im Anwesen, bevor irgendjemand etwas hatte sagen können. Shirou allerdings war das Anhängsel nicht verborgen geblieben – war er sonst nur das '-san' bei seiner Tochter gewohnt – ließ die Augen noch kurz in die Richtung wandern, in die Mari verschwunden war, neigte danach den Kopf ein paar Millimeter. Kaum mehr als ein Zucken, sollte aber eine Verbeugung zum Abschied andeuten. „Tatsumaki-san“, betonte er und – als hätte er einen besonders schönen Abgang haben wollen – verschwand er zusammen mit dem nächsten Windhauch von der Stelle, nicht ansatzweise zu vergleichen mit der Geschwindigkeit Maris. Na, wenn das kein schöner Abschied gewesen war.
[Finish]
„Was ich noch sagen wollte: Bisher sehe ich keinen Grund, der gegen deine Abweichung vom Standardstil spricht. Beim Sprechen, meine ich.“ Während sie den Genbu-Bezirk nun betreten hatten, die vielen wohlhabenden Anwesen verschiedenster Familien von Mari wie so oft gemustert wurden, kam sie auf ein Thema zurück, welches der junge Mann neben ihr vermutlich schon für beendet erklärt hatte. Schließlich war er auf diese Sache eingegangen, bevor beide überhaupt Jôsei betreten hatten. „Und an die Wette erinnere ich mich ebenfalls, eine Niederlage vergesse ich nicht so schnell. Aiko wird sich freuen, ihren Prinzen wiedersehen zu können, sie ist schließlich irgendwie ein Fan von dir, seit der Geschichte mit Rapunzel.“ Und dann erhob sich auch schon eines der größten Anwesen des Bezirks, natürlich gab es auch einige, die sogar dieses Gebäude übertrafen, aber es gehörte eindeutig in die obere Sparte. Das Weiß glänzte natürlich nicht mehr so wie am helllichten Tag, wenn die Sonnenstrahlen darauf fielen, doch auch in der Nacht, mit der geringen Beleuchtung, musste es nur wenig an Schönheit, Eleganz und Prunk – musste man so sagen – einbüßen. In der Nähe des Eingangs angekommen, drehte die Braunhaarige sich auf dem Absatz um, wollte sich zuerst verbeugen, entschied sich dann aber im letzten Moment anders. Wie war das gewesen? Überförmlich? „Arigatou, Tatsumaki-... kun.“ Genau das hatte er doch gewollt, oder? Es klang ungewohnt, schließlich hatte sich die Hyuuga nun über eine längere Zeit das -san angewöhnt, aus Höflichkeit und da man mit dieser Anrede nie etwas falsch machen konnte. Was sie in diesem Moment nicht in ihre Überlegungen einbezog, wie dies alles hier rein äußerlich wirken musste. Na und da es so schön passte, blieb das auch nicht unbemerkt. Zuerst waren es wenige Blätter, die sich im Vorhof des Hyuuga-Anwesens sammelten, allerdings vermehrten sie sich innerhalb weniger Sekunden zu einem großen Strudel und gerade, als die 15-Jährige sich wieder dorthin hatte drehen können, erkannte sie Shirou. Das Stirnband Konohas umgebunden, eindeutiges Indiz dafür, dass er selbst bis eben auf einem Auftrag unterwegs gewesen war – allerdings etwas schwieriger als eine kleine Illusion auf sich wirken zu lassen, wie man sich vorstellen konnte. Ein paar Schrammen zierten sein Gesicht, doch außer den Kratzern war nichts Ernsthaftes zu erkennen. „Mari“, ertönte die tiefe Stimme des Mannes. Im Gegensatz zu Yue hatte Shirou seine Tochter niemals mit einem -chan angesprochen, dafür war sie – seiner Meinung nach – schon immer zu alt gewesen. Zwischen der Ernsthaftigkeit, die die weißen Augen der jungen Hyuuga ausstrahlten und jener aus den Seelenspiegeln Shirous lagen Welten, was dafür sorgte, dass man sich sogar durchschaut fühlte, ohne dass das Byakugan aktiviert werden musste. Er fixierte zuerst seine Tochter – sie kam nicht täglich so spät nach Hause – doch schnell erkannte er auch die zweite Person, welche direkt vor Mari stand. Sunagakure. Männlich. Gleiches Alter wie sein Nachwuchs. Es war spät – und er hatte sie nach Hause gebracht? Gefühlte Stunden vergingen, in denen Shirou einfach nur schweigend den ernsten Blick der weißen Augen auf Hei geklebt hatte, während seine Mimik nicht andeuten lies, was er von dieser Sache hier hielt. Dass es nichts Gutes war, konnte man sich allerdings vorstellen, zumindest wenn einem klar war, wie die Szene hier wirken konnte. Was bei der Braunhaarigen, die allgemein niemals in solch eine Richtung gedacht hätte, nicht der Fall war. Zuerst sah sie zu ihrem Kollegen, danach zu ihrem Vater. Schweigen, bevor sie ihr sanftes Lächeln auflegte, weniger echt, sondern einfach, da es gerade passte. „Konbanwa, To-san.“ Sie verneigte sich ein Stückchen, was sich ebenfalls über Jahre so eingespielt hatte. Respekt vor ihrem Vater war eben vorhanden. „Der Auftrag in Konoha hat sich ein wenig verzögert. Allerdings gab es keine Beschwerden.“ Keine Beschwerden? Doch, Shin hatte sich beschwert, was aber nicht daran lag, wie der heutige Job ausgeführt worden war, sondern viel mehr, was für eine Vergangenheit er mit den beiden Ge'nin verband. Und was Hei ihm angetan hatte. Komisch nur, dass der ältere Hyuuga gar nicht darauf reagierte, sondern weiterhin auf den Tatsumaki blickte, gar nicht vorhatte, von ihm abzulassen. Gut, wie dem auch sei, Mari lächelte ein letztes Mal zu dem Schwarzhaarigen. „Falls die Dorfleitung sich nicht umentscheidet, werden wir vielleicht bald wieder einen Auftrag zusammenhaben. Und..“ Sie hatte die Wette erwähnen wollen, wurde sich dann allerdings der Anwesenheit ihres Vaters bewusst, weshalb sie sich unterbrach, bevor der zweite Satz wirklich begonnen hatte. „Gute Nacht, Tatsumaki-kun.“ Damit beendete sie diesen Job der Vergangenheit endgültig, drehte Hei den Rücken zu, schritt an ihrem Vater vorbei und verschwand im Anwesen, bevor irgendjemand etwas hatte sagen können. Shirou allerdings war das Anhängsel nicht verborgen geblieben – war er sonst nur das '-san' bei seiner Tochter gewohnt – ließ die Augen noch kurz in die Richtung wandern, in die Mari verschwunden war, neigte danach den Kopf ein paar Millimeter. Kaum mehr als ein Zucken, sollte aber eine Verbeugung zum Abschied andeuten. „Tatsumaki-san“, betonte er und – als hätte er einen besonders schönen Abgang haben wollen – verschwand er zusammen mit dem nächsten Windhauch von der Stelle, nicht ansatzweise zu vergleichen mit der Geschwindigkeit Maris. Na, wenn das kein schöner Abschied gewesen war.
[Finish]