Hyuuga Mari
Chuunin
Rapuntsu-hime no Shinobi-Style!
Die Vögel zwitscherten, die warmen Sonnenstrahlen drangen durch das Fenster in das große Zimmer und sorgten dafür, dass sich der Mädchenkörper auf dem weichen Bett mittig im Raum unruhig zur Seite drehte, damit bemüht, keinen Laut der Unzufriedenheit von sich zu geben. Es konnte doch nicht schon Morgen sein.. die Nacht war viel zu schnell vorbeigegangen. Noch fünf Minuten.. noch.. „Onee-san! Aufstehen!“ Soviel dazu. Müde hoben sich die Lider Maris an und erschrocken fuhr sie auf, als sie das Gesicht Aikos nur wenige Zentimeter von dem Ihren erkannt hatte. Manchmal war dieses Mädchen einfach unmöglich... Als wieder ein gewisser Abstand zwischen der Hyuuga – sie saß nun aufrecht und mit zerzausten Haaren auf ihrem Bett – und ihrer jüngeren Schwester entstanden war, atmete Mari zuerst einmal laut durch, um sich von dem Schreck zu erholen. „Onee-san, was hast du?“ Die kleinere Hyuuga legte den Kopf fragend schief, sprang nun ebenfalls auf das Bett und setzte sich im Schneidersitz neben ihre noch immer nur halb wache Schwester. Ein kurzes Schweigen, dann sah die Ältere zur Seite und musste schmunzeln. „.. Du musst dringend lernen, dass nicht jeder so hyperaktiv ist wie du, Aiko.“ Es sollte eine Art Tadel sein, doch in Wirklichkeit hatte sie nichts dagegen, wenn die Kleine sich so benahm wie am heutigen Morgen. Denn es zeigte, dass sie einen guten Tag erwischt hatten. Einen, an welchem Aiko genauso unbeschwert war wie jedes andere Kind in ihrem Alter.
Was sollte das heute nur werden? Während des wenige Minuten später stattfindenden Frühstücks drehten sich die Gedanken der Braunhaarigen voll und ganz um den kommenden Job, von welchem sie erst am Abend zuvor erfahren hatte. Da trudelt ein Brief kurz vor dem Abendessen ein, Mari öffnete ihn und was stand drin? Sie sollte heute bei einem Theater-Stück mitmachen! Gut, an sich mochte das Mädchen die Schauspielerei ja, wären da nicht zwei Faktoren, die das alles um einiges erschwerten. Der Erste: Sie sollte Rapunzel – eine der Hauptrollen – übernehmen. Es war zwar 'nur' ein Schauspiel für Kinder, doch trotzdem hätte sich die Ge'nin in diesem Fall gerne mehr Zeit gewünscht, um den entsprechenden Text auswendig lernen zu können. Denn nun, nach dem vergangenen Abend, konnte sie gerade einmal grob sagen, was sie zu tun oder eben zu lassen hatte als Rapunzel. Sie schüttelte den Kopf, um Gedanken in diese Richtung zu beenden und widmete sich dem zweiten Problemfaktor: ihrem Prinzen. In dem Brief hatte gestanden, wer zusammen mit ihr im Theater auftreten sollte und der dort geschriebene Name war Mari mittlerweile gut bekannt, sie hatten schließlich schon zwei Jobs zusammen ausgeführt. Tatsumaki Hei als Prinz, der seine geliebte Rapunzel auf dem weißen Pferd dem Sonnenaufgang entgegen in sein Königreich voller Frieden führt. Der Gedanke brachte die Hyuuga zum leisen Kichern – war ja sowieso niemand anderes zurzeit in der Küche. Ob er sich auf diesen Auftrag freute? Mari dachte nach, ob der Suna-Nin irgendwann zumindest ansatzweise eine Vorliebe fürs Schauspiel gezeigt hatte, doch beim besten Willen fiel ihr nichts in dieser Richtung ein. Eigentlich wirkte er bisher immer eher wie eine direkte Person, die seinen Gedanken, Sympathien oder eben auch Antisympathien freien Lauf lies und zumindest mit seiner Gestik gewollt oder ungewollt seinen Mitmenschen Teile seiner Einstellung verschiedenen Dingen gegenüber zeigte. Ob sich tief in ihm drinnen vielleicht trotzdem der geborene Schauspieler versteckte? Na, heute müsste Hei diesen ausgraben, er wollte die vielen Kinder, welche sich schon seit Tagen auf das Theater gefreut hatten, ja nicht enttäuschen. „Hm..“ Mari biss noch einmal von ihrem Toast ab, betrachtete dann die vielen Blätter vollgeschrieben mit Text, welche auf dem Tisch vor ihr verteilt lagen, seufzte dann leise, fegte sie ein wenig zur Seite und legte stattdessen ihr kleines Sudoku-Buch vor sich, um das nächste Rätsel darin zu lösen. Die wenige Zeit reichte sowieso nicht mehr um den Text genau zu lernen, und bevor sie nachher völlig durcheinander kommen würde, widmete sich Mari lieber einer Beschäftigung, die sie beruhigte und ihre Gedanken ordnete. Wird schon schief gehen.
[Drei Stunden später]
Vor dem Theater war es schon voll. Hieß es nicht, dass das Stück erst am Nachmittag beginnen würde? Die Kinder tummelten sich bereits jetzt – zum Mittag – zusammen mit ihren Eltern und Freunden vor dem großen Gebäude, spielten Fangen oder Verstecken und versuchten sich damit die Zeit bis zur 'großen' Aufführung zu vertreiben. Die waren echt aufgeregt.. hoffentlich würden die beiden Ge'nin die Schar von Quälgeistern nicht enttäuschen. Bei näherer Betrachtung waren sogar ein paar Lehrer der Akademie anwesend, ihre jüngsten Klassen im Schlepptau, wahrscheinlich um ihnen eine Abwechslung vom ständigen Lernen zu geben. Und inmitten dieser kleinen Frohnaturen befand sich auch eine kleine Hyuuga, mit kurz geschnittenen braunen Haaren, den typisch weißen Augen und einem hellen Lachen, welches sie vermutlich noch jünger wirken ließ, als sie es in Wirklichkeit war. „Meine Onee-san wird gleich Rapunzel spielen!“, prahlte das Mädchen vor den anderen Kindern und der Stolz konnte ihr anhand ihrer Haltung deutlich angesehen werden. Und es verfehlte seine Wirkung nicht, fast schon neidisch, nicht selbst eine Schwester zu haben, die die Hauptrolle in einem ach so tollen Theater-Stück spielen durfte, hörte man hier und da ein leises 'Wooow', allerdings fühlte sich die kommende Rapunzel nicht ganz so beeindruckt von den Ereignissen wie die Kinder. Sie saß auf einer Mauer am Rande des Vorplatzes zum Theater und betrachtete ihre jüngere Schwester Aiko, ähnlich einem Aufpasser, der sichergehen wollte, dass nichts Außerplanmäßiges passierte. Aufpasser zu spielen war als ältere Schwester ja auch irgendwie ihre Aufgabe, nicht? „Onee-san, wo ist denn der Prinz?!“ Aiko hatte sich plötzlich von den anderen Kindern gelöst, stand nun unterhalb der Mauer und blickte hoch zu Mari, die etwa 1 ½ Meter über ihr saß. Sie zuckte mit den Schultern, teilweise hatte sie der 8-Jährigen erzählt, dass die Rolle des Prinzen von einem gewissen Hei gespielt werden sollte. „Keine Ahnung, vielleicht hat er sich verlaufen.“ Dieser Gedanke wäre gar nicht einmal so abwegig, schließlich hatte sich der Tatsumaki damals ebenfalls verlaufen, als sie sich ganz in der Nähe beim Krankenhaus hatten treffen wollen. Seit dem war zwar ein wenig Zeit vergangen, also es war theoretisch möglich, dass der Junge etwas an seinem Orientierungssinn und dem Wissen über die Straßen in Jôsei gearbeitet hatte, doch warum auch immer, die Hyuuga konnte sich dies irgendwie nicht vorstellen. Andererseits war es auch noch kein großes Problem, dass er noch nicht anwesend war, zu spät konnte man es noch nicht nennen. Mari war eher zu früh – und die vielen Kinder hier waren doppelt zu früh, schließlich mussten sie nicht vorher noch einmal eine Anweisung bekommen, wo und wie jeder zu stehen hatte, entsprechende Klamotten anziehen oder – das schlimmste für die Ge'nin – sonst etwas mit ihren Haaren anstellen lassen. „Hm.. er kommt sicherlich bald und dann ..-“ Aiko unterbrach sich in ihrer Aussage, hielt plötzlich die Hand vor den Mund und musste einige Male husten. Abrupt sprang Mari von der Mauer, landete sicher auf zwei Füßen neben der Jüngeren und hielt eine Hand auf ihrer Schulter. „Gehts?“, fragte sie, es war nichts Ungewöhnliches, dass Aiko husten musste, daher winkte auch die kleine Hyuuga schnell ab und setzte ihren Satz fort, als sei nichts gewesen. „Und dann rettet er dich vor der bösen alten Hexe!“ Die Ge'nin musste zuerst schmunzeln, stemmte dann eine Hand in die Hüfte und hob skeptisch eine Augenbraue. „Ja, da bin ich mal gespannt.“