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Öffentlicher Park- Schattiges Plätzchen

Yamada Eiyo

Genin
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Endlich hatte Eiyo den Aufstieg geschafft. Es war zwar nochmal merklich unangenehmer geworden durch die Tatsache, dass sie wegen der Schmerzen in ihrem Oberkörper nur noch recht flach atmen konnte, aber sie hatte es hingekriegt. Sie hatte versucht, sich ihre Schmerzen nicht anmerken zu lassen und das hatte wohl auch relativ gut funktioniert. Denn nach kurzer anfänglicher Sorge von Ray kamen keine weiteren Fragen mehr dazu, wie es ihr ging. Sie schätzte es, dass er sich nicht unverhältnismäßig um sie sorgte, so konnte sie wenigstens teilweise ihr Gesicht wahren. Nur zu gerne ließ die Yamada sich auf der ihr angebotenen Astgabel nieder und entspannte sich wieder ein wenig. Für einen Baum war dieser Platz tatsächlich sehr bequem, das musste sie Ray lassen.

Sie ließ sich einige Zeit lang einfach treiben. Sie würde diesen Ort weiß Gott nicht als friedlich beschreiben, dafür war hier wesentlich zu viel los. Um sie herum pulsierte förmlich das Leben. Eine leichte Brise strich durch die Blätter des Baumes, die wie in einem großen Orchester vor sich hin raschelten. Dazu kamen die Vögel, die ihre Lieder trällerten und ihre wild schreienden Jungen versorgten. Eiyo fuhr leicht an der Rinde des Baumes entlang. Zwar mochte sie glatte Oberflächen persönlich lieber, aber es war sofort klar, wie viele Geschichten in ihr verborgen lagen. Ganz sicher war hier schon öfter ein Specht am Werk gewesen, bei den ganzen kleinen Löchern, die sie in der Rinde spüren konnte. Sofort war sie dem Vogel dankbar für seine Arbeit, die er hier geleistet hatte. Ein kaum wahrnehmbares Fiepen drang auf einmal an ihr Ohr, was sie hier tatsächlich gar nicht erwartet hatte. Denn es klang nicht wie einer der Vögel, eher wie eine Maus. Aber da war es noch einmal, vielleicht zwei Schritt unter ihr, aus dem Stamm. Von Mäusen in Bäumen hatte Eiyo noch nie gehört, aber bevor sie sich darüber weiter Gedanken machen konnte, sprach Ray sie an.

„Also mir gefällt es hier besser als ich erst gedacht hätte, muss ich sagen. Wenn man sich erstmal an das ganze Gewusel einigermaßen gewöhnt und versucht es etwas auszublenden ist es echt schön hier.“, meinte sie ehrlich auf Rays Frage. Abgesehen von ihrer Begegnung mit dem Brummer konnte sie wirklich nicht klagen. Dann erzählte Ray weiter und entwickelte das Gespräch in eine Richtung, die die Yamada gar nicht erwartet hätte. Über das Konzept der Zeit hatte sie sich tatsächlich schon öfter Gedanken gemacht. „Hm…ich glaube ich verstehe was du meinst, auch wenn ich ein wenig ein anderes Problem mit der Zeit habe. Ich muss mich so ziemlich komplett auf meine innere Uhr verlassen, weißt du? Bevor ich auf die Akademie gekommen bin, bin ich aufgestanden, wenn ich aufgewacht bin und ins Bett, wenn ich müde war. Besorgungen hab ich gemacht wenn ich etwas brauchte, Leute besucht haben wir, wenn uns danach war. So haben wir es alle in meiner Familie gemacht. Erst als ich dann einen „geregelten Tagesablauf“ haben musste, um pünktlich zum Unterricht zu kommen, habe ich mir um sowas wie eine Uhrzeit, geschweige denn das jeweilige Datum Gedanken machen müssen. Den Großteil meines Lebens bin ich ohne ausgekommen. Du glaubst gar nicht, wie schwer es war, mich daran zu gewöhnen zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort zu sein. Vor allem, weil ich ja auch keinen Wecker hatte. Inzwischen hab ich ein relativ gutes Zeitgefühl, denke ich.“ Sie überlegte kurz, wie sie ihre Schlüsse aus dem Ganzen formulieren sollte. „Ich muss sagen, ich kann beidem was abgewinnen. Es tut auf jeden Fall gut, in dem Tempo zu leben, das einem der eigene Körper vorgibt. Das ist sicherlich der natürlichste Rhythmus, den man haben kann. Aber im Zusammenleben mit anderen ist das Konzept der Zeit wahrscheinlich fast unerlässlich, denke ich.“ Sie atmete einmal tief ein und aus. „Aber du hast definitiv recht, ich war seit langem nicht mehr so entspannt wie heute. Auch wenn ich nicht immer genau weiß wie viel Zeit vergangen ist, denk ich immer sehr viel darüber nach was noch zu tun ist und was ich noch zu erledigen hab. Meistens bin ich schon kopflich bei der nächsten Aufgabe, obwohl ich die aktuelle noch gar nicht fertig hab. Das war aber schon so, bevor ich das Konzept von unserer Zeit kennengelernt habe…Vielleicht hat das nicht nur mit dem Verstreichen von Zeit an sich, sondern auch damit zu tun, dass wir auch etwas Sinnvolles damit tun müssen…?“
 

Hayabusa Ray

Chuunin
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Ruhig hörte der Rotschopf Eiyo zu, während sie über ihre Erfahrungen mit der Zeit sprach. Tatsächlich hatte er sich noch nie Gedanken darüber gemacht, wie es für jemanden der blind war mit der Zeit verhielt. Doch das was die Yamada sagte war dann eigentlich ziemlich logisch. Für jemanden der sich nicht nach der Tageszeit orientieren konnte, machten Uhrzeiten und konkrete Termine keinen Sinn. Vor allem nicht dann, wenn die gesamte Kultur in der man lebte ebenfalls nichts mit diesen Dingen anfangen konnte.

Sanft legte er den Kopf zur Seite. //Wie sehr unsere Welt doch unsere eigene Konstruktion ist.// dachte er, während er mit den Augen dem Flug der Vögel am Horizont folgte. //Wie Vögel wohl die Welt wahrnahmen?// fragte er sich und blickte fast schon ein wenig wehmütig den Gänsen hinterher, die in ihrer Formation über den Himmel zogen. Fliegen, das war schon immer ein Traum von ihm gewesen. Ob sein Weltbild wohl dadurch fundamental verändert werden würde. Aber ehe er weiter darüber nachdenken konnte, stellte die junge Frau neben ihm eine wirklich interessante Frage. "..., dass wir auch etwas Sinnvolles damit tun müssen?" Ray schwieg erstmal, denn so spontan hatte er keine Antwort auf diese doch sehr tiefe Frage und außerdem war er sich nicht sicher ob Eiyo ihrer kleinen Rede noch etwas hinzuzufügen hatte. Erst nach einer ganzen Weile durchbrach er mit ruhiger Stimme das Schweigen. "Das kenne ich auch, also die Tatsache immer bei der nächsten Aufgabe zu sein und nicht wirklich im Hier und Jetzt zu sein. Aber ob es tatsächlich etwas damit zu tun hat, dass wir wirklich immer etwas tun müssen... ich weiß nicht." Ray ließ seinen letzten Satz in der Luft hängen, sodass für sein Gegenüber klar war, dass er mit seinen Gedanken noch nicht ganz fertig war.
"Ich meine...." nahm er nach einer Weile den Faden wieder auf. "... müssen wir wirklich immer etwas Sinnvolles tun? Wer schreibt uns das denn vor? Wer zwingt uns dazu? Versteh mich nicht falsch, ich bin dafür sein Leben sinnvoll und gut einzusetzen und wenn wir in Gemeinschaft stehen und leben, dann kann man sicherlich die These vertreten, dass die Gemeinschaft diejenigen, die ein Teil von ihr sind, dazu zwingt, einen sinnvollen Beitrag zum Erhalt dieser zu leisten. Aber..." Ray pausierte. "Müssen wir es wirklich? Theoretisch könnten wir auch anders handeln. Theoretisch könnten wir diesen Zwang ignorieren. Ich sage nicht, dass das gut wäre." Ray strauchelte mit seinen Worten, denn seine Gedanken waren tatsächlich noch ziemlich unausgegoren und er wusste selbst nicht so genau, wohin er ihnen folgte. "Müssen wir wirklich? Und was heißt überhaupt sinnvoll? Ist eine Ruhepause nicht ebenfalls sinnvoll, damit man dann wieder mehr arbeiten kann? Und selbst dann würde das ja noch bedeuteten, dass der Sinn des Lebens, der Sinn meiner Existenz darin besteht zu arbeiten oder ein guter Teil der Gemeinschaft zu sein oder irgendwas anderes." Ray schnaufte einmal durch. Irgendwie begannen die Gedanken ziemlich groß zu werden. Ob er Eiyo damit abschreckte. Er wusste es nicht, denn aus seiner Position heraus konnte er Eiyo nicht ins Gesicht sehen, um ihre Mimik zu lesen. "Was mich irgendwie zu dem Gedanken bringt: Woher stammt überhaupt das menschliche Konzept vom Sinn des Lebens. Irgendwie sagen uns Familie, Akademie, Lehrer und die Gemeinschaft, dass wir unser Leben nicht sinnlos verplempern sollten, aber wo kommt dieser Gedanke von Sinn her? Könnte es nicht sein, dass wir einfach in einem sinnlosen Universum leben und alles was wir tun von vornherein ohne Sinn ist, also aufs große Ganze gesehen. Oder aber sind wir geschaffen und hat sich das, was uns erschaffen hat sich gedacht: Die lasse ich jetzt ihr ganzes Leben lang mit ihrer Sinnfrage sich herumschlagen ohne eine wirklich Antwort zu geben. Oder gibt es tatsächlich eine wirklich Antwort darauf?"
Ray verstummte. Irgendwie war er auf dem philosophischen Zug in Richtung Metaphysik abgebogen ohne zu prüfen, ob Eiyo überhaupt noch im Zug saß oder schon längst ausgestiegen war. "Tut mir Leid..." murmelte er ohne zu wissen, ob es überhaupt einer Entschuldigung bedurfte. "Ich glaube was ich sagen wollte ist: Vielleicht ist es manchmal auch einfach ok sich von der Fessel des 'Ich muss etwas sinnvolles tun' zu lösen." Der junge Mann pausierte einen Moment, ehe er noch hinzufügte. "Glaube ich jedenfalls." Und in diesem letzten Satz war sicherlich eine Art Lachen zu hören, ein Eingeständnis dessen, dass er einfach nur seine Gedanken ungefiltert mitgeteilt hatte, ohne sie direkt auf ihre Sinnhaftigkeit zu prüfen. War es sinnvoll gewesen das zu sagen? Keine Ahnung und irgendwie lag gerade darin eine gewisse lustige Ironie drin verborgen. War nur die Frage, wie Eiyo das Ganze betrachtete.
 

Yamada Eiyo

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W-was erzählt er da? Das, das kann so nicht sein! Ob Ray wusste, was er gerade mit Eiyo machte, als er seine Gedanken äußerte? Ob er sich bewusst war, dass er gerade ihr ganzes Weltbild erschüttert hatte? Dass sie gerade deswegen anfing, alles, was sie bis zu diesem Punkt getan hatte, zu hinterfragen? Vermutlich nicht, gemessen daran, dass er am Ende seiner tiefgründigen Rede, leicht anfing zu lachen. Das machte es für die Yamada aber nicht im geringsten weniger ernst. Sie hatte es ja schon vorher gesagt, zum ersten Mal seit langem war diese nervige Stimme in ihrem Hinterkopf nicht mehr zu hören. Niemand sagte ihr grad, was sie zu tun hatte. Obwohl sie irgendwo natürlich noch wusste, dass ihr Onkel bald Hilfe beim Flicken seiner Decke brauchen würde, oder dass ihre Großcousine noch einen Strampler für ihr Neugeborenes benötigte. Aber plötzlich, durch seine durchaus berechtigten Fragen, wirkten diese Aufgaben so...sinnlos. Warum musste überhaupt sie die Erledigen? Warum konnte das nicht wer anders? Irgendwie war es fast schon ein angenehmes Gefühl zu glauben, dass in ihrer Abwesenheit bestimmt die Welt nicht untergehen würde. Aber...was wenn doch? Uuund da war sie wieder. Lauter als vorher sogar. Natürlich ließ sie sich nicht so leicht vertreiben. Eiyo verließ sich ja auch irgendwie auf sie.

"Also...ich muss zugeben, da hast du mich ziemlich kalt erwischt. Über das, was du gesagt hast, hab ich mir so noch nie Gedanken gemacht." Jetzt musste auch sie einmal leise lachen. Dabei war das doch eine so fundamentale Frage. Es war ihr fast schon peinlich, dass sie daran noch keinen Gedanken verschwendet hatte. "Ich hatte irgendwie nie die Zeit dazu...oder besser gesagt ich habe sie mir nie genommen. Als jemand in meiner Position hat man in meinem Clan immer viel zu tun...Und ich bin da natürlich auch sehr dankbar für und froh drum. Ich glaube, wir Menschen haben das Konzept vom Sinn des Lebens deshalb, weil der Gedanke, dass alles am Ende komplett sinnlos war, unglaublich angsteinflößend ist. Zumindest finde ich das. Ich möchte es in meinem Leben schaffen, etwas Großes zu verändern. Ich möchte daran glauben, dass das, was ich tue auch zu etwas beiträgt. Und der Gedanke, dass ich das alles auch getrost lassen könnte, weil es eh zu nichts führt, den kann ich gar nicht richtig fassen, muss ich gestehen. Wenn es wirklich so wäre, dass wir nur sinnlose kleine Krümel im Universum sind, ohne Einfluss auf das große Ganze, dann würde ich das glaube ich gar nicht wissen wollen. Weil dann könnte ich ja auch einfach für immer auf diesem Baum sitzen bleiben, bis ich irgendwann zu Staub zerfalle, ohne dass es einen Unterschied macht. Und das macht mir Angst, muss ich sagen. Vielleicht ist das auch ein egoistischer Gedanke, aber ich wünsche mir einfach, dass das was wir tun für die um uns herum das Leben besser macht. Und...darin sehe ich auch meinen persönlichen Sinn."

Sie lächelte. Jetzt hatte sie sich für sie persönlich auf ähnlich dünnes Eis begeben, wie Ray vor ihr. Sie hatte sich, ohne es vorher geplant oder gewusst zu haben, angreifbarer gemacht als sie gewollt hätte. Aber es war nun raus. Eiyo zog nun auch noch ihren Schluss aus der Sache. "Du hast aber glaub ich recht, es tut auf jeden Fall gut, sich von all diesen Gedanken zumindest kurz mal zu lösen, auch wenn es erstmal unangenehm ist. Es öffnet neue Perspektiven und macht den Geist frei." Kurz stutze sie. Erst jetzt fiel ihr so wirklich auf, wie stark sie eigentlich von ihrer alltäglichen Sprach- und Denkweise abgewichen war. Wäre sie auf dem Sprung gewesen, hätte sie Ray sicherlich schon mehrfach während seinen Ausführungen abgewürgt gehabt. Aber irgendwie hatte er es geschafft, dass sie das nicht getan hatte.
"Du musst echtes Talent haben, weißt du das? Normalerweise mach ich mir wie gesagt über sowas gar keine Gedanken. Ich mache einfach. Aber du schaffst es irgendwie, dass man dir zuhören will und selber anfängt in solchen Bahnen zu denken. Machst du sowas öfter?" In ihrer Stimme lag kein Spott, Sarkasmus oder Dergleichen. Ray hatte es einfach geschafft, Eiyo komplett zu entspannen und in den Moment zu holen und das hatte sie ernsthaft neugierig gemacht, wer ihr Gegenüber eigentlich war.
 

Hayabusa Ray

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Offensichtlich hatte Ray seine Kollegin nicht völlig abgehängt, nein er hatte es sogar geschafft, dass sie auf den philosophischen Zug mit aufgesprungen war und seinen Gedankengängen gefolgt war. Und nicht nur das, sie machte sich sogar ihre eigenen Gedanken und öffnete sich ähnlich verletzlich wie zuvor der Rothaarige. Schon komisch, da saßen die beiden auf einem Baum, lauschten den Vögeln, fühlten den Wind und die Sonne auf der Haut und unterhielten sich über metaphysische Ideen.
Und selbst Ray spürte die Besonderheit des Momentes und nickte nur zustimmend, als Eiyo ihren Monolog beendete. Ja er verstand ihre Angst. Die Angst, dass das ganze Leben wirklich sinnlos war. Würde man diese Tatsache wirklich wissen wollen? Wahrscheinlich nicht. Stumm genoß er die Ruhe des Augenblickes und hörte der sanften Stimme der Kunoichi zu, die nun davon sprach, dass sie in ihrem Alltag einfach machte und nicht über solche Dinge nachdachte.
„Ob ich das öfter mache?“ Ray legte den Kopf schief, ehe er antwortete. „Ich weiß nicht genau, was du mit deiner Frage meinst, wenn sie darauf abzielt, ob ich öfter Menschen dazu bringe auch in solche Bahnen zu denken. Hmm, das weiß ich nicht, ich glaube eher nicht. Aber ich denke öfter selber in solchen Bahnen, falls das deine Frage war.“ Der Rotschopf verstummte und beobachtete eine Krähe, die am Horizont entlangflog und sich von den Winden tragen ließ. Unwillkürlich musste er an Kaya, seine Clanschwester und ihren Rabengeist denken. Sie hatte er auch schon lange nicht mehr gesehen.
„Weißt du…“ begann der Shinobi „… es gibt fast so etwas wie zwei Geister in mir.“ Hatte er das gerade eben echt gesagt. War er dabei sein Wesen zu erklären? Normalerweise hielt sich der Hayabusa sehr zurück, wenn es um sich selbst ging, aber warum eigentlich. „Oft bin ich in meinem Verhalten sehr fokussiert, angespannt, jagdlustig und aktiv. Dann bin ich schnell unterwegs, sprinte, fliege oder trainiere. Ich glaube ich kann dann manchmal ziemlich furchterregend wirken. Wie ein Raubvogel auf der Jagd.“ Ray lächelte, um diese Ausstrahlung wusste er nur zu gut. Schon auf so mancher Mission hatte sie ihm genutzt, um einen Gegner einzuschüchtern. „Aber dieser Jäger hat einen Gegenüber, der mindestens ebenso stark ist, auch wenn er nicht immer so sichtbar ist. Den spürst du gerade. Dann bin ich ruhiger und lasse statt meinem Körper meine Gedanken fliegen. Warum sind Menschen, wie sie sind? Was bedeutet es zu sein? Wer bin ich? Wer sind die anderen? Was bedeutet Sinn? Welche Geheimnisse birgt das Leben? Wieso tun Menschen die Dinge, die sie tun?“ Ray pausierte. Das waren die großen Fragen, die sich der Philosoph in ihm stellte. Würde er je Antworten darauf finden. Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Im Grunde war es aber auch egal, denn es ging bei diesen Fragen nicht darum Antworten zu finden, sondern darum sie in seinem Inneren zu bewegen. Wahre Weisheit kommt zu einem, sie lässt sich nicht erlegen. Das war einer der Lieblingssprüche seines Vaters. „Unberechenbarer Jäger und tiefsinniger Philosoph – so ließen sich diese beiden Seiten vielleicht auf den Punkt bringen.“ fügte der junge Mann mit den schwarzen Augen hinzu. „Wobei das reichlich hochgestochen klingt.“ Das Grinsen war deutlich in seiner Stimme zu hören. An Selbstbewusstsein mangelte es dem Jungen jedenfalls nicht und nachdem die beiden schon über so tiefsinnige Dinge nachgedacht haben, glaubte er nicht, dass die Yamada diesen Satz falsch verstehen würde. „Und du? Hättest du eine Antwort auf diese Fragen?“ fragte er nun zurück. Er erwartete keine Antwort darauf immerhin ging diese Frage tief, viel tiefer als manchen Menschen je in sich hineinblicken würden.
Ruhig ließ er seinen Blick auf den Himmel ruhen, der sich anfing ganz leicht zu verfärben. Scheinbar saßen sie schon länger hier, als sie es annehmen würden. Wahrscheinlich würde es in nicht allzu kurzer Zeit kühler werden und vielleicht würden auch die Mägen der beiden anfangen sich zu melden. Ob da noch Zeit für eine Antwort blieb?
@Yamada Eiyo
 

Yamada Eiyo

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Eiyo hörte Ray gespannt zu, während dieser ihr auf ihre Frage antwortete. Tatsächlich hatte sie ganz bewusst nicht genauer spezifiziert was sie damit gemeint hatte. Es machte ihr irgendwie Spaß zu sehen, was er daraus machte. Und er ging sogar noch viel weiter und fing an, sein Wesen vor ihr auszubreiten. Zwar überraschten sie ein, zwei Punkte davon nicht wirklich, aber damit gerechnet hatte sie trotzdem nicht. Aber spätestens als er das Wort Raubvogel in den Mund nahm, fiel für Eiyo nochmal einiges an seinen rechten Platz. Die Aura, welche ihr Gegenüber anfangs ausgestrahl hatte, passte einfach wie Faust aufs Auge zu dem, was er gerade beschrieb. Deshalb war der Kontrast zu dem wie er sich inzwischen gab, nochmal umso deutlicher zu merken. Dass er anscheinend wusste, diesen Teil seiner Art präzise zu nutzen, hätte sie fast schon erwartet. Aber sie konnte sich lebhaft vorstellen, dass das vielleicht nicht immer so gewesen sein könnte. Dann fasste Ray das, was er gerade gesagt hatte, musste Eiyo auch grinsen. Er hatte recht, es klang etwas hochgestochen. Aber es passte. Und das war ja das Wichtige, nicht die Art, wie er es sagte.

Dann aber geschah das Unvermeidbare und er stellte die Gegenfrage. Nachdenklich presste Eiyo die Lippen aufeinander, die Augenbrauen zusammengezogen. "Also wenn du die Fragen meinst, die du gerade aufgezählt hast, dann nein, zumundest auf die meisten Fragen nicht. Da müsste ich erst einmal eine Weile drüber nachdenken. Ich denke, ich weuß ziemlich genau wer ich bin, aber sonst bin ich raus. Wie gesagt, mit dem Gepsräch hier bewege ich mich ziemlich weit außerhalb meiner Komfortzine, wenn du so willst." Sie pausierte kurz und schob sich eine Strähne hinters Ohr. "Ich denke, ich bin eine relativ simple Person, wenn du so willst. Ich sag eigentlich immer was ich denke und verbringe normalerweise nicht viel Zeit mit philosophieren. Damit brauchst du den Leuten da wo ich herkomme auch nicht zu kommen. Da haben wir alle ganz andere Probleme. Wenn dir grad das Dach dabei ist abzuschmieren, mitten in einem Schneesturm dann stellst du dir keine Fragen über den Sinn des Lebens. Genausowenig, wenn du nicht weißt, wo du das Geld fürs Abendessen herbekommen sollst oder wenn du die Reste deines einzigen Schranks vor deine Pforte schiebst, weil deine Tür den Geist aufgegeben hat." Sie hatte zwar ohne große Emotionen diese Aufzählung gemacht, aber stoppte sich dann dennoch, um zu vermeiden, dass es zu offensichtlich wurde, dass das durchaus Beispiele aus ihrem Leben waren. Nachdem sie einmal tiefer eingeatmet hatte meinte sie: "Aber deshalb finde ich es umso interessanter mich doch mal mit solchen Themen zu beschäftigen. Die haben vielleicht nicht so akute Relevanz, wie das Überleben meiner Familie, aber sind guter Denksport und öffnen neue Perspektiven." Eiyo lächelte. "Anscheinend hast du heute auch aus mir eine kleine Philosophin herausgekitzelt, haha." Sie lehnte sich ein Stück weiter in ihrer Astgabel zurück, als plötzlich das Geräusch ihres knurrenden Magens die Stille durchschnitt. Die Yamada fing an zu lachen. "Ok, scheint als müsste ich so langsam mal an mein eigenes Überleben denken. Schauen wir doch mal, ob der Abstieg schon besser funktioniert als der Aufstieg, hm?"

@Hayabusa Ray

~ Off Ende ~
 
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