[/Kokatsu Noriki\]
"Wiederhole das und ich werde dafür sorgen, dass du nie wieder etwas anfassen kannst."
Diese Drohung war in Norikis Ohren, so böse und ernsthaft der Genin vor ihr sie ausgesprochen hatte, nichts weiter als ein Witz. Noriki hasste es, von Leuten blöd angemacht zu werden und Drohungen konnte sie nunmal überhaupt nicht ausstehen. Als sie in Takus giftgrüne Augen blickte und seine Kälte praktisch schon spüren konnte, wurde es selbst ihr einen winzigen Moment lang bang ums Herz, doch rief sie sich im nächsten Moment in Gedächtnis, wen sie den da vor sich hatte. Es war nur ein kleiner Junge, der nichts tun konnte außer ihr böse Blicke und gemeine Worte an den Kopf zu werfen und um sowas kümmerte sich Noriki nicht. Doch hatte er sich eindeutig ihr Missfallen erarbeitet, als er unsanft ihr Handgelenk gepackt und von seinem Mantel entfernt hatte. Ungefragt angefasst zu werden mochte sie überhaupt nicht, zumindest nicht von diesem Jungen. Den Druck auf ihrem Gelenk konnte sie zwar spüren, doch ließ sie sich keinerlei Schmerzen anmerken, die ohnehin recht gering ausfielen.
Anstatt ein wütendes Gesicht zuformen, zog sie ihr Handgelenk zurück und blickte dabei leicht verwirrt und beängstigt. Sie wechselte schnell einen Blick mit Saki, damit sie vielleicht ihr Mitleid erregen konnte, immerhin müsste sie verstehen, dass man ein Mädchen nicht einfach so anfassen sollte. Die Antwort auf ihre Frage bekam Noriki fast gar nicht mit, da ihr Blick auf dem komischen Fetzen Stoff in Sakis Hand gerichtet war, den sie Taku entgegenstreckte. Sie brauchte nicht lange um zu erkennen, dass das die fehlende Augenbinde war. Wie ist Saki an die herangekommen? Norikis blick hob sich und sie fragte sich, was denn zwischen den beiden passiert war, ehe sie hinzugekommen war.
[/Miharu Saki\]
Saki beobachtete die Szene vor ihr und auch wenn sie Taku verstehen konnte, missbilligte sie seine tat. Er müsste doch mittlerweile verstanden haben, wie Noriki drauf war und sich von sowas nicht provozieren lassen, auf jeden Fall hätte er sie nicht so grob anfassen dürfen. Doch unternahm Saki nichts, da es vielleicht auch gut für Noriki zu sehen war, wie weit sie sich bei Taku trauen durfte. Allerdings erwiderte sie Norikis mitleidigen Blick mit einem aufheiternden Lächeln, auch wenn Saki im Moment nicht wirklich wusste, wie sie denn zu Noriki stehen sollte. Zumindest wollte sie nicht kalt wie ein Eisblock wirken, das übernahm Taku schon für die beiden. Danach wurde es eine längere zeit ruhig, als Taku seinen Blick nun auf die schwarze Augenbinde in Sakis Hand geworfen hatte. Im ersten Moment wirkte es so, als ob er es tatsächlich wieder haben wollte, doch letztendlich zog er es vor, es in Sakis Hand verweilen zu lassen.
"Ich brauche es nicht mehr..."
Nach diesen Worten legte sich ein bedrückendes Schweigen über die Szene. Was hatte das zu bedeuten? Wollte er es nicht mehr, weil Saki es nun angefasst hatte, oder hatte er entschlossen sich davon zu trennen? War es vielleicht ein Zeichen, dass er nichts mit den anderen zu tun haben wollte, selbst wenn sie ihm etwas anboten, was ihm doch wirklich etwas bedeutete? Das dachte Saki zumindest, denn Taku hatte gesagt, bis zu diesem Moment hatte er es immer getragen. Was sollte Saki nun tun? Sie hatte nun einen Teil von Taku in der Hand, der ihn 13 Jahre lang begleitet hatte und sie konnte damit machen was sie wollte. Sollte sie ihn einfach achtlos zu Boden werfen? Das wäre wohl das passendste, denn einen Nutzen konnte dieser Stoff für sie nicht haben und bedeuten tat er ihr auch nichts...oder? Ihr Blick senkte sich auf den schwarzen Stoff in ihrer Hand und noch bevor sie bewusst eine Entscheidung übernommen hatte, hatte sich ihr Unterbewusstsein schon entschieden. Als ein plötzlicher Windstoß auftrat und ihre Haare leicht durcheinander brachte, war das erste was sie tat, so schnell wie möglich ihre Hand zu schließen und die Augenbinde zu sichern.
Der Wind legte sich schnell wieder und ihr Blick fiel durch ihre Haare auf die geschlossene Hand, an deren Seiten noch die Enden des Tuches leicht vom Wind hin und her bewegt wurden. Nach wenigen Augenblicken steckte sie das Tuch wieder zurück in die Tasche aus der sie es gezogen hatte. Was sie damit machen wollte, das wusste sie noch nicht, allerdings hatte sie eine Idee, doch wusste sie nicht, ob Taku das nun glücklich oder sauer machen würde...aber es wäre ihm sowieso egal. Ihre Augen starrten nun weiter auf den Boden und sie wartete ab, bis jemand anderes das Wort erhob.
[/Kokatsu Noriki\]
So unwirklich diese Vorstellung auch war, für Noriki wirkte es so, als ob dort ein verzweifeltes Paar vor ihr stehen würde, dass so eben beschlossen hatte für immer auseinander zu gehen. Zumindest hätte man die Stimmung, die sich hier ausbreitete, nicht besser beschreiben können als mit diesem Bild. Doch wusste sie, dass sie weit von der Wirklichkeit abschwenkte und nun versuchte sie sich wieder auf das zu konzentrieren, was wichtig war. Mittlerweile war ihr die Lust an dem Gespräch total vergangen. Am Anfang hatte sie noch gedacht, es hätte ja irgendwie lustig sein können, den jungen Genin zu ärgern und zu reizen, aber verstand dieser einfach keinen Spaß oder war übermäßig verklemmt. Wohl eher beides. Sie beschloss sich mit der nächsten Frage das alles hier zu beenden.
"Also, Taku-kun...wie sieht es mit deinen Hobbys und Interessen aus? Irgendetwas wofür du dich interessierst? Und wie steht es mit deinen Fähigkeiten im Kampf? Auf was hast du dich spezialisiert?"
Noriki stellte die Frage absichtlich so grob, sie wollte sich nicht länger als nötig mit dem Jungen unterhalten. Es war ihr auch egal, dass sie im Grunde nur die Fragen benutzte, die Saki ihr vorhin gestellt hatte, das war eben das Standardgetraschte und wäre mit Sicherheit genug für die alte Frau...damit meinte sie natürlich Chizu. Mit verschränkten Armen wartete sie auf eine Antwort von Taku, damit sie sich danach wieder auf zu Chizu begeben konnten und nun vielleicht endlich eine echte Mission bekommen würden.