Sakkaku Akane
Member
Geninprüfung von Sakkaku Akane
Prüfer:
Ayaka
Fushigi
Fukazawa Akio
NPC:
Sakkaku Fumiko
Saito
Mädchen
Der Tag ihrer Genin-Prüfung begann für Akane früh am Morgen. Sehr früh am Morgen sogar. Um noch genauer zu sein erwachte die junge Sakkaku bereits als die ersten Sonnenstrahlen begannen Soragakure zu erhellen. Jedoch nicht etwa, weil sie aufgrund der anstehenden Prüfung aufgeregt war und die Nacht sowieso kaum schlafen konnte. Viel eher war es so, dass sie sich nach dem Beginn ihrer Ausbildung langsam angewöhnt hatte bereits sehr früh zu erwachen und vor allem anderen ein wenig zu trainieren. Und davon ließ sie sich auch nicht am Tag ihrer Genin-Prüfung abbringen. Ja, eigentlich dachte sie nicht einmal daran, dass ihr eine Prüfung bevor stand, als sie erwachte. Das änderte sich jedoch schnell, als sie bemerkte das sie nicht nur ihre Decke fest umklammert hielt, sondern noch dazu eine ansehnliche Reihe an nun ziemlich zerknitterten Blättern. „Huch.“, entwich es der noch ein wenig verschlafen dreinblickenden Sakkaku. „Wieso...?“ Nachdem sie ein paar Mal verwirrt geblinzelt hatte, weiteten sich ihre Augen als der Groschen fiel. „Ah! Die Prüfung!“ Abrupt ließ sie ihre Decke und somit die zerknitterten Blätter los. Anders als man nach dieser Reaktion vielleicht denken könnte hatte Akane den gesamten Abend bis spät in die Nacht hinein für den theoretischen Teil der Prüfung gelernt. Bei den Blättern handelte es sich um ihre Lernmaterialien, welche nun bis zur Unkenntlichkeit verwüstet waren. „Verdammt, ich muss beim lernen eingeschlafen sein.“, murmelte die Schwarzhaarige, während sie im Bett kniend versuchte so viel wie möglich von ihren Notizen zu retten. Schließlich lehnte sie sich jedoch mit einem Seufzen an die Wand an der ihr Bett stand. „Ach egal, ich brauch sie jetzt eh nicht mehr.“ Für einen kurzen Moment verharrte sie so mit geschlossenen Augen, ehe sie sich voller jugendlichem Elan aus dem Bett schwang – die Blätter dabei nur noch mehr in Mitleidenschaft ziehend – und sich mit ihrem üblichen fröhlichen Lächeln auf dem Gesicht umzog. Als sie sich dann in ihr übliches Outfit, bestehend aus einem schwarzen Rock und einer weißen Bluse zusammen mit einer ebenfalls schwarzen Krawatte, gekleidet hatte verließ sie ihr Zimmer. Natürlich durfte ihr Schal dabei nicht fehlen, aber dessen Anwesenheit war sowieso ein Nonplusultra bei der Sakkaku.
Ihr Ziel war ein kleiner Trainingsplatz hinter dem Gebäude, welches sie mit ihrer Tante bewohnte. In dem Moment, wo sie die schattigen Räumlichkeiten hinter sich ließ und in die aufsteigende Morgensonne trat, erwachte dann auch endlich der restliche Teil von Akane. „Gah, viel zu hell!“, jammerte es in ihrem Kopf. Im Gegensatz zu dem Mädchen war die Stimme in ihrem Kopf wohl begnadeter Langschläfer, der noch dazu gar nicht mit so viel Licht am Morgen klar kam. Akane ließ sich davon jedoch wie immer nicht beirren und begab sich auf den Trainingsplatz, wo sie daraufhin begann mit der Taiji-typischen Ruhe und Langsamkeit die Bewegungsfolge zu wiederholen, die sie gerade am lernen war. Nacheinander ging sie die einzelnen Bewegungen durch und konzentrierte sich dabei einzig und allein auf die Grundsätze des Taiji. Wie sie bereits vor einiger Zeit feststellen durfte war sie beim Training, vor allem bei diesen Übungen, glücklicherweise dazu in der Lage die Stimme in ihrem Kopf größtenteils auszublenden. Jene wiederum meckerte vor sich hin und beschwerte sich über das grelle Sonnenlicht, das frühe Aufstehen und Akane im Allgemeinen.
Während die Sonne langsam den Himmel erklomm vollzog die Sakkaku ihre Übungen eine nach der anderen. Als ungefähr die Zeit erreicht war zu der andere Menschen erst erwachten gesellte sich ihre Tante dazu und lehnte sich an einen nahestehenden Baum, von wo aus sie ihr beim Training zuschaute. Eine Weile ließ sie ihre Nichte noch in Ruhe, ehe sie schließlich mit einer heran winkenden Armbewegung auf sich aufmerksam mache. „Komm mal frühstücken, Akane.“ Nachdem ihr mit einem Nicken bedeutet wurde, dass Akane es gehört hatte, begab sich Fumiko wieder zurück ins Haus. Nachdem sie ihre aktuelle Übung beendet hatte folgte die Schwarzhaarige ihrer Tante in die Küche ihres gemeinsamen Hauses.
Kaum betrat sie den Raum kam ihr bereits der unglaublich appetitliche Geruch von gebratenem Speck entgegen, welche ihre Tante zusammen mit Spiegeleiern für sie beide zubereitet hatte. Sie beide waren nicht wirklich im kochen bewandert, doch Speck mit Spiegelei brachten sowohl Akane wie auch ihre Tante auf die Reihe. „Ürgs, ekelhaftes Dreckszeug.“ Die Stimme in ihrem Kopf schien an allem, das Akane gefiel etwas auszusetzen zu haben. Zu ihrem Pech und Akanes Glück konnte sie jedoch nichts außer Kommentare abgeben, um irgendwas an der Tatsache zu ändern, dass das Mädchen es trotzdem mochte.
„Das riecht köstlich, o-ba-san!“, merkte Akane an, während sie begann den Tisch mit Geschirr und Besteck zu bestücken. Ihre Tante lachte daraufhin, bevor sie die Pfanne mit den Spiegeleiern vom Herd nahm und gleichmäßig auf die Teller verteilte. „Das wäre ja noch schöner, wenn das einzige Gericht, dass ich kann, nicht gut riechen oder gar schmecken würde!“ Zu den Spiegeleiern gesellte sich dann noch der Speck, ehe sich die beiden Sakkaku zum Essen hinsetzten. Eine Weile aßen sie schweigend vor sich hin, jeder mit seinem eigenen Essen beschäftigt, bis Fumiko ihr Besteck als Erste zur Seite legte und den Teller etwas von sich weg schob. „Und, bist du schon aufgeregt?“, fragte sie dann ihre immer noch essende Nichte. Ihr aktuelles Stück Spiegelei runter schluckend schüttelte die Schwarzhaarige den Kopf. „Warum sollte ich, schließlich hatte ich eine gute Lehrerin.“, erwiderte sie mit einem Grinsen. Diese Aussage wiederum sorgte für ein weiteres Lachen bei der Erwachsenen. „Spar dir die Schmeicheleien für jemanden auf, bei dem es dir was bringt.“ „Also für niemanden?“
Den Rest ihrer Mahlzeit verbrachte Akane wieder schweigend, während ihre Tante ihr eine kleine Lunchbox zusammenstellte – in erster Linie kleine Früchte und Sandwichs. Pünktlich zu dem Augenblick, in dem die junge Sakkaku ihren letzten Speckstreifen verschlang, klopfte es am Küchenfenster. Ihr Blick huschte abrupt zur Quelle des Geräusches nur um dort das Gesicht von Saito zu entdecken, wie er ihr grinsend zuwinkte. Auch der Blick ihrer Tante war auf das ihr mittlerweile wohlbekannte Gesicht gerichtet. „Es ist wohl schon so spät...“ Der letzte Snack landete in der Lunchbox und jene wiederum in der Tasche Akanes – wo sich bereits Kunai und andere Kleinigkeiten befanden. Dessen Beisitzerin fand sich daraufhin in einer Umarmung ihrer Tante wieder. „Viel Erfolg!“
„Ich schaff das schon! Wir sehen uns heute Abend als Jounin und Genin wieder!“, waren die letzten Worte der jungen Sakkaku, ehe sie das Haus verließ und sich gemeinsam mit Saito auf den Weg zur Akademie machte.
Nur ungefähr eine halbe Stunde später erreichten die beiden angehenden Genin die Akademie. Wobei Saito rein theoretisch schon längst hätte da sein können, wenn er sich nicht einen doppelten Weg gemacht hätte, indem er Akane von zuhause abholte. Doch seit sich die beiden damals auf dem Ausflug ins Museum besser kennen gelernt hatten und da überhaupt erst herausfanden, dass sie gar nicht so weit voneinander entfernt lebten, kam der junge Bursche jeden Morgen zum Haus der beiden Sakkaku-Damen um Akane abzuholen. Ist junge, unbemerkte und dementsprechend unerwiderte Liebe nicht etwas schönes?
Aber zurück zu den Tatsachen: Saito und seine heimliche Liebe erreichten die Akademie und in beiden Fällen lagen zwischen ihrer Ankunft und ihrem Prüfungsbeginn noch einige Minuten. Allerdings trennten sich im Gebäude die Wege der Freunde sich auch schon wieder, da der Braunäugige zu einem anderen Prüfungsraum musste als das Mädchen. Akane boxte ihren Freund gegen die Schulter. „Wag es ja nicht die Prüfung zu verhauen.“ Ein breites Grinsen breitete sich auf den Gesichtern der Jugendlichen aus. „Pass lieber auf das du es nicht verhaust!“ Daraufhin machten sich beide auf den Weg zu ihren jeweiligen Prüfungsräumen.
Als Akane ankam fand sie im Gang bereits eine Handvoll anderer Schüler vor, die alle genauso wie sie auf den Beginn ihrer Prüfung warteten. Manche spielten nervös mit irgendetwas herum, meist dem Zipfel eines Kleidungsstückes oder einer Haarsträhne. Andere hatten ihre Nase in ihren Aufzeichnungen begraben und lasen sich diese immer und immer wieder durch, in der Hoffnung das es ihnen etwas bringen würde. Wieder andere liefen im Gang auf und ab, wie gefangene Wildkatzen in ihren Käfigen.
Unsere werte Protagonistin hingegen wollte sich grade im Schneidersitz auf dem Boden nieder lassen, als sich die Tür zum Prüfungsraum öffnete und ein blonde Gestalt im Türrahmen erschien. Und was für eine Gestalt das war. Die Jugendliche – oder war es doch eher der Jugendliche? - fiel natürlich in erster Linie dadurch auf, dass man nicht ganz so sicher das Geschlecht anhand des Gesichtes feststellen konnte. Auch wenn es sehr weiblich aussah, so waren da doch ein paar kleine Kanten, die eher auf einen Jungen hinwiesen. Was dem Mädchen jedoch noch viel stärker auffiel waren die tiefroten Augen der Person. „Ein... Eine... was auch immer Sakkaku?“ Natürlich handelte es sich hierbei nicht um einen weiteren Sakkaku und genauso natürlich war nicht jeder mit roten Augen ein Sakkaku, was Akane auch bewusst war. Dennoch war es das erste, was ihr beim Anblick dieser Augen in den Sinn kam.
Ihre Gedanken über diese Person fanden jedoch ein relativ abruptes Ende, als eben jene das Wort ergriff. „Sakkaku Akane?“ Ihre Hand schnellte sofort in die Höhe, als sie sich ihres Namens gewahr wurde. „Hier!“ Erst danach erhob sie sich wieder vom Boden, auf welchem sie sich gerade erst nieder gelassen hatte. Offensichtlich war sie bereits dran mit ihrer Prüfung.
Die Schwarzhaarige folgte dem Blonden zurück in den Prüfungsraum, wo sich bereits ihre Lehrerin Fushigi und die Akademieleiterin Ayaka aufhielten. Im Grunde handelte es sich bei diesem Prüfungsraum schlicht und einfach nur um einen der normalen Klassenräume, dessen Stühle und Tische alle an die Rückwand geschoben wurden. Auch in diesem Fall war es so, dass die einzigen Tische, die sich nicht an einer Wand befanden, jene waren hinter denen die beiden Damen und nun der auch der Jugendliche saßen. Ja, es war ein Junge, soviel war Akane klar geworden, als sie an ihm vorbei gehen musste um in den Raum zu gelangen.
Die Sakkaku bezog Position auf der freien Fläche vor den Tischen ihrer Prüfer und verbeugte sich vor den drei Personen. Die Leiterin nickte wohlwollend, ehe sie zum Sprechen anhob. „Wie du sicher weißt bilden wir drei heute dein Prüfungskomitee. Ich bin Ayaka, aber das ist dir sicherlich klar.“ „Natürlich.“, entgegnete Akane in der kurzen Pause zwischen den Sätzen der Frau, wobei sich ein leichtes Grinsen in ihr Gesicht schlich. Man musste schon komplett weltfremd sein um die Leiterin der Akademie nicht zu erkennen, wenn man ein Schüler dort war. „Fushigi-san ist dir natürlich ebenso ein Begriff. Der junge Herr hier“, sie deutete leicht mit ihrem Kopf auf den Platz rechts von sich, wo das Subjekt des Satzes saß, „ist Fukazawa Akio und in seiner Funktion als Chuunin übernimmt er in deiner Prüfung die dritte Stimme, die über den Erfolg deiner Bemühungen entscheidet.“ Die Augen der Schwarzhaarigen wanderten kurz zu Akio rüber, welcher auf seinem Schoß mittlerweile eine kleine Puppe zu sitzen hatte und sich mit dem Mädchenhaften Objekt leise zu unterhalten schien. Eigentlich war ein leicht verwirrter Blick ihre einzige Reaktion auf dieses Treiben, doch bevor sie sich wieder Ayaka zuwenden konnte ertönte plötzlich ein lautes „Puppe!“ in ihrem Kopf, das sie vor Schreck zusammen zucken ließ. „Alles in Ordnung, Schnubbelchen?“, fragte nun Fushigi besorgt. Akane nickte hastig. „Ja, alles okay.“ Die Stimme in ihrem Kopf tobte jedoch regelrecht. Mit all der ihr zur Verfügung stehenden Konzentration versuchte die Schwarzhaarige diesen Anfall der Stimme auszublenden, um aufmerksam den nächsten Worten Ayakas zu lauschen.
„Deine Prüfung besteht aus zwei Teilen: Einem theoretischen und einem praktischen. Letzterer schließt direkt an den theoretischen Teil an, welchen du jetzt absolvieren wirst. Deine Aufgabe ist es einen verständliche Erklärung zum Thema Taijutsu abzugeben. Du darfst auch sofort beginnen.“
Ihr Herz konnte sich nicht entscheiden, ob es ihr ein Stück weit in die Hose rutschen oder einen kleinen Satz machen sollte. Sie war eindeutig kein Mensch für schnöde Theorie, da man dabei meistens ruhig in einem Raum rum sitzen musste. Auch die vielen Lernstunden, die sie mit ihrer Tante oder Saito hatte, halfen dabei in den meisten Fällen nur wenig. Doch Taijutsu? Das perfekte Thema für jemanden, der nicht nur eine darin bewanderte Tante besaß, sondern noch dazu täglich mit dem Training dieser Fähigkeiten beschäftigt war. Der Sakkaku-Clan war zwar spezialisiert im Umgang mit Genjutsu und auch Akane hatte durchaus vor diese Fähigkeiten in ihrer Laufbahn zu nutzen, doch oftmals lag ihr Interesse mehr beim Taijutsu. Immerhin musste man sich dabei mehr bewegen als beim Wirken von Genjutsus. Was ihr allerdings Sorgen bereitete war die immer noch stark aufgeregte Stimme in ihrem Kopf. Die Schwarzhaarige war sich nicht ganz sicher, warum es so stark auf die Puppe des Fukazawa reagierte, doch sie wusste, dass es nichts Gutes bedeuten konnte.
Sich noch einmal einen Moment sammelnd, holte sie tief Luft und nahm dann eine grade, selbstsichere Haltung ein. „Bei Taijutsu setzt man in erster Linie seine eigene Körperkraft ein. Man nutzt Hände, Füße und Waffen um dem Gegner Schaden zuzufügen. Andere Körperteile kann man natürlich ebenfalls einsetzen, aber das sind halt die Hauptwaffen des Körpers.“ So weit, so gut. Das Mädchen nahm sich einen Moment zum Überlegen, ehe sie fort fuhr. „Ansonsten gibt es ganz viele Dinge, die man als Waffen nutzen kann. Beispielsweise verschiedene Arten von Schwertern, Speere oder aber auch Kampfstäbe und Fächer, um ein paar Möglichkeiten zu nennen.“ Das bis hierhin anhaltende Glück der Sakkaku fand jedoch ein abruptes Ende, als sich die Stimme erneut lautstark meldete. „Schnapp dir die Puppe! Hol sie dir! Los!“ Auslöser hierfür war nach wie vor genannte Puppe, die sich zwar mittlerweile nicht mehr auf dem Schoß Fukazawas befand, jedoch nach wie vor gut sichtbar war. Dieser Ausbruch sorgte dafür, dass Akane bei ihrem nächsten Themenbeitrag ein wenig beim Sprechen stockte, da beides ungefähr zeitgleich statt fand. „Es gibt auch... verschiedene Taijutsu... stile. Ich lerne beispielsweise... Taiji.“ Angestrengt versuchte sie sich zu fangen und noch dazu das Thema schnellstmöglich abzuschließen, damit sie von dieser Puppe weg kommen konnte. Vielleicht würde sich die Stimme in ihrem Kopf ja dann beruhigen. „Ähm, bei diesem Stil liegt das Hauptaugenmerk auf das Kontern und Abwehren gegnerischer Angriffe. Ich... beherrsche leider noch keine Technik dieses Stils, die ich hätte vorführen können.“ Ayaka erkannte es wohl als das Ende ihrer Erklärung an, dass sie bei ihrem letzten Satz zum Ende hin immer leiser wurde. „Bist du fertig?“ Einen kurzen Moment zögernd nickte Akane schließlich. Es war ihr in diesem Augenblick egal, ob sie vielleicht noch mehr Punkte bekommen könnte, wenn sie den Vortrag fortsetzte, sie wollte einfach nur weg von Akio und seiner Puppe. Dann musste sie sich halt bei der praktischen Prüfung Mühe geben, um die fehlenden Punkte rein zu holen. Wobei sie natürlich noch keine Ahnung hatte, wie viele man ihr für die Theorie geben würde.
„Gut. Deine Aufgabe für den praktischen Teil ist es in einem Waldstück drei nummerierte Schriftrollen zu finden. Hierbei musst du eine mit der Zahl 3 und eine mit der 7 haben, die dritte Ziffer ist jedoch ohne Belang. Du hast 25 Minuten Zeit. Doch Achtung: Auch andere Prüflinge halten sich mit derselben Aufgabe in diesem Gebiet auf, wovon manche sogar dieselben Zahlen suchen müssen. Ebenso gibt es unter den Schriftrollen Nieten und in dem Waldstück könnte es Fallen geben. Punktabzug gibt es für das Fehlen einer Schriftrolle und dem Überschreiten des Zeitlimit. Alles verstanden?“ „Ja, Ayaka-sensei.“ Mit einem freundlichen Lächeln nickte eben jene. „Dann wird dich Fushigi-san jetzt zu dem Waldstück bringen, wo die anderen Prüflinge bereits warten.“
Kurz darauf fand sich Akane an eben jenem Ort wieder, zusammen mit einer Handvoll anderer Prüflinge unter anderem Saito. Die Stimme in ihrem Kopf hatte sich mittlerweile tatsächlich beruhigt, auch wenn sie den kurzen Weg von der Akademie bis zum Waldstück damit beschäftigt war Akane dafür zu beschimpfen, dass sie sich diese Puppe nicht unter den Nagel gerissen hatte. Beruhigt war eigentlich das falsche Wort. Viel eher war die Stimme nach ihrer Schimpftirade in ein beleidigtes Schweigen verfallen. Dem Mädchen konnte das egal sein, solange sie wenigstens für den praktischen Teil einen klaren Kopf haben durfte.
Es dauerte dann auch nicht mehr lange, bis die angehenden Genin in einem Abstand von 2 Minuten das Startsignal bekamen. Als Akane endlich an der Reihe war, waren die meisten bereits im Dickicht des Waldes verschwunden – auch ihr bester Freund. Natürlich folgte sie ihnen nach ihrem eigenen Start“schuss“ in den Wald und wurde schon kurz darauf ebenfalls von der Flora des Gebietes komplett vor den Augen der restlichen Schüler versteckt.
„Okay... Denk nach Akane, wo versteckt man am besten eine Schriftrolle?“ „In einem Schriftrollenschrank.“, kam es leicht säuerlich aus einer der hinteren Ecken ihres Gehirns. Mit einem leisen Seufzen entschloss sich die Schwarzhaarige dazu erst einmal vorsichtig und mit offenen Augen durch den Wald zu laufen, bis ihr etwas auffiel. Oder sie in eine Falle tappte. Oder gar angegriffen wurde.
Dementsprechend vorsichtig schlich die Sakkaku durch das Gebiet. Sie war dadurch zwar langsamer, als wenn sie blindlings los gerannt wäre, es erhöhte jedoch gleichzeitig ihre Chance nicht entdeckt zu werden und dafür eins der Verstecke aufspüren zu können. Zu ihrer eigenen Überraschung fand sie sogar tatsächlich unter einem der Büsche eine kleine Kuhle, die die perfekte Größe und Form für eine Schriftrolle hatte – leider war sie leer. „Verdammt!“
Die Suche ging also weiter. Es war einer dieser Momente, wo sich Akane dafür verfluchen konnte über keinerlei Fähigkeiten zu verfügen, die solch eine Aufgabe leichter machen würden. Dennoch war dies noch lange kein Grund für die Sakkaku den Kopf in den Sand zu stecken! Vor allem da es in diesem Wald keinen Sand gab.
Entgegen aller Wahrscheinlichkeit schaffte es Akane eine Handvoll an Verstecken zu finden, die jedoch alle entweder bereits geplündert waren – jedenfalls ging sie davon aus, dass er geplünderte Verstecke waren – oder eine Niete enthielten. Erst nach einer Viertelstunde vom Beginn der Prüfung an gelang es der Schwarzhaarigen endlich ein Versteck aufzutreiben, in dem sich nicht nur eine Schriftrolle mit Zahl befand, sondern gleich mit einer ihrer benötigten Zahlen. „Na endlich, die 7.“ Nun fehlten ihr nur noch die 3 und eine beliebige weitere Zahl – und sie hatte nur noch 10 Minuten!
Es war also gleichzeitig Eile und dennoch Vorsicht geboten. Ein Balanceakt der Extraklasse. Fortuna war dem Mädchen jedoch noch einmal Hold an diesem Tag, wodurch sie wortwörtlich über die nächste Schriftrolle stolperte. Der Fall über die hinterhältige Baumwurzel brachte ihr zwar eine Schramme an der Hand und hämisches Gelächter ein, aber wenigstens spießte sie sich nicht auf einem zerborstenen Baumstumpf auf. Und noch dazu fand sie eine Schriftrolle! Es handelte sich jedoch nicht um die 3, sondern um eine 2. Knapp verfehlt war auch vorbei, oder wie hieß das Sprichwort?
Da sie jedoch nur noch 8 Minuten Zeit hatte machte sich Akane auf den Rückweg und hoffte inständig, dass sie auf eben jenem noch eine finden würde. Und zwar nicht irgendeine, sondern genau die, die sie benötigte. Stattdessen vernahm sie jedoch erst ein lautes Knacken, dann einen Rumms, direkt gefolgt von einem unterdrückten Schmerzensschrei. Ohne groß drüber nach zu denken begab sich die Sakkaku in die Richtung, aus der sie jene Geräusche vernommen hatte und fand schon bald eines der anderen Mädchen, die ebenfalls zu dieser Prüfung gestartet waren. Den Beweisen nach zu urteilen – ein abgebrochener Ast und eine unschöne Wunde am Bein des Mädchens – war jene auf den Baum geklettert. Entweder um sich über die Bäume fort zu bewegen oder simpel weil sie dort oben ein Versteck vermutet hatte. Der Grund war letztendlich auch egal, Fakt war, dass der Ast ihrem Gewicht nicht stand gehalten hatte und mitsamt seiner Last zu Boden gestürzt war.
Sich kurz zu allen Seiten umschauend huschte Akane zu dem anderen Mädchen. Jene reagierte auf diese Annäherung jedoch alles andere als freudig und zückte ein Kunai, welches sie drohend und mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht in die Richtung der Schwarzhaarigen hielt. „Ganz ruhig. Ich will dir keine deiner Schriftrollen klauen. Darf ich mir deine Wunde ansehen, vielleicht kann ich helfen?“ Die Verletzte suchte kurz das Gesicht der Sakkaku nach einem möglichen Hinweis auf böse Absichten ab, ehe sie die Waffe leicht sinken ließ. „Okay. Aber ich behalt dich im Auge!“ Erleichtert überbrückte Akane die letzten Zentimeter und kniete sich neben das verletzte Bein, um es zu untersuchen. Sie war zwar kein ausgebildeter Medic-Nin, doch sie wusste genug um zu erkennen, dass diese Verletzung unbedingt behandelt werden musste und das Mädchen wahrscheinlich momentan nicht wirklich in der Lage war zu laufen. „Lass die Olle einfach liegen!“ Irgendwo auf der Welt gab es sicherlich Menschen, die genau dies jetzt gemacht hätten. Akane gehörte nicht dazu, selbst wenn es bedeutete, dass sie nach dem Zeitlimit mit nur zwei Schriftrollen zu den Prüfern zurück kehren würde. „Das muss sich leider einer der Erwachsenen ansehen. Aber ich werde dir die Wunde jetzt verbinden und dich dann zu den Lehrern tragen.“ Eine der Augenbrauen ihres Patienten zuckte in die Höhe. „Sicher? Du wärst dadurch langsamer und egal wann du angefangen hast, du würdest es nicht mehr rechtzeitig vorm Ablauf der Zeit dort hin schaffen.“ Die Schwarzhaarige lächelte, während sie aus ihrem Rucksack eine Bandage holte. „Und? Wäre es dir lieber, wenn ich dich hier lasse? Denn laufen kannst du damit nicht mehr, so viel ist klar.“ Um Worte verlegen verstummte das Mädchen, während Akane damit beschäftigt war die Beinwunde sorgfältig zu verbinden. „So. Dann schauen wir mal, dass wir hier weg kommen.“, sagte jene schließlich, setzte ihren Rucksack so auf, dass er ihren Brustkorb bedeckte und nahm dann mit einigen Schwierigkeiten die Verletzte Huckepack.
Gezwungenermaßen gemeinsam machten sich die beiden Mädchen also auf den Rückweg, welcher ohne weitere Vorfälle verlief. Kurz nach Ablauf von Akanes Frist waren sie dann endlich so weit, dass sie bereits den Waldrand sehen konnten. Plötzlich bemerkte die Sakkaku eine Bewegung ihres Gepäcks. Bevor sie jedoch irgendwie reagieren konnte tauchte vor ihrem Gesicht eine Hand mit einer Schriftrolle auf. „Hier. Ich werd die Prüfung eh nicht bestehen, also kannst du sie haben, als... Dank.“ Manchmal zahlte sich Güte und Hilfsbereitschaft wohl doch aus, denn nicht nur das sie nun im Besitz von der geforderten Anzahl an Schriftrollen war, bei diesem Dankesgeschenk handelte es sich um die benötigte 3!
Der restliche Weg verging wie im Fluge, sodass sich die Verletzte bald in besseren Händen wieder fand, als die von Akane und deren Schriftrollen in die zierlichen Pranken Fushigis übergeben wurden. Schon bald fand auch der Tag und somit die Prüfung sein Ende.
Ungefähr eine Woche später war es dann so weit: Die Bekanntmachung der Prüfungsergebnisse und daran anschließende Verleihung des Genin-Titels – wenn man denn bestanden hatte. Dementsprechend fanden sich alle Teilnehmer wieder ein und warteten ungeduldig darauf, dass ihnen eröffnet wurde, wie sie sich denn geschlagen hatten. Auch Saito und Akane befanden sich in der Menge wartender Schüler. Der Junge hatte sich sogar extra für diesen Tag eine neue Frisur zugelegt, welche auch prompt zum Ablenkungsthema zwischen den beiden wurde.
„Das sieht komisch aus.“
„Du wirst dich dran gewöhnen.“
„Sicher?“
„Ja doch. Sobald du dich dran gewöhnt hast gefällt dir die vielleicht sogar besser als die langen Zotteln!“
Skeptisch betrachtete die Sakkaku den Kopf ihres Gesprächspartners. Wo sich einst überall braune Haaren fanden, die bis zu den Schultern herab reichten, gab es nun nur noch stark gekürzte Haare. An manchen Stellen sogar kürzer als an anderen. Saito hatte sich nämlich eine leicht abgewandelte Form eines Jarheads zugelegt: An den Seiten zwar kurz geschoren, wie es sich gehörte, jedoch mit deutlich längeren Haaren im Mittelbereich. Nicht lang genug um wie bei einem Mohawk aufgerichtet zu werden, jedoch trotzdem länger als es üblich war.
Bevor die Unterhaltung zwischen den beiden von einer der Parteien fortgesetzt werden konnte, erklang ein Gong und überall kehrte Ruhe ein, während sich der Blick aller Anwesenden nach vorne auf Ayaka und ihre Lehrerschaft richtete. Die Akademieleiterin ergriff auch sofort das Wort. „Wir werden euch jetzt nacheinander mit eurem Namen aufrufen, woraufhin ihr nach vorne kommt und eure Bewertung, wie auch gegebenenfalls euer Stirnband entgegen nehmen werdet. Danach geht ihr bitte auf direktem Wege durch diese Tür“, sie zeigte auf eben jene, „und könnt dann entweder nach Hause gehen oder draußen noch auf eure Freunde oder Geschwister warten.“ Direkt im Anschluss an diese Ansprache wurde auch schon die erste Person nach vorne gebeten.
Die Zeit floss dahin, während sich die Masse der Schüler nach und nach verkleinerte. Akane war als Sakkaku zwar bei weitem nicht die Letzte die ihre Bewertung erhalten würde, doch das S war weit genug hinten im Alphabet um sie eine gute Weile warten zu lassen. Sogar Saito wurde vor ihr aufgerufen und verschwand kurz darauf durch die Tür nach draußen, jedoch nicht ohne der Schwarzhaarigen vorher zu zu grinsen und stolz das Band mit dem Zeichen Soragakures hoch zu halten.
Eine Weile später erklang dann endlich ihr lang ersehntes „Sakkaku Akane“, woraufhin sich das Mädchen nach vorne zu Ayaka und Fushigi begab. „Dann kommen wir mal zu dir.“, sagte die bebrillte Leiterin und blickte auf das Klemmbrett in ihrer Hand. „Zuerst der theoretische Teil. Hier gab es insgesamt 30 Punkte zu erreichen. Auch wenn du zu Beginn sehr selbstsicher auftratst, so wurdest du zum Ende hin doch deutlich nervös, was sehr schade war.“ Akane musste einen wehleidigen Blick unterdrücken. „Wenn ihr wüsstet, was der Grund dafür war...“ „Des Weiteren waren deine Erläuterung zwar richtig, jedoch etwas kurz bemessen. Du hättest noch einiges mehr erzählen und vor allem mehr Beispiele bei den Stilen bringen können. Letztendlich haben wir uns dazu entschieden dir für diesen Teil 15 Punkte zu geben.“ Ein kleines bisschen sank der Sakkaku nun das Herz in die Hose. Nur die Hälfte der möglichen Punktzahl... Trotz allem hatte sie sich irgendwie mehr erhofft. „Nun zum praktischen Teil. Hier waren 70 Punkte zu erreichen, unter der Bedingung das du vor Ablauf der Zeit mit den richtigen Schriftrollen wieder am Startpunkt bist. Natürlich kommen dabei noch ein paar andere Faktoren hinzu, doch das soll nicht weiter von Belang sein.“ In ihrem Inneren begann Akane zu beten, während sie nach Außen ein höfliches Lächeln bewahrte. „Wie es deine Aufgabe war hast du die Schriftrollen 3 und 7, sowie eine beliebige weitere erfolgreich bei Fushigi-san abgeliefert. Leider hast du es nicht vor dem Ablauf deiner Zeit zurück geschafft, allerdings... du hast den Erfolg deiner Prüfung aufs Spiel gesetzt um einem Menschen in Not zu helfen. Auch wenn du als Shinobi nicht immer die Mission aufgrund solch eines Vorfalls außen vor lassen solltest, vor allem wenn es sich bei dem Opfer durchaus auch um eine Falle handeln könnte, so ist es eine löbliche Tat gewesen. Aus diesem Grund haben wir dir für diesen Teil immerhin 60 Punkte gegeben. Zusammen mit denen aus der Theorie hast du also 85 von 100 Punkten.“ Die darauf folgende Pause ließ Akanes Herz beinahe vor Aufregung zerbersten, bis sich Ayakas bis dahin ernste Miene durch ein leichtes Lächeln auflockerte. „80 Punkte waren nötig um die Prüfung zu bestehen. Herzlichen Glückwunsch, du bist nun offiziell ein Genin.“ Auf dem Gesicht der Schwarzhaarigen breitete sich ein strahlendes Lächeln aus, während ihr von Fushigi das Stirnband mit dem Zeichen Amegakures überreicht wurde.
Der Clan der Sakkaku konnte nun einen weiteren Genin in ihren Reihen willkommen heißen.
Prüfer:
Ayaka
Fushigi
Fukazawa Akio
NPC:
Sakkaku Fumiko
Saito
Mädchen
Der Tau am Morgen funkelt so schön
Der Tag ihrer Genin-Prüfung begann für Akane früh am Morgen. Sehr früh am Morgen sogar. Um noch genauer zu sein erwachte die junge Sakkaku bereits als die ersten Sonnenstrahlen begannen Soragakure zu erhellen. Jedoch nicht etwa, weil sie aufgrund der anstehenden Prüfung aufgeregt war und die Nacht sowieso kaum schlafen konnte. Viel eher war es so, dass sie sich nach dem Beginn ihrer Ausbildung langsam angewöhnt hatte bereits sehr früh zu erwachen und vor allem anderen ein wenig zu trainieren. Und davon ließ sie sich auch nicht am Tag ihrer Genin-Prüfung abbringen. Ja, eigentlich dachte sie nicht einmal daran, dass ihr eine Prüfung bevor stand, als sie erwachte. Das änderte sich jedoch schnell, als sie bemerkte das sie nicht nur ihre Decke fest umklammert hielt, sondern noch dazu eine ansehnliche Reihe an nun ziemlich zerknitterten Blättern. „Huch.“, entwich es der noch ein wenig verschlafen dreinblickenden Sakkaku. „Wieso...?“ Nachdem sie ein paar Mal verwirrt geblinzelt hatte, weiteten sich ihre Augen als der Groschen fiel. „Ah! Die Prüfung!“ Abrupt ließ sie ihre Decke und somit die zerknitterten Blätter los. Anders als man nach dieser Reaktion vielleicht denken könnte hatte Akane den gesamten Abend bis spät in die Nacht hinein für den theoretischen Teil der Prüfung gelernt. Bei den Blättern handelte es sich um ihre Lernmaterialien, welche nun bis zur Unkenntlichkeit verwüstet waren. „Verdammt, ich muss beim lernen eingeschlafen sein.“, murmelte die Schwarzhaarige, während sie im Bett kniend versuchte so viel wie möglich von ihren Notizen zu retten. Schließlich lehnte sie sich jedoch mit einem Seufzen an die Wand an der ihr Bett stand. „Ach egal, ich brauch sie jetzt eh nicht mehr.“ Für einen kurzen Moment verharrte sie so mit geschlossenen Augen, ehe sie sich voller jugendlichem Elan aus dem Bett schwang – die Blätter dabei nur noch mehr in Mitleidenschaft ziehend – und sich mit ihrem üblichen fröhlichen Lächeln auf dem Gesicht umzog. Als sie sich dann in ihr übliches Outfit, bestehend aus einem schwarzen Rock und einer weißen Bluse zusammen mit einer ebenfalls schwarzen Krawatte, gekleidet hatte verließ sie ihr Zimmer. Natürlich durfte ihr Schal dabei nicht fehlen, aber dessen Anwesenheit war sowieso ein Nonplusultra bei der Sakkaku.
Ihr Ziel war ein kleiner Trainingsplatz hinter dem Gebäude, welches sie mit ihrer Tante bewohnte. In dem Moment, wo sie die schattigen Räumlichkeiten hinter sich ließ und in die aufsteigende Morgensonne trat, erwachte dann auch endlich der restliche Teil von Akane. „Gah, viel zu hell!“, jammerte es in ihrem Kopf. Im Gegensatz zu dem Mädchen war die Stimme in ihrem Kopf wohl begnadeter Langschläfer, der noch dazu gar nicht mit so viel Licht am Morgen klar kam. Akane ließ sich davon jedoch wie immer nicht beirren und begab sich auf den Trainingsplatz, wo sie daraufhin begann mit der Taiji-typischen Ruhe und Langsamkeit die Bewegungsfolge zu wiederholen, die sie gerade am lernen war. Nacheinander ging sie die einzelnen Bewegungen durch und konzentrierte sich dabei einzig und allein auf die Grundsätze des Taiji. Wie sie bereits vor einiger Zeit feststellen durfte war sie beim Training, vor allem bei diesen Übungen, glücklicherweise dazu in der Lage die Stimme in ihrem Kopf größtenteils auszublenden. Jene wiederum meckerte vor sich hin und beschwerte sich über das grelle Sonnenlicht, das frühe Aufstehen und Akane im Allgemeinen.
Während die Sonne langsam den Himmel erklomm vollzog die Sakkaku ihre Übungen eine nach der anderen. Als ungefähr die Zeit erreicht war zu der andere Menschen erst erwachten gesellte sich ihre Tante dazu und lehnte sich an einen nahestehenden Baum, von wo aus sie ihr beim Training zuschaute. Eine Weile ließ sie ihre Nichte noch in Ruhe, ehe sie schließlich mit einer heran winkenden Armbewegung auf sich aufmerksam mache. „Komm mal frühstücken, Akane.“ Nachdem ihr mit einem Nicken bedeutet wurde, dass Akane es gehört hatte, begab sich Fumiko wieder zurück ins Haus. Nachdem sie ihre aktuelle Übung beendet hatte folgte die Schwarzhaarige ihrer Tante in die Küche ihres gemeinsamen Hauses.
Kaum betrat sie den Raum kam ihr bereits der unglaublich appetitliche Geruch von gebratenem Speck entgegen, welche ihre Tante zusammen mit Spiegeleiern für sie beide zubereitet hatte. Sie beide waren nicht wirklich im kochen bewandert, doch Speck mit Spiegelei brachten sowohl Akane wie auch ihre Tante auf die Reihe. „Ürgs, ekelhaftes Dreckszeug.“ Die Stimme in ihrem Kopf schien an allem, das Akane gefiel etwas auszusetzen zu haben. Zu ihrem Pech und Akanes Glück konnte sie jedoch nichts außer Kommentare abgeben, um irgendwas an der Tatsache zu ändern, dass das Mädchen es trotzdem mochte.
„Das riecht köstlich, o-ba-san!“, merkte Akane an, während sie begann den Tisch mit Geschirr und Besteck zu bestücken. Ihre Tante lachte daraufhin, bevor sie die Pfanne mit den Spiegeleiern vom Herd nahm und gleichmäßig auf die Teller verteilte. „Das wäre ja noch schöner, wenn das einzige Gericht, dass ich kann, nicht gut riechen oder gar schmecken würde!“ Zu den Spiegeleiern gesellte sich dann noch der Speck, ehe sich die beiden Sakkaku zum Essen hinsetzten. Eine Weile aßen sie schweigend vor sich hin, jeder mit seinem eigenen Essen beschäftigt, bis Fumiko ihr Besteck als Erste zur Seite legte und den Teller etwas von sich weg schob. „Und, bist du schon aufgeregt?“, fragte sie dann ihre immer noch essende Nichte. Ihr aktuelles Stück Spiegelei runter schluckend schüttelte die Schwarzhaarige den Kopf. „Warum sollte ich, schließlich hatte ich eine gute Lehrerin.“, erwiderte sie mit einem Grinsen. Diese Aussage wiederum sorgte für ein weiteres Lachen bei der Erwachsenen. „Spar dir die Schmeicheleien für jemanden auf, bei dem es dir was bringt.“ „Also für niemanden?“
Den Rest ihrer Mahlzeit verbrachte Akane wieder schweigend, während ihre Tante ihr eine kleine Lunchbox zusammenstellte – in erster Linie kleine Früchte und Sandwichs. Pünktlich zu dem Augenblick, in dem die junge Sakkaku ihren letzten Speckstreifen verschlang, klopfte es am Küchenfenster. Ihr Blick huschte abrupt zur Quelle des Geräusches nur um dort das Gesicht von Saito zu entdecken, wie er ihr grinsend zuwinkte. Auch der Blick ihrer Tante war auf das ihr mittlerweile wohlbekannte Gesicht gerichtet. „Es ist wohl schon so spät...“ Der letzte Snack landete in der Lunchbox und jene wiederum in der Tasche Akanes – wo sich bereits Kunai und andere Kleinigkeiten befanden. Dessen Beisitzerin fand sich daraufhin in einer Umarmung ihrer Tante wieder. „Viel Erfolg!“
„Ich schaff das schon! Wir sehen uns heute Abend als Jounin und Genin wieder!“, waren die letzten Worte der jungen Sakkaku, ehe sie das Haus verließ und sich gemeinsam mit Saito auf den Weg zur Akademie machte.
Im Wissen liegt die größte Macht
Nur ungefähr eine halbe Stunde später erreichten die beiden angehenden Genin die Akademie. Wobei Saito rein theoretisch schon längst hätte da sein können, wenn er sich nicht einen doppelten Weg gemacht hätte, indem er Akane von zuhause abholte. Doch seit sich die beiden damals auf dem Ausflug ins Museum besser kennen gelernt hatten und da überhaupt erst herausfanden, dass sie gar nicht so weit voneinander entfernt lebten, kam der junge Bursche jeden Morgen zum Haus der beiden Sakkaku-Damen um Akane abzuholen. Ist junge, unbemerkte und dementsprechend unerwiderte Liebe nicht etwas schönes?
Aber zurück zu den Tatsachen: Saito und seine heimliche Liebe erreichten die Akademie und in beiden Fällen lagen zwischen ihrer Ankunft und ihrem Prüfungsbeginn noch einige Minuten. Allerdings trennten sich im Gebäude die Wege der Freunde sich auch schon wieder, da der Braunäugige zu einem anderen Prüfungsraum musste als das Mädchen. Akane boxte ihren Freund gegen die Schulter. „Wag es ja nicht die Prüfung zu verhauen.“ Ein breites Grinsen breitete sich auf den Gesichtern der Jugendlichen aus. „Pass lieber auf das du es nicht verhaust!“ Daraufhin machten sich beide auf den Weg zu ihren jeweiligen Prüfungsräumen.
Als Akane ankam fand sie im Gang bereits eine Handvoll anderer Schüler vor, die alle genauso wie sie auf den Beginn ihrer Prüfung warteten. Manche spielten nervös mit irgendetwas herum, meist dem Zipfel eines Kleidungsstückes oder einer Haarsträhne. Andere hatten ihre Nase in ihren Aufzeichnungen begraben und lasen sich diese immer und immer wieder durch, in der Hoffnung das es ihnen etwas bringen würde. Wieder andere liefen im Gang auf und ab, wie gefangene Wildkatzen in ihren Käfigen.
Unsere werte Protagonistin hingegen wollte sich grade im Schneidersitz auf dem Boden nieder lassen, als sich die Tür zum Prüfungsraum öffnete und ein blonde Gestalt im Türrahmen erschien. Und was für eine Gestalt das war. Die Jugendliche – oder war es doch eher der Jugendliche? - fiel natürlich in erster Linie dadurch auf, dass man nicht ganz so sicher das Geschlecht anhand des Gesichtes feststellen konnte. Auch wenn es sehr weiblich aussah, so waren da doch ein paar kleine Kanten, die eher auf einen Jungen hinwiesen. Was dem Mädchen jedoch noch viel stärker auffiel waren die tiefroten Augen der Person. „Ein... Eine... was auch immer Sakkaku?“ Natürlich handelte es sich hierbei nicht um einen weiteren Sakkaku und genauso natürlich war nicht jeder mit roten Augen ein Sakkaku, was Akane auch bewusst war. Dennoch war es das erste, was ihr beim Anblick dieser Augen in den Sinn kam.
Ihre Gedanken über diese Person fanden jedoch ein relativ abruptes Ende, als eben jene das Wort ergriff. „Sakkaku Akane?“ Ihre Hand schnellte sofort in die Höhe, als sie sich ihres Namens gewahr wurde. „Hier!“ Erst danach erhob sie sich wieder vom Boden, auf welchem sie sich gerade erst nieder gelassen hatte. Offensichtlich war sie bereits dran mit ihrer Prüfung.
Die Schwarzhaarige folgte dem Blonden zurück in den Prüfungsraum, wo sich bereits ihre Lehrerin Fushigi und die Akademieleiterin Ayaka aufhielten. Im Grunde handelte es sich bei diesem Prüfungsraum schlicht und einfach nur um einen der normalen Klassenräume, dessen Stühle und Tische alle an die Rückwand geschoben wurden. Auch in diesem Fall war es so, dass die einzigen Tische, die sich nicht an einer Wand befanden, jene waren hinter denen die beiden Damen und nun der auch der Jugendliche saßen. Ja, es war ein Junge, soviel war Akane klar geworden, als sie an ihm vorbei gehen musste um in den Raum zu gelangen.
Die Sakkaku bezog Position auf der freien Fläche vor den Tischen ihrer Prüfer und verbeugte sich vor den drei Personen. Die Leiterin nickte wohlwollend, ehe sie zum Sprechen anhob. „Wie du sicher weißt bilden wir drei heute dein Prüfungskomitee. Ich bin Ayaka, aber das ist dir sicherlich klar.“ „Natürlich.“, entgegnete Akane in der kurzen Pause zwischen den Sätzen der Frau, wobei sich ein leichtes Grinsen in ihr Gesicht schlich. Man musste schon komplett weltfremd sein um die Leiterin der Akademie nicht zu erkennen, wenn man ein Schüler dort war. „Fushigi-san ist dir natürlich ebenso ein Begriff. Der junge Herr hier“, sie deutete leicht mit ihrem Kopf auf den Platz rechts von sich, wo das Subjekt des Satzes saß, „ist Fukazawa Akio und in seiner Funktion als Chuunin übernimmt er in deiner Prüfung die dritte Stimme, die über den Erfolg deiner Bemühungen entscheidet.“ Die Augen der Schwarzhaarigen wanderten kurz zu Akio rüber, welcher auf seinem Schoß mittlerweile eine kleine Puppe zu sitzen hatte und sich mit dem Mädchenhaften Objekt leise zu unterhalten schien. Eigentlich war ein leicht verwirrter Blick ihre einzige Reaktion auf dieses Treiben, doch bevor sie sich wieder Ayaka zuwenden konnte ertönte plötzlich ein lautes „Puppe!“ in ihrem Kopf, das sie vor Schreck zusammen zucken ließ. „Alles in Ordnung, Schnubbelchen?“, fragte nun Fushigi besorgt. Akane nickte hastig. „Ja, alles okay.“ Die Stimme in ihrem Kopf tobte jedoch regelrecht. Mit all der ihr zur Verfügung stehenden Konzentration versuchte die Schwarzhaarige diesen Anfall der Stimme auszublenden, um aufmerksam den nächsten Worten Ayakas zu lauschen.
„Deine Prüfung besteht aus zwei Teilen: Einem theoretischen und einem praktischen. Letzterer schließt direkt an den theoretischen Teil an, welchen du jetzt absolvieren wirst. Deine Aufgabe ist es einen verständliche Erklärung zum Thema Taijutsu abzugeben. Du darfst auch sofort beginnen.“
Ihr Herz konnte sich nicht entscheiden, ob es ihr ein Stück weit in die Hose rutschen oder einen kleinen Satz machen sollte. Sie war eindeutig kein Mensch für schnöde Theorie, da man dabei meistens ruhig in einem Raum rum sitzen musste. Auch die vielen Lernstunden, die sie mit ihrer Tante oder Saito hatte, halfen dabei in den meisten Fällen nur wenig. Doch Taijutsu? Das perfekte Thema für jemanden, der nicht nur eine darin bewanderte Tante besaß, sondern noch dazu täglich mit dem Training dieser Fähigkeiten beschäftigt war. Der Sakkaku-Clan war zwar spezialisiert im Umgang mit Genjutsu und auch Akane hatte durchaus vor diese Fähigkeiten in ihrer Laufbahn zu nutzen, doch oftmals lag ihr Interesse mehr beim Taijutsu. Immerhin musste man sich dabei mehr bewegen als beim Wirken von Genjutsus. Was ihr allerdings Sorgen bereitete war die immer noch stark aufgeregte Stimme in ihrem Kopf. Die Schwarzhaarige war sich nicht ganz sicher, warum es so stark auf die Puppe des Fukazawa reagierte, doch sie wusste, dass es nichts Gutes bedeuten konnte.
Sich noch einmal einen Moment sammelnd, holte sie tief Luft und nahm dann eine grade, selbstsichere Haltung ein. „Bei Taijutsu setzt man in erster Linie seine eigene Körperkraft ein. Man nutzt Hände, Füße und Waffen um dem Gegner Schaden zuzufügen. Andere Körperteile kann man natürlich ebenfalls einsetzen, aber das sind halt die Hauptwaffen des Körpers.“ So weit, so gut. Das Mädchen nahm sich einen Moment zum Überlegen, ehe sie fort fuhr. „Ansonsten gibt es ganz viele Dinge, die man als Waffen nutzen kann. Beispielsweise verschiedene Arten von Schwertern, Speere oder aber auch Kampfstäbe und Fächer, um ein paar Möglichkeiten zu nennen.“ Das bis hierhin anhaltende Glück der Sakkaku fand jedoch ein abruptes Ende, als sich die Stimme erneut lautstark meldete. „Schnapp dir die Puppe! Hol sie dir! Los!“ Auslöser hierfür war nach wie vor genannte Puppe, die sich zwar mittlerweile nicht mehr auf dem Schoß Fukazawas befand, jedoch nach wie vor gut sichtbar war. Dieser Ausbruch sorgte dafür, dass Akane bei ihrem nächsten Themenbeitrag ein wenig beim Sprechen stockte, da beides ungefähr zeitgleich statt fand. „Es gibt auch... verschiedene Taijutsu... stile. Ich lerne beispielsweise... Taiji.“ Angestrengt versuchte sie sich zu fangen und noch dazu das Thema schnellstmöglich abzuschließen, damit sie von dieser Puppe weg kommen konnte. Vielleicht würde sich die Stimme in ihrem Kopf ja dann beruhigen. „Ähm, bei diesem Stil liegt das Hauptaugenmerk auf das Kontern und Abwehren gegnerischer Angriffe. Ich... beherrsche leider noch keine Technik dieses Stils, die ich hätte vorführen können.“ Ayaka erkannte es wohl als das Ende ihrer Erklärung an, dass sie bei ihrem letzten Satz zum Ende hin immer leiser wurde. „Bist du fertig?“ Einen kurzen Moment zögernd nickte Akane schließlich. Es war ihr in diesem Augenblick egal, ob sie vielleicht noch mehr Punkte bekommen könnte, wenn sie den Vortrag fortsetzte, sie wollte einfach nur weg von Akio und seiner Puppe. Dann musste sie sich halt bei der praktischen Prüfung Mühe geben, um die fehlenden Punkte rein zu holen. Wobei sie natürlich noch keine Ahnung hatte, wie viele man ihr für die Theorie geben würde.
„Gut. Deine Aufgabe für den praktischen Teil ist es in einem Waldstück drei nummerierte Schriftrollen zu finden. Hierbei musst du eine mit der Zahl 3 und eine mit der 7 haben, die dritte Ziffer ist jedoch ohne Belang. Du hast 25 Minuten Zeit. Doch Achtung: Auch andere Prüflinge halten sich mit derselben Aufgabe in diesem Gebiet auf, wovon manche sogar dieselben Zahlen suchen müssen. Ebenso gibt es unter den Schriftrollen Nieten und in dem Waldstück könnte es Fallen geben. Punktabzug gibt es für das Fehlen einer Schriftrolle und dem Überschreiten des Zeitlimit. Alles verstanden?“ „Ja, Ayaka-sensei.“ Mit einem freundlichen Lächeln nickte eben jene. „Dann wird dich Fushigi-san jetzt zu dem Waldstück bringen, wo die anderen Prüflinge bereits warten.“
Auch Güte führt zum Ziel
Kurz darauf fand sich Akane an eben jenem Ort wieder, zusammen mit einer Handvoll anderer Prüflinge unter anderem Saito. Die Stimme in ihrem Kopf hatte sich mittlerweile tatsächlich beruhigt, auch wenn sie den kurzen Weg von der Akademie bis zum Waldstück damit beschäftigt war Akane dafür zu beschimpfen, dass sie sich diese Puppe nicht unter den Nagel gerissen hatte. Beruhigt war eigentlich das falsche Wort. Viel eher war die Stimme nach ihrer Schimpftirade in ein beleidigtes Schweigen verfallen. Dem Mädchen konnte das egal sein, solange sie wenigstens für den praktischen Teil einen klaren Kopf haben durfte.
Es dauerte dann auch nicht mehr lange, bis die angehenden Genin in einem Abstand von 2 Minuten das Startsignal bekamen. Als Akane endlich an der Reihe war, waren die meisten bereits im Dickicht des Waldes verschwunden – auch ihr bester Freund. Natürlich folgte sie ihnen nach ihrem eigenen Start“schuss“ in den Wald und wurde schon kurz darauf ebenfalls von der Flora des Gebietes komplett vor den Augen der restlichen Schüler versteckt.
„Okay... Denk nach Akane, wo versteckt man am besten eine Schriftrolle?“ „In einem Schriftrollenschrank.“, kam es leicht säuerlich aus einer der hinteren Ecken ihres Gehirns. Mit einem leisen Seufzen entschloss sich die Schwarzhaarige dazu erst einmal vorsichtig und mit offenen Augen durch den Wald zu laufen, bis ihr etwas auffiel. Oder sie in eine Falle tappte. Oder gar angegriffen wurde.
Dementsprechend vorsichtig schlich die Sakkaku durch das Gebiet. Sie war dadurch zwar langsamer, als wenn sie blindlings los gerannt wäre, es erhöhte jedoch gleichzeitig ihre Chance nicht entdeckt zu werden und dafür eins der Verstecke aufspüren zu können. Zu ihrer eigenen Überraschung fand sie sogar tatsächlich unter einem der Büsche eine kleine Kuhle, die die perfekte Größe und Form für eine Schriftrolle hatte – leider war sie leer. „Verdammt!“
Die Suche ging also weiter. Es war einer dieser Momente, wo sich Akane dafür verfluchen konnte über keinerlei Fähigkeiten zu verfügen, die solch eine Aufgabe leichter machen würden. Dennoch war dies noch lange kein Grund für die Sakkaku den Kopf in den Sand zu stecken! Vor allem da es in diesem Wald keinen Sand gab.
Entgegen aller Wahrscheinlichkeit schaffte es Akane eine Handvoll an Verstecken zu finden, die jedoch alle entweder bereits geplündert waren – jedenfalls ging sie davon aus, dass er geplünderte Verstecke waren – oder eine Niete enthielten. Erst nach einer Viertelstunde vom Beginn der Prüfung an gelang es der Schwarzhaarigen endlich ein Versteck aufzutreiben, in dem sich nicht nur eine Schriftrolle mit Zahl befand, sondern gleich mit einer ihrer benötigten Zahlen. „Na endlich, die 7.“ Nun fehlten ihr nur noch die 3 und eine beliebige weitere Zahl – und sie hatte nur noch 10 Minuten!
Es war also gleichzeitig Eile und dennoch Vorsicht geboten. Ein Balanceakt der Extraklasse. Fortuna war dem Mädchen jedoch noch einmal Hold an diesem Tag, wodurch sie wortwörtlich über die nächste Schriftrolle stolperte. Der Fall über die hinterhältige Baumwurzel brachte ihr zwar eine Schramme an der Hand und hämisches Gelächter ein, aber wenigstens spießte sie sich nicht auf einem zerborstenen Baumstumpf auf. Und noch dazu fand sie eine Schriftrolle! Es handelte sich jedoch nicht um die 3, sondern um eine 2. Knapp verfehlt war auch vorbei, oder wie hieß das Sprichwort?
Da sie jedoch nur noch 8 Minuten Zeit hatte machte sich Akane auf den Rückweg und hoffte inständig, dass sie auf eben jenem noch eine finden würde. Und zwar nicht irgendeine, sondern genau die, die sie benötigte. Stattdessen vernahm sie jedoch erst ein lautes Knacken, dann einen Rumms, direkt gefolgt von einem unterdrückten Schmerzensschrei. Ohne groß drüber nach zu denken begab sich die Sakkaku in die Richtung, aus der sie jene Geräusche vernommen hatte und fand schon bald eines der anderen Mädchen, die ebenfalls zu dieser Prüfung gestartet waren. Den Beweisen nach zu urteilen – ein abgebrochener Ast und eine unschöne Wunde am Bein des Mädchens – war jene auf den Baum geklettert. Entweder um sich über die Bäume fort zu bewegen oder simpel weil sie dort oben ein Versteck vermutet hatte. Der Grund war letztendlich auch egal, Fakt war, dass der Ast ihrem Gewicht nicht stand gehalten hatte und mitsamt seiner Last zu Boden gestürzt war.
Sich kurz zu allen Seiten umschauend huschte Akane zu dem anderen Mädchen. Jene reagierte auf diese Annäherung jedoch alles andere als freudig und zückte ein Kunai, welches sie drohend und mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht in die Richtung der Schwarzhaarigen hielt. „Ganz ruhig. Ich will dir keine deiner Schriftrollen klauen. Darf ich mir deine Wunde ansehen, vielleicht kann ich helfen?“ Die Verletzte suchte kurz das Gesicht der Sakkaku nach einem möglichen Hinweis auf böse Absichten ab, ehe sie die Waffe leicht sinken ließ. „Okay. Aber ich behalt dich im Auge!“ Erleichtert überbrückte Akane die letzten Zentimeter und kniete sich neben das verletzte Bein, um es zu untersuchen. Sie war zwar kein ausgebildeter Medic-Nin, doch sie wusste genug um zu erkennen, dass diese Verletzung unbedingt behandelt werden musste und das Mädchen wahrscheinlich momentan nicht wirklich in der Lage war zu laufen. „Lass die Olle einfach liegen!“ Irgendwo auf der Welt gab es sicherlich Menschen, die genau dies jetzt gemacht hätten. Akane gehörte nicht dazu, selbst wenn es bedeutete, dass sie nach dem Zeitlimit mit nur zwei Schriftrollen zu den Prüfern zurück kehren würde. „Das muss sich leider einer der Erwachsenen ansehen. Aber ich werde dir die Wunde jetzt verbinden und dich dann zu den Lehrern tragen.“ Eine der Augenbrauen ihres Patienten zuckte in die Höhe. „Sicher? Du wärst dadurch langsamer und egal wann du angefangen hast, du würdest es nicht mehr rechtzeitig vorm Ablauf der Zeit dort hin schaffen.“ Die Schwarzhaarige lächelte, während sie aus ihrem Rucksack eine Bandage holte. „Und? Wäre es dir lieber, wenn ich dich hier lasse? Denn laufen kannst du damit nicht mehr, so viel ist klar.“ Um Worte verlegen verstummte das Mädchen, während Akane damit beschäftigt war die Beinwunde sorgfältig zu verbinden. „So. Dann schauen wir mal, dass wir hier weg kommen.“, sagte jene schließlich, setzte ihren Rucksack so auf, dass er ihren Brustkorb bedeckte und nahm dann mit einigen Schwierigkeiten die Verletzte Huckepack.
Gezwungenermaßen gemeinsam machten sich die beiden Mädchen also auf den Rückweg, welcher ohne weitere Vorfälle verlief. Kurz nach Ablauf von Akanes Frist waren sie dann endlich so weit, dass sie bereits den Waldrand sehen konnten. Plötzlich bemerkte die Sakkaku eine Bewegung ihres Gepäcks. Bevor sie jedoch irgendwie reagieren konnte tauchte vor ihrem Gesicht eine Hand mit einer Schriftrolle auf. „Hier. Ich werd die Prüfung eh nicht bestehen, also kannst du sie haben, als... Dank.“ Manchmal zahlte sich Güte und Hilfsbereitschaft wohl doch aus, denn nicht nur das sie nun im Besitz von der geforderten Anzahl an Schriftrollen war, bei diesem Dankesgeschenk handelte es sich um die benötigte 3!
Der restliche Weg verging wie im Fluge, sodass sich die Verletzte bald in besseren Händen wieder fand, als die von Akane und deren Schriftrollen in die zierlichen Pranken Fushigis übergeben wurden. Schon bald fand auch der Tag und somit die Prüfung sein Ende.
Der Lohn harter Arbeit
Ungefähr eine Woche später war es dann so weit: Die Bekanntmachung der Prüfungsergebnisse und daran anschließende Verleihung des Genin-Titels – wenn man denn bestanden hatte. Dementsprechend fanden sich alle Teilnehmer wieder ein und warteten ungeduldig darauf, dass ihnen eröffnet wurde, wie sie sich denn geschlagen hatten. Auch Saito und Akane befanden sich in der Menge wartender Schüler. Der Junge hatte sich sogar extra für diesen Tag eine neue Frisur zugelegt, welche auch prompt zum Ablenkungsthema zwischen den beiden wurde.
„Das sieht komisch aus.“
„Du wirst dich dran gewöhnen.“
„Sicher?“
„Ja doch. Sobald du dich dran gewöhnt hast gefällt dir die vielleicht sogar besser als die langen Zotteln!“
Skeptisch betrachtete die Sakkaku den Kopf ihres Gesprächspartners. Wo sich einst überall braune Haaren fanden, die bis zu den Schultern herab reichten, gab es nun nur noch stark gekürzte Haare. An manchen Stellen sogar kürzer als an anderen. Saito hatte sich nämlich eine leicht abgewandelte Form eines Jarheads zugelegt: An den Seiten zwar kurz geschoren, wie es sich gehörte, jedoch mit deutlich längeren Haaren im Mittelbereich. Nicht lang genug um wie bei einem Mohawk aufgerichtet zu werden, jedoch trotzdem länger als es üblich war.
Bevor die Unterhaltung zwischen den beiden von einer der Parteien fortgesetzt werden konnte, erklang ein Gong und überall kehrte Ruhe ein, während sich der Blick aller Anwesenden nach vorne auf Ayaka und ihre Lehrerschaft richtete. Die Akademieleiterin ergriff auch sofort das Wort. „Wir werden euch jetzt nacheinander mit eurem Namen aufrufen, woraufhin ihr nach vorne kommt und eure Bewertung, wie auch gegebenenfalls euer Stirnband entgegen nehmen werdet. Danach geht ihr bitte auf direktem Wege durch diese Tür“, sie zeigte auf eben jene, „und könnt dann entweder nach Hause gehen oder draußen noch auf eure Freunde oder Geschwister warten.“ Direkt im Anschluss an diese Ansprache wurde auch schon die erste Person nach vorne gebeten.
Die Zeit floss dahin, während sich die Masse der Schüler nach und nach verkleinerte. Akane war als Sakkaku zwar bei weitem nicht die Letzte die ihre Bewertung erhalten würde, doch das S war weit genug hinten im Alphabet um sie eine gute Weile warten zu lassen. Sogar Saito wurde vor ihr aufgerufen und verschwand kurz darauf durch die Tür nach draußen, jedoch nicht ohne der Schwarzhaarigen vorher zu zu grinsen und stolz das Band mit dem Zeichen Soragakures hoch zu halten.
Eine Weile später erklang dann endlich ihr lang ersehntes „Sakkaku Akane“, woraufhin sich das Mädchen nach vorne zu Ayaka und Fushigi begab. „Dann kommen wir mal zu dir.“, sagte die bebrillte Leiterin und blickte auf das Klemmbrett in ihrer Hand. „Zuerst der theoretische Teil. Hier gab es insgesamt 30 Punkte zu erreichen. Auch wenn du zu Beginn sehr selbstsicher auftratst, so wurdest du zum Ende hin doch deutlich nervös, was sehr schade war.“ Akane musste einen wehleidigen Blick unterdrücken. „Wenn ihr wüsstet, was der Grund dafür war...“ „Des Weiteren waren deine Erläuterung zwar richtig, jedoch etwas kurz bemessen. Du hättest noch einiges mehr erzählen und vor allem mehr Beispiele bei den Stilen bringen können. Letztendlich haben wir uns dazu entschieden dir für diesen Teil 15 Punkte zu geben.“ Ein kleines bisschen sank der Sakkaku nun das Herz in die Hose. Nur die Hälfte der möglichen Punktzahl... Trotz allem hatte sie sich irgendwie mehr erhofft. „Nun zum praktischen Teil. Hier waren 70 Punkte zu erreichen, unter der Bedingung das du vor Ablauf der Zeit mit den richtigen Schriftrollen wieder am Startpunkt bist. Natürlich kommen dabei noch ein paar andere Faktoren hinzu, doch das soll nicht weiter von Belang sein.“ In ihrem Inneren begann Akane zu beten, während sie nach Außen ein höfliches Lächeln bewahrte. „Wie es deine Aufgabe war hast du die Schriftrollen 3 und 7, sowie eine beliebige weitere erfolgreich bei Fushigi-san abgeliefert. Leider hast du es nicht vor dem Ablauf deiner Zeit zurück geschafft, allerdings... du hast den Erfolg deiner Prüfung aufs Spiel gesetzt um einem Menschen in Not zu helfen. Auch wenn du als Shinobi nicht immer die Mission aufgrund solch eines Vorfalls außen vor lassen solltest, vor allem wenn es sich bei dem Opfer durchaus auch um eine Falle handeln könnte, so ist es eine löbliche Tat gewesen. Aus diesem Grund haben wir dir für diesen Teil immerhin 60 Punkte gegeben. Zusammen mit denen aus der Theorie hast du also 85 von 100 Punkten.“ Die darauf folgende Pause ließ Akanes Herz beinahe vor Aufregung zerbersten, bis sich Ayakas bis dahin ernste Miene durch ein leichtes Lächeln auflockerte. „80 Punkte waren nötig um die Prüfung zu bestehen. Herzlichen Glückwunsch, du bist nun offiziell ein Genin.“ Auf dem Gesicht der Schwarzhaarigen breitete sich ein strahlendes Lächeln aus, während ihr von Fushigi das Stirnband mit dem Zeichen Amegakures überreicht wurde.
Der Clan der Sakkaku konnte nun einen weiteren Genin in ihren Reihen willkommen heißen.