Gehen ein Hyuuga, ein Inuzuka, seine Töle und Junko durch den Wald ... es klingt deutlich wie ein Witz. Muss aufhören, dem Hyuuga auf den Rücken zu starren. Muss aufhören, dem Hyuuga auf den Rücken zu starren. Muss aufhören, dem Hyuuga auf den Rücken zu starren ...
Sie hatte noch nie verstanden, wieso der Hintern für die meisten Angehörigen der weiblichen Spezies in ihrem Alter eine solch besondere Anziehungskraft besaß. Grundsätzlich war ein Hintern dazu da, um darauf zu sitzen (wo auch immer man sitze wollte); wie er der Attraktivität zuträglich war oder sogar als Objekt der Begierde identifiziert wurde? Schleierhaft. Rätselhaft. Wann auch immer sie Theorien darüber erstellte, es ergab einfach keinen biologischen Sinn, die Attraktivität an der Form und Knackigkeit eines Hinterns zu messen. Warum sie sich ausgerechnet jetzt darüber Gedanken machte?
Zum einen hatte sie keine andere Wahl. Sie war ein achtzehnjähriges Mädchen mit einer recht unangenehmen Vergangenheit in Sachen Liebesleben und würde ungelocht zurückgehen, wenn sie nicht aufhörte, sich selbst zu bemitleiden oder jedwede Form von Balz rundheraus abzulehnen. Ihre Gesellschaft bestand aus einem großen Stinkeköter, bei dem sie sich weigerte, sich dessen Namen zu merken (aber ihr wurde versichert, dass es sich hier um ein Weibchen handelte), einem alten Haudegen von einem Inuzuka, der das gleiche Odeur auf der Haut trug wie sein Hund und einem jungen Hyuuga.
Der Hyuuga allerdings? Anfang bis Mitte zwanzig und ein Bishonen, wie er im Buche stand. Tatsächlich hätte sie sich nicht gewundert, im Buch unter diesem Artikel ein Bild von diesem Herrn zu finden. Langes, schwarzes Haar, glatte Züge, porzellanfarbener Teint, Körper unter dem Kimono sah aus wie gemeißelt ... nun, genau genommen waren symmetrische Gesichtszüge stets ein Zeichen von Attraktivität, rein empirisch gesehen. Außerdem war langes Haar laut Studien insbesondere bei jüngeren Mädchen, zu denen sie nun einmal gehörte, ebenfalls ein Zeichen von großer Attraktivität - es hatte vielleicht etwas mit dem mädchenhaften Aussehen und der sexuellen Orientierung zu tun.
Also, rein vom objektiven Standpunkt aus betrachtet war es gar nicht schlimm, diesem Hyuuga auf den zugegebenermaßen wohlgeformten Rücken zu schauen. Erstens patrouillierte er direkt vor ihr, zweitens lenkte es sie von dem blöden Hund ab, drittens hatte er die seltsame aber geniale Eigenschaft, nicht mehr als notwendig zu reden. Ergo hatte er noch keinen Einblick in seinen zweifellos verdorbenen und absolut abstoßenden Charakter gegeben, was ihn zu einer idealen Schaufensterpuppe machte. Einer Schaufensterpuppe mit teuflisch gefährlichen Taijutsutechnik. Eine Schaufensterpuppe mit Durch-, Späh- und Rundumblick, demzufolge mit diversen taktischen Vorteilen. Moment, Rundumblick. Hoffentlich erwischte er sie nicht beim Starren ... ach, und wenn schon, auch egal. War ja nicht so, dass sie zu irgendeinem Harem zählen wollte, welches dieser Typ ganz bestimmt um sich geschart hatte. Pah, nicht mit Junko, eingebildeter Schönling!
"Shiro-Nin auf elf Uhr, Entfernung 1200 Meter." Kurz, knapp, präzise. Kein Einblick in die Psyche oder die allgemeine Stimmungslage ... Hyuuga Shin'ichi gab aber auch gar nichts von sich preis. Normalerweise hätte Junko dies frustriert, aber diesmal war sie dankbar dafür, dass er sich wie ein Werkzeug und Objekt verhielt. Außerdem kam ihr eine Pause nach dem Patrouillieren ganz gelegen. Mit einer kurzen Geste gebot sie der Gruppe, auf einer Lichtung zu anzuhalten.
"Pause. Hyuuga-san, bitte Gruppe im Auge behalten. Falls keinerlei Komplikationen bestehen, brechen wir wieder auf und verlassen die Route nicht." Sie hatte noch nicht einmal fertig geredet, da kam der Kläffer auch schon schwanzwedelnd an und setzte sich artig vor ihr hin, als erwarte es irgend etwas. Zugegeben, es hatte ja Knopfaugen, aber wirklich ... "Geh' weg, du Flohzirkus. Ich habe nichts für dich und ich bin immun gegen Hunde-Charme. Kusch." Und noch nicht einmal mit wedelnden Handbewegungen ließ sich dieses Vieh vertreiben, nein, es wedelte nur noch mehr mit dem Schwanz. Das Ding sah irgendwie aus wie ein überdimensionaler Lassie - als NICHT NIEDLICH!
"Sie mag dich.", grinste Inuzuka Ryota und griff aus seinem Rucksack eine Thermoskanne und drei Becher heraus, wobei er jedem Mitglied des ungleichen Trupps etwas Kaffee einschenkte und diesen verteilte. Er mochte zwar bereits auf die fünfzig zugehen und mehr grau als braun in seinem Haar haben, aber Ryota hatte nicht nur etwas energetisches, sondern auch überaus sympathisches und versöhnliches an sich, wie der obligatorische Lieblingsonkel aus Kindertagen, der genau das Geschenk zu Weihnachten mitbrachte, welches sich die Kinder wirklich wünschten. Auf der anderen Seite wirkte er ein wenig grob, und es hätte Junko nicht gewundert, wenn Ryota in der Lage war, Krokodile mit bloßen Händen zu erwürgen.
"Ich mag es aber nicht." Die Aussage war felsenfest und an ihr konnte nicht gerüttet werden. Shin'ichi hielt sich dankbarerweise aus dieser Entschuldigung von einer Konversation heraus und blickte weiter in die Ferne.
"Shiro-Gruppe wird von einem Unbekannten begleitet." Ernsthaft, auch wenn diese Äderchen um diese gruselig weißen Augen ja unappetitlich wirkten - so schön konnte doch kein Mann sein! Was war ... moment. Im Geiste ging Junko die Missionen durch und kam zu einem Schluss.
"Das könnte das Team von Hiragana Kayros sein. Laut Zeitplan müssten sie hier in der Gegend aufschlagen."
"Ah, und wer ist das?" Wieso lächelte Ryota dabei so dreckig?
"Mein Mitbewohner. Guter Medic, lausiger Shinobi. Hat noch viel zu lernen. Viel Potenzial, sobald er aufhört, sich von seinem Ehrgeiz lenken zu lassen."
"AaaaHA! Du kannst ihn also gut leiden. Du hast also - Schockschwerenot - Gefühle!"
"Nein, kann ich nicht und Gefühle werden überbewertet."
"Du maaaaaaaagst deine Mitbewohner. Du magst auch uns. Und du magst meinen Hund."
Junko war sich sicher, irgendeine wirklich beleidigende und komplett verneinende Aussage aus dem Handgelenk zu schütteln und Ryota links und rechts um die Ohren zu hauen, um das Grinsen von seinem Gesicht zu entfernen, aber leider kam ihr der Hyuuga zuvor.
"Feindkontakt, Shiro-Shinobi am Boden." Man könnte beeindruckt sein, dass sich in der Warnung tatsächlich gerade ein Hauch von Panik mitschwang, aber das war nicht der Punkt. Der Punkt war, dass genau in diesem Moment alle drei Konoha-Nin aufsprangen und sich, als hätten sie es vorher geübt, in Formation augenblicklich auf den Weg machten. Da brauchte niemand irgendeine Anweisung zu geben - es war fast so, als wenn das Stirnband sie dazu befähigte, genau diese Entscheidung ohne sie zu hinterfragen zu stellen.
Was Junko in diesem Moment empfand? Wut. Vor allem Wut. Hatte Kayros es mal wieder versaut und sich selbst in Gefahr gebracht? Und jetzt hatte sie noch nicht einmal Zeit, sich vorzubereiten und ihre Stärken spielen zu lassen, nein, sie musste gleich mit der Hau-Ruck-Methode vorgehen. Es zählte jede Sekunde in diesem Lauf, und da gab es keine Zeit, die Explosionstags an taktisch wichtigen Orten anzubringen.
Kayros, ich hasse dich.
Zeit für die schweren Geschütze. Mit geübten Fingerzeichen aktivierte sie erstmals in ihrem Leben vor den Augen anderer Menschen eine Kunst, die ihre Haut mit einer dünnen Frostkruste überzog.
Kayros, ich hasse dich.
Die zweite Kunst war nicht minder nur Vorbereitung, allein für den Fall, dass sie sich demnächst durch irgendwelche Eisgegenstände bewegen oder mit ihnen verschmelzen musste. Ziel fast erreicht.
Kayros, ich hasse dich.
Die letzte Kunst allerdings war ein wenig ... spektakulärer. Tatsächlich hatte sie die Szene schon so gut wie erreicht, als sie stehenblieb und nach einer kurzen Fingerzeichenkette in dramatischer Geste den Kopf in den Nacken legte, nur um daraufhin überall Eis und Schnee auf das Terrain niedergehen zu lassen ... und das auch noch in gewaltiger Menge. Eiszeit, meine Damen und Herren.
Das war auch der Moment, in dem sie Itoe und Mura bemerkte. Die beiden hatte er also auch noch in Gefahr gebracht.
Kayros, Ich. Hasse. Dich.
Aber das war jetzt unerheblich, denn der Moment, in dem Schnee niederging, wurde Kayros' Gegner, an dem Itoe schon so wunderschön herumgebastelt hatte, von einem Nebenhaus-Hyuuga flankiert, während die unpräzise Wirbelsturm-Kombinationsattacke eines Inuzuka dazu erdacht war, nicht nur Verwüstung, sondern auch Schaden beim gegnerischen Jounin anzurichten.
Meine Damen und Herren, die Kavallerie ist da.