[FONT=Verdana, sans-serif]Sie teilten sich auf, wie erwartet, wie gewünscht. Itoe wurde die Ehre zuteil das obere Stockwerk zu erklimmen und zu untersuchen, während sich Junko und Kei weiterhin im Erdgeschoss aufhalten würden. Itoe nickte stumm vor sich hin, Befehle verstanden und akzeptiert. Doch sie brach nicht sofort auf, sondern sah Junko hinter her als diese sich umdrehte und in einer der Seitentüren verschwand. Als diese hinter dem Mädchen ins Schloss fielen wurde die Hyuuga schlagartig von einem Gefühl gepackt, das ihr bisher erspart geblieben war – sie fühlte sich beobachtet und bedrängt, ungut und mulmig. Scheiße nochmal, Itoe glaubte nicht an diesem Humbug und dennoch schafften es Geschichten und dieses Haus ein ungutes Gefühl in ihr zum Erwachen zu bringen. Das Mädchen schloss für einen Moment die Augen und konzentrierte sich.[/FONT]
„[FONT=Verdana, sans-serif]Du wirst hier keine Angst empfinden wenn du sie dir nicht selbst suggerierst.“, sprach sie sich in Gedanken zu und beruhigte sich so ein wenig. Sie hatte nun einen gedanklich vermerkten Satz an den sie sich halten und klammern konnte, sollte irgend etwas aus den Fugen geraten. Sie schlug die Augen auf... und verkrampfte. Sie blinzelte, runzelte die Stirn. Es war verschwunden, das Gesicht, das sich eben noch auf der Wasseroberfläche befunden hatte. Moment, war dort überhaupt etwas zu sehen gewesen? Unsicher trat Itoe einen Schritt näher an das Becken und schaute in das dunkle, trübe Wasser. Sie konnte ihr Spiegelbild darin erkennen, verschwommen und unklar. Waren diese weißen... [/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Das Mädchen drehte sich um und ging. Würde sie sich noch weiter mit diesem merkwürdigen Wasserbecken beschäftigen, dann würde genau das eintreten was sie nicht wollte: sich selbst Angst einjagen. Also hatte sie sich entschlossen den direkten Weg in das obere Stockwerk zu suchen und sich dort ein wenig umzusehen und Kei somit alleine zu lassen. „Pass auf deinen Kopf auf.“, sagte sie im Weggehen, allerdings in einer seltsam monotonen Stimmlage die gar nicht wie ihre eigene klang. Diese Worte hatten doch nicht etwas mit dem Henker zu tun, den Kei sehen würde sobald Itoe den Raum verlassen hatte? [/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Hinter der Tür erstreckte sich ein kleiner Gang, den Itoe mit zügigen, aber nicht eiligen Schritten durchquerte. Die dumpfen Geräusche ihrer Schuhe, wie sie wieder und wieder auf den staubigen Teppich auftraten, waren die einzige Geräuschquelle die Itoe ausmachen konnte – sie hörte nichts, lediglich ein dumpfes Tapp, Tapp und das Flackern der drei Kerzen. Die Wände hingen voller Gemälde, prunkvoll umranden und mit Öl gemalt. Es waren finstere Gestalten, Männer und Frauen, alt und jung, doch alle besaßen die gleichen Augen – sie alle folgten Itoes Weg durch den langen Gang, beobachteten sie ausdruckslos. Itoe fühlte sich nicht wohl. Ihr Mund war trocken, das Schlucken tat weh und war zu laut. Ihr Rücken kribbelte und das Mädchen ertappte sich zwei Mal dabei wie sie heimlich einen Blick über die Schulter warf und dabei fast gegen eine Büste prallte. Itoe wollte schon weiter gehen, blieb dann jedoch stehen und blickte entsetzt auf den gemeißelten Stein. Diese Büste stellte eine Frau dar, eine … unerwartet schöne Frau, sofern Itoe das im Kerzenlicht sagen konnte. Doch eine Tatsache jagte dem Mädchen einen erneuten Schauer über den Rücken, denn dort wo eigentlich die Augen gewesen wären, befand sich lediglich glatter, runder Stein. Es war ein bizarres Bild, von dem sich Itoe abzuwenden zwang um weiter zwischen den unzähligen Gemälden (und einigen weiteren merkwürdigen Skulpturen) durch zu schlängen, nur begleitet von dem Geräuschen ihrer Schritte und leiser Musik.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Halt, woher bitte kam diese Musik? Überrascht blieb Itoe stehen, aber sie hörte nichts mehr. War da nicht eben klassische Musik aus einem der Zimmer gekommen? Doch es war still, sie musste sich geirrt haben. Die Hyuuga hielt sie Luft an und schärfte ihre Ohren, versucht alles in sich aufzunehmen, aber es war merkwürdig still. Nicht einmal Kei oder Junko waren in der Ferne zu hören. Pfeifend ließ sie die Luft entweichen und schritt weiter, schneller als zuvor, dieser Gang gefiel ihr nicht. Itoe erwischte sich dabei, wie sie fast ein wenig Chakra in ihre Augen leitete – nur um auf Nummer Sicher zu gehen. Nach einigen weiteren Metern, die von beschleunigtem Herzklopfen und trockenem Schlucken begleitet worden waren, fand sich das Mädchen vor einer Treppe wieder, die offensichtlich nach oben führte. Es wurde also Zeit, hm?[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Langsam und vorsichtig stieg Itoe Stufe um Stufe nach oben. Nichts knarrte, die Treppe wirkte stabil und so gar nicht morsch, ganz anders als der Rest des Hauses. Ein Griff an das Geländer verriet Itoe sogar, dass hier sogut wie kein Staub lag. Und was war das für ein Geruch? Möbelpolitur? So'n Schwachsinn. Sie kletterte weiter. Den Kerzenschein warf sie soweit wie möglich – sofern möglich – nach vorne, ihren Blick heftete sie vor jedem Schritt auf alles was ihre Äuglein erblicken konnten und dennoch wurde ihr der Schreck ihres Lebens eingejagt, als eine der Stufen höher und auch weicher war als erwartet. Leise japsend zog Itoe den Fuß zurück, schmiss die Kerze fast auf den Boden und starrte mit aufgerissenen Augen auf die Stelle, wo sie eben meinte etwas zertreten zu haben – nichts. Das Gefühl nach hinten zu blicken, ihm wurde stattgegeben. „Scheiße, du wirst mir doch jetzt nicht etwa panisch?“, fragte sich Itoe nervös. Sie redete bereits auf sich selbst ein und das erst nach wenigen Minuten in diesem Haus, das war ja grauenhaft und gar abgehoben. Ihr Herz klopfte viel zu schnell und ihr Verstand wollte nicht begreifen wieso sie eben gedacht hatte, auf etwas getreten zu sein. Zur Probe setzte sie ihren Fuß auf die gleiche Stelle noch einmal – dieses Mal war alles normal. Itoe schluckte und setzte ihren Weg nach oben fort, warf jedoch noch einmal einen Blick auf die fragliche Stelle. Auf was bitte war sie eben getreten?[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Als Itoe das nächste Stockwerk erreicht hatte, sah auf den ersten Blick alles gleich aus. Die Treppe führte nicht weiter nach oben, hier war Schluss – für den Moment. Itoe war angespannt und konzentriert. Bei der kleinsten Bewegung zuckte sie zusammen, wenn ihr Kerzenhalter einen Schatten tanzen ließ verharrte sie. Das Mädchen befand sich in einem Status der Wachsamkeit, den man nicht über überaus lange Zeit durchhalten konnte. Irgendwann ließ die Konzentration nach und man beging einen Fehler oder die Erschöpfung streckte einen nieder. „Noch so ein Gang. Das Haus ist größer als es den Anschein gemacht hatte.“ Ja, Itoe lenkte sich gerade mit der irrelevanten Größe des Gebäudes ab. Gleich danach entschloss sie sich die erste Tür zu nehmen und den dahinter liegenden Raum ein wenig zu erkunden. Diese Gänge machten sie noch verrückt! [/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Mit einem ekligen Knarren öffnete sich die Tür und Itoe trat hindurch in einen merkwürdigen Raum. Er war heller als erwartet, oder waren das nur... im gesamten Raum tanzten Lichter und kein einziges Fenster schenkte etwas Mondlicht. Krachend fiel die Tür hinter ihr ins Schloss und Itoe zwang sich nicht herum zu wirbeln. Hier war kein Wind, wie bitte war diese Tür ins Schloss gefallen? Egal, sie sollte sich hier umsehen. Verdammt, diese Mission brachte alle Beteiligten einige Jahre näher an einen Herzinfarkt. Zwei Schritte machte das Mädchen, ehe es inne hielt und mit zusammen gekniffenen Augen nach vorne sah. Dort... waren menschliche Umrisse zu erkennen, dort stand jemand. Itoe fasste den Kerzenhalter stärker, sodass sich die Abzeichen und Verzierungen in ihre Hand drückten. Noch im selben Moment sah Itoe, dass diese tanzenden Lichter zu der Person gehörten, drei an der Zahl, ein Kerzenhalter. Ein Spiegelbild. Unendlich viel angehaltene Luft wurde aus Itoes Lungen entlassen, die schnaufte und entspannte sich erleichtert. Vor dem eigenen Spiegelbild erschreckt – was die eigenen Befürchtungen und Erwartungen ausmachen konnten, obwohl man sie zuvor verleugnet hatte...[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Doch Itoe war keine Pause vergönnt, gerade drehte sie sich im Kreis um zu realisieren, dass der gesamte Raum vollends mit Spiegel umrandet war, da machte sie den Fehler einem ihrer Spiegelbilder in die Augen zu sehen – und das jagte ihr den bisher wohl größten Schrecken ein. Diese Augen – ihre Augen – sahen anders aus als gewöhnlich. Sie waren trüb und milchig, sie waren stumpf – blind. Japsend machte Itoe einen Schritt rückwärts. Sie wollte rennen, wollte sich an die Augen fassen und wollte all ihr Chakra in diese leiten. Ein Glück, dass sie es nicht tat, die Kopfschmerzen hätten sie vermutlich in eine Ohnmacht getrieben. In einer minimalen Spur von Geistesgegenwart hatte sich Itoe damit 'begnügt' auf den hölzernen Boden vor sich zu starren, wo sie merkwürdige Rillen entdeckte. Dunkel, würde es sich um Metall handeln hätte Itoe vermutet, dass sie hier auf Rost blickte. Aber das hier war Holz, also was konnte dieses dunkle Zeug sein? Itoe fixierte sich auf diese Frage, nur um nicht noch einmal in den Spiegel zu sehen. Sie konnte sehr wohl noch sehen, alles, also mussten es wohl die Lichtverhältnisse sein, die ihr diesen Streich gespielt hatten. Also noch einmal die Frage, wozu diese Rillen? Vielleicht konnte ja eine der Stimmen helfen, die in diesem Moment dumpf und leise aus den Spiegeln hallten. [/FONT]
„[FONT=Verdana, sans-serif]Was zum Teufel?!“, fragte sich Itoe panisch, während sich ihr Herzschlag wieder drastisch beschleunigte – auf Dauer sicherlich nicht gesund, dieses Hin und Her. Sie hielt die Luft an und lauschte. Da waren Stimmen, verdammt nochmal, sie war sich sicher! Sie täuschte sich nicht wie auf der Treppe, mit diesem Gesicht auf dem Wasser oder ihrem Spiegelbild, da waren Stimmen! Itoe war doch nicht verrückt, sie hörte sie klar und deutlich. Nun, eher verschwommen, leise und dumpf, undeutlich – Itoe konnte kein Wort verstehen, hielt die Tonlage jedoch für ganz klar weiblich. Das Problem war nur, dass es mehrere zu sein schienen und bis auf Junko befand sich hier kein weibliches Wesen im Haus, außerdem befanden sich sowohl Junko als auch Kei ein Stockwerk tiefer und diese Stimmen drangen … aus den Spiegeln. Diese Tatsache hatte sie bisher ignoriert – ein unbewusster Schutzmechanismus? Schließlich sorgte die Erkenntnis für noch sehr viel mehr ungute Gefühle in der Bauchgegend des Mädchens. Sie zwang sich zu lauschen, still zu sein. Doch die Stimmen waren verstummt. Itoe verharrte bewegungslos und versuchte noch etwas zu hören. Dann hörte sie mehr als sie wollte.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Ein Schrei, der Schrei einer Frau, hallte durch das gesamte Haus. Die Spiegel erzitterten und Itoes Blut gefror zu Eis, ihr Gesicht erstarrte und ihre Atmung stoppte. Die Gedanke hörten auf zu fließen, dann setzte die Panik ein. Ehe sich Itoe versah war sie aus dem Zimmer gestürmt, kniete neben der Treppe und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, während sie panisch den Gang rauf und runter sah. Erst jetzt merkte sie, dass sie neben dem Kerzenhalter auch eines ihrer Schwerter fest umklammert hatte. Metall gegen Geister? Es gab keine Geister und es würde auch nie welche geben. Itoe brauchte nur etwas zum Festhalten, zumindest bis sie sich wieder beruhigt hatte. So fühlte sie sich sicherer. Doch was sollte sie nun tun? Sie konnte nicht wie ein Feigling hier verharren bis Hilfe kam. Sie würde die Scham nicht überleben, von dem neuen Genin oder Junko aufgesammelt zu werden. Allerdings war da dieser Schrei, den sich Itoe (genau wie die Stimmen) mit Sicherheit nicht eingebildet hatte, sie spürte ihn noch immer auf ihrem Rücken. Das Mächen biss sich auf die Lippe, dann fasste es einen Entschluss. [/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Sekunden später schlich sich das Mädchen in höchster Alarmbereitschaft den Gang entlang, stets darauf bedacht eine Wand im Rücken zu haben. Ja, Itoe hatte Angst. Ja, ihr Herz schlug viel zu schnell. Aber verdammt nochmal, was sollte sie denn anderes tun als diesem Schrei nach oben zu folgen? Am Ende des Ganges fand sie eine weitere Treppe und sie schlich sich an einem merkwürdigen Loch vorbei ins nächste Stockwerk, die Klinge fest umschlossen und ihre aufkommende Panik unterdrückend. Wieso nur mussten sie sich trennen?[/FONT]