Unglück im Glück oder Glück im Unglück? Kei wusste es nicht, er wusste nur, dass seine Feuerbälle lediglich einen der Bunshin, der ganz offensichtlich aus Wasser bestand, vernichtete, während eine andere Saki mehr oder minder elegant die Rutschigkeit des Bodens nutzte, um auszuweichen. Das hieß wohl, dass es sich hierbei um das Original handelte. Wenn dem so war, würde der Bunshin nicht mehr viel bringen. Zumindest dachte er das.
Die Realität sah so aus, dass der Junge gerade gelandet war und sich für einen erneuten Angriff sammelte, als er auch schon von beiden Sakis gleichzeitig angegriffen wurde. Vielleicht hätte er noch ausweichen können, Fakt war jedoch, dass er instinktiv handelte: er versuchte zu blocken. Fataler Fehler, wie er leider viel zu spät feststellte. Ein Arm schütze Kopf und Gesicht, der Andere den Brustkorb – der Versuch beide Angreifer gleichzeitig zu versorgen. Doch schon beim jeweils ersten Treffer wurde ihm klar, wie das Ganze enden würde. Die Schmerzen, die seine Arme durchzogen, verrieten es ihm.
Der Rest lief für Kei eher schemenhaft ab und vermutlich würde er sich nicht genau erinnern, wie es geschah, er wusste nur, dass er im Dreck landete, mit zitternden und schmerzenden Armen. Einerseits war alles um ihn herum verschwommen, auf der anderen Seite nahm er einige Dinge übermäßig klar war. Der Matsch, welcher an seinem Gesicht klebte und sich langsam in seine Kleidung saugen ließ. Sein Atem, gleichmäßig und dennoch langsamer als üblich, fast als würde er sich von einem Marathon erholen. Nur dass anstatt seiner Beine seine Arme protestierten und nicht mehr arbeiten wollten. In einem Versuch seinem Kampfeswillen gerecht zu werden, konzentrierte er sich darauf sich aufzurichten, indem er sich mit den Armen abzustützen versuchte – vergebens.
Das wars dann wohl für ihn, denn wie sollte jemand, der auf Ninjutsu spezialisiert war ohne Arme kämpfen? Mit dem kümmerlichen Taijutsu, das er beherrschte? Nicht gegen den Stil, den Saki hier an den Tag legte. Doch dafür war Kei sich sicher, dass sie sich gut ergänzen würden, sollten sie mal auf der gleichen Seite stehen.
Langsam drehte und wendete sich der Junge ein bisschen, bis er es schließlich auch ohne seine Arme geschafft hatte, sich aufrecht hinzusetzen. Sein Gesichtsausdruck war ernst, was schon eine Leistung war in Anbetracht der Tatsache, dass die Hälfte seines Kopfes komplett mit Schlamm bedeckt war. Ganz sachte öffnete er den Mund und wollte zu sprechen beginnen, doch der Regen spülte ihm ein wenig des Drecks in den Mund, den er direkt darauf ausspuckte. Dann erst hob er die Stimme, Saki dabei fest im Blick,die er widerum dadurch vom Bunshin unterscheiden konnte, dass sie wesentlich dreckiger war. “Wären wir in einem richtigen Kampf, wäre ich jetzt noch auf dich zugestürmt und hätte versucht sein Gesicht zu zerbeißen. Aber da das hier nur ein Trainingskampf ist, wäre das wohl arschig.“
Noch einen Moment sah er seine Kontrahentin an, bevor beinahe schon amüsiert schnaubte. “Ich hasse es das zugeben zu müssen, aber du hast mich geschlagen... kannst du mir nu bitte hoch helfen und mir sagen, wann ich meine Arme wieder benutzen kann?“ Er hielt inne, bevor er noch hinzu fügte “Keine Sorge, ich benutze keine schmutzigen Tricks.“ Angesichts der Tatsache, dass beide sehr wohl von oben bis unten schmutzig waren, könnte diese Aussage durchaus zum Schmunzeln anregen.
Alles in allem war der Kajiya jedoch unzufrieden mit sich selbst. Seinen einzigen Sieg hatte er gegen jemanden errungen, der sich geweigert hatte zu kämpfen. Ohne sein Wissen hatte er jedoch nicht mal diesen Jungen besiegt. Mieser Tag, wahrlich mieser Tag.