Atarashi Ryakuga
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Wenn es noch eine Sache gab, die seltsamer als ein kleines Mädchen ganz alleine im Wald war, das ausgerechnet auf ihn traf und ganz höflich mit ihm redete, dann war das ein kleines Mädchen, das eine Schriftrolle hervorholte und ein Stück Seife hervorholte. Nicht nur, dass Rakugaki generell kein großer Fan von Seife – oder Rollen – war, er war im ersten Moment auch zu verdattert, als dass er sich von ihrer Geste bedroht fühlen konnte. Normalerweise reagierte er auf einen Fremden, der plötzlich eine Schriftrolle hervorholte und damit zeigte, dass er eine Ninjaausbildung absolviert hatte, mit Abweisung oder Gewalt, schließlich könnten sich darin Waffen oder andere gefährlichen Dinge befinden. Womit man natürlich weniger rechnete, war ein Stück Seife, das sicherlich Wunder wirken würde, um seinem Geruchsproblem und seinen Tintenflecken gleichzeitig Abhilfe zu schaffen. Es war genau das, was er brauchte, aber die Frage war ... Wieso gab sie ihm genau das, was er brauchte? War sie ein bisschen dumm? Oder einfach nur naiv? Rakugakis graue Augen beobachteten sie misstrauisch und er wusste nicht, was er von ihr denn nun halten sollte. Einerseits schien sie total zierlich und niedlich zu sein, was er verabscheute, weil solche Leute gerne ebenso schwach waren, wie sie aussahen – auch charakterlich – aber dagegen sprach, dass sie mit Schriftrollen umgehen konnte. Das hinterließ ein mulmiges Gefühl, denn das hatte sie sogar dem Sprayer voraus ... Natürlich beherrschte er diese Technik, aber er war nicht gut darin, oder eher, er mochte es nicht besonders, seine wichtige Ausrüstung Buchstaben anzuvertrauen. Wegen seiner Legasthenie hatte er ein gespanntes Verhältnis zum geschriebenem Wort und trug seine Sachen lieber direkt bei sich, allerdings lief er nicht ständig mit einer Seife herum. Das machte man doch nicht. Und vor allem, wieso bewahrte sie das Stück in ihrem Rock auf, das war doch seltsam – dabei sollte er eigentlich der bedrohliche Typ von den beiden sein. Ob sie womöglich nicht ganz dicht war? Man konnte doch gar nicht so freundlich sein, wenn man ihn so ansah, und auch noch ihren Namen ausplappern ... Rakugaki blieb weiterhin distanziert und würde sich nicht so schnell aus seiner Reserve locken lassen. Dennoch nahm er das Körperpflegeprodukt an, testete es kurz an seiner Haut und als er sich sicher war, dass es weder ätzend noch anderweitig tödlich war, auch wenn es seltsam blumig roch, rubbelte er heftig damit über seine Arme. Hm, ob er ihr wohl seinen Namen verraten sollte? Eigentlich konnte sie ihn ja nicht kennen und würde ihn sicherlich auch nicht einfach so mit einem Verbrecher in Verbindung bringen, von dem nicht einmal so viele Leute wussten. Andererseits war es ein Vertrauensbeweis, wenn man seinen Namen preisgab und er vertraute dieser Ririchiyo ganz und gar nicht, dafür war sie viel zu nett und freundlichen Leuten vertraute der Dunkelhaarige aus Prinzip schon nicht. Aber was sollte es schaden ... “Ich bin Ryakuga.” Für die Seife hatte er sich übrigens nicht bedankt, das würde er erst tun, wenn sie auch ihre Wirkung bewiesen hatte, aber das war gar nicht so leicht, weil Rakugaki mit seiner linken Hand nicht einmal ansatzweise so geschickt wie mit seiner rechten war und es ihm deshalb ein wenig schwer fiel, alles zu koordinieren und das Mädchen gleichzeitig nicht unnötig lange aus den Augen zu lassen, als würde er erwarten, dass sie ihn gleich anspringen würde, um sein Blut zu saugen oder irgendetwas ähnlich Furchterregendes mit ihm anzustellen, was ihr Interesse an ihm rechtfertigen würde.