Fukazawa Akio
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Ingvi war… interessant. Dieses Wort sei an dieser Stelle noch frei von jeder Wertung, aber es traf Akios Gedankengänge in diesem Moment am besten. Außergewöhnlich wäre nicht treffend gewesen, weil es eine zu starke Betonung auf die positive Natur des Ganzen gelegt hätte, zumal es einige Details an dem jungen Mann neben ihm gab, die ganz und gar nichts Besonderes waren. Sein Aussehen zum Beispiel oder seine Fähigkeiten… all das war nicht der Rede wert. Maximal konnte man sagen, dass er sich gut in die Masse einfügte und sicherlich ein guter Spion war – deutlich seltsamer war seine scheinbare Angewohnheit, die mit einem kleinen Gegenstand zu tun hatte, den er sofort, nachdem er zu sprechen begonnen hatte, gezückt hatte: Ein kleines Buch, in dem er fleißig zu kritzeln begann. Das passte wohl eher in die Kategorie seltsam, auch wenn er nur einen kurzen Blick darauf werfen konnte, was er da schrieb. Es schien, als mache er sich nicht darüber Notizen, was sie zu tun hatten, sondern eher über seine Person. An sich würde er sicherlich nichts dagegen haben, wenn ein etwas gedächtnisschwacher Mensch zur Unterstützung der Gehirnleistung so etwas mitschrieb, aber in Kombination mit dem eindeutig falschen Lächeln des Jungen machte das keinen guten Eindruck. Es wirkte… nicht nur furchtbar gestelzt und desinteressiert, sondern zusätzlich ein wenig eingebildet. Glücklicherweise war Akio aber niemand, der sich schnell ein Urteil über jemanden bildete und auch wenn man der wissenschaftlichen Meinung war, dass der erste Eindruck innerhalb von weniger als drei Sekunden feststand, versuchte er diesen Zeitraum deutlich zu dehnen. Jeder bekam eine Chance, wenn er sich nur anstrengte und jeder durfte das Leben mitgestalten, wenn er denn genügend schauspielerisches Talent aufwies. Zum Beispiel war seine Vorstellung an sich ganz gut, fand er. Mal die langweiligen Fähigkeiten zur Seite geschoben, wusste er nun ein paar unwichtig Details über ihn selbst, die ihn aber viel mehr interessierten als sein Element und so, denn das wusste er ja sowieso schon, Akten sei Dank. „Nudeln… wer mag die nicht.“, war also Akios wenig aussagekräftige Antwort, bevor er sich leicht zurücklehnte und in Richtung Himmel blickte. Der kleine Junge sei nicht immer so, hatte der Rutako eröffnet… aber er war sich nicht sicher, inwiefern er ihm das glauben wollte. „Na ja, Tsubasa-kun ist noch sehr jung… Kinder sind oft ein wenig überschwänglich, was so etwas angeht, aber das ist schon in Ordnung so. Sie müssen eh schon früh genug erwachsen werden… und was Susumu-kun angeht… scheinst du Recht zu haben. Unter Umständen bin ich auch gar keine Autorität für ihn und solange das nichts behindert, soll mir das Recht sein… solange das nicht gefährlich wird, soll es mir egal sein. Zur Not kann man ihn ja immer noch zu Recht weisen. Anderes Thema: Wie würdest du deine Erfahrung in diesem Beruf einschätzen?“ Es war allein schon interessant, wie sich die Leute selbst einschätzten. Akio hatte diese Frage bei Lehrern in der Akademie immer unterhaltsam gefunden, weil die Anderen sie immer gehasst hatten. Unterschätzte man sich, damit man bescheiden rüber kam, aber stellte damit sein Licht unter den Scheffel oder gab man an und machte sich zum Affen? Was für ein Typ war Ingvi da wohl?
Tsubasa wurde unterdessen von dem Matrosen wieder losgelassen, der ihn mit einem zufriedenen Grunzen absetzte. An sich hätte der Kleine sich wohl gegen ihn zur Wehr setzen können, aber es war bedeutend, dass er das nicht getan hatte – zu schade, dass Akio das nicht mitbekommen hatte. Vielleicht hätte es sogar einen Eintrag in Ingvis kleinem Buch verdient…
Tsubasa wurde unterdessen von dem Matrosen wieder losgelassen, der ihn mit einem zufriedenen Grunzen absetzte. An sich hätte der Kleine sich wohl gegen ihn zur Wehr setzen können, aber es war bedeutend, dass er das nicht getan hatte – zu schade, dass Akio das nicht mitbekommen hatte. Vielleicht hätte es sogar einen Eintrag in Ingvis kleinem Buch verdient…